Calcium-Düngung

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Aus Sicht der Bodengesundheit (Bodengare) und Verfügbarkeit der anderen Nährstoffe, wird für Reben eine schwach saure bis neutrale Bodenreaktion (pH-Wert 5,4 bis 7,2 je nach Bodenart) angestrebt. Darum kann sich die Calcium- und Magnesiumdüngung nicht nur am Traubenentzug (100 dt Trauben enthalten 5 kg CaO und 4 kg MgO), sondern muss sich auch am Kalkhaushalt des Bodens orientieren.

Einteilung der pH-Werte von Weinbergsböden in Gehaltsklassen

Kalkbedarf in Abhängigkeit von der Bodenart

Hierfür sind Ausgangsgestein, Bodenart, Niederschläge, Auswaschung (20 bis über 300 kg Ca ha-1 a-1) und die Bodenbewirtschaftung bestimmend. Während Böden aus Kalkstein, Dolomit, Muschelkalk, Löss, Mergel und Keuper meist noch für Generationen über genügend Kalk verfügen, sind Böden aus Sandstein, Schiefer, Grauwacke und sauren Magmatiten (z. B. Granit) meist kalkarm und haben einen regelmäßigen Kalkdüngungsbedarf. Dabei benötigen Böden mit höherem Tongehalt und höherer Austauschkapazität höhere Kalkgaben. So werden für versauerungsgefährdete Böden pro Jahr folgende Erhaltungsgaben empfohlen:

leichte Böden (S – l´S) 200 bis 350 kg CaO ha-1
mittlere Böden (lS – sL/uL) 450 bis 550 kg CaO ha-1
schwere Böden (t`L, tL, lT, T) 550 bis 650 kg CaO ha-1

Wie im Ackerbau ist auch im Weinbau die Kalkdüngung in 3-Jahres-Gaben üblich. Lediglich in sehr leichten, skelettreichen Böden sollten die Düngungsintervalle kürzer gehalten werden. Für stärker versauerte Böden werden einmalige Gesundungskalkungen bis in Höhe von 2000 bis 5000 kg CaO ha-1 empfohlen. Dabei gelten die geringeren Mengen für leichte und die hohen Gaben für schwere Böden. Sind noch höhere Kalkmengen erforderlich, sollten die Gaben auf mehrere Jahre verteilt werden. Da mit Kalkgaben die biologische Aktivität eines Bodens und damit auch die Humusmineralisation zunehmen, sollte mindestens ein Jahr nach größeren Humusgaben keine Kalkung erfolgen. Besonders schnell wirkende Kalkformen (Branntkalk) forcieren die Mineralisation und somit die Nitratfreisetzung aus Humusdüngern und Bodenhumus. Deshalb sollten Weinberge im Einzugsbereich von Wassergewinnungsanlagen (Wasserschutzgebiete) bei größerem Kalkbedarf nur die langsam wirkenden Kalkformen erhalten. Da im Weinbau häufig auch ein Magnesiumdüngungsbedarf herrscht, sind magnesiumhaltige Kalke zu bevorzugen. Vorteilhaft an Magnesiumkalken ist außerdem die höhere Basizität der Mg-Anteile. Düngemittel dürfen nach der Düngemittel-VO (2012) als kohlensaurer Magnesiumkalk bezeichnet werden, wenn der Gehalt an MgCO3 und MgO mehr als 15 % beträgt

Düngekalk-Arten

Zur Düngung werden fein gemahlene Naturkalke (kohlensaurer Kalk) und deren Weiterverarbeitungsprodukte (Brannt- und Löschkalke), sowie calciumhaltige Abfallstoffe insbesondere der Hütten- (Hütten- und Konverterkalk) und Zuckerindustrie (Carbokalk) eingesetzt.

