Geschichte des Weinbaus in der Pfalz

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Der Weinbau in der Pfalz hat schon vor etwa 2000 Jahren begonnen und wurde seither fortgeführt. Schon zu Zeiten des römischen Reiches stellte die Pfalz ein wichtiges Weinanbaugebiet war. Selbst in kriegerischen Zeiten verlor die Weinbautradition nicht an Wert.

Alte Rebsorten

Bei dem Streben nach den alten klassischen Rebsorten muss festgestellt werden, dass es früher wie heute gute und schlechte Rebsorten gab. Frühe und späte, weiße und rote Sorten wurden gemischt in die Weinberge gepflanzt und so zusammen geerntet. Bei Sortenangaben war es die im Gemischten Satz dominierende Rebsorte. Noch im letzten Jahrhundert erwähnte Bronner das Vorkommen sortenreiner Bestände als Besonderheit. Die folgenden Sorten waren typisch für den Gemischten Satz:

Die Landesherren trennten in erwünschte und unerwünschte Sorten.

Erwünscht
Gänsfüßer, Riesling, Traminer, Ruländer (ab 1711), Burgunder, Muskateller, Räuschling
Meist schlecht beurteilt
Elbling, Gutedel, Trollinger (Malvasier), Silvaner
Unerwünschte Rebsorten
Harthengst, Heunisch, Putscheer, Säuerlinge, Hudler

Nach 1840 übernahm Johann Philipp Bronner (1792- 1864) den Blauen Portugieser und den Blauen Limberger aus Österreich und den St. Laurent aus Frankreich. In der Pfalz verdrängte der Blaue Portugieser nach 1860 wegen seiner Anspruchslosigkeit an Boden und Lage und seiner früher Trauben- und Weinreife die alten roten Sorten, wie Gelbhölzer, Früh-, Spätburgunder und Malvasier (Trollinger). Die zunehmende Bedeutung alter Rebsorten nach 1960 ist auf die Erfolge der Klonenzüchtung zurückzuführen, die auch degenerierten, ertragsunsicheren Sorten, wie Traminer, alle Burgunder und Riesling wieder Anbaubedeutung gab.

Rebflächen- und Rebsortenentwicklung

Die folgende Tabelle gibt eine Übersicht über die Anzahl an Weinbaugemeinden.

  Zeitraum     Anzahl Weinbaugemeinden  
vor 800 n. Chr. 101
800-1000 n. Chr. 133
1000-1300 n. Chr. 195
1300-1700 n. Chr. 347
1897 259
1964 208
1979 139
1995 142

Rebflächen- und Ertragsentwicklung

  Jahr     Rebfläche     Erträge  
  insgesamt ha     in Ertrag ha     Zeitraum     5-Jahresmittel  
100-400 unter 1.000 ha nicht bekannt
vor 1500 unter 10.000 ha nicht bekannt
1830 10.490 10.279 nicht bekannt
1880 13.360 11.974 nicht bekannt
1900 16,259 14.705 1900-04 35,7
1930 16.910 15.117 1930-34 47,1
1950 14.093 11.341 1959-54 67,6
1975 22.810 20.457 1975-79 116,4
1995 24.256 22.732 1991-95 114,6

Rebsortenentwicklung

  Rebsorte     Rebsortenanteil in %  
  1954     1964     1975     1991     1996  
Riesling 13,0 13,6 13,7 19,7 21,1
Müller-Thurgau 6,5 20,3 24,5 22,0 20,0
Kerner - - - 10,9 10,2
Portugieser 20,4 17,7 11,1 10,2 10,2
Silvaner 54,4 39,4 22,0 7,3 6,6
Scheurebe - 0,6 3,6 5,1 4,4
Dornfelder - - - 2,9 4,1
Morio-Muskat - 3,9 7,5 4,2 3,5
Spätburgunder - 0,3 0,4 2,7 3,4
Weißburgunder - 1,0 1,3 1,2 2,3
Ruländer - 0,6 2,9 1,6 1,9
Gewürztraminer - 1,1 1,7 1,3 1,5
Sonstige 5,7 1,5 11,3 13,8 10,8

Weinjahrgänge

Die folgende Tabelle gibt einen Überblick über die Weinernten, die Taufnamen und die Weinköniginnen in der Pfalz ab dem Jahr 1900.

