https://www.vitipendium.de/api.php?action=feedcontributions&user=Sch%C3%A4fer&feedformat=atomVitipendium - Benutzerbeiträge [de-formal]2024-03-28T20:14:03ZBenutzerbeiträgeMediaWiki 1.31.16https://www.vitipendium.de/index.php?title=Ertragsregulierung&diff=15359Ertragsregulierung2018-08-15T13:08:18Z<p>Schäfer: /* Ausdünnung ganzer Trauben */</p>
<hr />
<div>Eine '''Ertragsregulierung''' kann notwendig sein, wenn auf leistungsstarken Standorten bei hochertragsfähigen Rebsorten und Klonen oder in Jahren mit idealen Ertragsvoraussetzungen die gesetzlich zulässigen Hektarhöchsterträge weit überschritten werden. Dabei sollten sowohl die Reduzierung des Ertrages als auch die Sicherung oder Steigerung der Erntegutqualität gleichermaßen angestrebt werden. Langfristig wirksame Methoden, wie die Erweiterung des Standraumes oder ertragsschwächere Klone, werden wohl nur im extremen Einzelfall zur Anwendung kommen. Üblich ist die Ertragsregulierung durch Anpassung der Anschnittstärke sowie direkte Ertragsreduzierung durch Entfernen von Trauben (Ausdünnen, Teilentfruchten). Mengenertragsmindernd wirkt in aller Regel auch das Hinauszögern des Lesetermins, da es zu Fäulnis und Wasserverdunstung durch poröse Beerenhaut kommt (Schumann, F. (1998): ''Weinbaulexikon''. Meininger Verlag GmbH, Neustadt an der Weinstraße: 294 Seiten, ISBN 3-87524-131-2).<br />
<br />
<br />
=Beerenwelke bei Stocküberlastung=<br />
Ein typisches Überlastungssymptom ist die Beerenwelke, dass also Beeren oder ganze Trauben „lahm“ werden und von der Versorgung über den Zuckerstrang (Phloem) abgeschnitten sind. Die betroffenen Beeren bleiben durch Aufkonzentrierung der unreifen Beereninhaltsstoffen sehr säuerlich und bitter. Oft ist dies bei überhangenen Burgundersorten der Fall, die dann auch wenig Farbe ausbilden, die Trauben sind rötlich oder grünlich gefärbt. Aber auch Dunkelfelder, Dornfelder und Zweigeltrebe sind betroffen. Meist sind diese Stöcke dann sehr überhangen und besonders die basalen lockerbeerigen Trauben „stehen ab“. Kompaktere Trauben, welche meist höher am Trieb wachsen, sind meist besser versorgt. Dies sollte bei der Reduktion beachtet werden. Folge der Welke sind „Heidelbeertrauben“, die überwiegend aus Kernen und Hülsen mit nur wenig Saftanteil bestehen. Es entstehen daraus grüne Bitternoten, wie auch bei Stiellähme. Im Vergleich zu Stiellähme hängen die Trauben aber noch fest am Trieb und der Hauptstiel zeigt augenscheinlich keine Schäden. Die welken Beeren erinnern formmäßig an einen platten Fußball. Ursache dieser physiologischen Störung ist eine Unterversorgung von Kalium während des Reifeprozesses. Bei empfindlichen Sorten können Blattdüngergaben mit dem Nährstoff Kalium bis zu einem gewissen Grad unterstützend wirken.<br />
<br />
=Ausdünnung= <br />
Eine augenscheinlich gute Vitalität im Juni/Juli sollte nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Reben einen überhöhten Ertrag selbst bei ausreichender Wasserversorgung nicht ohne Weiteres verkraften können. Die sichtbaren negativen Auswirkungen treten in der Regel erst im Folgejahr durch schwachen Austrieb und Kümmerwuchs zutage. Bei Überlastung lindern kurzfristige Nährstoffverabreichungen übers Blatt allenfalls bedingt, dies liegt schon in der begrenzten Aufnahmefläche der Blätter begründet. Zuviel kann nicht aufgenommen werden und führt womöglich noch zu Verbrennungen. Insbesondere sollte zur Stiellähmenbekämpfung der Nährstoff Magnesium über die Blätter zugeführt werden. Hingegen macht in überlasteten Anlagen ein beherzter Eingriff zur Ertragskorrektur spätestens dann Sinn, sobald der Wuchs nachlässt und eine Welketracht eintritt. Die tatsächliche Entemenge wird im Vergleich zum Anteil abgeschnittener grüner Trauben geringer reduziert als es auf den ersten Blick scheint, da sich die Beeren der verbleibenden Trauben besser füllen und schwerer werden. Neben verbesserter Weinqualität werden es die Reben im nächsten Frühjahr vor allem durch verbesserte Reservestoffeinlagerung und gleichmäßigen Wuchs danken. Ein gewisser Mehrertrag zum Ausgleich von fehlender Menge aus dem Vorjahr oder durch Hagel in Teilflächen ist zweifellos statthaft, wer damit jedoch übertreibt, schadet den Reben mehr als es der Nutzen rechtfertigt. In gestressten, stark überhangenen Weinbergen gilt: „Weniger und dafür besser“.<br />
Bei einem guten Gescheinsansatz und früher und günstiger Blütewitterung vor allem bei reichtragenden Sorten wie z. B. Dornfelder, Müller-Thurgau und Portugieser in nicht durch Hagel geschädigten Beständen ist oftmals ein überdurchschnittlich hoher Behang an Trauben festzustellen. Eine gewisse blütebedingte Lockerbeerigkeit, etwa bei Dornfelder, soll nicht darüber hinwegtäuschen, dass neben der Beerenzahl pro Traube auch das Beerengewicht und die Anzahl Trauben pro Stock ertragsbestimmend ist. Oftmals sind die Traubengerüste in solchen Jahren deutlich größer. Dies sollte bei visuellen Ertragsschätzungen berücksichtigt werden. Vor allem bei jüngeren Reben gerät die Versorgung der Trauben mit Wasser und Assimilaten in trockenen Jahren rasch ans Limit, aber auch ältere Bestände können nur einen begrenzten Traubenertrag sicher zur vollen Ausreife bringen. Dies gilt auch in frühreifenden Jahren, wenn eine vermeintlich lange Reifeperiode bleibt. Fehlt aber die Assimilationsfläche durch ein unzureichendes Blatt-Frucht-Verhältnis, so bleiben Trauben auf einem unbefriedigenden Reifelevel zurück, die Mostgewichte stagnieren, während geringer behangene Stöcke weiter ausreifen können. Zudem wird bei höheren Erträgen weniger sortentypisches Aroma in den Beeren ausgebildet. <br />
<br />
Je nach Qualitätszielen und Vermarktungswegen müssen beim Ausdünnen Kosten und Aufwand mit späteren Mehrerlösen abgewogen werden, damit die Zusatzarbeit wirtschaftlich bleibt. Wo die Vermarktung von Grundwein mit höheren Kontingenten erfolgt, wird die Bereitschaft zur Ertragsregulierung nicht sehr hoch sein. Die Freude über einen quantitativ reichlichen Jahrgang wird durch die Preisanpassung bei einem hohen Angebot auf dem Markt getrübt.Für Flaschenweinvermarkter und Traubenerzeuger in Genossenschaften oder anderen Erzeugerzusammenschlüssen bieten solche Jahre aber auch die Chance für die Erzeugung von Spitzenqualitäten und Spezialitäten, die in anderen Jahren nur schwer möglich oder mit unvertretbar hohem Aufwand und Risiko verbunden sind. Dies gilt gerade bei internationalen spätreifenden Sorten, bei deren Anbau die Profilierung allein über die Qualität erfolgt. Eine gute jahresbedingte Grundreife bei reduzierten Erträgen und optimalem Gesundheitszustand der Beeren bestimmen letztlich die Traubenqualität im Weinberg. Hohe Grundqualitäten können in durch Hagel oder Verrieselung „ausgedünnten“ Beständen herausgearbeitet werden, was z. B. durch gezielte Auslese hochreifer und gesunder Trauben geschehen kann.<br />
<br />
=Methoden der Ausdünnung=<br />
<br />
Möglichkeiten der Ausdünnung sind: Entfernung von ganzen Trieben mit Trauben (Kümmertriebe, eingekürzte Schnabeltriebe), manuelle Ausdünnung durch Halbierung, das Entfernen ganzer Trauben oder die schlagkräftige Vollernterausdünnung zu Erbsengröße (Anfang Juli), die besonders bei Minimalschittanlagen die einzige wirtschaftliche Methode darstellt. Beim robusten Dornfelder oder lockerbeerigen Spätburgunder-Klonen ist nicht mit stärkerer Fäulnis durch (zu) frühe Ausdünnung zu rechnen, sieht man von Kirschessigfliegenbefall einmal ab. Ansonsten besteht immer auch die Gefahr, dass durch Wahl eines ungünstigen, in der Regel zu frühen Zeitpunktes, der Erfolg geschälert oder gar ins Gegenteil verkehrt wird. Durch Kompensationseffekte (größere Beeren, schwerere Trauben) kann zum Einen ein Mengenausgleich erfolgen. Gerade im Rotweinbereich sind kleinere Beeren bei gleicher Reife qualitativ wertvoller, schon aus Gründen der besseren Farbausbeute kleiner Beeren. Bei kompakten Sorten und Klonen entsteht die Gefahr des Abdrückens an den verbleibenden Trauben mit nachfolgender Fäulnis.<br />
<br />
<br />
==Traubenhalbierung==<br />
Die händische Traubenhalbierung hat sich in den letzten Jahren bei der Erzeugung von reifen und gesunden Trauben im Premiumsegment bewährt. Neben der eigentlichen Ertragsreduktion kommt die Maßnahme vor allem der langen Gesunderhaltung der Trauben zugute. Um einen guten Lockerungseffekt zu erzielen, wird die Traube so geschnitten, dass die kompakte Zone beseitigt ist. Das ist je nach Struktur der Traube die Hälfte bis zwei Drittel der Traube. Meist ist es nötig, das kompakte Mittelstück abzuschneiden, so dass der obere Teil der Traube, eventuell mit Schulter, erhalten bleibt. Durch Kompensationseffekte während der weiteren Entwicklung beträgt die Ertragsreduzierung tatsächlich später etwa 40 %. Zur Terminwahl lässt sich sagen, dass je später die Traubenteilung erfolgt, der Kompensationseffekt umso geringer ausfällt. Allerdings nimmt der Arbeitsaufwand deutlich zu. Ein Termin zum Zeitpunkt Traubenschluss ist also zu bevorzugen. Wo die Trauben weniger kompakt sind, kann noch zwei bis drei Wochen gewartet werden, damit der Erfolg der Lockerung nicht durch Kompensation vermindert wird. Beerenverletzungen durch Schnitte sind im grünen Zustand unbedenklich und trocknen ein. Als Werkzeug dient eine spitze Traubenschere. Zudem wird im Handel ein spezielles handliches Hohlmesser (Firma Whailex) angeboten, das nicht die Querteilung, sondern die Längsteilung der Traube ermöglicht. Erfahrungen zum Zeitaufwand und Erfolg liegen hierzu allerdings noch nicht vor. <br />
Bei Dornfelder, Merlot und verschiedener Cabernet-Sorten bietet sich auf Grund der Stiellähme-Neigung besonders das Abschneiden der Traubenspitzen an, dies kann auch noch nach beginnendem Umfärben erfolgen. Kompakten Trauben der Sorten Riesling, Burgunder allgemein, Schwarzriesling, Silvaner, Morio-Muskat oder St. Laurent können statt mit der Schere halbiert, auch durch Abdrehen der Traubenspitze geteilt werden, dafür dürfen sie aber noch nicht weich geworden sein.<br />
<br />
==Ausdünnung ganzer Trauben==<br />
Günstig ist der Zeitpunkt des beginnenden Umfärbens, da sind Trauben mit Reiferückstand gut zu erkennen. Bei anhaltender Trockenheit ist ein etwas vorgezogener Termin zwecks Stockentlastung vorteilhaft. Ein später Termin nach dem Umfärben lockt besonders Kirschessigfliegen an und führt oftmals nicht mehr zu deutlichen Steigerungen. Wichtig sind dabei auch die Auswahlkriterien der zu entfernenden bzw. vorrangig zu belassenen Trauben.<br />
<br />
Vorrangig entfernt werden sollten:<br /><br />
<br />
• Mechanisch geschädigte Trauben, Trauben mit Oidium-/Sauerwurmbefall/ starker Sonnenbrand<br /><br />
<br />
• Trauben mit sichtbarem Reiferückstand (Geiztrauben)<br /><br />
<br />
• Trauben an Kurztrieben (eingekürzte Schnabeltriebe)<br /><br />
<br />
• Besonders kompakte Trauben, sofern nicht halbiert wird<br /><br />
<br />
• Trauben im Stockinneren, die paketartig übereinander hängen<br /><br />
<br />
<br />
Vor einer geplanten Ausdünnung sollte eine Ertragsschätzung erfolgen: Hierbei werden circa 20 durchschnittlich große Trauben gewogen und das Durchschnittsgewicht pro Traube bestimmt. Die Vorgehensweise ist folgendermaßen: An 10 bis 20 Stöcken wird die Traubenzahl gezählt und so der Durchschnittsbehang an Trauben pro Stock ausgerechnet. Über das Gewicht gewogener durchschnittlich entwickelter Trauben lässt sich das Ertragsniveau pro Stock berechnen. Abhängig vom Standraum (Fehlstöcke durch ESCA etc. berücksichtigen!) lässt sich so eine Ertragsbestimmung auf der jeweiligen Fläche vornehmen. Zwischen Reifebeginn und Ernte kann das Traubengewicht noch um 50 bis 100 % zulegen, hierin liegt der größte Unsicherheitsfaktor. Besonders die Wasserversorgung ist für den weiteren Gewichtszuwachs entscheidend. <br />
In wüchsigen Anlagen kann eine frühe Ausdünnung zu vorzeitigen Fäulnisproblemen führen und eine vorgezogene Lese erzwingen. Dies war 2013 und 2016 aufgrund der hohen Spätsommerniederschläge nicht selten der Fall. Vermeidbare Stickstoff-Schübe (z. B. späte Bodenbearbeitung, Einsatz N-haltiger Blattdünger) sollten in diesem Zusammenhang unbedingt unterbleiben.<br />
Verletzungen an reifenden Beeren führen zu Wunden, die leicht von Fäulnispilzen besiedelt werden können. Schon süße Beeren sind besonders gefährdet, daher sollten späte Ertragsreduzierungen oder späte Entblätterungsmaßnahmen sehr schonend durchgeführt werden. Abgeschnittene faule Trauben sollten nicht im Unterstockbereich liegen bleiben, da sich ansonsten ein Potenzial an Fäulniserreger und Essigfliegen aufbauen kann. Wer die Mühe scheut, diese aus der Anlage zu fahren, sollte sie in der Gassenmitte auf der Begrünung mittels Mulcher zerkleinern, dort trocknen sie dann rasch ein. Besonders in der Traubenzone sollten auch die Herlinge oder Geiztrauben entfernt werden, damit sie nicht durch den Vollernter ins Lesegut geraten. Bei schon hohen Erträgen belasten zusätzliche Geiztrauben die Reben, dann ist es ratsam, sie generell abzuschneiden.<br />
Alternativ zur späten Ausdünnung bietet sich eine vorgezogene Teil-Lese von Hand z. B. für Federweißer, Sektgrundwein oder Roseweinen circa 14 Tage vor der Hauptlese an. Lockere und gesunde Trauben bleiben länger hängen und bieten gute Chancen für qualitativ hochreifes Premiumlesegut.<br />
<br />
==Vollernterausdünnung==<br />
In Minimalschnittanlagen im Umstellungsjahr ist die Vollernterausdünnung in den meisten Fällen „Pflicht“, falls nicht exzessive Erträge mit bedenklicher Qualität in Kauf genommen werden. Aber auch bei Normalerziehung weist diese Methode neben der hohen Schlagkraft einige Vorteile auf. So entstehen keine bzw. negative Kompensationseffekte, indem sich die Beeren nicht vergrößern sondern kleiner und dickschaliger bleiben. Das große Problem ist die optimale Steuerung der Ausdünnintensität. Die tatsächliche Ertragsminderung fällt hier höher aus als die „theoretische“ Ertragsminderung in Form der auf dem Boden liegenden Menge an Trauben (-teilen) oder Einzelbeeren. Die Ursache liegt darin, dass ein Teil der verbliebenen Beeren nachträglich abstirbt oder nur sehr eingeschränkt weiterwächst. Vor allem kommt es dazu, dass auch äußerlich unbeschädigte Beeren aufgrund eines (physiologisch nicht geklärten) Schockeffekts einen vorübergehenden Entwicklungsstillstand aufweisen, der nicht nur zu einem physiologischen Entwicklungsrückstand, sondern auch zu einem eingeschränkten weiteren Beerenwachstum führt. Grob geschätzt kann man davon ausgehen, dass die tatsächliche Ertragsminderung um 50 bis 100 % höher ist, als die theoretisch zu erwartende Ertragsminderung. Fixe Vorgaben zur Einstellung der Maschine können daher nicht gemacht werden. Ob die Schüttelfrequenz erhöht oder vermindert werden sollte, muss nach einigen Metern Fahrstrecke anhand des Ergebnisses beurteilt werden. Nur Erfahrung und Fingerspitzengefühl schützen davor, die Zielsetzung grob zu verfehlen. Günstig ist es, einige Reihen mit unterschiedlicher Stärke zu fahren und nach frühestens drei Tagen nach dem Anteil abgeschlagener und gewelkter Traubenteile zu beurteilen, um die Arbeit dann entsprechend fortzusetzen. <br />
Spätestens etwa 14 Tage vor Reifebeginn muss die Vollernterausdünnung durchgeführt werden, da andernfalls von verletzten Beeren ein hohes Botrytisrisiko ausgehen kann. Es sollte nach der Ausdünnung möglichst eine trockene Witterungsphase eintreten. Ein zusätzlicher Schutz durch eine Botrytizidbehandlung in die Traubenzone nach der Vollernterausdünnung kann in manchen Jahren die Traubengesundheit weiter verbessern. <br />
<br />
<br />
<br />
=Literaturverzeichnis =<br />
Quelle: Gerd Götz, Institut für Weinbau und Oenologie, DLR Rheinpfalz<br /><br />
<br />
Schumann, F. (1998): ''Weinbaulexikon''. Meininger Verlag GmbH, Neustadt an der Weinstraße: 294 Seiten, ISBN 3-87524-131-2.<br />
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[[Kategorie:Betriebswirtschaft]]</div>Schäferhttps://www.vitipendium.de/index.php?title=Ertragsregulierung&diff=15358Ertragsregulierung2018-08-15T13:03:47Z<p>Schäfer: /* Traubenhalbierung */</p>
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<div>Eine '''Ertragsregulierung''' kann notwendig sein, wenn auf leistungsstarken Standorten bei hochertragsfähigen Rebsorten und Klonen oder in Jahren mit idealen Ertragsvoraussetzungen die gesetzlich zulässigen Hektarhöchsterträge weit überschritten werden. Dabei sollten sowohl die Reduzierung des Ertrages als auch die Sicherung oder Steigerung der Erntegutqualität gleichermaßen angestrebt werden. Langfristig wirksame Methoden, wie die Erweiterung des Standraumes oder ertragsschwächere Klone, werden wohl nur im extremen Einzelfall zur Anwendung kommen. Üblich ist die Ertragsregulierung durch Anpassung der Anschnittstärke sowie direkte Ertragsreduzierung durch Entfernen von Trauben (Ausdünnen, Teilentfruchten). Mengenertragsmindernd wirkt in aller Regel auch das Hinauszögern des Lesetermins, da es zu Fäulnis und Wasserverdunstung durch poröse Beerenhaut kommt (Schumann, F. (1998): ''Weinbaulexikon''. Meininger Verlag GmbH, Neustadt an der Weinstraße: 294 Seiten, ISBN 3-87524-131-2).<br />
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=Beerenwelke bei Stocküberlastung=<br />
Ein typisches Überlastungssymptom ist die Beerenwelke, dass also Beeren oder ganze Trauben „lahm“ werden und von der Versorgung über den Zuckerstrang (Phloem) abgeschnitten sind. Die betroffenen Beeren bleiben durch Aufkonzentrierung der unreifen Beereninhaltsstoffen sehr säuerlich und bitter. Oft ist dies bei überhangenen Burgundersorten der Fall, die dann auch wenig Farbe ausbilden, die Trauben sind rötlich oder grünlich gefärbt. Aber auch Dunkelfelder, Dornfelder und Zweigeltrebe sind betroffen. Meist sind diese Stöcke dann sehr überhangen und besonders die basalen lockerbeerigen Trauben „stehen ab“. Kompaktere Trauben, welche meist höher am Trieb wachsen, sind meist besser versorgt. Dies sollte bei der Reduktion beachtet werden. Folge der Welke sind „Heidelbeertrauben“, die überwiegend aus Kernen und Hülsen mit nur wenig Saftanteil bestehen. Es entstehen daraus grüne Bitternoten, wie auch bei Stiellähme. Im Vergleich zu Stiellähme hängen die Trauben aber noch fest am Trieb und der Hauptstiel zeigt augenscheinlich keine Schäden. Die welken Beeren erinnern formmäßig an einen platten Fußball. Ursache dieser physiologischen Störung ist eine Unterversorgung von Kalium während des Reifeprozesses. Bei empfindlichen Sorten können Blattdüngergaben mit dem Nährstoff Kalium bis zu einem gewissen Grad unterstützend wirken.<br />
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=Ausdünnung= <br />
Eine augenscheinlich gute Vitalität im Juni/Juli sollte nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Reben einen überhöhten Ertrag selbst bei ausreichender Wasserversorgung nicht ohne Weiteres verkraften können. Die sichtbaren negativen Auswirkungen treten in der Regel erst im Folgejahr durch schwachen Austrieb und Kümmerwuchs zutage. Bei Überlastung lindern kurzfristige Nährstoffverabreichungen übers Blatt allenfalls bedingt, dies liegt schon in der begrenzten Aufnahmefläche der Blätter begründet. Zuviel kann nicht aufgenommen werden und führt womöglich noch zu Verbrennungen. Insbesondere sollte zur Stiellähmenbekämpfung der Nährstoff Magnesium über die Blätter zugeführt werden. Hingegen macht in überlasteten Anlagen ein beherzter Eingriff zur Ertragskorrektur spätestens dann Sinn, sobald der Wuchs nachlässt und eine Welketracht eintritt. Die tatsächliche Entemenge wird im Vergleich zum Anteil abgeschnittener grüner Trauben geringer reduziert als es auf den ersten Blick scheint, da sich die Beeren der verbleibenden Trauben besser füllen und schwerer werden. Neben verbesserter Weinqualität werden es die Reben im nächsten Frühjahr vor allem durch verbesserte Reservestoffeinlagerung und gleichmäßigen Wuchs danken. Ein gewisser Mehrertrag zum Ausgleich von fehlender Menge aus dem Vorjahr oder durch Hagel in Teilflächen ist zweifellos statthaft, wer damit jedoch übertreibt, schadet den Reben mehr als es der Nutzen rechtfertigt. In gestressten, stark überhangenen Weinbergen gilt: „Weniger und dafür besser“.<br />
Bei einem guten Gescheinsansatz und früher und günstiger Blütewitterung vor allem bei reichtragenden Sorten wie z. B. Dornfelder, Müller-Thurgau und Portugieser in nicht durch Hagel geschädigten Beständen ist oftmals ein überdurchschnittlich hoher Behang an Trauben festzustellen. Eine gewisse blütebedingte Lockerbeerigkeit, etwa bei Dornfelder, soll nicht darüber hinwegtäuschen, dass neben der Beerenzahl pro Traube auch das Beerengewicht und die Anzahl Trauben pro Stock ertragsbestimmend ist. Oftmals sind die Traubengerüste in solchen Jahren deutlich größer. Dies sollte bei visuellen Ertragsschätzungen berücksichtigt werden. Vor allem bei jüngeren Reben gerät die Versorgung der Trauben mit Wasser und Assimilaten in trockenen Jahren rasch ans Limit, aber auch ältere Bestände können nur einen begrenzten Traubenertrag sicher zur vollen Ausreife bringen. Dies gilt auch in frühreifenden Jahren, wenn eine vermeintlich lange Reifeperiode bleibt. Fehlt aber die Assimilationsfläche durch ein unzureichendes Blatt-Frucht-Verhältnis, so bleiben Trauben auf einem unbefriedigenden Reifelevel zurück, die Mostgewichte stagnieren, während geringer behangene Stöcke weiter ausreifen können. Zudem wird bei höheren Erträgen weniger sortentypisches Aroma in den Beeren ausgebildet. <br />
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Je nach Qualitätszielen und Vermarktungswegen müssen beim Ausdünnen Kosten und Aufwand mit späteren Mehrerlösen abgewogen werden, damit die Zusatzarbeit wirtschaftlich bleibt. Wo die Vermarktung von Grundwein mit höheren Kontingenten erfolgt, wird die Bereitschaft zur Ertragsregulierung nicht sehr hoch sein. Die Freude über einen quantitativ reichlichen Jahrgang wird durch die Preisanpassung bei einem hohen Angebot auf dem Markt getrübt.Für Flaschenweinvermarkter und Traubenerzeuger in Genossenschaften oder anderen Erzeugerzusammenschlüssen bieten solche Jahre aber auch die Chance für die Erzeugung von Spitzenqualitäten und Spezialitäten, die in anderen Jahren nur schwer möglich oder mit unvertretbar hohem Aufwand und Risiko verbunden sind. Dies gilt gerade bei internationalen spätreifenden Sorten, bei deren Anbau die Profilierung allein über die Qualität erfolgt. Eine gute jahresbedingte Grundreife bei reduzierten Erträgen und optimalem Gesundheitszustand der Beeren bestimmen letztlich die Traubenqualität im Weinberg. Hohe Grundqualitäten können in durch Hagel oder Verrieselung „ausgedünnten“ Beständen herausgearbeitet werden, was z. B. durch gezielte Auslese hochreifer und gesunder Trauben geschehen kann.<br />