Kalkdünger

Bei langsamer verfügbaren Kalkformen verzögert sich die Freisetzung und Lösung des Calciums. Damit ist zwar ihre Wirkung verzögert, aber auch ihre Auswaschung und ihr Einfluss auf die Bodenreaktion sind langsamer. Die geringere Mineralisationsgeschwindigkeit von Humus und Stickstoff trägt dazu bei, dass der Austrag von überschüssigem Nitrat-N aus Böden reduziert wird.

Langsam wirkende Kalke sind für alle Böden geeignet. In leichteren Böden sollten ausschließlich diese langsam verfügbaren Kalkformen zum Einsatz kommen. Auch in Wasserschutzgebieten ist ihr Einsatz zu bevorzugen. Der Einsatz von kohlensauren Naturkalken und Algenkalken entspricht den Vorgaben des ökologischen Weinbaues.

Kalkdünger mit langsamer Wirkung

Kohlensauerer Kalk auch Kalkmergel genannt, enthält mindestens 75 % Calciumcarbonat (CaCO3). Die Gewinnung erfolgt vorwiegend durch Abbau und feines Vermahlen von Kalkstein und Dolomit. In letzterem ist ein gewisser Calciumanteil durch Magnesium ersetzt. Für eine staubärmere Ausbringung werden die kohlensaueren Kalke als erdfeuchte Ware lose oder in größeren Behältern angeboten.

  • Hüttenkalk, besteht aus Calcium- und Magnesiumsilikaten von Hochofenschlacke.
  • Konverterkalk, fällt bei Herstellung unlegierter Stähle an und enthält Calcium- und Magnesiumsilikate und –oxide.
  • Carbokalk, kommt aus der Verarbeitung von Zuckerrüben und hat im Umfeld von Zuckerfabriken regionale Bedeutung. Für die Ausbringung des feuchten Materials empfiehlt sich eine spezielle Ausbringtechnik.
  • Algenkalk stammt aus fossilen calciumcarbonathaltigen Ablagerungen von Kalkalgen. Der Abbau von bestehenden, noch intakten Kalkbänken im Meer ist abzulehnen und wird im europäischen Raum häufig untersagt. Algenkalke enthalten verschiedene Spurenelemente und sind deutlich teurer als normale Naturkalke.


Kalkdünger mit schneller Wirkung

Branntkalk und Löschkalk sind rascher verfügbare Kalkformen, die nur in mittelschweren bis schweren Böden eingesetzt werden sollten. Durch das Brennen von Naturkalk (CaCO3) entweicht das Kohlenstoffdioxid (CO2). Der entstehende Branntkalk liegt als Calciumoxid (CaO) vor und ist sehr reaktionsfreudig. Bei Feuchtigkeit wird der Branntkalk gelöscht (Löschkalk) und liegt als Calciumhydroxid (Ca(OH)2) vor. Das in der Luft enthaltene Kohlenstoffdioxid (CO2) lässt teilweise wieder Calciumcarbonat (CaCO3) entstehen. Um die rasche Wirkung zu gewährleiten, sollte Branntkalk bald in den Boden eingearbeitet werden. Wurde der Kalk nicht eingearbeitet, bleibt dieser teilweise als langsam lösliche Carbonatkruste auf der Bodenoberfläche liegen. Wichtigster Vorteil von Branntkalk ist der nahezu doppelte Calciumgehalt und der damit verbundene geringere Aufwand für Transport, Lagerung und Ausbringung.

Weblinks

Einzelnachweise


Literaturverzeichnis

  • Ziegler, B. (2014): Calcium-Düngung. Rhodt unter Rietburg (ehemaliger Spezialberater für Bodenpflege und Düngung der Abteilung Weinbau & Oenologie (Gruppe Weinbau), Dienstleistungszentrum Ländlicher Raum Rheinpfalz, Neustadt an der Weinstraße).
  • Ziegler, B. (2012): Rebendüngung. Abteilung Weinbau & Oenologie (Gruppe Weinbau), Broschürenreihe des Dienstleistungszentrums Ländlicher Raum Rheinpfalz, Neustadt an der Weinstraße: 58 Seiten.