Düngung

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Seit der Erkenntnis Justus von Liebigs vor 150 Jahren, dass das, was dem Boden von der Pflanze entnommen wird, ihm wieder gegeben werden muss, hat die Düngung einen wissenschaftlichen Hintergrund erhalten. Eine Ausnahme bilden Nährstoffe und Spurenelemente, die im Boden ausreichend vorhanden sind (z. B. Kalk, Phosphorsäure, Bor, Eisen, Mangan) auf den jeweiligen Böden.


Organische Dünger

Wird mit Hilfe der Bodenuntersuchung Mangel festgestellt, können die Nährstoffe in organischer oder mineralischer Form ausgebracht werden. Zu den organischen Düngern zählen Bestandsabfälle, Stallmist, Stroh, Trester, Hefe, Rindenmulch, Abfälle aus der industriellen Fertigung, Biokompost und Klärschlamm sowie Wollstaub, Hornspäne und Rizinusschrot.
Die Höhe der Gabe berechnet sich nach dem am meisten vorhandenen Nährstoff, meist dem Stickstoff. Fehlende oder mangelnde Nährstoffe müssen gesondert gegeben werden. Besondere Beachtung verdienen unerwünschte Beimengungen, z. B. Schwermetalle oder auch Spurenelemente. Sie können die Ausbringmenge begrenzen oder die Verwendung völlig ausschließen. Die Bodenlebewesen bauen die organischen Verbindungen ab und setzen Nährstoffe frei. Sie bewirken eine Krümelstruktur (Gare) im Boden und schaffen beste Voraussetzungen für das Rebenwachstum.

Mineralisationskoeffizienten und Humusabbauraten im Weinbau nach SCHALLER (2004):
  • * niedere Spannwerte sind begrünten Böden,
  • **höhere Werte sind mechanisch offen gehaltenen Böden zu zuordnen.
Bodenart Mineralisationskoeffizient (in %) Humusabbau (in t ha-1 a-1)
stark kalkhaltige Böden (3 bis 4 % o.S.) 0,5* bis 0,8** 1,0* bis 1,5**
stark tonhaltige Böden (> 30 % Ton) 0,8* bis 1,3** 1,0* bis 2,0**
schluffige Tone (15 bis 30 % Ton) 1,5* bis 2,0** 1,5* bis 3,0**
Schluffböden (< 15 % Ton) 1,8* bis 2,5** 1,5* bis 3,0**
sandige Substrate 1,5* bis 3,0** 1,5* bis 3,0**

Mineraldünger

Die Mineraldünger, aufgrund ihrer künstlichen Aufbereitung auch Kunstdünger genannt, stammen aus der Luft (Stickstoff) oder aus Gruben und Steinbrüchen (Kali, Magnesium, Kalk und Phosphat). Ihrer Löslichkeit im Boden folgend, müssen sie bei Bedarf jährlich (Stickstoff, Magnesium, Kali) oder auf Vorrat (Kalk, Phosphat) gegeben werden.
Übliche Reinnährstoffmengen je ha und Jahr sind:

  • 40-60 kg N
  • 50-80 kg K2O
  • 20-30 kg MgO
  • 20-30 kg P2O5.

Kalk wird bei Bedarf alle drei Jahre gegeben (1000-2000 kg/ha CaO). Bei Spurennährstoffen genügen wenige 100 g, die meist mit den organischen Düngern (Bor im Trester, Molybdän im Klärschlamm), aus der Luft (Schwefel), in Pflanzenschutzmitteln (Kupfer, Schwefel, Zink) oder als Abtrag von Drähten (Zink) in den Boden gelangen.

Grenzwerte

Durch die Düngung können auch Weininhaltsstoffe beeinflusst werden. Sie sind mit modernen Analysegeräten heute nachweisbar und messbar.
Grenzwerte nach Trinkwasser-VO:
z. B. Nitrat 50 mg/l, Blei 0,04 mg/l, Cadmium 0,005 mg/l, Ammonium 0,5 mg/l, Eisen 0,2 mg/l, Kalium 12 mg/l, Magnesium 50 mg/l u. a.

Grenzwerte nach dem Weinrecht (EG-Recht):
z. B. Blei 0,3 mg/l, Cadmium 0,01 mg/l, Kupfer 1 mg/l, Zink 5 mg/l u. a.

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hält den Verzehr von bis zu 350 mg Nitrat/Tag/Person (70 kg) für unbedenklich.


Belastung

Die Rebe braucht Hauptnährstoffe und Spurenelemente, sie hat kein spezifisches Auswahlvermögen zwischen Nährstoffen organischer und mineralischer Herkunft.
Die Nitratgehalte im Wein liegen zwischen 4-11 mg/l (860 Analysen, Rebelein, Lemperle).
Schwermetalle aus Umweltkontamination (Industrie, Autoabgase), aus önologischer Kontamination (Pflanzenschutz-, Schönungsmittel), aber auch aus Klärschlamm, Müllkompost u. ä. werden

  • durch die Gärung und den Weintrub ausgeschieden
    • bis ca. 25 % : Kobalt, Nickel, Mangan, Zink
    • bis ca. 50 %: Zinn, Arsen, Eisen, Molybdän
    • bis zu fast 100 %: Blei, Cadmium, Kupfer, Quecksilber
  • durch Blauschönung ausgeschönt
    • bis zu fast 100 % : Eisen, Kobalt, Kupfer, Zink
    • erheblich: Blei, Cadmium, Mangan, Vanadium.

Auch weitere Stoffe können ausgeschönt werden, z. B. Eiweiß durch Bentonit.
Durch gezielte, auf den Bedarf abgestellte Düngung nur noch während der Vegetationszeit und durch Begrünung (zeitweise Begrünung, Dauerbegrünung, eingesäte Begrünung, Wildkräuterbegrünung) wird die Auswaschung in das Grundwasser weitgehend unterbunden und das Produkt mit Rückständen aus der Düngung nicht überlastet.

Weblinks

Einzelnachweise


Literaturverzeichnis

Adams, K., Jakob, L. & F. Schumann (1997): Weinkompendium. 2. Auflage, Verein der Absolventen der Staatlichen Lehr- und Forschungsanstalt für Landwirtschaft, Weinbau und Gartenbau, Neustadt an der Weinstraße: Artikel 304,1 - 304,2.