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=Methoden der Ausdünnung=<br />
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Möglichkeiten der Ausdünnung sind: Entfernung von ganzen Trieben mit Trauben (Kümmertriebe, eingekürzte Schnabeltriebe), manuelle Ausdünnung durch Halbierung, das Entfernen ganzer Trauben oder die schlagkräftige Vollernterausdünnung zu Erbsengröße (Anfang Juli), die besonders bei Minimalschittanlagen die einzige wirtschaftliche Methode darstellt. Beim robusten Dornfelder oder lockerbeerigen Spätburgunder-Klonen ist nicht mit stärkerer Fäulnis durch (zu) frühe Ausdünnung zu rechnen, sieht man von Kirschessigfliegenbefall einmal ab. Ansonsten besteht immer auch die Gefahr, dass durch Wahl eines ungünstigen, in der Regel zu frühen Zeitpunktes, der Erfolg geschälert oder gar ins Gegenteil verkehrt wird. Durch Kompensationseffekte (größere Beeren, schwerere Trauben) kann zum Einen ein Mengenausgleich erfolgen. Gerade im Rotweinbereich sind kleinere Beeren bei gleicher Reife qualitativ wertvoller, schon aus Gründen der besseren Farbausbeute kleiner Beeren. Bei kompakten Sorten und Klonen entsteht die Gefahr des Abdrückens an den verbleibenden Trauben mit nachfolgender Fäulnis.<br />
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==Traubenhalbierung==<br />
Die händische Traubenhalbierung hat sich in den letzten Jahren bei der Erzeugung von reifen und gesunden Trauben im Premiumsegment bewährt. Neben der eigentlichen Ertragsreduktion kommt die Maßnahme vor allem der langen Gesunderhaltung der Trauben zugute. Um einen guten Lockerungseffekt zu erzielen, wird die Traube so geschnitten, dass die kompakte Zone beseitigt ist. Das ist je nach Struktur der Traube die Hälfte bis zwei Drittel der Traube. Meist ist es nötig, das kompakte Mittelstück abzuschneiden, so dass der obere Teil der Traube, eventuell mit Schulter, erhalten bleibt. Durch Kompensationseffekte während der weiteren Entwicklung beträgt die Ertragsreduzierung tatsächlich später etwa 40 %. Zur Terminwahl lässt sich sagen, dass je später die Traubenteilung erfolgt, der Kompensationseffekt umso geringer ausfällt. Allerdings nimmt der Arbeitsaufwand deutlich zu. Ein Termin zum Zeitpunkt Traubenschluss ist also zu bevorzugen. Wo die Trauben weniger kompakt sind, kann noch zwei bis drei Wochen gewartet werden, damit der Erfolg der Lockerung nicht durch Kompensation vermindert wird. Beerenverletzungen durch Schnitte sind im grünen Zustand unbedenklich und trocknen ein. Als Werkzeug dient eine spitze Traubenschere. Zudem wird im Handel ein spezielles handliches Hohlmesser (Firma Whailex) angeboten, das nicht die Querteilung, sondern die Längsteilung der Traube ermöglicht. Erfahrungen zum Zeitaufwand und Erfolg liegen hierzu allerdings noch nicht vor. <br />
Bei Dornfelder, Merlot und verschiedener Cabernet-Sorten bietet sich auf Grund der Stiellähme-Neigung besonders das Abschneiden der Traubenspitzen an, dies kann auch noch nach beginnendem Umfärben erfolgen. Kompakten Trauben der Sorten Riesling, Burgunder allgemein, Schwarzriesling, Silvaner, Morio-Muskat oder St. Laurent können statt mit der Schere halbiert, auch durch Abdrehen der Traubenspitze geteilt werden, dafür dürfen sie aber noch nicht weich geworden sein.<br />
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==Ausdünnung ganzer Trauben==<br />
Günstig ist der Zeitpunkt des beginnenden Umfärbens, da sind Trauben mit Reiferückstand gut zu erkennen sind. Bei anhaltender Trockenheit ist etwas vorgezogener Termin zwecks Stockentlastung vorteilhaft. Ein später Termin nach dem Umfärben lockt besonders Kirschessigfliegen an und führt oftmals nicht mehr zu deutlichen Steigerungen. Wichtig sind dabei auch die Auswahlkriterien der zu entfernenden bzw. vorrangig zu belassenen Trauben.<br />
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Vorrangig entfernt werden sollten:<br /><br />
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• Mechanisch geschädigte Trauben, Trauben mit Oidium-/Sauerwurmbefall/ starker Sonnenbrand<br /><br />
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• Trauben mit sichtbarem Reiferückstand (Geiztrauben)<br /><br />
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• Trauben an Kurztrieben (eingekürzte Schnabeltriebe)<br /><br />
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• Besonders kompakte Trauben, sofern nicht halbiert wird<br /><br />
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• Trauben im Stockinneren, die paketartig übereinander hängen<br /><br />
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Vor einer geplanten Ausdünnung sollte eine Ertragsschätzung erfolgen: Hierbei werden circa 20 durchschnittlich große Trauben gewogen und das Durchschnittsgewicht pro Traube bestimmt. Da dieses Jahr die Traubengewichte durch große Trauben und schwere Beeren aber auch durch Verrieselung sehr variieren können, sind Durchschnittstabellenwerte wenig hilfreich. Die Vorgehensweise ist folgendermaßen: An 10 bis 20 Stöcken wird die Traubenzahl gezählt und so der Durchschnittsbehang an Trauben pro Stock ausgerechnet. Über das Gewicht gewogener durchschnittlich entwickelter Trauben lässt sich das Ertragsniveau pro Stock berechnen. Abhängig vom Standraum (Fehlstöcke durch ESCA etc. berücksichtigen!) lässt sich so eine Ertragsbestimmung auf der jeweiligen Fläche vornehmen. Zwischen Reifebeginn und Ernte kann das Traubengewicht noch um 50 bis 100 % zulegen, hierin liegt der größte Unsicherheitsfaktor. Besonders die Wasserversorgung ist für den weiteren Gewichtszuwachs entscheidend. <br />
In wüchsigen Anlagen kann eine frühe Ausdünnung zu vorzeitigen Fäulnisproblemen führen und eine vorgezogene Lese erzwingen. Dies war 2013 und 2016 aufgrund der hohen Spätsommerniederschläge nicht selten der Fall. Vermeidbare Stickstoff-Schübe (z. B. späte Bodenbearbeitung, Einsatz N-haltiger Blattdünger) sollten in diesem Zusammenhang unbedingt unterbleiben.<br />
Verletzungen an reifenden Beeren führen zu Wunden, die leicht von Fäulnispilzen besiedelt werden können. Schon süße Beeren sind besonders gefährdet, daher sollten späte Ertragsreduzierungen oder späte Entblätterungsmaßnahmen sehr schonend durchgeführt werden. Abgeschnittene faule Trauben sollten nicht im Unterstockbereich liegen bleiben, da sich ansonsten ein Potenzial an Fäulniserreger und Essigfliegen aufbauen kann. Wer die Mühe scheut, diese aus der Anlage zu fahren, sollte sie in der Gassenmitte auf der Begrünung mittels Mulcher zerkleinern, die trockenen dann rasch ein. Besonders in der Traubenzone sollten auch die Herlinge oder Geiztrauben entfernt werden, damit sie nicht durch den Vollernter ins Lesegut geraten. Bei schon hohen Erträgen belasten zusätzliche Geiztrauben die Reben, dann ist es ratsam, sie generell abzuschneiden.<br />
Alternativ zur späten Ausdünnung bietet sich eine vorgezogene Teil-Lese von Hand z. B. für Federweißer, Sektgrundwein oder Roseweinen circa 14 Tage vor der Hauptlese an. Lockere und gesunde Trauben bleiben länger hängen und bieten gute Chancen für qualitativ hochreifes Premiumlesegut.<br />
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==Vollernterausdünnung==<br />
In Minimalschnittanlagen im Umstellungsjahr ist die Vollernterausdünnung in den meisten Fällen „Pflicht“, falls nicht exzessive Erträge mit bedenklicher Qualität in Kauf genommen werden. Aber auch bei Normalerziehung weist diese Methode neben der hohen Schlagkraft einige Vorteile auf. So entstehen keine bzw. negative Kompensationseffekte, indem sich die Beeren nicht vergrößern sondern kleiner und dickschaliger bleiben. Das große Problem ist die optimale Steuerung der Ausdünnintensität. Die tatsächliche Ertragsminderung fällt hier höher aus als die „theoretische“ Ertragsminderung in Form der auf dem Boden liegenden Menge an Trauben (-teilen) oder Einzelbeeren. Die Ursache liegt darin, dass ein Teil der verbliebenen Beeren nachträglich abstirbt oder nur sehr eingeschränkt weiterwächst. Vor allem kommt es dazu, dass auch äußerlich unbeschädigte Beeren aufgrund eines (physiologisch nicht geklärten) Schockeffekts einen vorübergehenden Entwicklungsstillstand aufweisen, der nicht nur zu einem physiologischen Entwicklungsrückstand, sondern auch zu einem eingeschränkten weiteren Beerenwachstum führt. Grob geschätzt kann man davon ausgehen, dass die tatsächliche Ertragsminderung um 50 bis 100 % höher ist, als die theoretisch zu erwartende Ertragsminderung. Fixe Vorgaben zur Einstellung der Maschine können daher nicht gemacht werden. Ob die Schüttelfrequenz erhöht oder vermindert werden sollte, muss nach einigen Metern Fahrstrecke anhand des Ergebnisses beurteilt werden. Nur Erfahrung und Fingerspitzengefühl schützen davor, die Zielsetzung grob zu verfehlen. Günstig ist es, einige Reihen mit unterschiedlicher Stärke zu fahren und nach frühestens drei Tagen nach dem Anteil abgeschlagener und gewelkter Traubenteile zu beurteilen, um die Arbeit dann entsprechend fortzusetzen. <br />
Spätestens etwa 14 Tage vor Reifebeginn muss die Vollernterausdünnung durchgeführt werden, da andernfalls von verletzten Beeren ein hohes Botrytisrisiko ausgehen kann. Es sollte nach der Ausdünnung möglichst eine trockene Witterungsphase eintreten. Ein zusätzlicher Schutz durch eine Botrytizidbehandlung in die Traubenzone nach der Vollernterausdünnung kann in manchen Jahren die Traubengesundheit weiter verbessern. <br />
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=Literaturverzeichnis =<br />
Quelle: Gerd Götz, Institut für Weinbau und Oenologie, DLR Rheinpfalz<br /><br />
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Schumann, F. (1998): ''Weinbaulexikon''. Meininger Verlag GmbH, Neustadt an der Weinstraße: 294 Seiten, ISBN 3-87524-131-2.<br />
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[[Kategorie:Betriebswirtschaft]]</div>Schäferhttps://www.vitipendium.de/index.php?title=Ertragsregulierung&diff=15357Ertragsregulierung2018-08-15T12:59:09Z<p>Schäfer: /* Literaturverzeichnis */</p>
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<div>Eine '''Ertragsregulierung''' kann notwendig sein, wenn auf leistungsstarken Standorten bei hochertragsfähigen Rebsorten und Klonen oder in Jahren mit idealen Ertragsvoraussetzungen die gesetzlich zulässigen Hektarhöchsterträge weit überschritten werden. Dabei sollten sowohl die Reduzierung des Ertrages als auch die Sicherung oder Steigerung der Erntegutqualität gleichermaßen angestrebt werden. Langfristig wirksame Methoden, wie die Erweiterung des Standraumes oder ertragsschwächere Klone, werden wohl nur im extremen Einzelfall zur Anwendung kommen. Üblich ist die Ertragsregulierung durch Anpassung der Anschnittstärke sowie direkte Ertragsreduzierung durch Entfernen von Trauben (Ausdünnen, Teilentfruchten). Mengenertragsmindernd wirkt in aller Regel auch das Hinauszögern des Lesetermins, da es zu Fäulnis und Wasserverdunstung durch poröse Beerenhaut kommt (Schumann, F. (1998): ''Weinbaulexikon''. Meininger Verlag GmbH, Neustadt an der Weinstraße: 294 Seiten, ISBN 3-87524-131-2).<br />
<br />
<br />
=Beerenwelke bei Stocküberlastung=<br />
Ein typisches Überlastungssymptom ist die Beerenwelke, dass also Beeren oder ganze Trauben „lahm“ werden und von der Versorgung über den Zuckerstrang (Phloem) abgeschnitten sind. Die betroffenen Beeren bleiben durch Aufkonzentrierung der unreifen Beereninhaltsstoffen sehr säuerlich und bitter. Oft ist dies bei überhangenen Burgundersorten der Fall, die dann auch wenig Farbe ausbilden, die Trauben sind rötlich oder grünlich gefärbt. Aber auch Dunkelfelder, Dornfelder und Zweigeltrebe sind betroffen. Meist sind diese Stöcke dann sehr überhangen und besonders die basalen lockerbeerigen Trauben „stehen ab“. Kompaktere Trauben, welche meist höher am Trieb wachsen, sind meist besser versorgt. Dies sollte bei der Reduktion beachtet werden. Folge der Welke sind „Heidelbeertrauben“, die überwiegend aus Kernen und Hülsen mit nur wenig Saftanteil bestehen. Es entstehen daraus grüne Bitternoten, wie auch bei Stiellähme. Im Vergleich zu Stiellähme hängen die Trauben aber noch fest am Trieb und der Hauptstiel zeigt augenscheinlich keine Schäden. Die welken Beeren erinnern formmäßig an einen platten Fußball. Ursache dieser physiologischen Störung ist eine Unterversorgung von Kalium während des Reifeprozesses. Bei empfindlichen Sorten können Blattdüngergaben mit dem Nährstoff Kalium bis zu einem gewissen Grad unterstützend wirken.<br />
<br />
=Ausdünnung= <br />
Eine augenscheinlich gute Vitalität im Juni/Juli sollte nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Reben einen überhöhten Ertrag selbst bei ausreichender Wasserversorgung nicht ohne Weiteres verkraften können. Die sichtbaren negativen Auswirkungen treten in der Regel erst im Folgejahr durch schwachen Austrieb und Kümmerwuchs zutage. Bei Überlastung lindern kurzfristige Nährstoffverabreichungen übers Blatt allenfalls bedingt, dies liegt schon in der begrenzten Aufnahmefläche der Blätter begründet. Zuviel kann nicht aufgenommen werden und führt womöglich noch zu Verbrennungen. Insbesondere sollte zur Stiellähmenbekämpfung der Nährstoff Magnesium über die Blätter zugeführt werden. Hingegen macht in überlasteten Anlagen ein beherzter Eingriff zur Ertragskorrektur spätestens dann Sinn, sobald der Wuchs nachlässt und eine Welketracht eintritt. Die tatsächliche Entemenge wird im Vergleich zum Anteil abgeschnittener grüner Trauben geringer reduziert als es auf den ersten Blick scheint, da sich die Beeren der verbleibenden Trauben besser füllen und schwerer werden. Neben verbesserter Weinqualität werden es die Reben im nächsten Frühjahr vor allem durch verbesserte Reservestoffeinlagerung und gleichmäßigen Wuchs danken. Ein gewisser Mehrertrag zum Ausgleich von fehlender Menge aus dem Vorjahr oder durch Hagel in Teilflächen ist zweifellos statthaft, wer damit jedoch übertreibt, schadet den Reben mehr als es der Nutzen rechtfertigt. In gestressten, stark überhangenen Weinbergen gilt: „Weniger und dafür besser“.<br />
Bei einem guten Gescheinsansatz und früher und günstiger Blütewitterung vor allem bei reichtragenden Sorten wie z. B. Dornfelder, Müller-Thurgau und Portugieser in nicht durch Hagel geschädigten Beständen ist oftmals ein überdurchschnittlich hoher Behang an Trauben festzustellen. Eine gewisse blütebedingte Lockerbeerigkeit, etwa bei Dornfelder, soll nicht darüber hinwegtäuschen, dass neben der Beerenzahl pro Traube auch das Beerengewicht und die Anzahl Trauben pro Stock ertragsbestimmend ist. Oftmals sind die Traubengerüste in solchen Jahren deutlich größer. Dies sollte bei visuellen Ertragsschätzungen berücksichtigt werden. Vor allem bei jüngeren Reben gerät die Versorgung der Trauben mit Wasser und Assimilaten in trockenen Jahren rasch ans Limit, aber auch ältere Bestände können nur einen begrenzten Traubenertrag sicher zur vollen Ausreife bringen. Dies gilt auch in frühreifenden Jahren, wenn eine vermeintlich lange Reifeperiode bleibt. Fehlt aber die Assimilationsfläche durch ein unzureichendes Blatt-Frucht-Verhältnis, so bleiben Trauben auf einem unbefriedigenden Reifelevel zurück, die Mostgewichte stagnieren, während geringer behangene Stöcke weiter ausreifen können. Zudem wird bei höheren Erträgen weniger sortentypisches Aroma in den Beeren ausgebildet. <br />
<br />
Je nach Qualitätszielen und Vermarktungswegen müssen beim Ausdünnen Kosten und Aufwand mit späteren Mehrerlösen abgewogen werden, damit die Zusatzarbeit wirtschaftlich bleibt. Wo die Vermarktung von Grundwein mit höheren Kontingenten erfolgt, wird die Bereitschaft zur Ertragsregulierung nicht sehr hoch sein. Die Freude über einen quantitativ reichlichen Jahrgang wird durch die Preisanpassung bei einem hohen Angebot auf dem Markt getrübt.Für Flaschenweinvermarkter und Traubenerzeuger in Genossenschaften oder anderen Erzeugerzusammenschlüssen bieten solche Jahre aber auch die Chance für die Erzeugung von Spitzenqualitäten und Spezialitäten, die in anderen Jahren nur schwer möglich oder mit unvertretbar hohem Aufwand und Risiko verbunden sind. Dies gilt gerade bei internationalen spätreifenden Sorten, bei deren Anbau die Profilierung allein über die Qualität erfolgt. Eine gute jahresbedingte Grundreife bei reduzierten Erträgen und optimalem Gesundheitszustand der Beeren bestimmen letztlich die Traubenqualität im Weinberg. Hohe Grundqualitäten können in durch Hagel oder Verrieselung „ausgedünnten“ Beständen herausgearbeitet werden, was z. B. durch gezielte Auslese hochreifer und gesunder Trauben geschehen kann.<br />
<br />
=Methoden der Ausdünnung=<br />
<br />
Möglichkeiten der Ausdünnung sind: Entfernung von ganzen Trieben mit Trauben (Kümmertriebe, eingekürzte Schnabeltriebe), manuelle Ausdünnung durch Halbierung, das Entfernen ganzer Trauben oder die schlagkräftige Vollernterausdünnung zu Erbsengröße (Anfang Juli), die besonders bei Minimalschittanlagen die einzige wirtschaftliche Methode darstellt. Beim robusten Dornfelder oder lockerbeerigen Spätburgunder-Klonen ist nicht mit stärkerer Fäulnis durch (zu) frühe Ausdünnung zu rechnen, sieht man von Kirschessigfliegenbefall einmal ab. Ansonsten besteht immer auch die Gefahr, dass durch Wahl eines ungünstigen, in der Regel zu frühen Zeitpunktes, der Erfolg geschälert oder gar ins Gegenteil verkehrt wird. Durch Kompensationseffekte (größere Beeren, schwerere Trauben) kann zum Einen ein Mengenausgleich erfolgen. Gerade im Rotweinbereich sind kleinere Beeren bei gleicher Reife qualitativ wertvoller, schon aus Gründen der besseren Farbausbeute kleiner Beeren. Bei kompakten Sorten und Klonen entsteht die Gefahr des Abdrückens an den verbleibenden Trauben mit nachfolgender Fäulnis.<br />
<br />
<br />
==Traubenhalbierung==<br />
Die händische Traubenhalbierung hat sich in den letzten Jahren bei der Erzeugung von reifen und gesunden Trauben im Premiumsegment bewährt. Neben der eigentlichen Ertragsreduktion kommt die Maßnahme vor allem der langen Gesunderhaltung der Trauben zugute. Durch die günstigen Blühbedingungen dieses Jahr ist bei kompakten Sorten/Klonen vielfach schon abzusehen, dass es zum Abrücken einzelner Beeren bzw. zur Quetschfäule kommen könnte. Um einen guten Lockerungseffekt zu erzielen, wird die Traube so geschnitten, dass die kompakte Zone beseitigt ist. Das ist je nach Struktur der Traube die Hälfte bis zwei Drittel der Traube. Es ist in der Regel nötig, das kompakte Mittelstück abzuschneiden, so dass der obere Teil der Traube, eventuell mit Schulter, erhalten bleibt. Durch Kompensationseffekte während der weiteren Entwicklung beträgt die Ertragsreduzierung tatsächlich später etwa 40 %. Zur Terminwahl lässt sich sagen, dass je später die Traubenteilung erfolgt, der Kompensationseffekt umso geringer ausfällt. Allerdings nimmt der Arbeitsaufwand aber auch deutlich zu. Ein Termin zum Zeitpunkt Traubenschluss ist also zu bevorzugen. Wo die Trauben weniger kompakt sind, kann noch zwei bis drei Wochen gewartet werden, damit der Erfolg der Lockerung nicht durch Kompensation vermindert wird. Beerenverletzungen durch Schnitte sind im grünen Zustand unbedenklich und trocknen ein. Als Werkzeug dient eine spitze Traubenschere. Zudem wird im Handel ein spezielles handliches Hohlmesser (Firma Whailex) angeboten, das nicht die Querteilung, sondern die Längsteilung der Traube ermöglicht. Erfahrungen zum Zeitaufwand und Erfolg liegen hierzu allerdings noch nicht vor. <br />
Bei Dornfelder, Merlot und verschiedener Cabernet-Sorten bietet sich auf Grund der Stiellähme-Neigung besonders das Abschneiden der Traubenspitzen an, dies kann auch noch nach beginnendem Umfärben erfolgen. Kompakten Trauben der Sorten Riesling, Burgunder allgemein, Schwarzriesling, Silvaner, Morio-Muskat oder St. Laurent können statt mit der Schere halbiert, auch durch Abdrehen der Traubenspitze geteilt werden, dafür dürfen sie aber noch nicht weich geworden sein.<br />
<br />
==Ausdünnung ganzer Trauben==<br />
Günstig ist der Zeitpunkt des beginnenden Umfärbens, da sind Trauben mit Reiferückstand gut zu erkennen sind. Bei anhaltender Trockenheit ist etwas vorgezogener Termin zwecks Stockentlastung vorteilhaft. Ein später Termin nach dem Umfärben lockt besonders Kirschessigfliegen an und führt oftmals nicht mehr zu deutlichen Steigerungen. Wichtig sind dabei auch die Auswahlkriterien der zu entfernenden bzw. vorrangig zu belassenen Trauben.<br />
<br />
Vorrangig entfernt werden sollten:<br /><br />
<br />
• Mechanisch geschädigte Trauben, Trauben mit Oidium-/Sauerwurmbefall/ starker Sonnenbrand<br /><br />
<br />
• Trauben mit sichtbarem Reiferückstand (Geiztrauben)<br /><br />
<br />
• Trauben an Kurztrieben (eingekürzte Schnabeltriebe)<br /><br />
<br />
• Besonders kompakte Trauben, sofern nicht halbiert wird<br /><br />
<br />
• Trauben im Stockinneren, die paketartig übereinander hängen<br /><br />
<br />
<br />
Vor einer geplanten Ausdünnung sollte eine Ertragsschätzung erfolgen: Hierbei werden circa 20 durchschnittlich große Trauben gewogen und das Durchschnittsgewicht pro Traube bestimmt. Da dieses Jahr die Traubengewichte durch große Trauben und schwere Beeren aber auch durch Verrieselung sehr variieren können, sind Durchschnittstabellenwerte wenig hilfreich. Die Vorgehensweise ist folgendermaßen: An 10 bis 20 Stöcken wird die Traubenzahl gezählt und so der Durchschnittsbehang an Trauben pro Stock ausgerechnet. Über das Gewicht gewogener durchschnittlich entwickelter Trauben lässt sich das Ertragsniveau pro Stock berechnen. Abhängig vom Standraum (Fehlstöcke durch ESCA etc. berücksichtigen!) lässt sich so eine Ertragsbestimmung auf der jeweiligen Fläche vornehmen. Zwischen Reifebeginn und Ernte kann das Traubengewicht noch um 50 bis 100 % zulegen, hierin liegt der größte Unsicherheitsfaktor. Besonders die Wasserversorgung ist für den weiteren Gewichtszuwachs entscheidend. <br />
In wüchsigen Anlagen kann eine frühe Ausdünnung zu vorzeitigen Fäulnisproblemen führen und eine vorgezogene Lese erzwingen. Dies war 2013 und 2016 aufgrund der hohen Spätsommerniederschläge nicht selten der Fall. Vermeidbare Stickstoff-Schübe (z. B. späte Bodenbearbeitung, Einsatz N-haltiger Blattdünger) sollten in diesem Zusammenhang unbedingt unterbleiben.<br />
