Rebschutz

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Bei den Feinden der Reben können wir allgemein zwischen eingeschleppten und schon länger bekannten, bodenständigen Schädigern unterscheiden. Gegen letztere konnten die Reben im jahrhunderte- oder jahrtausendelangen Miteinander Widerstandsfähigkeit entwickeln. Zwar kann durch sie eine Ernte vernichtet werden, aber der Rebstock stirbt nicht. Anders als bei den aus Nordamerika im letzten Jahrhundert eingeschleppten Krankheiten Peronospora und Oidium sowie der Reblaus. Ohne Bekämpfung sterben die Reben innerhalb weniger Jahre ab. Zu den schon immer bekannten und gefürchteten Rebfeinden zählen Naturkatastrophen, die mit Hagel und Maifrost die Ernte und mit Winterfrost auch Weinberge vernichten können.
Informationen zum Rebschutz in der Vergangenheit sind auf der Seite Geschichte der Schädlings- und Krankheitsbekämpfung im Weinbau hinterlegt.

Schutz vor bodenständigen Krankheiten und Schädlingen

Bei den bodenständigen Krankheiten wird in Viruskrankheiten, Bakterienschäden und Pilzkrankheiten unterteilt.

Schutz vor Virosen und Mauke

Durch Auswahl und Vermehrung gesunden Pflanzgutes werden Viruskrankheiten (z. B. Reisigkrankheit) und Bakterienschäden (Mauke) vermieden.

Schutz vor tierischen Schaderregern

Nur örtlich, z. B. bei bestimmten Bodenverhältnissen, müssen der Rebsticher, der im Frühjahr die Blätter zu seinen Larvenwiegen (Zigarren) aufrollt, und der Springwurmwickler, der Triebspitzen zusammenspinnt, bekämpft werden.
Gefährlich sind die zwei Generationen des Traubenwicklers, der Heu- und der Sauerwurm, von denen die erste vor der Rebenblüte den Ertrag, die letztere aber durch früh auftretende Sauerfäule die Qualität der verbleibenden Beeren vernichten kann. Neben nach Aufruf eingesetzten Insektiziden und Bakterien (Bacillus thuringiensis) werden zur Bekämpfung Pheromone (Sexualduftstoffe) eingesetzt, die im Übermaß das Auffinden der Weibchen durch die Männchen zur Begattung verhindern.
Spinnmilben wurden erst in den 50er Jahren durch Vernichtung der Milbenfeinde zum Problem. Durch Schonung der Raubmilben bei der Bekämpfung der anderen Rebenfeinde ist heute keine eigene Spinnmilbenbekämpfung mehr erforderlich.

Schutz gegen Pilzkrankheiten

Von der Phomopsis, Schwarzfleckenkrankheit, die Teile des Rebstocks zum Absterben bringt, ist die Heimat nicht bekannt. Die Bekämpfung des Pilzes erfolgt gleich nach dem Austrieb, sonst wird er bei der Peronospora mitbekämpft.

Schutz vor eingeschleppten Krankheiten und Schädlingen

Die wohl schlimmste eingeschleppte Krankheit ist die Peronospora, der Falsche Mehltau.

Schutz vor tierischen Schaderregern

Die Reblaus stammt aus Amerika und brachte vor 100 Jahren fast den Weinbau mit europäischen Rebsorten zum Erliegen. Von der Wurzellaus befallene Reben sterben innerhalb weniger Jahre ab. Aus dieser Zeit stammt auch die geniale Bekämpfungsmethode, die europäischen Edelsorten auf gegen die Reblaus unanfällige Wildrebenabkömmlinge aus Amerika zu propfen. Nur durch größeren Aufwand bei der Anzucht ist so rein biologisch der früher größte Feind der Rebe als Schädling verdrängt worden.

