Kernerkrankheit

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Nach dem derzeitigen Kenntnisstand wird die „Kernerkrankheit“ als eine Sonderform der Reisigkrankheit angesehen. Erhebliche Schäden in Kerneranlagen traten Anfang bis Mitte der 80iger Jahre des letzten Jahrhunderts besonders in den Anbaugebieten Mosel-Saar-Ruwer, Nahe, Mittelrhein und Rheinpfalz.

Symptome

Die auffälligsten Symptome der „Kernerkrankheit“ sind Anzeichen einer mangelnden Versorgung mit Nährstoff und Wasser durch die gestörten Gefäßverbindungen.

absterbende Kerner-Reben

Die Blätter bleiben klein, werden fahlgelb ähnlich wie bei Stickstoffmangel, der Fruchtansatz ist sehr gering mit oft sehr kleinen Trauben, der Wuchs ist insgesamt schwach. Der Rebstamm hat meist seine normale Dicke, während die Veredlungsstelle auffallend verdickt ist.

verdickte Veredlungsstelle

Häufig werden Edelreiswurzeln gebildet. Nach Entfernen der Rinde werden bei abgestorbenen Kernerreben vor allem im Bereich der Veredlungsstelle Rillen und Furchen erkennbar. Die Krankheit breitet sich herdförmig im Bestand aus und führt innerhalb kurzer Zeit (1-3 Jahre) zum Absterben der befallenen Reben, bevorzugt zur Zeit der Blüte und zu Beginn der Reife.

Erreger

Als Erreger der „Kernerkrankheit“ hat sich in fast allen bisher untersuchten Fällen das Arabismosaik-Virus (ArMV) herausgestellt. Normalerweise ist das Virus sowohl in der Unterlage als auch im Edelreis der erkrankten Rebe nachzuweisen. Bei Kerner-Pfropfreben scheint hingegen die Infektion aus bisher unbekannten Gründen auf die Unterlage beschränkt zu bleiben, vermutlich handelt es sich um eine Art „Abwehrreaktion“. Ein Zusammenhang zu bestimmten Unterlagssorten besteht nicht. Im Bereich der Veredlungsstelle führen Nekrosen und Gefäßverstopfungen zu einer Minderung oder Unterbindung des Saftstromes und diese gestörte Verbindung zwischen Kerner-Edelreis und Unterlage verursacht die typischen Symptome.

Wirtschaftliche Bedeutung

Die Verbreitung ist auf bestimmte Gebiete beschränkt. In betroffenen Anlagen wurden Erkrankungen und Ausfälle zwischen 13 und 84 % festgestellt. Das hat dazu geführt, das der in den 70iger Jahren rasch zunehmende Anbau der Sorte seit Ende der 80iger Jahre stagniert.

Gegenmaßnahmen

Das Arabismosaik-Virus gehört wie die anderen Viren der Reisigkrankheit zu den NEPO-Viren. Sein Überträger ist der Nematode Xiphinema diversicaudatum, der ebenso wie ArMV nicht überall im Anbaugebiet Rheinpfalz gleichermaßen vorkommt. Es lassen sich daher im Hinblick auf Kernerpflanzungen gefährdete und weniger gefährdete Gebiete unterscheiden. Im Gegensatz zum schleichenden Krankheitsverlauf bei der „normalen“ Reisigkrankheit läßt die heftige Reaktion der Kernerrebe das Tolerieren einer gewissen Infektionsrate in den wenigsten Fällen zu. Da derzeit keine direkte Bekämpfung der Nematoden im Weinbau möglich ist, muß deshalb in den Regionen, in denen ArMV bzw. der übertragende Nematode vorkommt, dringend vor einer Anpflanzung mit Kerner gewarnt werden. Als Alternative empfiehlt sich der Anbau von weniger empfindlichen Sorten wie z.B. Riesling. Andere Sorten werden zwar auch durch ArMV infiziert, reagieren aber nicht in dem Ausmaß wie Kerner.

Einzelnachweise


Literaturverzeichnis

  • Ipach, U. (2013): Kernerkrankheit. Abteilung Phytomedizin (Gruppe Weinbau), Dienstleistungszentrum Ländlicher Raum Rheinpfalz, Neustadt an der Weinstraße.