Verletzungen an reifenden Beeren führen zu Wunden, die leicht von Fäulnispilzen besiedelt werden können. Schon süße Beeren sind besonders gefährdet, daher sollten späte Ertragsreduzierungen oder späte Entblätterungsmaßnahmen sehr schonend durchgeführt werden. Abgeschnittene faule Trauben sollten nicht im Unterstockbereich liegen bleiben, da sich ansonsten ein Potenzial an Fäulniserreger und Essigfliegen aufbauen kann. Wer die Mühe scheut, diese aus der Anlage zu fahren, sollte sie in der Gassenmitte auf der Begrünung mittels Mulcher zerkleinern, die trockenen dann rasch ein. Besonders in der Traubenzone sollten auch die Herlinge oder Geiztrauben entfernt werden, damit sie nicht durch den Vollernter ins Lesegut geraten. Bei schon hohen Erträgen belasten zusätzliche Geiztrauben die Reben, dann ist es ratsam, sie generell abzuschneiden.<br />
Alternativ zur späten Ausdünnung bietet sich eine vorgezogene Teil-Lese von Hand z. B. für Federweißer, Sektgrundwein oder Roseweinen circa 14 Tage vor der Hauptlese an. Lockere und gesunde Trauben bleiben länger hängen und bieten gute Chancen für qualitativ hochreifes Premiumlesegut.<br />
<br />
==Vollernterausdünnung==<br />
In Minimalschnittanlagen im Umstellungsjahr ist die Vollernterausdünnung in den meisten Fällen „Pflicht“, falls nicht exzessive Erträge mit bedenklicher Qualität in Kauf genommen werden. Aber auch bei Normalerziehung weist diese Methode neben der hohen Schlagkraft einige Vorteile auf. So entstehen keine bzw. negative Kompensationseffekte, indem sich die Beeren nicht vergrößern sondern kleiner und dickschaliger bleiben. Das große Problem ist die optimale Steuerung der Ausdünnintensität. Die tatsächliche Ertragsminderung fällt hier höher aus als die „theoretische“ Ertragsminderung in Form der auf dem Boden liegenden Menge an Trauben (-teilen) oder Einzelbeeren. Die Ursache liegt darin, dass ein Teil der verbliebenen Beeren nachträglich abstirbt oder nur sehr eingeschränkt weiterwächst. Vor allem kommt es dazu, dass auch äußerlich unbeschädigte Beeren aufgrund eines (physiologisch nicht geklärten) Schockeffekts einen vorübergehenden Entwicklungsstillstand aufweisen, der nicht nur zu einem physiologischen Entwicklungsrückstand, sondern auch zu einem eingeschränkten weiteren Beerenwachstum führt. Grob geschätzt kann man davon ausgehen, dass die tatsächliche Ertragsminderung um 50 bis 100 % höher ist, als die theoretisch zu erwartende Ertragsminderung. Fixe Vorgaben zur Einstellung der Maschine können daher nicht gemacht werden. Ob die Schüttelfrequenz erhöht oder vermindert werden sollte, muss nach einigen Metern Fahrstrecke anhand des Ergebnisses beurteilt werden. Nur Erfahrung und Fingerspitzengefühl schützen davor, die Zielsetzung grob zu verfehlen. Günstig ist es, einige Reihen mit unterschiedlicher Stärke zu fahren und nach frühestens drei Tagen nach dem Anteil abgeschlagener und gewelkter Traubenteile zu beurteilen, um die Arbeit dann entsprechend fortzusetzen. <br />
Spätestens etwa 14 Tage vor Reifebeginn muss die Vollernterausdünnung durchgeführt werden, da andernfalls von verletzten Beeren ein hohes Botrytisrisiko ausgehen kann. Es sollte nach der Ausdünnung möglichst eine trockene Witterungsphase eintreten. Ein zusätzlicher Schutz durch eine Botrytizidbehandlung in die Traubenzone nach der Vollernterausdünnung kann in manchen Jahren die Traubengesundheit weiter verbessern. <br />
<br />
<br />
<br />
=Literaturverzeichnis =<br />
Quelle: Gerd Götz, Institut für Weinbau und Oenologie, DLR Rheinpfalz<br /><br />
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Schumann, F. (1998): ''Weinbaulexikon''. Meininger Verlag GmbH, Neustadt an der Weinstraße: 294 Seiten, ISBN 3-87524-131-2.<br />
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<div>Eine '''Ertragsregulierung''' kann notwendig sein, wenn auf leistungsstarken Standorten bei hochertragsfähigen Rebsorten und Klonen oder in Jahren mit idealen Ertragsvoraussetzungen die gesetzlich zulässigen Hektarhöchsterträge weit überschritten werden. Dabei sollten sowohl die Reduzierung des Ertrages als auch die Sicherung oder Steigerung der Erntegutqualität gleichermaßen angestrebt werden. Langfristig wirksame Methoden, wie die Erweiterung des Standraumes oder ertragsschwächere Klone, werden wohl nur im extremen Einzelfall zur Anwendung kommen. Üblich ist die Ertragsregulierung durch Anpassung der Anschnittstärke sowie direkte Ertragsreduzierung durch Entfernen von Trauben (Ausdünnen, Teilentfruchten). Mengenertragsmindernd wirkt in aller Regel auch das Hinauszögern des Lesetermins, da es zu Fäulnis und Wasserverdunstung durch poröse Beerenhaut kommt (Schumann, F. (1998): ''Weinbaulexikon''. Meininger Verlag GmbH, Neustadt an der Weinstraße: 294 Seiten, ISBN 3-87524-131-2).<br />
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=Beerenwelke bei Stocküberlastung=<br />
Ein typisches Überlastungssymptom ist die Beerenwelke, dass also Beeren oder ganze Trauben „lahm“ werden und von der Versorgung über den Zuckerstrang (Phloem) abgeschnitten sind. Die betroffenen Beeren bleiben durch Aufkonzentrierung der unreifen Beereninhaltsstoffen sehr säuerlich und bitter. Oft ist dies bei überhangenen Burgundersorten der Fall, die dann auch wenig Farbe ausbilden, die Trauben sind rötlich oder grünlich gefärbt. Aber auch Dunkelfelder, Dornfelder und Zweigeltrebe sind betroffen. Meist sind diese Stöcke dann sehr überhangen und besonders die basalen lockerbeerigen Trauben „stehen ab“. Kompaktere Trauben, welche meist höher am Trieb wachsen, sind meist besser versorgt. Dies sollte bei der Reduktion beachtet werden. Folge der Welke sind „Heidelbeertrauben“, die überwiegend aus Kernen und Hülsen mit nur wenig Saftanteil bestehen. Es entstehen daraus grüne Bitternoten, wie auch bei Stiellähme. Im Vergleich zu Stiellähme hängen die Trauben aber noch fest am Trieb und der Hauptstiel zeigt augenscheinlich keine Schäden. Die welken Beeren erinnern formmäßig an einen platten Fußball. Ursache dieser physiologischen Störung ist eine Unterversorgung von Kalium während des Reifeprozesses. Bei empfindlichen Sorten können Blattdüngergaben mit dem Nährstoff Kalium bis zu einem gewissen Grad unterstützend wirken.<br />
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=Ausdünnung= <br />
Eine augenscheinlich gute Vitalität im Juni/Juli sollte nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Reben einen überhöhten Ertrag selbst bei ausreichender Wasserversorgung nicht ohne Weiteres verkraften können. Die sichtbaren negativen Auswirkungen treten in der Regel erst im Folgejahr durch schwachen Austrieb und Kümmerwuchs zutage. Bei Überlastung lindern kurzfristige Nährstoffverabreichungen übers Blatt allenfalls bedingt, dies liegt schon in der begrenzten Aufnahmefläche der Blätter begründet. Zuviel kann nicht aufgenommen werden und führt womöglich noch zu Verbrennungen. Insbesondere sollte zur Stiellähmenbekämpfung der Nährstoff Magnesium über die Blätter zugeführt werden. Hingegen macht in überlasteten Anlagen ein beherzter Eingriff zur Ertragskorrektur spätestens dann Sinn, sobald der Wuchs nachlässt und eine Welketracht eintritt. Die tatsächliche Entemenge wird im Vergleich zum Anteil abgeschnittener grüner Trauben geringer reduziert als es auf den ersten Blick scheint, da sich die Beeren der verbleibenden Trauben besser füllen und schwerer werden. Neben verbesserter Weinqualität werden es die Reben im nächsten Frühjahr vor allem durch verbesserte Reservestoffeinlagerung und gleichmäßigen Wuchs danken. Ein gewisser Mehrertrag zum Ausgleich von fehlender Menge aus dem Vorjahr oder durch Hagel in Teilflächen ist zweifellos statthaft, wer damit jedoch übertreibt, schadet den Reben mehr als es der Nutzen rechtfertigt. In gestressten, stark überhangenen Weinbergen gilt: „Weniger und dafür besser“.<br />
Bei einem guten Gescheinsansatz und früher und günstiger Blütewitterung vor allem bei reichtragenden Sorten wie z. B. Dornfelder, Müller-Thurgau und Portugieser in nicht durch Hagel geschädigten Beständen ist oftmals ein überdurchschnittlich hoher Behang an Trauben festzustellen. Eine gewisse blütebedingte Lockerbeerigkeit, etwa bei Dornfelder, soll nicht darüber hinwegtäuschen, dass neben der Beerenzahl pro Traube auch das Beerengewicht und die Anzahl Trauben pro Stock ertragsbestimmend ist. Oftmals sind die Traubengerüste in solchen Jahren deutlich größer. Dies sollte bei visuellen Ertragsschätzungen berücksichtigt werden. Vor allem bei jüngeren Reben gerät die Versorgung der Trauben mit Wasser und Assimilaten in trockenen Jahren rasch ans Limit, aber auch ältere Bestände können nur einen begrenzten Traubenertrag sicher zur vollen Ausreife bringen. Dies gilt auch in frühreifenden Jahren, wenn eine vermeintlich lange Reifeperiode bleibt. Fehlt aber die Assimilationsfläche durch ein unzureichendes Blatt-Frucht-Verhältnis, so bleiben Trauben auf einem unbefriedigenden Reifelevel zurück, die Mostgewichte stagnieren, während geringer behangene Stöcke weiter ausreifen können. Zudem wird bei höheren Erträgen weniger sortentypisches Aroma in den Beeren ausgebildet. <br />
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Je nach Qualitätszielen und Vermarktungswegen müssen beim Ausdünnen Kosten und Aufwand mit späteren Mehrerlösen abgewogen werden, damit die Zusatzarbeit wirtschaftlich bleibt. Wo die Vermarktung von Grundwein mit höheren Kontingenten erfolgt, wird die Bereitschaft zur Ertragsregulierung nicht sehr hoch sein. Die Freude über einen quantitativ reichlichen Jahrgang wird durch die Preisanpassung bei einem hohen Angebot auf dem Markt getrübt.Für Flaschenweinvermarkter und Traubenerzeuger in Genossenschaften oder anderen Erzeugerzusammenschlüssen bieten solche Jahre aber auch die Chance für die Erzeugung von Spitzenqualitäten und Spezialitäten, die in anderen Jahren nur schwer möglich oder mit unvertretbar hohem Aufwand und Risiko verbunden sind. Dies gilt gerade bei internationalen spätreifenden Sorten, bei deren Anbau die Profilierung allein über die Qualität erfolgt. Eine gute jahresbedingte Grundreife bei reduzierten Erträgen und optimalem Gesundheitszustand der Beeren bestimmen letztlich die Traubenqualität im Weinberg. Hohe Grundqualitäten können in durch Hagel oder Verrieselung „ausgedünnten“ Beständen herausgearbeitet werden, was z. B. durch gezielte Auslese hochreifer und gesunder Trauben geschehen kann.<br />
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=Methoden der Ausdünnung=<br />
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Möglichkeiten der Ausdünnung sind: Entfernung von ganzen Trieben mit Trauben (Kümmertriebe, eingekürzte Schnabeltriebe), manuelle Ausdünnung durch Halbierung, das Entfernen ganzer Trauben oder die schlagkräftige Vollernterausdünnung zu Erbsengröße (Anfang Juli), die besonders bei Minimalschittanlagen die einzige wirtschaftliche Methode darstellt. Beim robusten Dornfelder oder lockerbeerigen Spätburgunder-Klonen ist nicht mit stärkerer Fäulnis durch (zu) frühe Ausdünnung zu rechnen, sieht man von Kirschessigfliegenbefall einmal ab. Ansonsten besteht immer auch die Gefahr, dass durch Wahl eines ungünstigen, in der Regel zu frühen Zeitpunktes, der Erfolg geschälert oder gar ins Gegenteil verkehrt wird. Durch Kompensationseffekte (größere Beeren, schwerere Trauben) kann zum Einen ein Mengenausgleich erfolgen. Gerade im Rotweinbereich sind kleinere Beeren bei gleicher Reife qualitativ wertvoller, schon aus Gründen der besseren Farbausbeute kleiner Beeren. Bei kompakten Sorten und Klonen entsteht die Gefahr des Abdrückens an den verbleibenden Trauben mit nachfolgender Fäulnis.<br />
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==Traubenhalbierung==<br />
Die händische Traubenhalbierung hat sich in den letzten Jahren bei der Erzeugung von reifen und gesunden Trauben im Premiumsegment bewährt. Neben der eigentlichen Ertragsreduktion kommt die Maßnahme vor allem der langen Gesunderhaltung der Trauben zugute. Durch die günstigen Blühbedingungen dieses Jahr ist bei kompakten Sorten/Klonen vielfach schon abzusehen, dass es zum Abrücken einzelner Beeren bzw. zur Quetschfäule kommen könnte. Um einen guten Lockerungseffekt zu erzielen, wird die Traube so geschnitten, dass die kompakte Zone beseitigt ist. Das ist je nach Struktur der Traube die Hälfte bis zwei Drittel der Traube. Es ist in der Regel nötig, das kompakte Mittelstück abzuschneiden, so dass der obere Teil der Traube, eventuell mit Schulter, erhalten bleibt. Durch Kompensationseffekte während der weiteren Entwicklung beträgt die Ertragsreduzierung tatsächlich später etwa 40 %. Zur Terminwahl lässt sich sagen, dass je später die Traubenteilung erfolgt, der Kompensationseffekt umso geringer ausfällt. Allerdings nimmt der Arbeitsaufwand aber auch deutlich zu. Ein Termin zum Zeitpunkt Traubenschluss ist also zu bevorzugen. Wo die Trauben weniger kompakt sind, kann noch zwei bis drei Wochen gewartet werden, damit der Erfolg der Lockerung nicht durch Kompensation vermindert wird. Beerenverletzungen durch Schnitte sind im grünen Zustand unbedenklich und trocknen ein. Als Werkzeug dient eine spitze Traubenschere. Zudem wird im Handel ein spezielles handliches Hohlmesser (Firma Whailex) angeboten, das nicht die Querteilung, sondern die Längsteilung der Traube ermöglicht. Erfahrungen zum Zeitaufwand und Erfolg liegen hierzu allerdings noch nicht vor. <br />
Bei Dornfelder, Merlot und verschiedener Cabernet-Sorten bietet sich auf Grund der Stiellähme-Neigung besonders das Abschneiden der Traubenspitzen an, dies kann auch noch nach beginnendem Umfärben erfolgen. Kompakten Trauben der Sorten Riesling, Burgunder allgemein, Schwarzriesling, Silvaner, Morio-Muskat oder St. Laurent können statt mit der Schere halbiert, auch durch Abdrehen der Traubenspitze geteilt werden, dafür dürfen sie aber noch nicht weich geworden sein.<br />
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==Ausdünnung ganzer Trauben==<br />
Günstig ist der Zeitpunkt des beginnenden Umfärbens, da sind Trauben mit Reiferückstand gut zu erkennen sind. Bei anhaltender Trockenheit ist etwas vorgezogener Termin zwecks Stockentlastung vorteilhaft. Ein später Termin nach dem Umfärben lockt besonders Kirschessigfliegen an und führt oftmals nicht mehr zu deutlichen Steigerungen. Wichtig sind dabei auch die Auswahlkriterien der zu entfernenden bzw. vorrangig zu belassenen Trauben.<br />
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Vorrangig entfernt werden sollten:<br /><br />
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• Mechanisch geschädigte Trauben, Trauben mit Oidium-/Sauerwurmbefall/ starker Sonnenbrand<br /><br />
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• Trauben mit sichtbarem Reiferückstand (Geiztrauben)<br /><br />
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• Trauben an Kurztrieben (eingekürzte Schnabeltriebe)<br /><br />
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• Besonders kompakte Trauben, sofern nicht halbiert wird<br /><br />
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• Trauben im Stockinneren, die paketartig übereinander hängen<br /><br />
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Vor einer geplanten Ausdünnung sollte eine Ertragsschätzung erfolgen: Hierbei werden circa 20 durchschnittlich große Trauben gewogen und das Durchschnittsgewicht pro Traube bestimmt. Da dieses Jahr die Traubengewichte durch große Trauben und schwere Beeren aber auch durch Verrieselung sehr variieren können, sind Durchschnittstabellenwerte wenig hilfreich. Die Vorgehensweise ist folgendermaßen: An 10 bis 20 Stöcken wird die Traubenzahl gezählt und so der Durchschnittsbehang an Trauben pro Stock ausgerechnet. Über das Gewicht gewogener durchschnittlich entwickelter Trauben lässt sich das Ertragsniveau pro Stock berechnen. Abhängig vom Standraum (Fehlstöcke durch ESCA etc. berücksichtigen!) lässt sich so eine Ertragsbestimmung auf der jeweiligen Fläche vornehmen. Zwischen Reifebeginn und Ernte kann das Traubengewicht noch um 50 bis 100 % zulegen, hierin liegt der größte Unsicherheitsfaktor. Besonders die Wasserversorgung ist für den weiteren Gewichtszuwachs entscheidend. <br />
In wüchsigen Anlagen kann eine frühe Ausdünnung zu vorzeitigen Fäulnisproblemen führen und eine vorgezogene Lese erzwingen. Dies war 2013 und 2016 aufgrund der hohen Spätsommerniederschläge nicht selten der Fall. Vermeidbare Stickstoff-Schübe (z. B. späte Bodenbearbeitung, Einsatz N-haltiger Blattdünger) sollten in diesem Zusammenhang unbedingt unterbleiben.<br />
Verletzungen an reifenden Beeren führen zu Wunden, die leicht von Fäulnispilzen besiedelt werden können. Schon süße Beeren sind besonders gefährdet, daher sollten späte Ertragsreduzierungen oder späte Entblätterungsmaßnahmen sehr schonend durchgeführt werden. Abgeschnittene faule Trauben sollten nicht im Unterstockbereich liegen bleiben, da sich ansonsten ein Potenzial an Fäulniserreger und Essigfliegen aufbauen kann. Wer die Mühe scheut, diese aus der Anlage zu fahren, sollte sie in der Gassenmitte auf der Begrünung mittels Mulcher zerkleinern, die trockenen dann rasch ein. Besonders in der Traubenzone sollten auch die Herlinge oder Geiztrauben entfernt werden, damit sie nicht durch den Vollernter ins Lesegut geraten. Bei schon hohen Erträgen belasten zusätzliche Geiztrauben die Reben, dann ist es ratsam, sie generell abzuschneiden.<br />
Alternativ zur späten Ausdünnung bietet sich eine vorgezogene Teil-Lese von Hand z. B. für Federweißer, Sektgrundwein oder Roseweinen circa 14 Tage vor der Hauptlese an. Lockere und gesunde Trauben bleiben länger hängen und bieten gute Chancen für qualitativ hochreifes Premiumlesegut.<br />
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==Vollernterausdünnung==<br />
In Minimalschnittanlagen im Umstellungsjahr ist die Vollernterausdünnung in den meisten Fällen „Pflicht“, falls nicht exzessive Erträge mit bedenklicher Qualität in Kauf genommen werden. Aber auch bei Normalerziehung weist diese Methode neben der hohen Schlagkraft einige Vorteile auf. So entstehen keine bzw. negative Kompensationseffekte, indem sich die Beeren nicht vergrößern sondern kleiner und dickschaliger bleiben. Das große Problem ist die optimale Steuerung der Ausdünnintensität. Die tatsächliche Ertragsminderung fällt hier höher aus als die „theoretische“ Ertragsminderung in Form der auf dem Boden liegenden Menge an Trauben (-teilen) oder Einzelbeeren. Die Ursache liegt darin, dass ein Teil der verbliebenen Beeren nachträglich abstirbt oder nur sehr eingeschränkt weiterwächst. Vor allem kommt es dazu, dass auch äußerlich unbeschädigte Beeren aufgrund eines (physiologisch nicht geklärten) Schockeffekts einen vorübergehenden Entwicklungsstillstand aufweisen, der nicht nur zu einem physiologischen Entwicklungsrückstand, sondern auch zu einem eingeschränkten weiteren Beerenwachstum führt. Grob geschätzt kann man davon ausgehen, dass die tatsächliche Ertragsminderung um 50 bis 100 % höher ist, als die theoretisch zu erwartende Ertragsminderung. Fixe Vorgaben zur Einstellung der Maschine können daher nicht gemacht werden. Ob die Schüttelfrequenz erhöht oder vermindert werden sollte, muss nach einigen Metern Fahrstrecke anhand des Ergebnisses beurteilt werden. Nur Erfahrung und Fingerspitzengefühl schützen davor, die Zielsetzung grob zu verfehlen. Günstig ist es, einige Reihen mit unterschiedlicher Stärke zu fahren und nach frühestens drei Tagen nach dem Anteil abgeschlagener und gewelkter Traubenteile zu beurteilen, um die Arbeit dann entsprechend fortzusetzen. <br />
Spätestens etwa 14 Tage vor Reifebeginn muss die Vollernterausdünnung durchgeführt werden, da andernfalls von verletzten Beeren ein hohes Botrytisrisiko ausgehen kann. Es sollte nach der Ausdünnung möglichst eine trockene Witterungsphase eintreten. Ein zusätzlicher Schutz durch eine Botrytizidbehandlung in die Traubenzone nach der Vollernterausdünnung kann in manchen Jahren die Traubengesundheit weiter verbessern. <br />
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=Literaturverzeichnis =<br />
Quelle: Gerd Götz, Institut für Weinbau und Oenologie, DLR Rheinpfalz<br />
Schumann, F. (1998): ''Weinbaulexikon''. Meininger Verlag GmbH, Neustadt an der Weinstraße: 294 Seiten, ISBN 3-87524-131-2.<br />
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[[Kategorie:Betriebswirtschaft]]</div>Schäferhttps://www.vitipendium.de/index.php?title=Ertragsregulierung&diff=15354Ertragsregulierung2018-08-01T13:09:08Z<p>Schäfer: </p>
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Eine '''Ertragsregulierung''' kann notwendig sein, wenn auf leistungsstarken Standorten bei hochertragsfähigen Rebsorten und Klonen oder in Jahren mit idealen Ertragsvoraussetzungen die gesetzlich zulässigen Hektarhöchsterträge weit überschritten werden. Dabei sollten sowohl die Reduzierung des Ertrages als auch die Sicherung oder Steigerung der Erntegutqualität gleichermaßen angestrebt werden. Langfristig wirksame Methoden, wie die Erweiterung des Standraumes oder ertragsschwächere Klone, werden wohl nur im extremen Einzelfall zur Anwendung kommen. Üblich ist die Ertragsregulierung durch Anpassung der Anschnittstärke sowie direkte Ertragsreduzierung durch Entfernen von Trauben (Ausdünnen, Teilentfruchten). Mengenertragsmindernd wirkt in aller Regel auch das Hinauszögern des Lesetermins, da es zu Fäulnis und Wasserverdunstung durch poröse Beerenhaut kommt (Schumann, F. (1998): ''Weinbaulexikon''. Meininger Verlag GmbH, Neustadt an der Weinstraße: 294 Seiten, ISBN 3-87524-131-2).<br />
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=Beerenwelke bei Stocküberlastung=<br />
Ein typisches Überlastungssymptom ist die Beerenwelke, dass also Beeren oder ganze Trauben „lahm“ werden und von der Versorgung über den Zuckerstrang (Phloem) abgeschnitten sind. Die betroffenen Beeren bleiben durch Aufkonzentrierung der unreifen Beereninhaltsstoffen sehr säuerlich und bitter. Oft ist dies bei überhangenen Burgundersorten der Fall, die dann auch wenig Farbe ausbilden, die Trauben sind rötlich oder grünlich gefärbt. Aber auch Dunkelfelder, Dornfelder und Zweigeltrebe sind betroffen. Meist sind diese Stöcke dann sehr überhangen und besonders die basalen lockerbeerigen Trauben „stehen ab“. Kompaktere Trauben, welche meist höher am Trieb wachsen, sind meist besser versorgt. Dies sollte bei der Reduktion beachtet werden. Folge der Welke sind „Heidelbeertrauben“, die überwiegend aus Kernen und Hülsen mit nur wenig Saftanteil bestehen. Es entstehen daraus grüne Bitternoten, wie auch bei Stiellähme. Im Vergleich zu Stiellähme hängen die Trauben aber noch fest am Trieb und der Hauptstiel zeigt augenscheinlich keine Schäden. Die welken Beeren erinnern formmäßig an einen platten Fußball. Ursache dieser physiologischen Störung ist eine Unterversorgung von Kalium während des Reifeprozesses. Bei empfindlichen Sorten können Blattdüngergaben mit dem Nährstoff Kalium bis zu einem gewissen Grad unterstützend wirken.<br />
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=Ausdünnung= <br />
