Blauer Spätburgunder

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Rebsorte "Blauer Spätburgunder"

Die Burgunder-Familie gehört wohl zu den am frühesten aus den Wildreben im westlichen Mitteleuropa ausgelesenen Sorten. Selbst Anknüpfungspunkte an vorrömischen Weinbau werden mit der Vitis allobrogica verknüpft. Als Ursorte des Spätburgunders gilt der Blaue Arbst, der aber keine Anbaubedeutung mehr hat und mittlerweile zum Klonstatus des Blauen Spätburgunders degradiert wurde.

Synonyme für den Blauen Spätburgunder sind Pinot Noir und Klevner (Clevner).

Geschichte

Karl III der Dicke (839-888) brachte die Sorte 884 nach Bodman am Bodensee. Daraus hat sich vielleicht die Clevner-Gruppe entwickelt. Im 13. Jahrhundert wurde er als Klebroth im Rheingau gepflanzt. Im 16. Jahrhundert stand er im Elsaß und vermutlich auch in der Pfalz. Bronner beschreibt die Übertragung der Sorte aus Burgund an die Ahr im 18. Jahrhundert. Einen Aufschwung erfuhr die Sorte vor ca. 150 Jahren beim Ausweiten der Sektproduktion, bei der man anlehnend an die Champagnerbereitung reine Bestände mit Burgunder pflanzte.

Ampelographie

Für diese Sorte werden folgende Mekmale angegeben [1]:

  • Triebspitze stark wollig behaart,
  • Blatt mittelgroß, dunkelgrün, rauh bis blasig, meist wenig gebuchtet, manchmal schwach drei- bis selten fünflappig, Unterseite: leicht wollig, Nerven vereinzelt beborstet,
  • Blattrand stumpf gezähnt,
  • Stielbucht V-förmig,
  • Traube klein bis mittelgroß, walzenförmig, dichtbeerig, selten geschultert, geteilt,
  • Beeren rund bis oval, dunkelblau, dünnhäutig, Geschmack: saftig, fruchtig, süß,
  • mittelstarker Wuchs


Standortansprüche

  • Der Blaue Spätburgunder ist im Anbau unproblematisch.
  • Er ist allerdings sehr anfällig für Virosen und Botrytis. Neue lockerbeerige Klone sind weniger anfällig für die Graufäule!
  • Die Sorte verlangt mindestens Riesling-Lagen.
  • ausreichend winterfrostwiderstandsfähig


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Einen Überblick zur Widerstandsfähigkeit der Sorte finden Sie auf folgender Seite:
Widerstandsfähigkeit von Rebsorten



Ertrag und Wein

Ertrag:

  • mittelhoch bis hoch, regelmäßig

Wein:

  • Spätbugunder bringt hochwertige, feine, samtige, vollmundige Rotweine mit langer Lagerfähigkeit, aber geringe Farbdeckung.
  • Die Weine sind rubinrot und weisen manchmal einen leichten Braunton auf. Verschiedene Geschmacksideale werden angestrebt:
    • jugendlich, fruchtig, säurebetont
    • entwickelt, zart, rund, wenig säurebetont
    • entwickelt, gereift im Barrique mit Vanille-Zimt-Anklängen.
  • Weißherbste dieser Sorte werden meist zu Vorspeisen und kräftigem weißen Fleisch getrunken. Weißherbstauslesen sind als Aperitif sehr beliebt. Die Rotweine passen sehr gut zu kräftigem Braten und Wild.


Anbau

Der Blaue Spätburgunder wird in allen Weinbaugebieten der Erde mit nach der Breite oder Höhenlage gemäßigtem Klima angebaut. Er stellt in Deutschland mit rund 33% der mit Rotweinsorten bestockten Rebflächen die wichtigste Rotweinsorte dar. [2]

Die folgende Tabelle verschafft einen Überblick über den Anbau des Blauen Spätburgunders:

Quelle: Anbaustatistik für das Jahr 2018 [3]


Anbaugebiet Fläche [ha]
Deutschland 11.762
Nordrhein-Westfalen 1
Hessen 442
Rheinland-Pfalz 4.249
Baden-Württemberg 6.714
Bayern 277
Saarland 11
Sachsen 38
Sachsen-Anhalt 24
Thüringen 7


Weblinks


Einzelnachweise

  1. Ambrosi, H., Dettweiler-Münch, E., Rühl, E. H., Schmid, J. & F. Schumann (1998): Farbatlas Rebsorten. 300 Sorten und ihre Weine. 2., verbesserte und ergänzte Auflage, Eugen Ulmer GmbH & Co, Stuttgart (Hohenheim): 320 Seiten (siehe Seite 204-205), ISBN 3-8001-5719-5.
  2. Statistisches Bundesamt (2019): Land- und Forstwirtschaft, Fischerei. Landwirtschaftliche Bodennutzung - Rebflächen. Fachserie 3 Reihe 3.1.5.
  3. Statistisches Bundesamt (2019): Land- und Forstwirtschaft, Fischerei. Landwirtschaftliche Bodennutzung - Rebflächen. Fachserie 3 Reihe 3.1.5.

Literaturverzeichnis

  • Adams, K., Jakob, L. & F. Schumann (1997): Weinkompendium. 2. Auflage, Verein der Absolventen der Staatlichen Lehr- und Forschungsanstalt für Landwirtschaft, Weinbau und Gartenbau, Neustadt an der Weinstraße: Artikel 463.1 - 463.2.
  • Ambrosi, H., Dettweiler-Münch, E., Rühl, E. H., Schmid, J. & F. Schumann (1998): Farbatlas Rebsorten. 300 Sorten und ihre Weine. 2., verbesserte und ergänzte Auflage, Eugen Ulmer GmbH & Co, Stuttgart (Hohenheim): 320 Seiten, ISBN 3-8001-5719-5.
  • Clarke, O. (1992): Weine aus aller Welt. Müller Rüschlikon Verlag, Stuttgart: 260 Seiten, ISBN 3-275-01040-9.
  • Hillebrand, W., Lott, H. & F. Pfaff (1998): Taschenbuch der Rebsorten. 11. Auflage, Fachverlag Dr. Fraund GmbH, Mainz: 454 Seiten, ISBN 3-921156-27-0.
  • Hillebrand, W., Lott, H. & F. Pfaff (1995): Traube und Wein. Deutschlands Rebsorten und Weine. Fachverlag Dr. Fraund GmbH, Mainz: 139 Seiten, ISBN 3-921156-04-1.
  • Johnson, H. & S. Pigott (2000): Atlas der deutschen Weine. Lagen, Produzenten, Weinstraßen. 5. vollständig überarbeitete, aktualisierte und erweiterte Auflage, Hallwag Verlag, Ostfildern: 232 Seiten, ISBN 3-444-10445-6.
  • Robinson, J. (1987): Reben - Trauben - Weine. Ein Führer durch die Rebsorten der Welt. Hallwag Verlag, Stuttgart: 280 Seiten, ISBN 3-444-10333-6.