Viruskrankheiten

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Schadbilder von Pilz- und Bakterienkrankheiten sowie Schädlingsbefall sind in vielen Fällen bekannt. Manchmal zeigen Pflanzen jedoch Symptombilder, die nicht zugeordnet werden können. Hierbei handelt es sich oft um ein Schadbild, das durch eine Virusinfektion verursacht wurde. Virusbedingte Erkrankungen gibt es nicht nur bei Mensch und Tier, sondern auch bei den meisten Pflanzenarten. Es gibt heute kaum noch eine in Kultur befindliche Pflanzenart, an der keine Viruskrankheiten (Virosen) festgestellt worden sind. Allein in Europa sind etwa 1000 Virosen beschrieben worden, die durch etwa 300 bis 350 verschiedene Viren hervorgerufen werden.

Wirkungsmechanismus

Viren nehmen eine Mittelstellung zwischen toter Materie und Lebewesen ein. Im Gegensatz zu Lebewesen haben sie keine zelluläre Struktur und keinen eigenen Stoffwechsel, sie können nicht wachsen. Eine Abgrenzung zur toten Materie ist jedoch dadurch gegeben, dass sie sich mit Hilfe anderer Lebewesen vermehren können. Insofern können sie als eine Vorstufe des Lebens angesehen werden. Viren zwingen die Pflanzen, viruseigenes statt pflanzeneigenes Eiweiß zu produzieren. Diese Umprogrammierung der Pflanze stört in der Regel deren Stoffwechsel in ganz erheblichem Maße und es kommt zu den beobachteten Krankheitserscheinungen. Diese wiederum führen zu einem Leistungsabfall der Rebe.

Übertragung von Viren

Pflanzenviren werden auf verschiedene Weise verbreitet: durch Vektoren (z. B. Nematoden), bei der vegetativen Vermehrung infizierter Pflanzen (z.B. Stecklinge), bei der Pfropfung infizierter Veredlungspartner oder durch Übertragung von Pflanzenpresssaft in Wunden (z. B. beim Schnitt). Bei einigen Viren wurde außerdem eine Übertragung mit dem Bodenwasser, z.B. bei einer überstauenden Bewässerung, nachgewiesen. Im deutschen Weinbau werden Viren hauptsächlich bei der Pfropfung infizierter Veredlungspartner und durch bodenbewohnende Nematoden übertragen. In südlichen Weinbauregionen können bestimmte Viren auch durch verschiedene Schild- und Schmierlausarten verbreitet werden. Beim Rebschnitt werden dagegen keine Viruskrankheiten übertragen.

Wichtige Viruskrankheiten der Reben

Weltweit wurden mittlerweile mehr als 60 verschiedene Viren aus Reben isoliert, die aber nicht alle in Deutschland vorkommen[1] . Nicht alle Viruserkrankungen der Rebe führen zwangsläufig zu schwerwiegenden Erkrankungen. Einige Viren rufen nur an bestimmten Rebsorten Symptome hervor. Speziell die Unterlagensorten werden oft nur latent infiziert, Krankheitssymptome werden erst an empfindlichen Pfropfpartnern sichtbar. Symptome und Schädigungsgrad variieren je nach Virus, Rebsorte und Witterungsverlauf stark und reichen von Befruchtungsstörungen über Farb- und Formveränderungen bis hin zu Absterbeerscheinungen. Die wirtschaftlich wichtigsten Rebvirosen im deutschen Weinbau sind der Komplex der Reisigkrankheit und der der Blattrollkrankheit.

Virus- und virusähnliche Krankheiten der Rebe:

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Martelli, G.P. (2012): Grapevine virology highlights 2010-2012. 17th Meet. ICVG, Davis, Kalifornien, extended abstracts, S. 13-31 .

Literaturverzeichnis

  • B. Altmayer, J. Eichhorn, B. Fader, A. Kortekamp, R. Ipach, U. Ipach, H.-P. Lipps, K.-J. Schirra, B. Ziegler (2013): Sachkunde im Pflanzenschutz (Weinbau). 8. überarbeitete Auflage. Dienstleistungszentrum Ländlicher Raum (DLR) Rheinpfalz, Abteilung Phytomedizin. Neustadt an der Weinstraße. 
  • Mohr, H.D. (2012): Farbatlas Krankheiten, Schädlinge und Nützlinge an der Weinrebe. Ulmer Verlag. Stuttgart-Hohenheim. ISBN 978-3-8001-7592-5