Eine augenscheinlich gute Vitalität im Juni/Juli sollte nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Reben einen überhöhten Ertrag selbst bei ausreichender Wasserversorgung nicht ohne Weiteres verkraften können. Die sichtbaren negativen Auswirkungen treten in der Regel erst im Folgejahr durch schwachen Austrieb und Kümmerwuchs zutage. Bei Überlastung lindern kurzfristige Nährstoffverabreichungen übers Blatt allenfalls bedingt, dies liegt schon in der begrenzten Aufnahmefläche der Blätter begründet. Zuviel kann nicht aufgenommen werden und führt womöglich noch zu Verbrennungen. Insbesondere sollte zur Stiellähmenbekämpfung der Nährstoff Magnesium über die Blätter zugeführt werden. Hingegen macht in überlasteten Anlagen ein beherzter Eingriff zur Ertragskorrektur spätestens dann Sinn, sobald der Wuchs nachlässt und eine Welketracht eintritt. Die tatsächliche Entemenge wird im Vergleich zum Anteil abgeschnittener grüner Trauben geringer reduziert als es auf den ersten Blick scheint, da sich die Beeren der verbleibenden Trauben besser füllen und schwerer werden. Neben verbesserter Weinqualität werden es die Reben im nächsten Frühjahr vor allem durch verbesserte Reservestoffeinlagerung und gleichmäßigen Wuchs danken. Ein gewisser Mehrertrag zum Ausgleich von fehlender Menge aus dem Vorjahr oder durch Hagel in Teilflächen ist zweifellos statthaft, wer damit jedoch übertreibt, schadet den Reben mehr als es der Nutzen rechtfertigt. In gestressten, stark überhangenen Weinbergen gilt: „Weniger und dafür besser“.<br />
Bei einem guten Gescheinsansatz und früher und günstiger Blütewitterung vor allem bei reichtragenden Sorten wie z. B. Dornfelder, Müller-Thurgau und Portugieser in nicht durch Hagel geschädigten Beständen ist oftmals ein überdurchschnittlich hoher Behang an Trauben festzustellen. Eine gewisse blütebedingte Lockerbeerigkeit, etwa bei Dornfelder, soll nicht darüber hinwegtäuschen, dass neben der Beerenzahl pro Traube auch das Beerengewicht und die Anzahl Trauben pro Stock ertragsbestimmend ist. Oftmals sind die Traubengerüste in solchen Jahren deutlich größer. Dies sollte bei visuellen Ertragsschätzungen berücksichtigt werden. Vor allem bei jüngeren Reben gerät die Versorgung der Trauben mit Wasser und Assimilaten in trockenen Jahren rasch ans Limit, aber auch ältere Bestände können nur einen begrenzten Traubenertrag sicher zur vollen Ausreife bringen. Dies gilt auch in frühreifenden Jahren, wenn eine vermeintlich lange Reifeperiode bleibt. Fehlt aber die Assimilationsfläche durch ein unzureichendes Blatt-Frucht-Verhältnis, so bleiben Trauben auf einem unbefriedigenden Reifelevel zurück, die Mostgewichte stagnieren, während geringer behangene Stöcke weiter ausreifen können. Zudem wird bei höheren Erträgen weniger sortentypisches Aroma in den Beeren ausgebildet. <br />
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Je nach Qualitätszielen und Vermarktungswegen müssen beim Ausdünnen Kosten und Aufwand mit späteren Mehrerlösen abgewogen werden, damit die Zusatzarbeit wirtschaftlich bleibt. Wo die Vermarktung von Grundwein mit höheren Kontingenten erfolgt, wird die Bereitschaft zur Ertragsregulierung nicht sehr hoch sein. Die Freude über einen quantitativ reichlichen Jahrgang wird durch die Preisanpassung bei einem hohen Angebot auf dem Markt getrübt.Für Flaschenweinvermarkter und Traubenerzeuger in Genossenschaften oder anderen Erzeugerzusammenschlüssen bieten solche Jahre aber auch die Chance für die Erzeugung von Spitzenqualitäten und Spezialitäten, die in anderen Jahren nur schwer möglich oder mit unvertretbar hohem Aufwand und Risiko verbunden sind. Dies gilt gerade bei internationalen spätreifenden Sorten, bei deren Anbau die Profilierung allein über die Qualität erfolgt. Eine gute jahresbedingte Grundreife bei reduzierten Erträgen und optimalem Gesundheitszustand der Beeren bestimmen letztlich die Traubenqualität im Weinberg. Hohe Grundqualitäten können in durch Hagel oder Verrieselung „ausgedünnten“ Beständen herausgearbeitet werden, was z. B. durch gezielte Auslese hochreifer und gesunder Trauben geschehen kann.<br />
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=Methoden der Ausdünnung=<br />
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Möglichkeiten der Ausdünnung sind: Entfernung von ganzen Trieben mit Trauben (Kümmertriebe, eingekürzte Schnabeltriebe), manuelle Ausdünnung durch Halbierung, das Entfernen ganzer Trauben oder die schlagkräftige Vollernterausdünnung zu Erbsengröße (Anfang Juli), die besonders bei Minimalschittanlagen die einzige wirtschaftliche Methode darstellt. Beim robusten Dornfelder oder lockerbeerigen Spätburgunder-Klonen ist nicht mit stärkerer Fäulnis durch (zu) frühe Ausdünnung zu rechnen, sieht man von Kirschessigfliegenbefall einmal ab. Ansonsten besteht immer auch die Gefahr, dass durch Wahl eines ungünstigen, in der Regel zu frühen Zeitpunktes, der Erfolg geschälert oder gar ins Gegenteil verkehrt wird. Durch Kompensationseffekte (größere Beeren, schwerere Trauben) kann zum Einen ein Mengenausgleich erfolgen. Gerade im Rotweinbereich sind kleinere Beeren bei gleicher Reife qualitativ wertvoller, schon aus Gründen der besseren Farbausbeute kleiner Beeren. Bei kompakten Sorten und Klonen entsteht die Gefahr des Abdrückens an den verbleibenden Trauben mit nachfolgender Fäulnis.<br />
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=Traubenhalbierung=<br />
Die händische Traubenhalbierung hat sich in den letzten Jahren bei der Erzeugung von reifen und gesunden Trauben im Premiumsegment bewährt. Neben der eigentlichen Ertragsreduktion kommt die Maßnahme vor allem der langen Gesunderhaltung der Trauben zugute. Durch die günstigen Blühbedingungen dieses Jahr ist bei kompakten Sorten/Klonen vielfach schon abzusehen, dass es zum Abrücken einzelner Beeren bzw. zur Quetschfäule kommen könnte. Um einen guten Lockerungseffekt zu erzielen, wird die Traube so geschnitten, dass die kompakte Zone beseitigt ist. Das ist je nach Struktur der Traube die Hälfte bis zwei Drittel der Traube. Es ist in der Regel nötig, das kompakte Mittelstück abzuschneiden, so dass der obere Teil der Traube, eventuell mit Schulter, erhalten bleibt. Durch Kompensationseffekte während der weiteren Entwicklung beträgt die Ertragsreduzierung tatsächlich später etwa 40 %. Zur Terminwahl lässt sich sagen, dass je später die Traubenteilung erfolgt, der Kompensationseffekt umso geringer ausfällt. Allerdings nimmt der Arbeitsaufwand aber auch deutlich zu. Ein Termin zum Zeitpunkt Traubenschluss ist also zu bevorzugen. Wo die Trauben weniger kompakt sind, kann noch zwei bis drei Wochen gewartet werden, damit der Erfolg der Lockerung nicht durch Kompensation vermindert wird. Beerenverletzungen durch Schnitte sind im grünen Zustand unbedenklich und trocknen ein. Als Werkzeug dient eine spitze Traubenschere. Zudem wird im Handel ein spezielles handliches Hohlmesser (Firma Whailex) angeboten, das nicht die Querteilung, sondern die Längsteilung der Traube ermöglicht. Erfahrungen zum Zeitaufwand und Erfolg liegen hierzu allerdings noch nicht vor. <br />
Bei Dornfelder, Merlot und verschiedener Cabernet-Sorten bietet sich auf Grund der Stiellähme-Neigung besonders das Abschneiden der Traubenspitzen an, dies kann auch noch nach beginnendem Umfärben erfolgen. Kompakten Trauben der Sorten Riesling, Burgunder allgemein, Schwarzriesling, Silvaner, Morio-Muskat oder St. Laurent können statt mit der Schere halbiert, auch durch Abdrehen der Traubenspitze geteilt werden, dafür dürfen sie aber noch nicht weich geworden sein.<br />
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=Ausdünnung ganzer Trauben=<br />
Günstig ist der Zeitpunkt des beginnenden Umfärbens, da sind Trauben mit Reiferückstand gut zu erkennen sind. Bei anhaltender Trockenheit ist etwas vorgezogener Termin zwecks Stockentlastung vorteilhaft. Ein später Termin nach dem Umfärben lockt besonders Kirschessigfliegen an und führt oftmals nicht mehr zu deutlichen Steigerungen. Wichtig sind dabei auch die Auswahlkriterien der zu entfernenden bzw. vorrangig zu belassenen Trauben.<br />
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Vorrangig entfernt werden sollten:<br /><br />
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• Mechanisch geschädigte Trauben, Trauben mit Oidium-/Sauerwurmbefall/ starker Sonnenbrand<br /><br />
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• Trauben mit sichtbarem Reiferückstand (Geiztrauben)<br /><br />
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• Trauben an Kurztrieben (eingekürzte Schnabeltriebe)<br /><br />
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• Besonders kompakte Trauben, sofern nicht halbiert wird<br /><br />
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• Trauben im Stockinneren, die paketartig übereinander hängen<br /><br />
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Vor einer geplanten Ausdünnung sollte eine Ertragsschätzung erfolgen: Hierbei werden circa 20 durchschnittlich große Trauben gewogen und das Durchschnittsgewicht pro Traube bestimmt. Da dieses Jahr die Traubengewichte durch große Trauben und schwere Beeren aber auch durch Verrieselung sehr variieren können, sind Durchschnittstabellenwerte wenig hilfreich. Die Vorgehensweise ist folgendermaßen: An 10 bis 20 Stöcken wird die Traubenzahl gezählt und so der Durchschnittsbehang an Trauben pro Stock ausgerechnet. Über das Gewicht gewogener durchschnittlich entwickelter Trauben lässt sich das Ertragsniveau pro Stock berechnen. Abhängig vom Standraum (Fehlstöcke durch ESCA etc. berücksichtigen!) lässt sich so eine Ertragsbestimmung auf der jeweiligen Fläche vornehmen. Zwischen Reifebeginn und Ernte kann das Traubengewicht noch um 50 bis 100 % zulegen, hierin liegt der größte Unsicherheitsfaktor. Besonders die Wasserversorgung ist für den weiteren Gewichtszuwachs entscheidend. <br />
In wüchsigen Anlagen kann eine frühe Ausdünnung zu vorzeitigen Fäulnisproblemen führen und eine vorgezogene Lese erzwingen. Dies war 2013 und 2016 aufgrund der hohen Spätsommerniederschläge nicht selten der Fall. Vermeidbare Stickstoff-Schübe (z. B. späte Bodenbearbeitung, Einsatz N-haltiger Blattdünger) sollten in diesem Zusammenhang unbedingt unterbleiben.<br />
Verletzungen an reifenden Beeren führen zu Wunden, die leicht von Fäulnispilzen besiedelt werden können. Schon süße Beeren sind besonders gefährdet, daher sollten späte Ertragsreduzierungen oder späte Entblätterungsmaßnahmen sehr schonend durchgeführt werden. Abgeschnittene faule Trauben sollten nicht im Unterstockbereich liegen bleiben, da sich ansonsten ein Potenzial an Fäulniserreger und Essigfliegen aufbauen kann. Wer die Mühe scheut, diese aus der Anlage zu fahren, sollte sie in der Gassenmitte auf der Begrünung mittels Mulcher zerkleinern, die trockenen dann rasch ein. Besonders in der Traubenzone sollten auch die Herlinge oder Geiztrauben entfernt werden, damit sie nicht durch den Vollernter ins Lesegut geraten. Bei schon hohen Erträgen belasten zusätzliche Geiztrauben die Reben, dann ist es ratsam, sie generell abzuschneiden.<br />
Alternativ zur späten Ausdünnung bietet sich eine vorgezogene Teil-Lese von Hand z. B. für Federweißer, Sektgrundwein oder Roseweinen circa 14 Tage vor der Hauptlese an. Lockere und gesunde Trauben bleiben länger hängen und bieten gute Chancen für qualitativ hochreifes Premiumlesegut.<br />
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=Vollernterausdünnung=<br />
In Minimalschnittanlagen im Umstellungsjahr ist die Vollernterausdünnung in den meisten Fällen „Pflicht“, falls nicht exzessive Erträge mit bedenklicher Qualität in Kauf genommen werden. Aber auch bei Normalerziehung weist diese Methode neben der hohen Schlagkraft einige Vorteile auf. So entstehen keine bzw. negative Kompensationseffekte, indem sich die Beeren nicht vergrößern sondern kleiner und dickschaliger bleiben. Das große Problem ist die optimale Steuerung der Ausdünnintensität. Die tatsächliche Ertragsminderung fällt hier höher aus als die „theoretische“ Ertragsminderung in Form der auf dem Boden liegenden Menge an Trauben (-teilen) oder Einzelbeeren. Die Ursache liegt darin, dass ein Teil der verbliebenen Beeren nachträglich abstirbt oder nur sehr eingeschränkt weiterwächst. Vor allem kommt es dazu, dass auch äußerlich unbeschädigte Beeren aufgrund eines (physiologisch nicht geklärten) Schockeffekts einen vorübergehenden Entwicklungsstillstand aufweisen, der nicht nur zu einem physiologischen Entwicklungsrückstand, sondern auch zu einem eingeschränkten weiteren Beerenwachstum führt. Grob geschätzt kann man davon ausgehen, dass die tatsächliche Ertragsminderung um 50 bis 100 % höher ist, als die theoretisch zu erwartende Ertragsminderung. Fixe Vorgaben zur Einstellung der Maschine können daher nicht gemacht werden. Ob die Schüttelfrequenz erhöht oder vermindert werden sollte, muss nach einigen Metern Fahrstrecke anhand des Ergebnisses beurteilt werden. Nur Erfahrung und Fingerspitzengefühl schützen davor, die Zielsetzung grob zu verfehlen. Günstig ist es, einige Reihen mit unterschiedlicher Stärke zu fahren und nach frühestens drei Tagen nach dem Anteil abgeschlagener und gewelkter Traubenteile zu beurteilen, um die Arbeit dann entsprechend fortzusetzen. <br />
Spätestens etwa 14 Tage vor Reifebeginn muss die Vollernterausdünnung durchgeführt werden, da andernfalls von verletzten Beeren ein hohes Botrytisrisiko ausgehen kann. Es sollte nach der Ausdünnung möglichst eine trockene Witterungsphase eintreten. Ein zusätzlicher Schutz durch eine Botrytizidbehandlung in die Traubenzone nach der Vollernterausdünnung kann in manchen Jahren die Traubengesundheit weiter verbessern. <br />
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=Literaturverzeichnis =<br />
Quelle: Gerd Götz, Institut für Weinbau und Oenologie, DLR Rheinpfalz<br />
Schumann, F. (1998): ''Weinbaulexikon''. Meininger Verlag GmbH, Neustadt an der Weinstraße: 294 Seiten, ISBN 3-87524-131-2.<br />
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[[Kategorie:Betriebswirtschaft]]</div>Schäferhttps://www.vitipendium.de/index.php?title=Sonnenbrand&diff=15353Sonnenbrand2018-07-17T11:17:39Z<p>Schäfer: /* Versuche mit unterschiedlichen Präparaten */</p>
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<div>Sonnenbrandschäden an Trauben treten seit den 1990er Jahren verstärkt auf. Betrachtet man ältere Weinbauliteratur, so wird ersichtlich, dass das Phänomen nicht neu ist. Bereits von Babo und Kern berichten 1846 von „Trauben, die der Sonne ausgesetzt sind, von verdorbenen und verwelkten Trauben“. <br />
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==Schadbild==<br />
Das Schadbild von Sonnenbrandschäden an Trauben ist abhängig vom phänologischen Entwicklungsstadium. Die Anfälligkeit gegenüber Sonnenbrand ist kurz vor dem Weichwerden der Beeren am größten. Vor Reifebeginn führt der Sonnenbrand zunächst zum „Verbrennen“ scharf begrenzter Bezirke der Beerenhaut. Die Schäden sind anfänglich stecknadelgroß und breiten sich mit zunehmendem Stress schnell weiter aus. Die Schädigung bezieht sich auf die Epidermis und die darunter liegenden parenchymatischen Zellen. Das betroffene Gewebe stirbt ab, verfärbt sich zunächst gelblich, geht allmählich in rotbraun über und fällt nach dem Eintrocknen zusammen. Es entstehen dadurch mehrere Millimeter tiefe Dellen mit unregelmäßigen Umrissen. <br /><br />
Nach Reifebeginn beschränkt sich der Sonnenbrand in der Regel auf die Schädigung der Epidermis, jedoch ohne dass es anschließend zu einem Einfallen von Gewebe und zu einer Dellenbildung kommt. Bei besonders exponierten Trauben trocknen die Beeren in heißen Jahren trotz fortgeschrittenem Reifestadium ein. Das Stielgerüst wird teilweise geschädigt, was zur Unterversorgung der Traube führt (Welkwerden, verminderte Zuckereinlagerung, Reifeverzug). Gegen Ende des Reifeprozesses neigen die Beeren zum rosinenartigen Schrumpfen, weil Wasser durch die rissige Cuticula ungehindert verdunsten kann. Dieses Schadbild wurde im „Jahrhundertsommer“ 2003 verstärkt beobachtet. Kurz vor Lesereife zeigt sich vielfach bei weißen Sorten auf sonnenexponierten Beeren eine auffällige Bräunung bzw. Pigmentierung der Beerenhaut, die jedoch keinen Schaden darstellt.<br />
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[[Datei:sonnenbrandgeschädigteTrauben.JPG|thumb|Sonnenbrandschäden bei Riesling aus dem Jahr 2016]]<br />
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==Vermeidungsstrategien==<br />
Grundsätzlich kann zwischen direkten und indirekten Vermeidungsstrategien unterschieden werden. <br /><br />
===Indirekte Vermeidungsstrategie===<br />
Bei empfindlichen Rebsorten steht die Lagenwahl besonders im Fokus. Bei einer Nord-Süd-Zeilung treten am Nachmittag auf der Westseite die höchsten Temperaturen auf. Entsprechend groß ist die Sonnenbrandgefahr. Kühlere Lagen wie Nordhänge oder Höhenlagen könnten zukünftig eine größere Rolle spielen. Alternative Erziehungssysteme wie Minimalschnitt können in Jahren mit Sonnenbrand Vorteile haben, da ein Teil der Trauben im Stockinneren durch das Laubdach beschattet ist und kaum Sonnenbrandschäden erfährt. In Minimalschnittanlagen sind die Trauben lockerbeeriger und besitzen dickere Beerenhäute . Die geringere Schädigung mit Sonnenbrand von Minimalschnitttrauben kann auf die veränderte Cuticula-Struktur der Beeren zurückgeführt werden. Allerdings muss man sich kritisch fragen, inwieweit diese Erkenntnis eine großflächige Umstellung rechtfertigt.<br />
===Direkte Vermeidungsstrategie===<br />
Durch direkte Vermeidungsstrategien kann der Winzer rasch auf mögliche Sonnenbrandschäden reagieren. Häufig treten die stärksten Schäden in den Anlagen auf, die kurz vor einem Witterungswechsel entblättert werden. Dies konnte in einem Entblätterungsversuch mit der Rebsorte Riesling (Zeilenausrichtung Ost-West, Mußbacher Johannitergarten) im Jahr 2016 bestätigt werden (Petgen, 2017). Die beidseitige Entlaubung der Traubenzone zum Zeitpunkt der Veraison (75 bzw. 100 % Freistellung) führte zu den größten Sonnenbrandschäden. Dieser Termin lag mit dem 22. August unmittelbar vor dem bereits beschriebenen Wetterumschwung. Der geringste Sonnenbrandschaden konnte in der frühen Entlaubungsvariante um die Blüte herum festgestellt werden und belegt nochmals den abhärtenden Effekt der Beeren gegenüber Sonnenbrandschäden. Das besondere in 2016 war der späte Zeitpunkt der Schäden, der nach Reifebeginn festgestellt wurde. Erst mit dem Ende des meteorologischen Sommers Ende August startete der eigentliche Sommer durch. Spitzentemperaturen wurden am Samstag, den 27. August mit Tagesmaximumwerten von 34,8°C (2 m Höhe, Wetterstation Neustadt/W.) erreicht und der Wetterumschwung läutete den goldenen Herbst ein. Bei diesen Lufttemperaturen konnten nach eigenen Messungen an der Beerenoberfläche bis 45°C entstehen. Die Trauben waren demnach schlagartig einer Hitzeperiode ausgesetzt.<br />
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Verzichtet man auf das Freistellen der Trauben, kann dies zu einer geringeren Bildung und Einlagerung typischer Riesling-Aromen wie Citrus, Ananas oder grünem Apfel (Monoterpene wie z.B. 2-Phenylethanol oder ß-Damascenon) führen (MEYERS et al., 2013). Ferner erhöht eine verminderte Freistellung der Traube den Befall durch die Graufäule Botrytis cinerea, was mit Ausnahme weniger Süßweine zu einem generellen Qualitäts- und hohem Ernteverlust führt. Ein Verzicht auf das Freistellen der Trauben ist eher eine für heiße und sonnenreiche Klimate zielführende Maßnahme. Zahleiche Entlaubungsversuche aus der Vergangenheit konnten allerdings für die Mehrzahl der Rieslingflächen in Deutschland belegen, dass eine gewisse Besonnung der Traube zu einem gesunden, aromareichen Lesegut mit nicht zu hohen Säuregehalten führt. Zukünftig sollte die Entblätterungsstrategie darauf ausgerichtet sein, mögliche Sonnenbrandschäden zu dezimieren. Der Entblätterungszeitpunkt sollte so früh als möglich gewählt werden, um eine gewisse Abhärtung der Beeren zu erreichen. Grundsätzlich sollte immer die sonnenabgewandte Seite (Nord- bzw. Ostseite) entblättert werden. Auf ein beidseitiges Freistellen der Traubenzone kann bei empfindlichen Sorten verzichtet werden. Sicherer ist ein zweimaliges moderates Arbeiten als ein einmaliges radikales Freistellen. Ausnahmen gelten bei roten Sorten, die durch den Befall mit der Kirschessigfliege gefährdet sind. Weiterhin kann über höhere Laubwände nachgedacht werden, um eine gegenseitige Beschattung der Rebzeilen herbeizuführen. Dadurch wird allerdings das Mikroklima in der Rebanlage verändert und die weinbaulichen Konsequenzen sind eher nachteilig (schlechtere Belüftung usw.). Der Laubschnitt kann während der kritischen Wachstumsphase etwas hinausgezögert werden, so dass durch den Überhang der Triebe ebenfalls eine Teil-Schattierung erreicht wird. Man sollte den zweiten (oder auch dritten) Laubschnittzeitpunkt nicht nach arbeitswirtschaftlichen Gesichtspunkten, sondern nach dem Witterungsgeschehen planen und durchführen. <br />
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==Sonnenschutz – mit Kalk und Tonerde dem Sonnenbrand an Trauben entgegenwirken==<br />
Eine weitere Möglichkeit stellt der Einsatz bzw. die Applikation von Präparaten dar, welche die Entstehung von Sonnenbrandschäden verhindern sollen und als chemischer oder physikalischer Lichtschutz fungieren. Vielversprechende Ergebnisse aus Australien liegen bereits mit Tonerdepräparaten vor. Die Wirkungsweise dieser auf Kaolinbasis verwendeten Mittel wird auf die Filterung des UV-Lichtes zurückgeführt. Gleichzeitig soll durch den ausgebrachten Belag auf den Trauben die Strahlung reflektiert werden. Vielversprechende Ergebnisse liegen bei Cabernet Sauvignon aus Chile (Lobos, G.A. et al., 2015) bzw. Kalabrien (Brillante et al., 2016) vor. Ein Einsatz von Carnaubawachs und Magnesiumsilikaten im Apfelanbau führt zu einer Filterung von UV- und IR-Licht. Im Obst- und Getreideanbau wird Calciumcarbonat mit gleicher Wirkung appliziert. Ähnliches bewirkt die Anwendung von Pinienöl, welches zusätzlich die obere Blattwachsschicht stärkt. Auch dieses Mittel ist bereits im Apfelanbau etabliert.<br />
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===Versuche mit unterschiedlichen Präparaten===<br />
