Himbeerringflecken-Virus
Das Himbeerringflecken-Virus (Raspberry ringspot virus, RpRSV) gehört zu den so genannten Nepo-Viren (Ne = nematodenübertragbar, Po = Polyederstruktur) und besitzt einen großen Wirtspflanzenkreis. Das Virus kann viele Arten von Wild- und Kulturpflanzen infizieren. Darunter befinden sich wirtschaftlich wichtige Kulturen wie Obstbäume, kleinere Früchte wie Himbeere und Erdbeere und Reben [1], wo es neben anderen Nepo-Viren die Reisigkrankheit hervorruft.
Inhaltsverzeichnis
Verbreitung
Die Verbreitung des Virus beschränkt sich hauptsächlich auf Europa, die Türkei und einige Staaten der früheren UdSSR. Im Weinbau von Bedeutung ist RpRSV in erster Linie in Deutschland und der Schweiz.
Stämme
Von RpRSV existieren verschiedene Stämme, auch als Serotypen bezeichnet, was Konsequenzen für den serologischen Nachweis des Virus hat. Der im deutschen Weinbau überwiegend in Rheinland-Pfalz vorkommende Stamm des RpRSV, der Palatinate-Stamm RpRSV-P, lässt sich mit Serum nachweisen, das gegen ein RpRSV-Isolat aus Kirschen hergestellt wurde und deshalb als Raspberry ringspot virus-cherry strain (RpRSV-ch) bezeichnet wird. Das gegen ein RpRSV aus Reben (Raspberry ringspot virus-grapevine strain, RpRSV-g) hergestellte Serum detektiert hingegen Rebisolate, die bisher nur in zwei eng begrenzten Gebieten – der Südpfalz in Deutschland und dem Wallis in der Schweiz – aufgetreten sind. Weitere Informationen zur Problematik des serologischen Nachweises findet man u.a. in der Produkt-Information der Serum herstellenden Firmen.
Übertragung
Wie alle Rebviren ist das Virus übertragbar durch Pfropfung. Von größerer Bedeutung ist jedoch die Übertragung durch im Boden lebende Nematoden. Die verschiedenen Stämme des Raspberry ringspot virus werden dabei durch verschiedene Nematodenarten übertragen. So wird der Englische Serotyp natürlicherweise sehr effektiv durch Longidorus macrosoma übertragen, während als Vektor des Schottischen Serotyps Longidorus elongatus nachgewiesen wurde[2]. Eine Übertragung dieser Stämme durch L. macrosoma und L. elongatus auf Reben konnte bisher allerdings noch nicht nachgewiesen werden. Der bisher nur an Reben gefundene Palatinate-RpRSV-Stamm wird hingegen durch Paralongidorus maximus [3] übertragen.
Schadbild bei der Rebe
Raspberry ringspot virus-cherry strain (RpRSV-ch)
Bei einem Befall mit dem cherry-Stamm des Himbeerringflecken-Virus (RpRSV-ch), nahe verwandt mit dem englischen Stamm, treten deutliche Symptome normalerweise nicht so rasch auf wie bei einem Befall mit Grapevine fanleaf virus (GFLV) oder dem Arabis mosaic virus (ArMV). Beginnend am Blattrand der älteren, aber auch der jüngeren Blätter zeigen sich schmutzig gelbe, flächige Aufhellungen, oft auch punktförmige Nekrosen. Triebdeformationen sind selten. Blattdeformationen treten häufiger auf, jedoch erst bei fortgeschrittenerem Krankheitsverlauf und zunächst undeutlich. Stellenweise findet man auch Symptome der infektiösen Panaschüre. Die Ertragsverluste können beträchtlich sein.
Raspberry ringspot virus-grapevine strain (RpRSV-g)
Der Befall mit dem Himbeerringflecken-Virus, grapevine-Stamm (RpRSV-g) führt zu heftigen Reaktionen der Reben. Dieses Virus führt relativ schnell zu Wuchsdepressionen und Ertragsverlusten infolge verrieselnder Gescheine. Die Blätter sind stark deformiert, die Stöcke können innerhalb weniger Jahre absterben.
Schadbilder bei anderen Kulturen
Weitere Informationen an anderen Kulturen und Schadbilder finden Sie im Hortipendium (www.hortipendium.de) unter Himbeerringflecken-Virus.
Bekämpfung
Eine chemische Bekämpfung von Viren ist nicht möglich.
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ Bercks, R. (1968): Über den Nachweis des Himbeerflecken-Virus in Reben. Phytopath. Z., 62, 169-173
- ↑ Taylor, C.E. & Brown, D.J.F. (1997): Nematode vectors of plant viruses, CAB International, 286 S.
- ↑ Jones, A. et al. (1994): Properties of an unusual isolate of raspberry ringspot virus from grapevine in Germany and evidence for its possible transmission by Paralongidorus maximus. Ann. Appl. Biology, 124, 283-300
Literatur
- King, A., Adams, M.J., Carstens, E.B., and Lefkowitz, E. (eds), 2012. Virus Taxonomy. Ninth Report of the International Committee on Taxonomy of Viruses. Elsevier/Academic Press, Amsterdam, The Netherlands.
- Mohr, H. D. (2012): Farbatlas Krankheiten, Schädlinge und Nützlinge an der Weinrebe. 2., überarbeitete und erweiterte Auflage, Eugen Ulmer KG Stuttgart-Hohenheim: 335 Seiten.