Schutz vor Pilzkrankheiten

Von den eingeschleppten Krankheiten ist die Peronospora an erster Stelle zu nennen. Ihre deutschen Namen „Blattfall- und Lederbeerenkrankheit" verraten bereits den Schaden. Ertragsausfälle und bis zum Absterben der Stöcke reichende Schäden an den Pflanzen werden seit 100 Jahren mit Kupfermitteln und seit 30 Jahren mit weniger aggressiven, organischen Fungiziden bekämpft.
Der dritte deutsche Name „Falscher Mehltau" deutet darauf hin, dass es auch einen älteren „Echten Mehltau" geben muss. Der Schädiger ist der ebenfalls aus Amerika eingeschleppte Pilz Oidium. Auch bei ihm werden Schadbild und Schaden in den deutschen Bezeichnungen aufgezeigt. „Äscherich" weist auf die wie mit Asche bestäubten Blätter hin, „Zähneblecker" deutet auf die aufgeplatzten, unreifen Beeren hin, die die Rebsamen zeigen. Gegen diesen Pilz werden Schwefel und neuerdings schonende organische Fungizide eingesetzt.


Rebenzüchtung

Bei der Bekämpfung der beiden gefährlichen Krankheiten Peronospora und Oidium, des Allerweltpilzes Botrytis (Sauerfäule) und des Winterfrostes hat die Rebenzüchtung große Fortschritte gemacht und durch Einkreuzen amerikanischer Reben unempfindliche, qualitativ hoch stehende, widerstandsfähige Sorten entwickelt. Allerdings begrenzt der Drang der Weintrinker nach alten Sorten (Riesling) deren Anbau. Bis dahin müssen sie die intensiv von der Biologischen Bundesanstalt Braunschweig (BBA) auf Unschädlichkeit geprüften Pflanzenschutzmittel anwenden. Enge Vorschriften über Wirkung, Konzentration und Abstand zur Ernte schließen Schäden aus.

Grenzwerte

Durch hochmoderne Analytik ist der Nachweis von Rückständen im Wein nicht mehr auszuschließen. 1 µg(Mikrogramm) = 1 ppm (pars pro million) = 1/1000 mg (Milligramm = 1/1 000 000 g (Gramm); 1 mg = 1/1000 g.
Grenzwerte nach Trinkwasser- VO:

  • 0,1 µg für einen Wirkstoff,
  • 0,5 µg für Summe der Wirkstoffe.

Grenzwerte nach Lebensmittelrecht:

  • Trauben 5-15 mg/kg je nach Wirkstoff

Belastung

Wein hat eine sehr geringe Rückstandsbelastung:

  • lange Wartezeiten (Spritzung - Lese), Abbau durch Licht und Regen
  • Rückstände werden mit Trester verworfen
  • Rückstände werden mit dem Most- und Hefetrub ausgeschieden (Mostabstich, 1. und 2. Abstich)
  • Hefe kann viele Rückstände aufspalten
  • Mittel auf Schwermetallbasis können durch Blauschönung gefällt werden
  • Rückstandsabbau erfolgt auch noch im Wein.

Rückstandsabnahme Trauben → Wein: 10 → 1
Rückstände im Wein von 0 (häufig) bis max. 0,5 mg/l

Bemühungen der Winzer

Der Rebschutz wird zunehmend integriert, d. h. an Schadschwellen orientiert durchgeführt. Rebkrankheiten und Rebschädlinge werden biologisch bekämpft, z. B.

  • Reblausbekämpfung durch Amerikaner-Unterlagen
  • Virusbekämpfung durch Anbau virusfreier Reben (Meristemvermehrung, Selektion)
  • Spinnmilbenbekämpfung durch Erhaltung und Vermehrung der Raubmilben (schonender Mitteleinsatz , Zweikreisspritzung)
  • Heu- und Sauerwurmbekämpfung durch Pheromone (Sexualduftstoffe verhindern Begattung und Eiablage).

Die Unkrautbekämpfung wird zunehmend nur noch mechanisch durchgeführt. Wenn sie chemisch vorgenommen wird, dann ist nur Unterstockbehandlung (Punktspritzung) und der Einsatz von Nachlaufmittel (Ätz- oder Brennmittel) vertretbar. Eine Bodenentseuchung ist mangels zugelassener Mittel nicht mehr möglich.

Quellen

Adams, Jakob, Schumann (1997): Weinkompendium. Verein der Absolventen der Staatlichen Lehr- und Forschungsanstalt für Landwirtschaft, Weinbau und Gartenbau. Neustadt an der Weinstraße. 605.1 - 305.3.