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Kaolin ist ein natürliches Tonmineral, das zur Herstellung von Papier und Fertigung von Porzellan eingesetzt wird. Es besitzt die Eigenschaft, UV- und IR-Licht zu reflektieren, wodurch die Beerenhauttemperatur durch Sonneneinstrahlung im Vergleich zur unbehandelten Variante weniger stark erhöht werden soll. Das angewendete Mittel Surround® besteht zu 99% aus Kaolin und ist als biologisches Insektizid in der Schweiz zugelassen. Neben einer Wirkung gegen diverse Schädlinge besteht unter anderem eine Empfehlung zum Einsatz (2%ig) gegen die Kirschessigfliege. Erfolgsversprechende Ergebnisse wurden von Daniel (2015) aus der Schweiz an der Rebsorte Spätburgunder generiert. Das Mittel Surround reduzierte den Essigfäulebefall an den Trauben, ebenso war die Flugintensität in der mit Surround behandelten Variante verringert. Eine Zulassung seitens des BVL für eine Anwendung in Deutschland liegt noch nicht vor. Für eine Behandlung gegen den Sonnenbrand wurde im vorliegenden Versuch eine Konzentration von 5% gewählt und mit 550 l/ha Wasser beidseitig mittels Rückenspritze in die Traubenzone ausgebracht. Obwohl sich das Präparat als relativ regenfest erwiesen hat, musste die Behandlung im Jahr 2017 nach Niederschlägen regelmäßig wiederholt werden. In der Zwischenzeit konnte sich ein Präparat mit ähnlicher Zusammensetzung (99% Kaolin) auch auf dem deutschen Markt verbreiten, welches von der Firma Biofa (Cutisan®) als Pflanzenstärkungsmittel vertrieben wird. Bei Applikation von 5% bei 550 l/ha Wasser werden 27,5 kg/ ha benötigt. Das Mittel Gold Dry® der Firma Biolchim ist als Spurennährstoff-Mischdünger zugelassen, das sich aus Siliziumoxid, Bor, Mangan-Sulfat und Zink-Sulfat zusammensetzt. Da eine vergleichbare Benetzung wie bei einer Ausbringung eines reinen Kaolin-Präparates besteht, kann auch hier von einer 5%-igen Anwendung ausgegangen werden. Der „fiMUM-Fruchtkalk“ wird bereits seit einiger Zeit als Blattdünger mit breitem Wirkungsspektrum beworben (Fa. Schneider Verblasetechnik e.K.). Dieser setzt sich zu 74% zusammen aus Calciumhydroxid (Löschkalk) und wirkt in Wasser als Lauge mit einem pH-Wert von etwa 12,6. Nach der Anwendung wird zur Beseitigung des weißen Films eine Reinigung des Sprühgerätes mit Zitronensäure empfohlen. Nachdem sich das Präparat (Applikation 2%-ig mit 550 l Wasser/ ha) als weniger regenfest erwiesen hat, sollte der Belag daher nach Niederschlagsereignissen häufiger erneuert werden.<br />
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Die Applikation beider Präparate erfolgte zwischen dem 26.6. und dem 13.8.2017 mit jeweils sieben Behandlungen. Zum ersten Termin befanden sich die Reben im BBCH-Stadium Erbsengröße, bei dem die Trauben einer erhöhten Sonnenbrandgefährdung ausgesetzt sind. Die letzte Behandlung erfolgte zum Stadium Reifebeginn bzw. Weichwerden der Beeren (ES 81). Die letzten drei Applikationen erfolgten nach der Durchführung der Teilentblätterung zur Veraison. Im Versuch stellte sich heraus, dass das Kaolin im Vergleich zum Fruchtkalk wesentlich beständiger auf der Oberfläche von Blatt und Beere haftete. Um eine Aussage über die Haftung beider Mittel treffen zu können wurden kurz vor der Lese an einzelnen Blättern mit Hilfe des WinDIAS der Bedeckungsgrad ermittelt. Dieser betrug bei den mit Kaolin behandelten Blättern 99%. Die mehrmalige Applikation mit Fruchtkalk konnte die Blätter zu 69% bedecken. Eine genaue Auswertung an den Beeren war aufgrund der rundlich-ovalen Form nicht möglich und konnte nur grob geschätzt werden.<br />
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Erste Ergebnisse mit Kaolin und Kalk<br />
Wie bereits erwähnt traten während des Versuches in 2017 keine Sonnenbrandschäden auf. Dagegen wurde das Auftreten von Botrytis merklich durch die Behandlungen beeinflusst. Alle Entblätterungsmaßnahmen reduzierten wie erwartet den Botrytisbefall an den Trauben. Die frühe Teilentblätterung um die Blüte zeigte wie bereits in den Vorjahren den geringsten, die Kontrolle dagegen den höchsten Befall mit Botrytis. Eine Kombination von Entblätterung plus Kaolin bzw. Kalk verringerte das Auftreten der Traubenfäule, wobei das Mittel Surround die besten Ergebnisse erzielte. Trotz der intensiven Bedeckung beider Präparate auf Trauben und Blätter konnten keine Unterschiede hinsichtlich der Photosyntheseleistung beobachtet werden. Die Mostgewichte schwankten im Bereich von 86° Oe (komplette Freistellung zur Veraison) und 89°Oe (komplette Freistellung zur Veraison + Fruchtkalk). Allerdings sei erwähnt, dass die Applikation beider Mittel nur auf die Traubenzone begrenzt war und die Laubwandzone oberhalb nicht beeinträchtigt wurde.<br />
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Kurz vor der Lese wurde an den Beeren der sogenannte „puncture-test“ mit Hilfe eines Messgerätes (Firm Tech Fruit Firmness2) der Fa. BioWorks, Wamego, USA durchgeführt. Das Messgerät besteht aus einem Drehteller, auf dem die zu messenden Beeren platziert werden. Über einen Schrittmotor wird ein Stempel, an deren Ende eine feine Nadel mit einem Durchmesser von 0,19 mm platziert ist, hoch und runtergefahren. Hierbei wird mit Hilfe einer feinen Nadel die Gewichtskraft zur Durchdringung der Beerenhaut ermittelt. Dadurch erhält man Informationen über die Schalenreife oder über die Fäulnisanfälligkeit der Trauben. Darüber hinaus ist eine Korrelation mit der Beerenhautdicke denkbar. Für die Messung wurden die Trauben nach einem vorgegebenen Entnahmeprotokoll (jeweils an 10 Trauben 10 unverletzte Beeren an unterschiedlichen Positionen der Trauben) entnommen und vermessen. Sowohl die komplett entlaubte Variante (100% Veraison) als auch die Kombination von Entblätterung und Einsatz von Kalk und Kaolin zeigten tendenziell einen erhöhten Eindringwiderstand der Nadel an. Von daher kann angenommen werden, dass sich die Beerenhaut verändert hat. Im Falle eines Auftretens von Sonnenbrandschäden könnten die durchgeführten Maßnahmen möglicherweise Sonnenbrandschäden abmildern.<br />
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Zusammenfassend muss davon ausgegangen werden, dass es zukünftig aufgrund des Klimawandels vermehrt zu Sonnenbrandschäden an den Trauben kommen wird. Der weiter voranschreitende Ozonabbau lässt höhere Strahlungsintensitäten erwarten. Indirekte Vermeidungsstrategien wie Laubwandmanagment können das Risiko von Sonnenbrandschäden reduzieren. Inwieweit die angewendeten Präparate Sonnenbrandschäden vorbeugen können ist noch nicht vollständig erforscht.<br /><br />
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<gallery widths="300"><br />
Datei:BeereKalk.jpg|Bedeckungsgrad von Beeren mit Fruchtkalk<br />
Datei:BlattKalk.jpg|Bedeckungsgrad von Rebblättern mit Fruchtkalk<br />
Datei:BeereKaolin.jpg|Bedeckungsgrad von Beeren mit Kaolin<br />
Datei:BlattKaolin.jpg|Bedeckungsgrad von Rebblättern mit Kaolin<br />
Datei:RebstöckeKalk.JPG|Rebstöcke mit Fruchtkalk behandelt: Der Fruchtkalk wurde jeweils nach Niederschlagsereignissen insgesamt sieben Mal ausgebracht<br />
Datei:RebstöckeKaolin.JPG|Rebstöcke mit Kaolin behandelt: Das Kaolin-Präparat „Surround“ führte zu einer intensiven Bedeckung von Trauben und Blättern und hatte einen deutlichen Effekt auf die Traubengesundheit<br />
</gallery><br />
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==Einzelnachweise==<br />
Quelle Text: Dr. Matthias Petgen und Christine Kleber, DLR Rheinpfalz, Institut für Weinbau und Oenologie<br />
==Literaturverzeichnis==<br />
DANIEL, C. (2015): Bekämpfung von Drosphila suzukii in Reben: Versuchsbericht 2014, FiBL Schweiz<br /><br />
<br />
PETGEN, M.; RAU, M. 2014. Reifereduzierende Maßnahmen. Teil I und II: Wie könnte eine erfolgsversprechende Anpassungsstrategie auf den Klimawandel aussehen, Das Deutsche Weinmagazin 69(09), 21-25 und 69(10) 16-21.<br /><br />
<br />
PETGEN, M. (2017): Brandgefährlich. Sonnenbrand an Trauben – Ursachen und Vermeidungsstrategien. Der Deutsche Weinbau 15, 20-23.<br /><br />
<br />
RUDY, H.; SCHOLTEN, G. 2007. Petrolnote im Riesling entgegenwirken. Der Deutsche Weinbau 62(18), 32-34.<br /><br />
<br />
SACKS, G.L.; GATES, M.J.; FERRY, F.X.; LAVIN, E.H.; KURTZ, A.J.; ACREE, T.E. 2012. Sensory threshold of 1,1,6-trimethyl-1,2-dihydronaphthalene (TDN) and concentrations in young Riesling and non-Riesling Wines. J. Agric. Food Chem. 60(12), 2998–3004.<br /></div>Schäferhttps://www.vitipendium.de/index.php?title=Sonnenbrand&diff=15352Sonnenbrand2018-07-17T11:13:54Z<p>Schäfer: </p>
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<div>Sonnenbrandschäden an Trauben treten seit den 1990er Jahren verstärkt auf. Betrachtet man ältere Weinbauliteratur, so wird ersichtlich, dass das Phänomen nicht neu ist. Bereits von Babo und Kern berichten 1846 von „Trauben, die der Sonne ausgesetzt sind, von verdorbenen und verwelkten Trauben“. <br />
<br />
==Schadbild==<br />
Das Schadbild von Sonnenbrandschäden an Trauben ist abhängig vom phänologischen Entwicklungsstadium. Die Anfälligkeit gegenüber Sonnenbrand ist kurz vor dem Weichwerden der Beeren am größten. Vor Reifebeginn führt der Sonnenbrand zunächst zum „Verbrennen“ scharf begrenzter Bezirke der Beerenhaut. Die Schäden sind anfänglich stecknadelgroß und breiten sich mit zunehmendem Stress schnell weiter aus. Die Schädigung bezieht sich auf die Epidermis und die darunter liegenden parenchymatischen Zellen. Das betroffene Gewebe stirbt ab, verfärbt sich zunächst gelblich, geht allmählich in rotbraun über und fällt nach dem Eintrocknen zusammen. Es entstehen dadurch mehrere Millimeter tiefe Dellen mit unregelmäßigen Umrissen. <br /><br />
Nach Reifebeginn beschränkt sich der Sonnenbrand in der Regel auf die Schädigung der Epidermis, jedoch ohne dass es anschließend zu einem Einfallen von Gewebe und zu einer Dellenbildung kommt. Bei besonders exponierten Trauben trocknen die Beeren in heißen Jahren trotz fortgeschrittenem Reifestadium ein. Das Stielgerüst wird teilweise geschädigt, was zur Unterversorgung der Traube führt (Welkwerden, verminderte Zuckereinlagerung, Reifeverzug). Gegen Ende des Reifeprozesses neigen die Beeren zum rosinenartigen Schrumpfen, weil Wasser durch die rissige Cuticula ungehindert verdunsten kann. Dieses Schadbild wurde im „Jahrhundertsommer“ 2003 verstärkt beobachtet. Kurz vor Lesereife zeigt sich vielfach bei weißen Sorten auf sonnenexponierten Beeren eine auffällige Bräunung bzw. Pigmentierung der Beerenhaut, die jedoch keinen Schaden darstellt.<br />
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[[Datei:sonnenbrandgeschädigteTrauben.JPG|thumb|Sonnenbrandschäden bei Riesling aus dem Jahr 2016]]<br />
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==Vermeidungsstrategien==<br />
Grundsätzlich kann zwischen direkten und indirekten Vermeidungsstrategien unterschieden werden. <br /><br />
===Indirekte Vermeidungsstrategie===<br />
Bei empfindlichen Rebsorten steht die Lagenwahl besonders im Fokus. Bei einer Nord-Süd-Zeilung treten am Nachmittag auf der Westseite die höchsten Temperaturen auf. Entsprechend groß ist die Sonnenbrandgefahr. Kühlere Lagen wie Nordhänge oder Höhenlagen könnten zukünftig eine größere Rolle spielen. Alternative Erziehungssysteme wie Minimalschnitt können in Jahren mit Sonnenbrand Vorteile haben, da ein Teil der Trauben im Stockinneren durch das Laubdach beschattet ist und kaum Sonnenbrandschäden erfährt. In Minimalschnittanlagen sind die Trauben lockerbeeriger und besitzen dickere Beerenhäute . Die geringere Schädigung mit Sonnenbrand von Minimalschnitttrauben kann auf die veränderte Cuticula-Struktur der Beeren zurückgeführt werden. Allerdings muss man sich kritisch fragen, inwieweit diese Erkenntnis eine großflächige Umstellung rechtfertigt.<br />
===Direkte Vermeidungsstrategie===<br />
Durch direkte Vermeidungsstrategien kann der Winzer rasch auf mögliche Sonnenbrandschäden reagieren. Häufig treten die stärksten Schäden in den Anlagen auf, die kurz vor einem Witterungswechsel entblättert werden. Dies konnte in einem Entblätterungsversuch mit der Rebsorte Riesling (Zeilenausrichtung Ost-West, Mußbacher Johannitergarten) im Jahr 2016 bestätigt werden (Petgen, 2017). Die beidseitige Entlaubung der Traubenzone zum Zeitpunkt der Veraison (75 bzw. 100 % Freistellung) führte zu den größten Sonnenbrandschäden. Dieser Termin lag mit dem 22. August unmittelbar vor dem bereits beschriebenen Wetterumschwung. Der geringste Sonnenbrandschaden konnte in der frühen Entlaubungsvariante um die Blüte herum festgestellt werden und belegt nochmals den abhärtenden Effekt der Beeren gegenüber Sonnenbrandschäden. Das besondere in 2016 war der späte Zeitpunkt der Schäden, der nach Reifebeginn festgestellt wurde. Erst mit dem Ende des meteorologischen Sommers Ende August startete der eigentliche Sommer durch. Spitzentemperaturen wurden am Samstag, den 27. August mit Tagesmaximumwerten von 34,8°C (2 m Höhe, Wetterstation Neustadt/W.) erreicht und der Wetterumschwung läutete den goldenen Herbst ein. Bei diesen Lufttemperaturen konnten nach eigenen Messungen an der Beerenoberfläche bis 45°C entstehen. Die Trauben waren demnach schlagartig einer Hitzeperiode ausgesetzt.<br />
<br /><br />
<br />
Verzichtet man auf das Freistellen der Trauben, kann dies zu einer geringeren Bildung und Einlagerung typischer Riesling-Aromen wie Citrus, Ananas oder grünem Apfel (Monoterpene wie z.B. 2-Phenylethanol oder ß-Damascenon) führen (MEYERS et al., 2013). Ferner erhöht eine verminderte Freistellung der Traube den Befall durch die Graufäule Botrytis cinerea, was mit Ausnahme weniger Süßweine zu einem generellen Qualitäts- und hohem Ernteverlust führt. Ein Verzicht auf das Freistellen der Trauben ist eher eine für heiße und sonnenreiche Klimate zielführende Maßnahme. Zahleiche Entlaubungsversuche aus der Vergangenheit konnten allerdings für die Mehrzahl der Rieslingflächen in Deutschland belegen, dass eine gewisse Besonnung der Traube zu einem gesunden, aromareichen Lesegut mit nicht zu hohen Säuregehalten führt. Zukünftig sollte die Entblätterungsstrategie darauf ausgerichtet sein, mögliche Sonnenbrandschäden zu dezimieren. Der Entblätterungszeitpunkt sollte so früh als möglich gewählt werden, um eine gewisse Abhärtung der Beeren zu erreichen. Grundsätzlich sollte immer die sonnenabgewandte Seite (Nord- bzw. Ostseite) entblättert werden. Auf ein beidseitiges Freistellen der Traubenzone kann bei empfindlichen Sorten verzichtet werden. Sicherer ist ein zweimaliges moderates Arbeiten als ein einmaliges radikales Freistellen. Ausnahmen gelten bei roten Sorten, die durch den Befall mit der Kirschessigfliege gefährdet sind. Weiterhin kann über höhere Laubwände nachgedacht werden, um eine gegenseitige Beschattung der Rebzeilen herbeizuführen. Dadurch wird allerdings das Mikroklima in der Rebanlage verändert und die weinbaulichen Konsequenzen sind eher nachteilig (schlechtere Belüftung usw.). Der Laubschnitt kann während der kritischen Wachstumsphase etwas hinausgezögert werden, so dass durch den Überhang der Triebe ebenfalls eine Teil-Schattierung erreicht wird. Man sollte den zweiten (oder auch dritten) Laubschnittzeitpunkt nicht nach arbeitswirtschaftlichen Gesichtspunkten, sondern nach dem Witterungsgeschehen planen und durchführen. <br />
<br />
==Sonnenschutz – mit Kalk und Tonerde dem Sonnenbrand an Trauben entgegenwirken==<br />
Eine weitere Möglichkeit stellt der Einsatz bzw. die Applikation von Präparaten dar, welche die Entstehung von Sonnenbrandschäden verhindern sollen und als chemischer oder physikalischer Lichtschutz fungieren. Vielversprechende Ergebnisse aus Australien liegen bereits mit Tonerdepräparaten vor. Die Wirkungsweise dieser auf Kaolinbasis verwendeten Mittel wird auf die Filterung des UV-Lichtes zurückgeführt. Gleichzeitig soll durch den ausgebrachten Belag auf den Trauben die Strahlung reflektiert werden. Vielversprechende Ergebnisse liegen bei Cabernet Sauvignon aus Chile (Lobos, G.A. et al., 2015) bzw. Kalabrien (Brillante et al., 2016) vor. Ein Einsatz von Carnaubawachs und Magnesiumsilikaten im Apfelanbau führt zu einer Filterung von UV- und IR-Licht. Im Obst- und Getreideanbau wird Calciumcarbonat mit gleicher Wirkung appliziert. Ähnliches bewirkt die Anwendung von Pinienöl, welches zusätzlich die obere Blattwachsschicht stärkt. Auch dieses Mittel ist bereits im Apfelanbau etabliert.<br />
<br />
===Versuche mit unterschiedlichen Präparaten===<br />
<br />
Kaolin ist ein natürliches Tonmineral, das zur Herstellung von Papier und Fertigung von Porzellan eingesetzt wird. Es besitzt die Eigenschaft, UV- und IR-Licht zu reflektieren, wodurch die Beerenhauttemperatur durch Sonneneinstrahlung im Vergleich zur unbehandelten Variante weniger stark erhöht werden soll. Das angewendete Mittel Surround® besteht zu 99% aus Kaolin und ist als biologisches Insektizid in der Schweiz zugelassen. Neben einer Wirkung gegen diverse Schädlinge besteht unter anderem eine Empfehlung zum Einsatz (2%ig) gegen die Kirschessigfliege. Erfolgsversprechende Ergebnisse wurden von Daniel (2015) aus der Schweiz an der Rebsorte Spätburgunder generiert. Das Mittel Surround reduzierte den Essigfäulebefall an den Trauben, ebenso war die Flugintensität in der mit Surround behandelten Variante verringert. Eine Zulassung seitens des BVL für eine Anwendung in Deutschland liegt noch nicht vor. Für eine Behandlung gegen den Sonnenbrand wurde im vorliegenden Versuch eine Konzentration von 5% gewählt und mit 550 l/ha Wasser beidseitig mittels Rückenspritze in die Traubenzone ausgebracht. Obwohl sich das Präparat als relativ regenfest erwiesen hat, musste die Behandlung im Jahr 2017 nach Niederschlägen regelmäßig wiederholt werden. In der Zwischenzeit konnte sich ein Präparat mit ähnlicher Zusammensetzung (99% Kaolin) auch auf dem deutschen Markt verbreiten, welches von der Firma Biofa (Cutisan®) als Pflanzenstärkungsmittel vertrieben wird. Bei Applikation von 5% bei 550 l/ha Wasser werden 27,5 kg/ ha benötigt. Das Mittel Gold Dry® der Firma Biolchim ist als Spurennährstoff-Mischdünger zugelassen, das sich aus Siliziumoxid, Bor, Mangan-Sulfat und Zink-Sulfat zusammensetzt. Da eine vergleichbare Benetzung wie bei einer Ausbringung eines reinen Kaolin-Präparates besteht, kann auch hier von einer 5%-igen Anwendung ausgegangen werden. Der „fiMUM-Fruchtkalk“ wird bereits seit einiger Zeit als Blattdünger mit breitem Wirkungsspektrum beworben (Fa. Schneider Verblasetechnik e.K.). Dieser setzt sich zu 74% zusammen aus Calciumhydroxid (Löschkalk) und wirkt in Wasser als Lauge mit einem pH-Wert von etwa 12,6. Nach der Anwendung wird zur Beseitigung des weißen Films eine Reinigung des Sprühgerätes mit Zitronensäure empfohlen. Nachdem sich das Präparat (Applikation 2%-ig mit 550 l Wasser/ ha) als weniger regenfest erwiesen hat, sollte der Belag daher nach Niederschlagsereignissen häufiger erneuert werden.<br />
<br />
Die Applikation beider Präparate erfolgte zwischen dem 26.6. und dem 13.8.2017 mit jeweils sieben Behandlungen. Zum ersten Termin befanden sich die Reben im BBCH-Stadium Erbsengröße, bei dem die Trauben einer erhöhten Sonnenbrandgefährdung ausgesetzt sind. Die letzte Behandlung erfolgte zum Stadium Reifebeginn bzw. Weichwerden der Beeren (ES 81). Die letzten drei Applikationen erfolgten nach der Durchführung der Teilentblätterung zur Veraison. Im Versuch stellte sich heraus, dass das Kaolin im Vergleich zum Fruchtkalk wesentlich beständiger auf der Oberfläche von Blatt und Beere haftete. Um eine Aussage über die Haftung beider Mittel treffen zu können wurden kurz vor der Lese an einzelnen Blättern mit Hilfe des WinDIAS der Bedeckungsgrad ermittelt. Dieser betrug bei den mit Kaolin behandelten Blättern 99%. Die mehrmalige Applikation mit Fruchtkalk konnte die Blätter zu 69% bedecken. Eine genaue Auswertung an den Beeren war aufgrund der rundlich-ovalen Form nicht möglich und konnte nur grob geschätzt werden.<br />
<br /><br />
<br />
Erste Ergebnisse mit Kaolin und Kalk<br />
Wie bereits erwähnt traten während des Versuches in 2017 keine Sonnenbrandschäden auf. Dagegen wurde das Auftreten von Botrytis merklich durch die Behandlungen beeinflusst. Alle Entblätterungsmaßnahmen reduzierten wie erwartet den Botrytisbefall an den Trauben. Die frühe Teilentblätterung um die Blüte zeigte wie bereits in den Vorjahren den geringsten, die Kontrolle dagegen den höchsten Befall mit Botrytis. Eine Kombination von Entblätterung plus Kaolin bzw. Kalk verringerte das Auftreten der Traubenfäule, wobei das Mittel Surround die besten Ergebnisse erzielte. Trotz der intensiven Bedeckung beider Präparate auf Trauben und Blätter konnten keine Unterschiede hinsichtlich der Photosyntheseleistung beobachtet werden. Die Mostgewichte schwankten im Bereich von 86° Oe (komplette Freistellung zur Veraison) und 89°Oe (komplette Freistellung zur Veraison + Fruchtkalk). Allerdings sei erwähnt, dass die Applikation beider Mittel nur auf die Traubenzone begrenzt war und die Laubwandzone oberhalb nicht beeinträchtigt wurde.<br />
<br /><br />
<br />
Kurz vor der Lese wurde an den Beeren der sogenannte „puncture-test“ mit Hilfe eines Messgerätes (Firm Tech Fruit Firmness2) der Fa. BioWorks, Wamego, USA durchgeführt. Das Messgerät besteht aus einem Drehteller, auf dem die zu messenden Beeren platziert werden. Über einen Schrittmotor wird ein Stempel, an deren Ende eine feine Nadel mit einem Durchmesser von 0,19 mm platziert ist, hoch und runtergefahren. Hierbei wird mit Hilfe einer feinen Nadel die Gewichtskraft zur Durchdringung der Beerenhaut ermittelt. Dadurch erhält man Informationen über die Schalenreife oder über die Fäulnisanfälligkeit der Trauben. Darüber hinaus ist eine Korrelation mit der Beerenhautdicke denkbar. Für die Messung wurden die Trauben nach einem vorgegebenen Entnahmeprotokoll (jeweils an 10 Trauben 10 unverletzte Beeren an unterschiedlichen Positionen der Trauben) entnommen und vermessen. Sowohl die komplett entlaubte Variante (100% Veraison) als auch die Kombination von Entblätterung und Einsatz von Kalk und Kaolin zeigten tendenziell einen erhöhten Eindringwiderstand der Nadel an. Von daher kann angenommen werden, dass sich die Beerenhaut verändert hat. Im Falle eines Auftretens von Sonnenbrandschäden könnten die durchgeführten Maßnahmen möglicherweise Sonnenbrandschäden abmildern.<br />
<br /><br />
<br />
Zusammenfassend muss davon ausgegangen werden, dass es zukünftig aufgrund des Klimawandels vermehrt zu Sonnenbrandschäden an den Trauben kommen wird. Der weiter voranschreitende Ozonabbau lässt höhere Strahlungsintensitäten erwarten. Indirekte Vermeidungsstrategien wie Laubwandmanagment können das Risiko von Sonnenbrandschäden reduzieren. Inwieweit die angewendeten Präparate Sonnenbrandschäden vorbeugen können ist noch nicht vollständig erforscht.<br /><br />
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[[Datei:BeereKalk.jpg|thumb|Bedeckungsgrad von Beeren mit Fruchtkalk]] [[Datei:BlattKalk.jpg|thumb|Bedeckungsgrad von Rebblättern mit Fruchtkalk]]<br />