  Jahrgang     Ertrag hl insgesamt     Ertrag hl/ha     Menge     Qualität     Taufnamen     Weinkönigin  
Name Ort
1900 381.030 25,4 ziemlich ausgezeichnet
1901 688.790 45,8 groß mittelmäßig
1902 395.749 26,2 ziemlich mittelmäßig
1903 591.022 38,7 gut mittelmäßig
1904 651.559 42,4 gut sehr gut
1905 626.170 40,1 gut gut
1906 117.769 12,6 klein mittelmäßig
1907 619.679 39,4 gut sehr gut
1908 578.095 34,2 gut gut
1909 280.721 18,2 mittel gering
1910 186.561 12,1 klein schlecht
1911 661.742 43,5 gut sehr gut
1912 534.604 34,9 mittel gering
1913 339.274 22,4 klein gering - mittel
1914 255.280 16,9 klein mittelmäßig
1915 504.114 33,9 gut sehr gut
1916 164.904 12,8 klein gering
1917 342.115 25,9 mittel sehr gut
1918 641.213 45,1 groß ziemlich gut
1919 427.163 29,2 mittel befriedigend
1920 715.101 47,8 groß gut
1921 435.492 28,1 mittel ausgezeichnet
1922 935.041 60,1 groß mittelmäßig
1923 199.141 12,6 klein ziemlich gut
1924 514.039 32,6 gut ziemlich gut
1925 255.938 16,3 klein gut
1926 320.939 20,5 klein ziemlich gut
1927 586.971 37,4 mittel mittelmäßig
1928 619.407 39,2 gut ziemlich gut
1929 459.770 29,1 teilweise gut gut Graf Zeppelin
1930 701.342 46,4 groß mittelmäßig Krakeler
1931 750.055 49,5 sehr viel mittel Krisling Ruth Bachroth Pirmasens
1932 440.361 28,5 mittel gut Ankurbler Cilly Seitz Rhodt
1933 542.316 34,1 gut sehr gut Gleichschalter Gertrud Dörr Wachenheim
1934 1.254.565 76,8 überreich gut Volltreffer Trudel Knauber Billigheim
1935 1.039.672 63,7 sehr viel sehr gut Rassereiner Hilde Köhler Gimmeldingen
1936 902.869 54,4 sehr viel schlecht Rekrut Elisabeth Fitz Edenkoben
1937 460.474 27,0 wenig sehr gut Bomber Gustel Hauptmann Haardt
1938 369.978 21,8 wenig mittel Friedenstropfen Maria Poh Hambach
1939 1.055.881 62,6 sehr viel schlecht
1940 113.221 7,5 sehr gering mittel
1941 737.033 47,7 viel mittel
1942 137.581 9,5 sehr gering mittel
1943 468.390 34,2 wenig gut
1944 454.234 33,2 wenig mittel
1945 412.417 30,0 wenig sehr gut
1946 286.455 21,4 gering gut
1947 214.048 19,2 gering sehr gut Knochenrappler Ilse Kurz Mußbach
1948 498.718 42,5 wenig ziemlich gut D-Mark-Hupser Lia Hormuth St. Martin
1949 369.818 31,7 wenig sehr gut, Spitze Bundesbruder Elisabeth Kuhn Diedesfeld
1950 892.457 78,7 gut mittel Soforthelfer Trudel Keller Bad Dürkheim
1951 992.284 81,4 gut mittel Sorgentöter Marlies Lack Bad Dürkheim
1952 780.349 61,3 mittel gut Friedensträumer Anneliese Bender Gleisweiler
1953 746.731 56,2 mittel sehr gut, Spitze Kunrädel Ingrid Schreck Deidesheim
1954 890.147 60,4 mittel gering Sonnenlechzer Rosemarie Reibold Freinsheim
1955 794.123 53,4 mittel mittel Sufferäner Annemarie Müller Haardt
1956 226.654 15,5 gering gering Spätzünder Ilse Reinig Edesheim
1957 844.294 58,4 mittel gut Weltraumstürmer Doris Christmann St. Martin
1958 1.504.638 102,0 groß mittel Mondhupser Renate Poh Hambach
1959 1.264.321 81,8 gut sehr gut, Spitze Friedenswedler Christel Koch Ungstein
1960 2.347.217 146,3 überreich mittel Überläufer Christa Härle Mußbach
1961 1.022.184 62,1 mittel mittel Hoffnungstropfen Sieglinde Jung Siebeldingen
1962 1.252.507 75,0 gut mittel Mauerbrecher Inge Bender Kallstadt
1963 1.802.627 105,6 groß gut Freudenspender Waltraud Lohr Obrigheim
1964 2.088.045 122,1 sehr viel sehr gut Sonnenkönig Waltraud Hey Oberotterbach
1965 1.491.966 84,4 gut gering Seitenspringer Heidi Eberle Laumersheim
1966 1.304.773 73,6 gut gut Herbstzauber Ulrike Klein Rhodt
1967 1.778.718 99,2 viel gut Götterfunken Christa Jung Siebeldingen
1968 1.776.832 97,0 viel gering Entspanner Heidrun Reim Mußbach
1969 1.742.437 94,4 viel gut Mondbummler Gretel Stachel Maikammer
1970 2.685.003 144,2 überreich mittel Haschmich Ruth Kröther Freinsheim
1971 1.649.685 87,6 mittel sehr gut, Spitze Sonnenfürst Melitta Engel Obrigheim
1972 2.062.849 107,3 viel gering Olympel Helga Weber Weisenheim/S.
1973 2.847.147 143,6 überreich mittel Seelenwärmer Sigrid Betz Wachenheim
1974 2.025.330 100,2 viel mittel Mutmacher Annette Oehl Forst
1975 2.375.617 116,1 viel gut Sorgenbrecher Maritta Müller Hambach
1976 2.378.966 114,8 viel sehr gut, Spitze Sonnenschlucker Ingrid Grimm Schweigen
1977 2.482.180 118,7 viel mittel Rentenseufzer Heidrun Winkelmann Gimmeldingen
1978 2.245.336 106,0 viel gering Regentrotzer Christa Brauch Birkweiler
1979 2.508.787 126,6 sehr viel gut Energiesparer Heike Bohnenstiel Herxheim/B.
1980 1.614.417 79,3 mittel mittel Zungenkuss Hildegard Weber Gönnheim
1981 2.181.491 109,0 viel gut Krisendämpfer Gaby Brückmann Freinsheim
1982 3.644.199 181,8 überreich mittel Trübsalkiller Claudia Hänling Heuchelheim
1983 3.017.695 150,1 überreich sehr gut Sonnendüser Sigrun Stutzmann Einselthum
1984 2.199.500 107,1 viel gering Spätreifer Heidrun Wolf Birkweiler
1985 1.507.064 72,6 mittel sehr gut Goldener Herbst Maria Bergold Wachenheim
1986 2.552.905 124,0 sehr viel gut Süffelsaft Ulrike Peter Bad Dürkheim
1987 2.339.329 112,3 viel mittel Septembersonne Annette Borell Hainfeld
1988 2.327.902 111,7 viel gut Goldregen Anne Brauner Göcklingen
1989 2.834.266 136,6 sehr viel sehr gut Gorbischoppen Birgit Schehl Hainfeld
1990 2.166.088 104,8 viel sehr gut Wiedervereiniger Diane Blaul Gönnheim
1991 2.799.548 131,0 sehr viel mittel Zauberflötler Birgit Weisbrod Freinsheim
1992 3.154.797 146,2 sehr viel gut Sonnengott Christine Schneider Edenkoben
1993 2.286.587 101,2 viel sehr gut Vinosaurier Claudia Heupel Landau-Nußdorf
1994 2.431.345 106,6 viel gut Jahrhundertsommer Silke Gerner Weisenheim/S.
1995 2.057.221 90,5 mittel gut Monika Mertz Pleisweiler
1996 2.148.774 94,5 mittel gut Sonja Freund Bad Dürkheim

