Umkehrerziehung

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Umkehrerziehung (= Umkehrkultur) nennt man die seit Mitte der sechziger Jahre vor allem in Österreich entwickelte Erziehungsform, bei der an einem waagerechten Kordonarm in einer Höhe von 1,6 - 1,8 m Strecker angeschnitten werden. Da diese nicht angebunden werden, hängen die Sommertriebe nach Erreichen einer gewissen Länge durch das Eigengewicht und Gewicht der Trauben nach unten. Voraussetzung ist eine Erweiterung der Gassenbreite um ca. 1,0 m im Vergleich zur Spalier-Bogenerziehung. Der Aufbau der Unterstützungsvorrichtung beschränkt sich auf einen Drahtrahmen mit einem kräftigen Draht in Höhe des Kordons und entsprechend hohen Stützpfählen für jeden Rebstock. Ertrags- und Qualitätsniveau des Erntegutes erreichen nicht immer die Ergebnisse aus Spalieranlagen mit Bogenerziehung. Als Hauptvorteil dieser Erziehungsart ist die mögliche Reduzierung des Arbeitsaufwandes durch das Entfallen des Biegens und der stark verringerte Zeitaufwand für Laubarbeiten (Heften) sowie in Steillagen die Möglichkeit des Quergehens anzusehen. Problematisch ist dagegen die Gefahr der Laubglockenbildung mit stark erhöhtem Infektionsdruck durch Pilzkrankheiten. Hinzu kommt die verzögerte Ertragsfähigkeit einer Junganlage und die deutliche Erschwernis der Traubenlese. Die Umkehrerziehung stellt nach bisheriger Erfahrung in Deutschland vor allem eine Alternative für Lagen dar, in denen keine Mechanisierung im Direktzug möglich ist.

Einzelnachweise


Literaturverzeichnis

  • Schumann, F. (1998): Weinbaulexikon. Meininger Verlag GmbH, Neustadt an der Weinstraße: 294 Seiten, ISBN 3-87524-131-2.