[[Datei:BeereKaolin.jpg|thumb|Bedeckungsgrad von Beeren mit Kaolin]]<br />
[[Datei:BlattKaolin.jpg|thumb|Bedeckungsgrad von Rebblättern mit Kaolin]]<br />
[[Datei:RebstöckeKalk.JPG|thumb|Rebstöcke mit Fruchtkalk behandelt: Der Fruchtkalk wurde jeweils nach Niederschlagsereignissen insgesamt sieben Mal ausgebracht]]<br />
[[Datei:RebstöckeKaolin.JPG|thumb|Rebstöcke mit Kaolin behandelt: Das Kaolin-Präparat „Surround“ führte zu einer intensiven Bedeckung von Trauben und Blättern und hatte einen deutlichen Effekt auf die Traubengesundheit]]<br />
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==Einzelnachweise==<br />
Quelle Text: Dr. Matthias Petgen und Christine Kleber, DLR Rheinpfalz, Institut für Weinbau und Oenologie<br />
==Literaturverzeichnis==<br />
DANIEL, C. (2015): Bekämpfung von Drosphila suzukii in Reben: Versuchsbericht 2014, FiBL Schweiz<br /><br />
<br />
PETGEN, M.; RAU, M. 2014. Reifereduzierende Maßnahmen. Teil I und II: Wie könnte eine erfolgsversprechende Anpassungsstrategie auf den Klimawandel aussehen, Das Deutsche Weinmagazin 69(09), 21-25 und 69(10) 16-21.<br /><br />
<br />
PETGEN, M. (2017): Brandgefährlich. Sonnenbrand an Trauben – Ursachen und Vermeidungsstrategien. Der Deutsche Weinbau 15, 20-23.<br /><br />
<br />
RUDY, H.; SCHOLTEN, G. 2007. Petrolnote im Riesling entgegenwirken. Der Deutsche Weinbau 62(18), 32-34.<br /><br />
<br />
SACKS, G.L.; GATES, M.J.; FERRY, F.X.; LAVIN, E.H.; KURTZ, A.J.; ACREE, T.E. 2012. Sensory threshold of 1,1,6-trimethyl-1,2-dihydronaphthalene (TDN) and concentrations in young Riesling and non-Riesling Wines. J. Agric. Food Chem. 60(12), 2998–3004.<br /></div>Schäferhttps://www.vitipendium.de/index.php?title=Sonnenbrand&diff=15351Sonnenbrand2018-07-17T11:12:42Z<p>Schäfer: /* Versuche mit unterschiedlichen Präparaten */</p>
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<div>Sonnenbrandschäden an Trauben treten seit den 1990er Jahren verstärkt auf. Betrachtet man ältere Weinbauliteratur, so wird ersichtlich, dass das Phänomen nicht neu ist. Bereits von Babo und Kern berichten 1846 von „Trauben, die der Sonne ausgesetzt sind, von verdorbenen und verwelkten Trauben“. <br />
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==Schadbild==<br />
Das Schadbild von Sonnenbrandschäden an Trauben ist abhängig vom phänologischen Entwicklungsstadium. Die Anfälligkeit gegenüber Sonnenbrand ist kurz vor dem Weichwerden der Beeren am größten. Vor Reifebeginn führt der Sonnenbrand zunächst zum „Verbrennen“ scharf begrenzter Bezirke der Beerenhaut. Die Schäden sind anfänglich stecknadelgroß und breiten sich mit zunehmendem Stress schnell weiter aus. Die Schädigung bezieht sich auf die Epidermis und die darunter liegenden parenchymatischen Zellen. Das betroffene Gewebe stirbt ab, verfärbt sich zunächst gelblich, geht allmählich in rotbraun über und fällt nach dem Eintrocknen zusammen. Es entstehen dadurch mehrere Millimeter tiefe Dellen mit unregelmäßigen Umrissen. <br /><br />
Nach Reifebeginn beschränkt sich der Sonnenbrand in der Regel auf die Schädigung der Epidermis, jedoch ohne dass es anschließend zu einem Einfallen von Gewebe und zu einer Dellenbildung kommt. Bei besonders exponierten Trauben trocknen die Beeren in heißen Jahren trotz fortgeschrittenem Reifestadium ein. Das Stielgerüst wird teilweise geschädigt, was zur Unterversorgung der Traube führt (Welkwerden, verminderte Zuckereinlagerung, Reifeverzug). Gegen Ende des Reifeprozesses neigen die Beeren zum rosinenartigen Schrumpfen, weil Wasser durch die rissige Cuticula ungehindert verdunsten kann. Dieses Schadbild wurde im „Jahrhundertsommer“ 2003 verstärkt beobachtet. Kurz vor Lesereife zeigt sich vielfach bei weißen Sorten auf sonnenexponierten Beeren eine auffällige Bräunung bzw. Pigmentierung der Beerenhaut, die jedoch keinen Schaden darstellt.<br />
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[[Datei:sonnenbrandgeschädigteTrauben.JPG|thumb|Sonnenbrandschäden bei Riesling aus dem Jahr 2016]]<br />
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==Vermeidungsstrategien==<br />
Grundsätzlich kann zwischen direkten und indirekten Vermeidungsstrategien unterschieden werden. <br /><br />
===Indirekte Vermeidungsstrategie===<br />
Bei empfindlichen Rebsorten steht die Lagenwahl besonders im Fokus. Bei einer Nord-Süd-Zeilung treten am Nachmittag auf der Westseite die höchsten Temperaturen auf. Entsprechend groß ist die Sonnenbrandgefahr. Kühlere Lagen wie Nordhänge oder Höhenlagen könnten zukünftig eine größere Rolle spielen. Alternative Erziehungssysteme wie Minimalschnitt können in Jahren mit Sonnenbrand Vorteile haben, da ein Teil der Trauben im Stockinneren durch das Laubdach beschattet ist und kaum Sonnenbrandschäden erfährt. In Minimalschnittanlagen sind die Trauben lockerbeeriger und besitzen dickere Beerenhäute . Die geringere Schädigung mit Sonnenbrand von Minimalschnitttrauben kann auf die veränderte Cuticula-Struktur der Beeren zurückgeführt werden. Allerdings muss man sich kritisch fragen, inwieweit diese Erkenntnis eine großflächige Umstellung rechtfertigt.<br />
===Direkte Vermeidungsstrategie===<br />
Durch direkte Vermeidungsstrategien kann der Winzer rasch auf mögliche Sonnenbrandschäden reagieren. Häufig treten die stärksten Schäden in den Anlagen auf, die kurz vor einem Witterungswechsel entblättert werden. Dies konnte in einem Entblätterungsversuch mit der Rebsorte Riesling (Zeilenausrichtung Ost-West, Mußbacher Johannitergarten) im Jahr 2016 bestätigt werden (Petgen, 2017). Die beidseitige Entlaubung der Traubenzone zum Zeitpunkt der Veraison (75 bzw. 100 % Freistellung) führte zu den größten Sonnenbrandschäden. Dieser Termin lag mit dem 22. August unmittelbar vor dem bereits beschriebenen Wetterumschwung. Der geringste Sonnenbrandschaden konnte in der frühen Entlaubungsvariante um die Blüte herum festgestellt werden und belegt nochmals den abhärtenden Effekt der Beeren gegenüber Sonnenbrandschäden. Das besondere in 2016 war der späte Zeitpunkt der Schäden, der nach Reifebeginn festgestellt wurde. Erst mit dem Ende des meteorologischen Sommers Ende August startete der eigentliche Sommer durch. Spitzentemperaturen wurden am Samstag, den 27. August mit Tagesmaximumwerten von 34,8°C (2 m Höhe, Wetterstation Neustadt/W.) erreicht und der Wetterumschwung läutete den goldenen Herbst ein. Bei diesen Lufttemperaturen konnten nach eigenen Messungen an der Beerenoberfläche bis 45°C entstehen. Die Trauben waren demnach schlagartig einer Hitzeperiode ausgesetzt.<br />
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Verzichtet man auf das Freistellen der Trauben, kann dies zu einer geringeren Bildung und Einlagerung typischer Riesling-Aromen wie Citrus, Ananas oder grünem Apfel (Monoterpene wie z.B. 2-Phenylethanol oder ß-Damascenon) führen (MEYERS et al., 2013). Ferner erhöht eine verminderte Freistellung der Traube den Befall durch die Graufäule Botrytis cinerea, was mit Ausnahme weniger Süßweine zu einem generellen Qualitäts- und hohem Ernteverlust führt. Ein Verzicht auf das Freistellen der Trauben ist eher eine für heiße und sonnenreiche Klimate zielführende Maßnahme. Zahleiche Entlaubungsversuche aus der Vergangenheit konnten allerdings für die Mehrzahl der Rieslingflächen in Deutschland belegen, dass eine gewisse Besonnung der Traube zu einem gesunden, aromareichen Lesegut mit nicht zu hohen Säuregehalten führt. Zukünftig sollte die Entblätterungsstrategie darauf ausgerichtet sein, mögliche Sonnenbrandschäden zu dezimieren. Der Entblätterungszeitpunkt sollte so früh als möglich gewählt werden, um eine gewisse Abhärtung der Beeren zu erreichen. Grundsätzlich sollte immer die sonnenabgewandte Seite (Nord- bzw. Ostseite) entblättert werden. Auf ein beidseitiges Freistellen der Traubenzone kann bei empfindlichen Sorten verzichtet werden. Sicherer ist ein zweimaliges moderates Arbeiten als ein einmaliges radikales Freistellen. Ausnahmen gelten bei roten Sorten, die durch den Befall mit der Kirschessigfliege gefährdet sind. Weiterhin kann über höhere Laubwände nachgedacht werden, um eine gegenseitige Beschattung der Rebzeilen herbeizuführen. Dadurch wird allerdings das Mikroklima in der Rebanlage verändert und die weinbaulichen Konsequenzen sind eher nachteilig (schlechtere Belüftung usw.). Der Laubschnitt kann während der kritischen Wachstumsphase etwas hinausgezögert werden, so dass durch den Überhang der Triebe ebenfalls eine Teil-Schattierung erreicht wird. Man sollte den zweiten (oder auch dritten) Laubschnittzeitpunkt nicht nach arbeitswirtschaftlichen Gesichtspunkten, sondern nach dem Witterungsgeschehen planen und durchführen. <br />
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==Sonnenschutz – mit Kalk und Tonerde dem Sonnenbrand an Trauben entgegenwirken==<br />
Eine weitere Möglichkeit stellt der Einsatz bzw. die Applikation von Präparaten dar, welche die Entstehung von Sonnenbrandschäden verhindern sollen und als chemischer oder physikalischer Lichtschutz fungieren. Vielversprechende Ergebnisse aus Australien liegen bereits mit Tonerdepräparaten vor. Die Wirkungsweise dieser auf Kaolinbasis verwendeten Mittel wird auf die Filterung des UV-Lichtes zurückgeführt. Gleichzeitig soll durch den ausgebrachten Belag auf den Trauben die Strahlung reflektiert werden. Vielversprechende Ergebnisse liegen bei Cabernet Sauvignon aus Chile (Lobos, G.A. et al., 2015) bzw. Kalabrien (Brillante et al., 2016) vor. Ein Einsatz von Carnaubawachs und Magnesiumsilikaten im Apfelanbau führt zu einer Filterung von UV- und IR-Licht. Im Obst- und Getreideanbau wird Calciumcarbonat mit gleicher Wirkung appliziert. Ähnliches bewirkt die Anwendung von Pinienöl, welches zusätzlich die obere Blattwachsschicht stärkt. Auch dieses Mittel ist bereits im Apfelanbau etabliert.<br />
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===Versuche mit unterschiedlichen Präparaten===<br />
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Kaolin ist ein natürliches Tonmineral, das zur Herstellung von Papier und Fertigung von Porzellan eingesetzt wird. Es besitzt die Eigenschaft, UV- und IR-Licht zu reflektieren, wodurch die Beerenhauttemperatur durch Sonneneinstrahlung im Vergleich zur unbehandelten Variante weniger stark erhöht werden soll. Das angewendete Mittel Surround® besteht zu 99% aus Kaolin und ist als biologisches Insektizid in der Schweiz zugelassen. Neben einer Wirkung gegen diverse Schädlinge besteht unter anderem eine Empfehlung zum Einsatz (2%ig) gegen die Kirschessigfliege. Erfolgsversprechende Ergebnisse wurden von Daniel (2015) aus der Schweiz an der Rebsorte Spätburgunder generiert. Das Mittel Surround reduzierte den Essigfäulebefall an den Trauben, ebenso war die Flugintensität in der mit Surround behandelten Variante verringert. Eine Zulassung seitens des BVL für eine Anwendung in Deutschland liegt noch nicht vor. Für eine Behandlung gegen den Sonnenbrand wurde im vorliegenden Versuch eine Konzentration von 5% gewählt und mit 550 l/ha Wasser beidseitig mittels Rückenspritze in die Traubenzone ausgebracht. Obwohl sich das Präparat als relativ regenfest erwiesen hat, musste die Behandlung im Jahr 2017 nach Niederschlägen regelmäßig wiederholt werden. In der Zwischenzeit konnte sich ein Präparat mit ähnlicher Zusammensetzung (99% Kaolin) auch auf dem deutschen Markt verbreiten, welches von der Firma Biofa (Cutisan®) als Pflanzenstärkungsmittel vertrieben wird. Bei Applikation von 5% bei 550 l/ha Wasser werden 27,5 kg/ ha benötigt. Das Mittel Gold Dry® der Firma Biolchim ist als Spurennährstoff-Mischdünger zugelassen, das sich aus Siliziumoxid, Bor, Mangan-Sulfat und Zink-Sulfat zusammensetzt. Da eine vergleichbare Benetzung wie bei einer Ausbringung eines reinen Kaolin-Präparates besteht, kann auch hier von einer 5%-igen Anwendung ausgegangen werden. Der „fiMUM-Fruchtkalk“ wird bereits seit einiger Zeit als Blattdünger mit breitem Wirkungsspektrum beworben (Fa. Schneider Verblasetechnik e.K.). Dieser setzt sich zu 74% zusammen aus Calciumhydroxid (Löschkalk) und wirkt in Wasser als Lauge mit einem pH-Wert von etwa 12,6. Nach der Anwendung wird zur Beseitigung des weißen Films eine Reinigung des Sprühgerätes mit Zitronensäure empfohlen. Nachdem sich das Präparat (Applikation 2%-ig mit 550 l Wasser/ ha) als weniger regenfest erwiesen hat, sollte der Belag daher nach Niederschlagsereignissen häufiger erneuert werden.<br />
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Die Applikation beider Präparate erfolgte zwischen dem 26.6. und dem 13.8.2017 mit jeweils sieben Behandlungen. Zum ersten Termin befanden sich die Reben im BBCH-Stadium Erbsengröße, bei dem die Trauben einer erhöhten Sonnenbrandgefährdung ausgesetzt sind. Die letzte Behandlung erfolgte zum Stadium Reifebeginn bzw. Weichwerden der Beeren (ES 81). Die letzten drei Applikationen erfolgten nach der Durchführung der Teilentblätterung zur Veraison. Im Versuch stellte sich heraus, dass das Kaolin im Vergleich zum Fruchtkalk wesentlich beständiger auf der Oberfläche von Blatt und Beere haftete. Um eine Aussage über die Haftung beider Mittel treffen zu können wurden kurz vor der Lese an einzelnen Blättern mit Hilfe des WinDIAS der Bedeckungsgrad ermittelt. Dieser betrug bei den mit Kaolin behandelten Blättern 99%. Die mehrmalige Applikation mit Fruchtkalk konnte die Blätter zu 69% bedecken. Eine genaue Auswertung an den Beeren war aufgrund der rundlich-ovalen Form nicht möglich und konnte nur grob geschätzt werden.<br />
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Erste Ergebnisse mit Kaolin und Kalk<br />
Wie bereits erwähnt traten während des Versuches in 2017 keine Sonnenbrandschäden auf. Dagegen wurde das Auftreten von Botrytis merklich durch die Behandlungen beeinflusst. Alle Entblätterungsmaßnahmen reduzierten wie erwartet den Botrytisbefall an den Trauben. Die frühe Teilentblätterung um die Blüte zeigte wie bereits in den Vorjahren den geringsten, die Kontrolle dagegen den höchsten Befall mit Botrytis. Eine Kombination von Entblätterung plus Kaolin bzw. Kalk verringerte das Auftreten der Traubenfäule, wobei das Mittel Surround die besten Ergebnisse erzielte. Trotz der intensiven Bedeckung beider Präparate auf Trauben und Blätter konnten keine Unterschiede hinsichtlich der Photosyntheseleistung beobachtet werden. Die Mostgewichte schwankten im Bereich von 86° Oe (komplette Freistellung zur Veraison) und 89°Oe (komplette Freistellung zur Veraison + Fruchtkalk). Allerdings sei erwähnt, dass die Applikation beider Mittel nur auf die Traubenzone begrenzt war und die Laubwandzone oberhalb nicht beeinträchtigt wurde.<br />
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Kurz vor der Lese wurde an den Beeren der sogenannte „puncture-test“ mit Hilfe eines Messgerätes (Firm Tech Fruit Firmness2) der Fa. BioWorks, Wamego, USA durchgeführt. Das Messgerät besteht aus einem Drehteller, auf dem die zu messenden Beeren platziert werden. Über einen Schrittmotor wird ein Stempel, an deren Ende eine feine Nadel mit einem Durchmesser von 0,19 mm platziert ist, hoch und runtergefahren. Hierbei wird mit Hilfe einer feinen Nadel die Gewichtskraft zur Durchdringung der Beerenhaut ermittelt. Dadurch erhält man Informationen über die Schalenreife oder über die Fäulnisanfälligkeit der Trauben. Darüber hinaus ist eine Korrelation mit der Beerenhautdicke denkbar. Für die Messung wurden die Trauben nach einem vorgegebenen Entnahmeprotokoll (jeweils an 10 Trauben 10 unverletzte Beeren an unterschiedlichen Positionen der Trauben) entnommen und vermessen. Sowohl die komplett entlaubte Variante (100% Veraison) als auch die Kombination von Entblätterung und Einsatz von Kalk und Kaolin zeigten tendenziell einen erhöhten Eindringwiderstand der Nadel an. Von daher kann angenommen werden, dass sich die Beerenhaut verändert hat. Im Falle eines Auftretens von Sonnenbrandschäden könnten die durchgeführten Maßnahmen möglicherweise Sonnenbrandschäden abmildern.<br />
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Zusammenfassend muss davon ausgegangen werden, dass es zukünftig aufgrund des Klimawandels vermehrt zu Sonnenbrandschäden an den Trauben kommen wird. Der weiter voranschreitende Ozonabbau lässt höhere Strahlungsintensitäten erwarten. Indirekte Vermeidungsstrategien wie Laubwandmanagment können das Risiko von Sonnenbrandschäden reduzieren. Inwieweit die angewendeten Präparate Sonnenbrandschäden vorbeugen können ist noch nicht vollständig erforscht.<br /><br />
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[[Datei:BeereKalk.jpg|thumb|Bedeckungsgrad von Beeren mit Fruchtkalk]] [[Datei:BlattKalk.jpg|thumb|Bedeckungsgrad von Rebblättern mit Fruchtkalk]]<br />
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[[Datei:BlattKaolin.jpg|thumb|Bedeckungsgrad von Rebblättern mit Kaolin]]<br />
[[Datei:RebstöckeKalk.JPG|thumb|Rebstöcke mit Fruchtkalk behandelt: Der Fruchtkalk wurde jeweils nach Niederschlagsereignissen insgesamt sieben Mal ausgebracht]]<br />
[[Datei:RebstöckeKaolin.JPG|thumb|Rebstöcke mit Kaolin behandelt: Das Kaolin-Präparat „Surround“ führte zu einer intensiven Bedeckung von Trauben und Blättern und hatte einen deutlichen Effekt auf die Traubengesundheit]]<br />
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==Einzelnachweise==<br />
Quelle Text: Dr. Matthias Petgen und Christine Kleber, DLR Rheinpfalz, Institut für Weinbau und Oenologie<br />
==Literaturverzeichnis==<br />
DANIEL, C. (2015): Bekämpfung von Drosphila suzukii in Reben: Versuchsbericht 2014, FiBL Schweiz<br /><br />
<br />
PETGEN, M.; RAU, M. 2014. Reifereduzierende Maßnahmen. Teil I und II: Wie könnte eine erfolgsversprechende Anpassungsstrategie auf den Klimawandel aussehen, Das Deutsche Weinmagazin 69(09), 21-25 und 69(10) 16-21.<br /><br />
<br />
PETGEN, M. (2017): Brandgefährlich. Sonnenbrand an Trauben – Ursachen und Vermeidungsstrategien. Der Deutsche Weinbau 15, 20-23.<br /><br />
<br />
RUDY, H.; SCHOLTEN, G. 2007. Petrolnote im Riesling entgegenwirken. Der Deutsche Weinbau 62(18), 32-34.<br /><br />
<br />
SACKS, G.L.; GATES, M.J.; FERRY, F.X.; LAVIN, E.H.; KURTZ, A.J.; ACREE, T.E. 2012. Sensory threshold of 1,1,6-trimethyl-1,2-dihydronaphthalene (TDN) and concentrations in young Riesling and non-Riesling Wines. J. Agric. Food Chem. 60(12), 2998–3004.<br /></div>Schäferhttps://www.vitipendium.de/index.php?title=Roter_M%C3%BCller-Thurgau&diff=15350Roter Müller-Thurgau2018-07-17T11:06:25Z<p>Schäfer: </p>
<hr />
<div>Die Rebsorte Roter Müller-Thurgau ist seit dem 19. Januar 2018 vom Bundessortenamt saatgutrechtlich zugelassen. Sie wird in der EU-Weinbaukartei mit der Zahlenkennung 870 geführt werden.<br />
#REDIRECT [https://de.wikipedia.org/wiki/Roter_M%C3%BCller-Thurgau Roter Müller-Thurgau]<br />
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==Quelle==<br />
{{Literatur<br />
| Herausgeber=der deutsche weinbau<br />
| Titel=Neue Sorte zugelassen<br />
| Verlag=Meininger Verlag<br />
| Ort=Neustadt an der Weinstraße <br />
| Jahr= Heft 9/2018 <br />
}}<br />
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[[Kategorie:Keltertrauben]]</div>Schäferhttps://www.vitipendium.de/index.php?title=Calardis_Blanc&diff=15349Calardis Blanc2018-07-17T09:25:02Z<p>Schäfer: Die Seite wurde neu angelegt: „#REDIRECT [https://de.wikipedia.org/wiki/Calardis_blanc Calardis Blanc] Kategorie:Keltertrauben“</p>
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<div>#REDIRECT [https://de.wikipedia.org/wiki/Calardis_blanc Calardis Blanc]<br />
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[[Kategorie:Keltertrauben]]</div>Schäferhttps://www.vitipendium.de/index.php?title=Roter_M%C3%BCller-Thurgau&diff=15348Roter Müller-Thurgau2018-07-17T09:22:28Z<p>Schäfer: Die Seite wurde neu angelegt: „Die Rebsorte Roter Müller-Thurgau ist seit dem 19. Januar 2018 vom Bundessortenamt saatgutrechtlich zugelassen. Sie wird in der EU-Weinbaukartei mit der Zahle…“</p>
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<div>Die Rebsorte Roter Müller-Thurgau ist seit dem 19. Januar 2018 vom Bundessortenamt saatgutrechtlich zugelassen. Sie wird in der EU-Weinbaukartei mit der Zahlenkennung 870 geführt werden.<br />
#REDIRECT [https://de.wikipedia.org/wiki/Roter_M%C3%BCller-Thurgau Roter Müller-Thurgau]<br />
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[[Kategorie:Keltertrauben]]</div>Schäferhttps://www.vitipendium.de/index.php?title=Sonnenbrand&diff=15347Sonnenbrand2018-07-03T12:15:17Z<p>Schäfer: /* Versuche mit unterschiedlichen Präparaten */</p>
<hr />
<div>Sonnenbrandschäden an Trauben treten seit den 1990er Jahren verstärkt auf. Betrachtet man ältere Weinbauliteratur, so wird ersichtlich, dass das Phänomen nicht neu ist. Bereits von Babo und Kern berichten 1846 von „Trauben, die der Sonne ausgesetzt sind, von verdorbenen und verwelkten Trauben“. <br />
<br />
==Schadbild==<br />
Das Schadbild von Sonnenbrandschäden an Trauben ist abhängig vom phänologischen Entwicklungsstadium. Die Anfälligkeit gegenüber Sonnenbrand ist kurz vor dem Weichwerden der Beeren am größten. Vor Reifebeginn führt der Sonnenbrand zunächst zum „Verbrennen“ scharf begrenzter Bezirke der Beerenhaut. Die Schäden sind anfänglich stecknadelgroß und breiten sich mit zunehmendem Stress schnell weiter aus. Die Schädigung bezieht sich auf die Epidermis und die darunter liegenden parenchymatischen Zellen. Das betroffene Gewebe stirbt ab, verfärbt sich zunächst gelblich, geht allmählich in rotbraun über und fällt nach dem Eintrocknen zusammen. Es entstehen dadurch mehrere Millimeter tiefe Dellen mit unregelmäßigen Umrissen. <br /><br />
Nach Reifebeginn beschränkt sich der Sonnenbrand in der Regel auf die Schädigung der Epidermis, jedoch ohne dass es anschließend zu einem Einfallen von Gewebe und zu einer Dellenbildung kommt. Bei besonders exponierten Trauben trocknen die Beeren in heißen Jahren trotz fortgeschrittenem Reifestadium ein. Das Stielgerüst wird teilweise geschädigt, was zur Unterversorgung der Traube führt (Welkwerden, verminderte Zuckereinlagerung, Reifeverzug). Gegen Ende des Reifeprozesses neigen die Beeren zum rosinenartigen Schrumpfen, weil Wasser durch die rissige Cuticula ungehindert verdunsten kann. Dieses Schadbild wurde im „Jahrhundertsommer“ 2003 verstärkt beobachtet. Kurz vor Lesereife zeigt sich vielfach bei weißen Sorten auf sonnenexponierten Beeren eine auffällige Bräunung bzw. Pigmentierung der Beerenhaut, die jedoch keinen Schaden darstellt.<br />
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[[Datei:sonnenbrandgeschädigteTrauben.JPG|thumb|Sonnenbrandschäden bei Riesling aus dem Jahr 2016]]<br />
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==Vermeidungsstrategien==<br />