Einzelnachweise


Literaturverzeichnis

  • Adams, K., Jakob, L. & F. Schumann (1997): Weinkompendium. 2. Auflage, Verein der Absolventen der Staatlichen Lehr- und Forschungsanstalt für Landwirtschaft, Weinbau und Gartenbau, Neustadt an der Weinstraße: Artikel 109, 122, 150.1 - 150.3, 151, 152
  • Bassermann-Jordan, Friedrich (1991): Geschichte des Weinbaus. Nachdruck Pfälzische Verlagsanstalt Neustadt/Weinstraße. Neustadt an der Weinstraße. ISBN 3-87629-181-x
  • Berzel und Kloss (1992): Die Weinbruderschaft der Pfalz in Vite Vita. Pfälzische Verlagsanstalt Landau. Landau. ISBN 3-87629-226-3
  • Blinn, Hans (1988): Links und rechts der Deutschen Weinstraße. Photografierte Vergangenheit.. Pfälzer Kunst Landau. Landau. 
  • Bronner, Johann Philipp (1833): Der Weinbau am Haardtgebiet von Landau bis Worms. Schwäbische Verlagsgesellschaft. Heidelberg. 
  • Halfer und Seebach (1991): Altes Handwerk und Gewerbe der Pfalz.. Bachstelz-Verlag. Annweiler-Queichhambach. ISBN 3-924115-11-7