Grundsätzlich kann zwischen direkten und indirekten Vermeidungsstrategien unterschieden werden. <br /><br />
===Indirekte Vermeidungsstrategie===<br />
Bei empfindlichen Rebsorten steht die Lagenwahl besonders im Fokus. Bei einer Nord-Süd-Zeilung treten am Nachmittag auf der Westseite die höchsten Temperaturen auf. Entsprechend groß ist die Sonnenbrandgefahr. Kühlere Lagen wie Nordhänge oder Höhenlagen könnten zukünftig eine größere Rolle spielen. Alternative Erziehungssysteme wie Minimalschnitt können in Jahren mit Sonnenbrand Vorteile haben, da ein Teil der Trauben im Stockinneren durch das Laubdach beschattet ist und kaum Sonnenbrandschäden erfährt. In Minimalschnittanlagen sind die Trauben lockerbeeriger und besitzen dickere Beerenhäute . Die geringere Schädigung mit Sonnenbrand von Minimalschnitttrauben kann auf die veränderte Cuticula-Struktur der Beeren zurückgeführt werden. Allerdings muss man sich kritisch fragen, inwieweit diese Erkenntnis eine großflächige Umstellung rechtfertigt.<br />
===Direkte Vermeidungsstrategie===<br />
Durch direkte Vermeidungsstrategien kann der Winzer rasch auf mögliche Sonnenbrandschäden reagieren. Häufig treten die stärksten Schäden in den Anlagen auf, die kurz vor einem Witterungswechsel entblättert werden. Dies konnte in einem Entblätterungsversuch mit der Rebsorte Riesling (Zeilenausrichtung Ost-West, Mußbacher Johannitergarten) im Jahr 2016 bestätigt werden (Petgen, 2017). Die beidseitige Entlaubung der Traubenzone zum Zeitpunkt der Veraison (75 bzw. 100 % Freistellung) führte zu den größten Sonnenbrandschäden. Dieser Termin lag mit dem 22. August unmittelbar vor dem bereits beschriebenen Wetterumschwung. Der geringste Sonnenbrandschaden konnte in der frühen Entlaubungsvariante um die Blüte herum festgestellt werden und belegt nochmals den abhärtenden Effekt der Beeren gegenüber Sonnenbrandschäden. Das besondere in 2016 war der späte Zeitpunkt der Schäden, der nach Reifebeginn festgestellt wurde. Erst mit dem Ende des meteorologischen Sommers Ende August startete der eigentliche Sommer durch. Spitzentemperaturen wurden am Samstag, den 27. August mit Tagesmaximumwerten von 34,8°C (2 m Höhe, Wetterstation Neustadt/W.) erreicht und der Wetterumschwung läutete den goldenen Herbst ein. Bei diesen Lufttemperaturen konnten nach eigenen Messungen an der Beerenoberfläche bis 45°C entstehen. Die Trauben waren demnach schlagartig einer Hitzeperiode ausgesetzt.<br />
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<br />
Verzichtet man auf das Freistellen der Trauben, kann dies zu einer geringeren Bildung und Einlagerung typischer Riesling-Aromen wie Citrus, Ananas oder grünem Apfel (Monoterpene wie z.B. 2-Phenylethanol oder ß-Damascenon) führen (MEYERS et al., 2013). Ferner erhöht eine verminderte Freistellung der Traube den Befall durch die Graufäule Botrytis cinerea, was mit Ausnahme weniger Süßweine zu einem generellen Qualitäts- und hohem Ernteverlust führt. Ein Verzicht auf das Freistellen der Trauben ist eher eine für heiße und sonnenreiche Klimate zielführende Maßnahme. Zahleiche Entlaubungsversuche aus der Vergangenheit konnten allerdings für die Mehrzahl der Rieslingflächen in Deutschland belegen, dass eine gewisse Besonnung der Traube zu einem gesunden, aromareichen Lesegut mit nicht zu hohen Säuregehalten führt. Zukünftig sollte die Entblätterungsstrategie darauf ausgerichtet sein, mögliche Sonnenbrandschäden zu dezimieren. Der Entblätterungszeitpunkt sollte so früh als möglich gewählt werden, um eine gewisse Abhärtung der Beeren zu erreichen. Grundsätzlich sollte immer die sonnenabgewandte Seite (Nord- bzw. Ostseite) entblättert werden. Auf ein beidseitiges Freistellen der Traubenzone kann bei empfindlichen Sorten verzichtet werden. Sicherer ist ein zweimaliges moderates Arbeiten als ein einmaliges radikales Freistellen. Ausnahmen gelten bei roten Sorten, die durch den Befall mit der Kirschessigfliege gefährdet sind. Weiterhin kann über höhere Laubwände nachgedacht werden, um eine gegenseitige Beschattung der Rebzeilen herbeizuführen. Dadurch wird allerdings das Mikroklima in der Rebanlage verändert und die weinbaulichen Konsequenzen sind eher nachteilig (schlechtere Belüftung usw.). Der Laubschnitt kann während der kritischen Wachstumsphase etwas hinausgezögert werden, so dass durch den Überhang der Triebe ebenfalls eine Teil-Schattierung erreicht wird. Man sollte den zweiten (oder auch dritten) Laubschnittzeitpunkt nicht nach arbeitswirtschaftlichen Gesichtspunkten, sondern nach dem Witterungsgeschehen planen und durchführen. <br />
<br />
==Sonnenschutz – mit Kalk und Tonerde dem Sonnenbrand an Trauben entgegenwirken==<br />
Eine weitere Möglichkeit stellt der Einsatz bzw. die Applikation von Präparaten dar, welche die Entstehung von Sonnenbrandschäden verhindern sollen und als chemischer oder physikalischer Lichtschutz fungieren. Vielversprechende Ergebnisse aus Australien liegen bereits mit Tonerdepräparaten vor. Die Wirkungsweise dieser auf Kaolinbasis verwendeten Mittel wird auf die Filterung des UV-Lichtes zurückgeführt. Gleichzeitig soll durch den ausgebrachten Belag auf den Trauben die Strahlung reflektiert werden. Vielversprechende Ergebnisse liegen bei Cabernet Sauvignon aus Chile (Lobos, G.A. et al., 2015) bzw. Kalabrien (Brillante et al., 2016) vor. Ein Einsatz von Carnaubawachs und Magnesiumsilikaten im Apfelanbau führt zu einer Filterung von UV- und IR-Licht. Im Obst- und Getreideanbau wird Calciumcarbonat mit gleicher Wirkung appliziert. Ähnliches bewirkt die Anwendung von Pinienöl, welches zusätzlich die obere Blattwachsschicht stärkt. Auch dieses Mittel ist bereits im Apfelanbau etabliert.<br />
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===Versuche mit unterschiedlichen Präparaten===<br />
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Kaolin ist ein natürliches Tonmineral, das zur Herstellung von Papier und Fertigung von Porzellan eingesetzt wird. Es besitzt die Eigenschaft, UV- und IR-Licht zu reflektieren, wodurch die Beerenhauttemperatur durch Sonneneinstrahlung im Vergleich zur unbehandelten Variante weniger stark erhöht werden soll. Das angewendete Mittel Surround® besteht zu 99% aus Kaolin und ist als biologisches Insektizid in der Schweiz zugelassen. Neben einer Wirkung gegen diverse Schädlinge besteht unter anderem eine Empfehlung zum Einsatz (2%ig) gegen die Kirschessigfliege. Erfolgsversprechende Ergebnisse wurden von Daniel (2015) aus der Schweiz an der Rebsorte Spätburgunder generiert. Das Mittel Surround reduzierte den Essigfäulebefall an den Trauben, ebenso war die Flugintensität in der mit Surround behandelten Variante verringert. Eine Zulassung seitens des BVL für eine Anwendung in Deutschland liegt noch nicht vor. Für eine Behandlung gegen den Sonnenbrand wurde im vorliegenden Versuch eine Konzentration von 5% gewählt und mit 550 l/ha Wasser beidseitig mittels Rückenspritze in die Traubenzone ausgebracht. Obwohl sich das Präparat als relativ regenfest erwiesen hat, musste die Behandlung im Jahr 2017 nach Niederschlägen regelmäßig wiederholt werden. In der Zwischenzeit konnte sich ein Präparat mit ähnlicher Zusammensetzung (99% Kaolin) auch auf dem deutschen Markt verbreiten, welches von der Firma Biofa (Cutisan®) als Pflanzenstärkungsmittel vertrieben wird. Bei Applikation von 5% bei 550 l/ha Wasser werden 27,5 kg/ ha benötigt. Das Mittel Gold Dry® der Firma Biolchim ist als Spurennährstoff-Mischdünger zugelassen, das sich aus Siliziumoxid, Bor, Mangan-Sulfat und Zink-Sulfat zusammensetzt. Da eine vergleichbare Benetzung wie bei einer Ausbringung eines reinen Kaolin-Präparates besteht, kann auch hier von einer 5%-igen Anwendung ausgegangen werden. Der „fiMUM-Fruchtkalk“ wird bereits seit einiger Zeit als Blattdünger mit breitem Wirkungsspektrum beworben (Fa. Schneider Verblasetechnik e.K.). Dieser setzt sich zu 74% zusammen aus Calciumhydroxid (Löschkalk) und wirkt in Wasser als Lauge mit einem pH-Wert von etwa 12,6. Nach der Anwendung wird zur Beseitigung des weißen Films eine Reinigung des Sprühgerätes mit Zitronensäure empfohlen. Nachdem sich das Präparat (Applikation 2%-ig mit 550 l Wasser/ ha) als weniger regenfest erwiesen hat, sollte der Belag daher nach Niederschlagsereignissen häufiger erneuert werden.<br />
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Die Applikation beider Präparate erfolgte zwischen dem 26.6. und dem 13.8.2017 mit jeweils sieben Behandlungen. Zum ersten Termin befanden sich die Reben im BBCH-Stadium Erbsengröße, bei dem die Trauben einer erhöhten Sonnenbrandgefährdung ausgesetzt sind. Die letzte Behandlung erfolgte zum Stadium Reifebeginn bzw. Weichwerden der Beeren (ES 81). Die letzten drei Applikationen erfolgten nach der Durchführung der Teilentblätterung zur Veraison. Im Versuch stellte sich heraus, dass das Kaolin im Vergleich zum Fruchtkalk wesentlich beständiger auf der Oberfläche von Blatt und Beere haftete. Um eine Aussage über die Haftung beider Mittel treffen zu können wurden kurz vor der Lese an einzelnen Blättern mit Hilfe des WinDIAS der Bedeckungsgrad ermittelt. Dieser betrug bei den mit Kaolin behandelten Blättern 99%. Die mehrmalige Applikation mit Fruchtkalk konnte die Blätter zu 69% bedecken. Eine genaue Auswertung an den Beeren war aufgrund der rundlich-ovalen Form nicht möglich und konnte nur grob geschätzt werden.<br />
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Erste Ergebnisse mit Kaolin und Kalk<br />
Wie bereits erwähnt traten während des Versuches in 2017 keine Sonnenbrandschäden auf. Dagegen wurde das Auftreten von Botrytis merklich durch die Behandlungen beeinflusst. Alle Entblätterungsmaßnahmen reduzierten wie erwartet den Botrytisbefall an den Trauben. Die frühe Teilentblätterung um die Blüte zeigte wie bereits in den Vorjahren den geringsten, die Kontrolle dagegen den höchsten Befall mit Botrytis. Eine Kombination von Entblätterung plus Kaolin bzw. Kalk verringerte das Auftreten der Traubenfäule, wobei das Mittel Surround die besten Ergebnisse erzielte. Trotz der intensiven Bedeckung beider Präparate auf Trauben und Blätter konnten keine Unterschiede hinsichtlich der Photosyntheseleistung beobachtet werden. Die Mostgewichte schwankten im Bereich von 86° Oe (komplette Freistellung zur Veraison) und 89°Oe (komplette Freistellung zur Veraison + Fruchtkalk). Allerdings sei erwähnt, dass die Applikation beider Mittel nur auf die Traubenzone begrenzt war und die Laubwandzone oberhalb nicht beeinträchtigt wurde.<br />
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Kurz vor der Lese wurde an den Beeren der sogenannte „puncture-test“ mit Hilfe eines Messgerätes (Firm Tech Fruit Firmness2) der Fa. BioWorks, Wamego, USA durchgeführt. Das Messgerät besteht aus einem Drehteller, auf dem die zu messenden Beeren platziert werden. Über einen Schrittmotor wird ein Stempel, an deren Ende eine feine Nadel mit einem Durchmesser von 0,19 mm platziert ist, hoch und runtergefahren. Hierbei wird mit Hilfe einer feinen Nadel die Gewichtskraft zur Durchdringung der Beerenhaut ermittelt. Dadurch erhält man Informationen über die Schalenreife oder über die Fäulnisanfälligkeit der Trauben. Darüber hinaus ist eine Korrelation mit der Beerenhautdicke denkbar. Für die Messung wurden die Trauben nach einem vorgegebenen Entnahmeprotokoll (jeweils an 10 Trauben 10 unverletzte Beeren an unterschiedlichen Positionen der Trauben) entnommen und vermessen. Sowohl die komplett entlaubte Variante (100% Veraison) als auch die Kombination von Entblätterung und Einsatz von Kalk und Kaolin zeigten tendenziell einen erhöhten Eindringwiderstand der Nadel an. Von daher kann angenommen werden, dass sich die Beerenhaut verändert hat. Im Falle eines Auftretens von Sonnenbrandschäden könnten die durchgeführten Maßnahmen möglicherweise Sonnenbrandschäden abmildern.<br />
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Zusammenfassend muss davon ausgegangen werden, dass es zukünftig aufgrund des Klimawandels vermehrt zu Sonnenbrandschäden an den Trauben kommen wird. Der weiter voranschreitende Ozonabbau lässt höhere Strahlungsintensitäten erwarten. Indirekte Vermeidungsstrategien wie Laubwandmanagment können das Risiko von Sonnenbrandschäden reduzieren. Inwieweit die angewendeten Präparate Sonnenbrandschäden vorbeugen können ist noch nicht vollständig erforscht.<br /><br />
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[[Datei:BeereKalk.jpg|thumb|Bedeckungsgrad von Beeren mit Fruchtkalk]] [[Datei:BlattKalk.jpg|thumb|Bedeckungsgrad von Rebblättern mit Fruchtkalk]]<br />
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[[Datei:BeereKaolin.jpg|thumb|Bedeckungsgrad von Beeren mit Kaolin]]<br />
[[Datei:BlattKaolin.jpg|thumb|Bedeckungsgrad von Rebblättern mit Kaolin]]<br />
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[[Datei:RebstöckeKalk.JPG|thumb|Rebstöcke mit Fruchtkalk behandelt: Der Fruchtkalk wurde jeweils nach Niederschlagsereignissen insgesamt sieben Mal ausgebracht]]<br />
[[Datei:RebstöckeKaolin.JPG|thumb|Rebstöcke mit Kaolin behandelt: Das Kaolin-Präparat „Surround“ führte zu einer intensiven Bedeckung von Trauben und Blättern und hatte einen deutlichen Effekt auf die Traubengesundheit]]<br />
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==Einzelnachweise==<br />
Quelle Text: Dr. Matthias Petgen und Christine Kleber, DLR Rheinpfalz, Institut für Weinbau und Oenologie<br />
==Literaturverzeichnis==<br />
DANIEL, C. (2015): Bekämpfung von Drosphila suzukii in Reben: Versuchsbericht 2014, FiBL Schweiz<br /><br />
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PETGEN, M.; RAU, M. 2014. Reifereduzierende Maßnahmen. Teil I und II: Wie könnte eine erfolgsversprechende Anpassungsstrategie auf den Klimawandel aussehen, Das Deutsche Weinmagazin 69(09), 21-25 und 69(10) 16-21.<br /><br />
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PETGEN, M. (2017): Brandgefährlich. Sonnenbrand an Trauben – Ursachen und Vermeidungsstrategien. Der Deutsche Weinbau 15, 20-23.<br /><br />
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RUDY, H.; SCHOLTEN, G. 2007. Petrolnote im Riesling entgegenwirken. Der Deutsche Weinbau 62(18), 32-34.<br /><br />
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SACKS, G.L.; GATES, M.J.; FERRY, F.X.; LAVIN, E.H.; KURTZ, A.J.; ACREE, T.E. 2012. Sensory threshold of 1,1,6-trimethyl-1,2-dihydronaphthalene (TDN) and concentrations in young Riesling and non-Riesling Wines. J. Agric. Food Chem. 60(12), 2998–3004.<br /></div>Schäferhttps://www.vitipendium.de/index.php?title=Sonnenbrand&diff=15346Sonnenbrand2018-07-03T12:14:03Z<p>Schäfer: /* Versuche mit unterschiedlichen Präparaten */</p>
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<div>Sonnenbrandschäden an Trauben treten seit den 1990er Jahren verstärkt auf. Betrachtet man ältere Weinbauliteratur, so wird ersichtlich, dass das Phänomen nicht neu ist. Bereits von Babo und Kern berichten 1846 von „Trauben, die der Sonne ausgesetzt sind, von verdorbenen und verwelkten Trauben“. <br />
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==Schadbild==<br />
Das Schadbild von Sonnenbrandschäden an Trauben ist abhängig vom phänologischen Entwicklungsstadium. Die Anfälligkeit gegenüber Sonnenbrand ist kurz vor dem Weichwerden der Beeren am größten. Vor Reifebeginn führt der Sonnenbrand zunächst zum „Verbrennen“ scharf begrenzter Bezirke der Beerenhaut. Die Schäden sind anfänglich stecknadelgroß und breiten sich mit zunehmendem Stress schnell weiter aus. Die Schädigung bezieht sich auf die Epidermis und die darunter liegenden parenchymatischen Zellen. Das betroffene Gewebe stirbt ab, verfärbt sich zunächst gelblich, geht allmählich in rotbraun über und fällt nach dem Eintrocknen zusammen. Es entstehen dadurch mehrere Millimeter tiefe Dellen mit unregelmäßigen Umrissen. <br /><br />
Nach Reifebeginn beschränkt sich der Sonnenbrand in der Regel auf die Schädigung der Epidermis, jedoch ohne dass es anschließend zu einem Einfallen von Gewebe und zu einer Dellenbildung kommt. Bei besonders exponierten Trauben trocknen die Beeren in heißen Jahren trotz fortgeschrittenem Reifestadium ein. Das Stielgerüst wird teilweise geschädigt, was zur Unterversorgung der Traube führt (Welkwerden, verminderte Zuckereinlagerung, Reifeverzug). Gegen Ende des Reifeprozesses neigen die Beeren zum rosinenartigen Schrumpfen, weil Wasser durch die rissige Cuticula ungehindert verdunsten kann. Dieses Schadbild wurde im „Jahrhundertsommer“ 2003 verstärkt beobachtet. Kurz vor Lesereife zeigt sich vielfach bei weißen Sorten auf sonnenexponierten Beeren eine auffällige Bräunung bzw. Pigmentierung der Beerenhaut, die jedoch keinen Schaden darstellt.<br />
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[[Datei:sonnenbrandgeschädigteTrauben.JPG|thumb|Sonnenbrandschäden bei Riesling aus dem Jahr 2016]]<br />
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==Vermeidungsstrategien==<br />
Grundsätzlich kann zwischen direkten und indirekten Vermeidungsstrategien unterschieden werden. <br /><br />
===Indirekte Vermeidungsstrategie===<br />
Bei empfindlichen Rebsorten steht die Lagenwahl besonders im Fokus. Bei einer Nord-Süd-Zeilung treten am Nachmittag auf der Westseite die höchsten Temperaturen auf. Entsprechend groß ist die Sonnenbrandgefahr. Kühlere Lagen wie Nordhänge oder Höhenlagen könnten zukünftig eine größere Rolle spielen. Alternative Erziehungssysteme wie Minimalschnitt können in Jahren mit Sonnenbrand Vorteile haben, da ein Teil der Trauben im Stockinneren durch das Laubdach beschattet ist und kaum Sonnenbrandschäden erfährt. In Minimalschnittanlagen sind die Trauben lockerbeeriger und besitzen dickere Beerenhäute . Die geringere Schädigung mit Sonnenbrand von Minimalschnitttrauben kann auf die veränderte Cuticula-Struktur der Beeren zurückgeführt werden. Allerdings muss man sich kritisch fragen, inwieweit diese Erkenntnis eine großflächige Umstellung rechtfertigt.<br />
===Direkte Vermeidungsstrategie===<br />
Durch direkte Vermeidungsstrategien kann der Winzer rasch auf mögliche Sonnenbrandschäden reagieren. Häufig treten die stärksten Schäden in den Anlagen auf, die kurz vor einem Witterungswechsel entblättert werden. Dies konnte in einem Entblätterungsversuch mit der Rebsorte Riesling (Zeilenausrichtung Ost-West, Mußbacher Johannitergarten) im Jahr 2016 bestätigt werden (Petgen, 2017). Die beidseitige Entlaubung der Traubenzone zum Zeitpunkt der Veraison (75 bzw. 100 % Freistellung) führte zu den größten Sonnenbrandschäden. Dieser Termin lag mit dem 22. August unmittelbar vor dem bereits beschriebenen Wetterumschwung. Der geringste Sonnenbrandschaden konnte in der frühen Entlaubungsvariante um die Blüte herum festgestellt werden und belegt nochmals den abhärtenden Effekt der Beeren gegenüber Sonnenbrandschäden. Das besondere in 2016 war der späte Zeitpunkt der Schäden, der nach Reifebeginn festgestellt wurde. Erst mit dem Ende des meteorologischen Sommers Ende August startete der eigentliche Sommer durch. Spitzentemperaturen wurden am Samstag, den 27. August mit Tagesmaximumwerten von 34,8°C (2 m Höhe, Wetterstation Neustadt/W.) erreicht und der Wetterumschwung läutete den goldenen Herbst ein. Bei diesen Lufttemperaturen konnten nach eigenen Messungen an der Beerenoberfläche bis 45°C entstehen. Die Trauben waren demnach schlagartig einer Hitzeperiode ausgesetzt.<br />
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Verzichtet man auf das Freistellen der Trauben, kann dies zu einer geringeren Bildung und Einlagerung typischer Riesling-Aromen wie Citrus, Ananas oder grünem Apfel (Monoterpene wie z.B. 2-Phenylethanol oder ß-Damascenon) führen (MEYERS et al., 2013). Ferner erhöht eine verminderte Freistellung der Traube den Befall durch die Graufäule Botrytis cinerea, was mit Ausnahme weniger Süßweine zu einem generellen Qualitäts- und hohem Ernteverlust führt. Ein Verzicht auf das Freistellen der Trauben ist eher eine für heiße und sonnenreiche Klimate zielführende Maßnahme. Zahleiche Entlaubungsversuche aus der Vergangenheit konnten allerdings für die Mehrzahl der Rieslingflächen in Deutschland belegen, dass eine gewisse Besonnung der Traube zu einem gesunden, aromareichen Lesegut mit nicht zu hohen Säuregehalten führt. Zukünftig sollte die Entblätterungsstrategie darauf ausgerichtet sein, mögliche Sonnenbrandschäden zu dezimieren. Der Entblätterungszeitpunkt sollte so früh als möglich gewählt werden, um eine gewisse Abhärtung der Beeren zu erreichen. Grundsätzlich sollte immer die sonnenabgewandte Seite (Nord- bzw. Ostseite) entblättert werden. Auf ein beidseitiges Freistellen der Traubenzone kann bei empfindlichen Sorten verzichtet werden. Sicherer ist ein zweimaliges moderates Arbeiten als ein einmaliges radikales Freistellen. Ausnahmen gelten bei roten Sorten, die durch den Befall mit der Kirschessigfliege gefährdet sind. Weiterhin kann über höhere Laubwände nachgedacht werden, um eine gegenseitige Beschattung der Rebzeilen herbeizuführen. Dadurch wird allerdings das Mikroklima in der Rebanlage verändert und die weinbaulichen Konsequenzen sind eher nachteilig (schlechtere Belüftung usw.). Der Laubschnitt kann während der kritischen Wachstumsphase etwas hinausgezögert werden, so dass durch den Überhang der Triebe ebenfalls eine Teil-Schattierung erreicht wird. Man sollte den zweiten (oder auch dritten) Laubschnittzeitpunkt nicht nach arbeitswirtschaftlichen Gesichtspunkten, sondern nach dem Witterungsgeschehen planen und durchführen. <br />
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==Sonnenschutz – mit Kalk und Tonerde dem Sonnenbrand an Trauben entgegenwirken==<br />
Eine weitere Möglichkeit stellt der Einsatz bzw. die Applikation von Präparaten dar, welche die Entstehung von Sonnenbrandschäden verhindern sollen und als chemischer oder physikalischer Lichtschutz fungieren. Vielversprechende Ergebnisse aus Australien liegen bereits mit Tonerdepräparaten vor. Die Wirkungsweise dieser auf Kaolinbasis verwendeten Mittel wird auf die Filterung des UV-Lichtes zurückgeführt. Gleichzeitig soll durch den ausgebrachten Belag auf den Trauben die Strahlung reflektiert werden. Vielversprechende Ergebnisse liegen bei Cabernet Sauvignon aus Chile (Lobos, G.A. et al., 2015) bzw. Kalabrien (Brillante et al., 2016) vor. Ein Einsatz von Carnaubawachs und Magnesiumsilikaten im Apfelanbau führt zu einer Filterung von UV- und IR-Licht. Im Obst- und Getreideanbau wird Calciumcarbonat mit gleicher Wirkung appliziert. Ähnliches bewirkt die Anwendung von Pinienöl, welches zusätzlich die obere Blattwachsschicht stärkt. Auch dieses Mittel ist bereits im Apfelanbau etabliert.<br />
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===Versuche mit unterschiedlichen Präparaten===<br />
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Kaolin ist ein natürliches Tonmineral, das zur Herstellung von Papier und Fertigung von Porzellan eingesetzt wird. Es besitzt die Eigenschaft, UV- und IR-Licht zu reflektieren, wodurch die Beerenhauttemperatur durch Sonneneinstrahlung im Vergleich zur unbehandelten Variante weniger stark erhöht werden soll. Das angewendete Mittel Surround® besteht zu 99% aus Kaolin und ist als biologisches Insektizid in der Schweiz zugelassen. Neben einer Wirkung gegen diverse Schädlinge besteht unter anderem eine Empfehlung zum Einsatz (2%ig) gegen die Kirschessigfliege. Erfolgsversprechende Ergebnisse wurden von Daniel (2015) aus der Schweiz an der Rebsorte Spätburgunder generiert. Das Mittel Surround reduzierte den Essigfäulebefall an den Trauben, ebenso war die Flugintensität in der mit Surround behandelten Variante verringert. Eine Zulassung seitens des BVL für eine Anwendung in Deutschland liegt noch nicht vor. Für eine Behandlung gegen den Sonnenbrand wurde im vorliegenden Versuch eine Konzentration von 5% gewählt und mit 550 l/ha Wasser beidseitig mittels Rückenspritze in die Traubenzone ausgebracht. Obwohl sich das Präparat als relativ regenfest erwiesen hat, musste die Behandlung im Jahr 2017 nach Niederschlägen regelmäßig wiederholt werden. In der Zwischenzeit konnte sich ein Präparat mit ähnlicher Zusammensetzung (99% Kaolin) auch auf dem deutschen Markt verbreiten, welches von der Firma Biofa (Cutisan®) als Pflanzenstärkungsmittel vertrieben wird. Bei Applikation von 5% bei 550 l/ha Wasser werden 27,5 kg/ ha benötigt. Das Mittel Gold Dry® der Firma Biolchim ist als Spurennährstoff-Mischdünger zugelassen, das sich aus Siliziumoxid, Bor, Mangan-Sulfat und Zink-Sulfat zusammensetzt. Da eine vergleichbare Benetzung wie bei einer Ausbringung eines reinen Kaolin-Präparates besteht, kann auch hier von einer 5%-igen Anwendung ausgegangen werden. Der „fiMUM-Fruchtkalk“ wird bereits seit einiger Zeit als Blattdünger mit breitem Wirkungsspektrum beworben (Fa. Schneider Verblasetechnik e.K.). Dieser setzt sich zu 74% zusammen aus Calciumhydroxid (Löschkalk) und wirkt in Wasser als Lauge mit einem pH-Wert von etwa 12,6. Nach der Anwendung wird zur Beseitigung des weißen Films eine Reinigung des Sprühgerätes mit Zitronensäure empfohlen. Nachdem sich das Präparat (Applikation 2%-ig mit 550 l Wasser/ ha) als weniger regenfest erwiesen hat, sollte der Belag daher nach Niederschlagsereignissen häufiger erneuert werden.<br />
<br />
Die Applikation beider Präparate erfolgte zwischen dem 26.6. und dem 13.8.2017 mit jeweils sieben Behandlungen. Zum ersten Termin befanden sich die Reben im BBCH-Stadium Erbsengröße, bei dem die Trauben einer erhöhten Sonnenbrandgefährdung ausgesetzt sind. Die letzte Behandlung erfolgte zum Stadium Reifebeginn bzw. Weichwerden der Beeren (ES 81). Die letzten drei Applikationen erfolgten nach der Durchführung der Teilentblätterung zur Veraison. Im Versuch stellte sich heraus, dass das Kaolin im Vergleich zum Fruchtkalk wesentlich beständiger auf der Oberfläche von Blatt und Beere haftete. Um eine Aussage über die Haftung beider Mittel treffen zu können wurden kurz vor der Lese an einzelnen Blättern mit Hilfe des WinDIAS der Bedeckungsgrad ermittelt. Dieser betrug bei den mit Kaolin behandelten Blättern 99%. Die mehrmalige Applikation mit Fruchtkalk konnte die Blätter zu 69% bedecken. Eine genaue Auswertung an den Beeren war aufgrund der rundlich-ovalen Form nicht möglich und konnte nur grob geschätzt werden.<br />
<br /><br />
<br />
Erste Ergebnisse mit Kaolin und Kalk<br />
Wie bereits erwähnt traten während des Versuches in 2017 keine Sonnenbrandschäden auf. Dagegen wurde das Auftreten von Botrytis merklich durch die Behandlungen beeinflusst. Alle Entblätterungsmaßnahmen reduzierten wie erwartet den Botrytisbefall an den Trauben. Die frühe Teilentblätterung um die Blüte zeigte wie bereits in den Vorjahren den geringsten, die Kontrolle dagegen den höchsten Befall mit Botrytis. Eine Kombination von Entblätterung plus Kaolin bzw. Kalk verringerte das Auftreten der Traubenfäule, wobei das Mittel Surround die besten Ergebnisse erzielte. Trotz der intensiven Bedeckung beider Präparate auf Trauben und Blätter konnten keine Unterschiede hinsichtlich der Photosyntheseleistung beobachtet werden. Die Mostgewichte schwankten im Bereich von 86° Oe (komplette Freistellung zur Veraison) und 89°Oe (komplette Freistellung zur Veraison + Fruchtkalk). Allerdings sei erwähnt, dass die Applikation beider Mittel nur auf die Traubenzone begrenzt war und die Laubwandzone oberhalb nicht beeinträchtigt wurde.<br />
<br /><br />
<br />
Kurz vor der Lese wurde an den Beeren der sogenannte „puncture-test“ mit Hilfe eines Messgerätes (Firm Tech Fruit Firmness2) der Fa. BioWorks, Wamego, USA durchgeführt. Das Messgerät besteht aus einem Drehteller, auf dem die zu messenden Beeren platziert werden. Über einen Schrittmotor wird ein Stempel, an deren Ende eine feine Nadel mit einem Durchmesser von 0,19 mm platziert ist, hoch und runtergefahren. Hierbei wird mit Hilfe einer feinen Nadel die Gewichtskraft zur Durchdringung der Beerenhaut ermittelt. Dadurch erhält man Informationen über die Schalenreife oder über die Fäulnisanfälligkeit der Trauben. Darüber hinaus ist eine Korrelation mit der Beerenhautdicke denkbar. Für die Messung wurden die Trauben nach einem vorgegebenen Entnahmeprotokoll (jeweils an 10 Trauben 10 unverletzte Beeren an unterschiedlichen Positionen der Trauben) entnommen und vermessen. Sowohl die komplett entlaubte Variante (100% Veraison) als auch die Kombination von Entblätterung und Einsatz von Kalk und Kaolin zeigten tendenziell einen erhöhten Eindringwiderstand der Nadel an. Von daher kann angenommen werden, dass sich die Beerenhaut verändert hat. Im Falle eines Auftretens von Sonnenbrandschäden könnten die durchgeführten Maßnahmen möglicherweise Sonnenbrandschäden abmildern.<br />
<br /><br />
<br />
Zusammenfassend muss davon ausgegangen werden, dass es zukünftig aufgrund des Klimawandels vermehrt zu Sonnenbrandschäden an den Trauben kommen wird. Der weiter voranschreitende Ozonabbau lässt höhere Strahlungsintensitäten erwarten. Indirekte Vermeidungsstrategien wie Laubwandmanagment können das Risiko von Sonnenbrandschäden reduzieren. Inwieweit die angewendeten Präparate Sonnenbrandschäden vorbeugen können ist noch nicht vollständig erforscht.<br /><br />
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[[Datei:BeereKalk.jpg|thumb|Bedeckungsgrad von Beeren mit Fruchtkalk]] [[Datei:BlattKalk.jpg|thumb|Bedeckungsgrad von Rebblättern mit Fruchtkalk]]<br />
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[[Datei:BeereKaolin.jpg|thumb|Bedeckungsgrad von Beeren mit Kaolin]]<br />
[[Datei:BlattKaolin.jpg|thumb|Bedeckungsgrad von Rebblättern mit Kaolin]]<br />
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[[Datei:RebstöckeKalk.JPG|thumb|Rebstöcke mit Fruchtkalk behandelt: Der Fruchtkalk wurde jeweils nach Niederschlagsereignissen insgesamt sieben Mal ausgebracht]]<br />
[[Datei:RebstöckeKaolin.JPG|thumb|Rebstöcke mit Kaolin behandelt: Das Kaolin-Präparat „Surround“ führte zu einer intensiven Bedeckung von Trauben und Blättern und hatte einen deutlichen Effekt auf die Traubengesundheit]]<br />
<br />
==Einzelnachweise==<br />
Quelle Text: Dr. Matthias Petgen und Christine Kleber, DLR Rheinpfalz, Institut für Weinbau und Oenologie<br />
==Literaturverzeichnis==<br />
DANIEL, C. (2015): Bekämpfung von Drosphila suzukii in Reben: Versuchsbericht 2014, FiBL Schweiz<br /><br />
<br />
PETGEN, M.; RAU, M. 2014. Reifereduzierende Maßnahmen. Teil I und II: Wie könnte eine erfolgsversprechende Anpassungsstrategie auf den Klimawandel aussehen, Das Deutsche Weinmagazin 69(09), 21-25 und 69(10) 16-21.<br /><br />
<br />
PETGEN, M. (2017): Brandgefährlich. Sonnenbrand an Trauben – Ursachen und Vermeidungsstrategien. Der Deutsche Weinbau 15, 20-23.<br /><br />
<br />
RUDY, H.; SCHOLTEN, G. 2007. Petrolnote im Riesling entgegenwirken. Der Deutsche Weinbau 62(18), 32-34.<br /><br />
<br />
SACKS, G.L.; GATES, M.J.; FERRY, F.X.; LAVIN, E.H.; KURTZ, A.J.; ACREE, T.E. 2012. Sensory threshold of 1,1,6-trimethyl-1,2-dihydronaphthalene (TDN) and concentrations in young Riesling and non-Riesling Wines. J. Agric. Food Chem. 60(12), 2998–3004.<br /></div>Schäferhttps://www.vitipendium.de/index.php?title=Sonnenbrand&diff=15345Sonnenbrand2018-07-03T12:05:48Z<p>Schäfer: /* Schadbild */</p>
<hr />
<div>Sonnenbrandschäden an Trauben treten seit den 1990er Jahren verstärkt auf. Betrachtet man ältere Weinbauliteratur, so wird ersichtlich, dass das Phänomen nicht neu ist. Bereits von Babo und Kern berichten 1846 von „Trauben, die der Sonne ausgesetzt sind, von verdorbenen und verwelkten Trauben“. <br />
<br />
==Schadbild==<br />
Das Schadbild von Sonnenbrandschäden an Trauben ist abhängig vom phänologischen Entwicklungsstadium. Die Anfälligkeit gegenüber Sonnenbrand ist kurz vor dem Weichwerden der Beeren am größten. Vor Reifebeginn führt der Sonnenbrand zunächst zum „Verbrennen“ scharf begrenzter Bezirke der Beerenhaut. Die Schäden sind anfänglich stecknadelgroß und breiten sich mit zunehmendem Stress schnell weiter aus. Die Schädigung bezieht sich auf die Epidermis und die darunter liegenden parenchymatischen Zellen. Das betroffene Gewebe stirbt ab, verfärbt sich zunächst gelblich, geht allmählich in rotbraun über und fällt nach dem Eintrocknen zusammen. Es entstehen dadurch mehrere Millimeter tiefe Dellen mit unregelmäßigen Umrissen. <br /><br />
Nach Reifebeginn beschränkt sich der Sonnenbrand in der Regel auf die Schädigung der Epidermis, jedoch ohne dass es anschließend zu einem Einfallen von Gewebe und zu einer Dellenbildung kommt. Bei besonders exponierten Trauben trocknen die Beeren in heißen Jahren trotz fortgeschrittenem Reifestadium ein. Das Stielgerüst wird teilweise geschädigt, was zur Unterversorgung der Traube führt (Welkwerden, verminderte Zuckereinlagerung, Reifeverzug). Gegen Ende des Reifeprozesses neigen die Beeren zum rosinenartigen Schrumpfen, weil Wasser durch die rissige Cuticula ungehindert verdunsten kann. Dieses Schadbild wurde im „Jahrhundertsommer“ 2003 verstärkt beobachtet. Kurz vor Lesereife zeigt sich vielfach bei weißen Sorten auf sonnenexponierten Beeren eine auffällige Bräunung bzw. Pigmentierung der Beerenhaut, die jedoch keinen Schaden darstellt.<br />
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[[Datei:sonnenbrandgeschädigteTrauben.JPG|thumb|Sonnenbrandschäden bei Riesling aus dem Jahr 2016]]<br />
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==Vermeidungsstrategien==<br />
Grundsätzlich kann zwischen direkten und indirekten Vermeidungsstrategien unterschieden werden. <br /><br />
===Indirekte Vermeidungsstrategie===<br />
Bei empfindlichen Rebsorten steht die Lagenwahl besonders im Fokus. Bei einer Nord-Süd-Zeilung treten am Nachmittag auf der Westseite die höchsten Temperaturen auf. Entsprechend groß ist die Sonnenbrandgefahr. Kühlere Lagen wie Nordhänge oder Höhenlagen könnten zukünftig eine größere Rolle spielen. Alternative Erziehungssysteme wie Minimalschnitt können in Jahren mit Sonnenbrand Vorteile haben, da ein Teil der Trauben im Stockinneren durch das Laubdach beschattet ist und kaum Sonnenbrandschäden erfährt. In Minimalschnittanlagen sind die Trauben lockerbeeriger und besitzen dickere Beerenhäute . Die geringere Schädigung mit Sonnenbrand von Minimalschnitttrauben kann auf die veränderte Cuticula-Struktur der Beeren zurückgeführt werden. Allerdings muss man sich kritisch fragen, inwieweit diese Erkenntnis eine großflächige Umstellung rechtfertigt.<br />
===Direkte Vermeidungsstrategie===<br />
Durch direkte Vermeidungsstrategien kann der Winzer rasch auf mögliche Sonnenbrandschäden reagieren. Häufig treten die stärksten Schäden in den Anlagen auf, die kurz vor einem Witterungswechsel entblättert werden. Dies konnte in einem Entblätterungsversuch mit der Rebsorte Riesling (Zeilenausrichtung Ost-West, Mußbacher Johannitergarten) im Jahr 2016 bestätigt werden (Petgen, 2017). Die beidseitige Entlaubung der Traubenzone zum Zeitpunkt der Veraison (75 bzw. 100 % Freistellung) führte zu den größten Sonnenbrandschäden. Dieser Termin lag mit dem 22. August unmittelbar vor dem bereits beschriebenen Wetterumschwung. Der geringste Sonnenbrandschaden konnte in der frühen Entlaubungsvariante um die Blüte herum festgestellt werden und belegt nochmals den abhärtenden Effekt der Beeren gegenüber Sonnenbrandschäden. Das besondere in 2016 war der späte Zeitpunkt der Schäden, der nach Reifebeginn festgestellt wurde. Erst mit dem Ende des meteorologischen Sommers Ende August startete der eigentliche Sommer durch. Spitzentemperaturen wurden am Samstag, den 27. August mit Tagesmaximumwerten von 34,8°C (2 m Höhe, Wetterstation Neustadt/W.) erreicht und der Wetterumschwung läutete den goldenen Herbst ein. Bei diesen Lufttemperaturen konnten nach eigenen Messungen an der Beerenoberfläche bis 45°C entstehen. Die Trauben waren demnach schlagartig einer Hitzeperiode ausgesetzt.<br />
<br /><br />
<br />
Verzichtet man auf das Freistellen der Trauben, kann dies zu einer geringeren Bildung und Einlagerung typischer Riesling-Aromen wie Citrus, Ananas oder grünem Apfel (Monoterpene wie z.B. 2-Phenylethanol oder ß-Damascenon) führen (MEYERS et al., 2013). Ferner erhöht eine verminderte Freistellung der Traube den Befall durch die Graufäule Botrytis cinerea, was mit Ausnahme weniger Süßweine zu einem generellen Qualitäts- und hohem Ernteverlust führt. Ein Verzicht auf das Freistellen der Trauben ist eher eine für heiße und sonnenreiche Klimate zielführende Maßnahme. Zahleiche Entlaubungsversuche aus der Vergangenheit konnten allerdings für die Mehrzahl der Rieslingflächen in Deutschland belegen, dass eine gewisse Besonnung der Traube zu einem gesunden, aromareichen Lesegut mit nicht zu hohen Säuregehalten führt. Zukünftig sollte die Entblätterungsstrategie darauf ausgerichtet sein, mögliche Sonnenbrandschäden zu dezimieren. Der Entblätterungszeitpunkt sollte so früh als möglich gewählt werden, um eine gewisse Abhärtung der Beeren zu erreichen. Grundsätzlich sollte immer die sonnenabgewandte Seite (Nord- bzw. Ostseite) entblättert werden. Auf ein beidseitiges Freistellen der Traubenzone kann bei empfindlichen Sorten verzichtet werden. Sicherer ist ein zweimaliges moderates Arbeiten als ein einmaliges radikales Freistellen. Ausnahmen gelten bei roten Sorten, die durch den Befall mit der Kirschessigfliege gefährdet sind. Weiterhin kann über höhere Laubwände nachgedacht werden, um eine gegenseitige Beschattung der Rebzeilen herbeizuführen. Dadurch wird allerdings das Mikroklima in der Rebanlage verändert und die weinbaulichen Konsequenzen sind eher nachteilig (schlechtere Belüftung usw.). Der Laubschnitt kann während der kritischen Wachstumsphase etwas hinausgezögert werden, so dass durch den Überhang der Triebe ebenfalls eine Teil-Schattierung erreicht wird. Man sollte den zweiten (oder auch dritten) Laubschnittzeitpunkt nicht nach arbeitswirtschaftlichen Gesichtspunkten, sondern nach dem Witterungsgeschehen planen und durchführen. <br />
<br />
==Sonnenschutz – mit Kalk und Tonerde dem Sonnenbrand an Trauben entgegenwirken==<br />
Eine weitere Möglichkeit stellt der Einsatz bzw. die Applikation von Präparaten dar, welche die Entstehung von Sonnenbrandschäden verhindern sollen und als chemischer oder physikalischer Lichtschutz fungieren. Vielversprechende Ergebnisse aus Australien liegen bereits mit Tonerdepräparaten vor. Die Wirkungsweise dieser auf Kaolinbasis verwendeten Mittel wird auf die Filterung des UV-Lichtes zurückgeführt. Gleichzeitig soll durch den ausgebrachten Belag auf den Trauben die Strahlung reflektiert werden. Vielversprechende Ergebnisse liegen bei Cabernet Sauvignon aus Chile (Lobos, G.A. et al., 2015) bzw. Kalabrien (Brillante et al., 2016) vor. Ein Einsatz von Carnaubawachs und Magnesiumsilikaten im Apfelanbau führt zu einer Filterung von UV- und IR-Licht. Im Obst- und Getreideanbau wird Calciumcarbonat mit gleicher Wirkung appliziert. Ähnliches bewirkt die Anwendung von Pinienöl, welches zusätzlich die obere Blattwachsschicht stärkt. Auch dieses Mittel ist bereits im Apfelanbau etabliert.<br />
<br />
===Versuche mit unterschiedlichen Präparaten===<br />
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Kaolin ist ein natürliches Tonmineral, das zur Herstellung von Papier und Fertigung von Porzellan eingesetzt wird. Es besitzt die Eigenschaft, UV- und IR-Licht zu reflektieren, wodurch die Beerenhauttemperatur durch Sonneneinstrahlung im Vergleich zur unbehandelten Variante weniger stark erhöht werden soll. Das angewendete Mittel Surround® besteht zu 99% aus Kaolin und ist als biologisches Insektizid in der Schweiz zugelassen. Neben einer Wirkung gegen diverse Schädlinge besteht unter anderem eine Empfehlung zum Einsatz (2%ig) gegen die Kirschessigfliege. Erfolgsversprechende Ergebnisse wurden von Daniel (2015) aus der Schweiz an der Rebsorte Spätburgunder generiert. Das Mittel Surround reduzierte den Essigfäulebefall an den Trauben, ebenso war die Flugintensität in der mit Surround behandelten Variante verringert. Eine Zulassung seitens des BVL für eine Anwendung in Deutschland liegt noch nicht vor. Für eine Behandlung gegen den Sonnenbrand wurde im vorliegenden Versuch eine Konzentration von 5% gewählt und mit 550 l/ha Wasser beidseitig mittels Rückenspritze in die Traubenzone ausgebracht. Obwohl sich das Präparat als relativ regenfest erwiesen hat, musste die Behandlung im Jahr 2017 nach Niederschlägen regelmäßig wiederholt werden. In der Zwischenzeit konnte sich ein Präparat mit ähnlicher Zusammensetzung (99% Kaolin) auch auf dem deutschen Markt verbreiten, welches von der Firma Biofa (Cutisan®) als Pflanzenstärkungsmittel vertrieben wird. Bei Applikation von 5% bei 550 l/ha Wasser werden 27,5 kg/ ha benötigt. Das Mittel Gold Dry® der Firma Biolchim ist als Spurennährstoff-Mischdünger zugelassen, das sich aus Siliziumoxid, Bor, Mangan-Sulfat und Zink-Sulfat zusammensetzt. Da eine vergleichbare Benetzung wie bei einer Ausbringung eines reinen Kaolin-Präparates besteht, kann auch hier von einer 5%-igen Anwendung ausgegangen werden. Der „fiMUM-Fruchtkalk“ wird bereits seit einiger Zeit als Blattdünger mit breitem Wirkungsspektrum beworben (Fa. Schneider Verblasetechnik e.K.). Dieser setzt sich zu 74% zusammen aus Calciumhydroxid (Löschkalk) und wirkt in Wasser als Lauge mit einem pH-Wert von etwa 12,6. Nach der Anwendung wird zur Beseitigung des weißen Films eine Reinigung des Sprühgerätes mit Zitronensäure empfohlen. Nachdem sich das Präparat (Applikation 2%-ig mit 550 l Wasser/ ha) als weniger regenfest erwiesen hat, sollte der Belag daher nach Niederschlagsereignissen häufiger erneuert werden.<br />
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Die Applikation beider Präparate erfolgte zwischen dem 26.6. und dem 13.8.2017 mit jeweils sieben Behandlungen. Zum ersten Termin befanden sich die Reben im BBCH-Stadium Erbsengröße, bei dem die Trauben einer erhöhten Sonnenbrandgefährdung ausgesetzt sind. Die letzte Behandlung erfolgte zum Stadium Reifebeginn bzw. Weichwerden der Beeren (ES 81). Die letzten drei Applikationen erfolgten nach der Durchführung der Teilentblätterung zur Veraison. Im Versuch stellte sich heraus, dass das Kaolin im Vergleich zum Fruchtkalk wesentlich beständiger auf der Oberfläche von Blatt und Beere haftete. Um eine Aussage über die Haftung beider Mittel treffen zu können wurden kurz vor der Lese an einzelnen Blättern mit Hilfe des WinDIAS der Bedeckungsgrad ermittelt. Dieser betrug bei den mit Kaolin behandelten Blättern 99%. Die mehrmalige Applikation mit Fruchtkalk konnte die Blätter zu 69% bedecken. Eine genaue Auswertung an den Beeren war aufgrund der rundlich-ovalen Form nicht möglich und konnte nur grob geschätzt werden.<br />
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Erste Ergebnisse mit Kaolin und Kalk<br />
Wie bereits erwähnt traten während des Versuches in 2017 keine Sonnenbrandschäden auf. Dagegen wurde das Auftreten von Botrytis merklich durch die Behandlungen beeinflusst. Alle Entblätterungsmaßnahmen reduzierten wie erwartet den Botrytisbefall an den Trauben. Die frühe Teilentblätterung um die Blüte zeigte wie bereits in den Vorjahren den geringsten, die Kontrolle dagegen den höchsten Befall mit Botrytis. Eine Kombination von Entblätterung plus Kaolin bzw. Kalk verringerte das Auftreten der Traubenfäule, wobei das Mittel Surround die besten Ergebnisse erzielte. Trotz der intensiven Bedeckung beider Präparate auf Trauben und Blätter konnten keine Unterschiede hinsichtlich der Photosyntheseleistung beobachtet werden. Die Mostgewichte schwankten im Bereich von 86° Oe (komplette Freistellung zur Veraison) und 89°Oe (komplette Freistellung zur Veraison + Fruchtkalk). Allerdings sei erwähnt, dass die Applikation beider Mittel nur auf die Traubenzone begrenzt war und die Laubwandzone oberhalb nicht beeinträchtigt wurde.<br />
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Kurz vor der Lese wurde an den Beeren der sogenannte „puncture-test“ mit Hilfe eines Messgerätes (Firm Tech Fruit Firmness2) der Fa. BioWorks, Wamego, USA durchgeführt. Das Messgerät besteht aus einem Drehteller, auf dem die zu messenden Beeren platziert werden. Über einen Schrittmotor wird ein Stempel, an deren Ende eine feine Nadel mit einem Durchmesser von 0,19 mm platziert ist, hoch und runtergefahren. Hierbei wird mit Hilfe einer feinen Nadel die Gewichtskraft zur Durchdringung der Beerenhaut ermittelt. Dadurch erhält man Informationen über die Schalenreife oder über die Fäulnisanfälligkeit der Trauben. Darüber hinaus ist eine Korrelation mit der Beerenhautdicke denkbar. Für die Messung wurden die Trauben nach einem vorgegebenen Entnahmeprotokoll (jeweils an 10 Trauben 10 unverletzte Beeren an unterschiedlichen Positionen der Trauben) entnommen und vermessen. Sowohl die komplett entlaubte Variante (100% Veraison) als auch die Kombination von Entblätterung und Einsatz von Kalk und Kaolin zeigten tendenziell einen erhöhten Eindringwiderstand der Nadel an. Von daher kann angenommen werden, dass sich die Beerenhaut verändert hat. Im Falle eines Auftretens von Sonnenbrandschäden könnten die durchgeführten Maßnahmen möglicherweise Sonnenbrandschäden abmildern.<br />
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Zusammenfassend muss davon ausgegangen werden, dass es zukünftig aufgrund des Klimawandels vermehrt zu Sonnenbrandschäden an den Trauben kommen wird. Der weiter voranschreitende Ozonabbau lässt höhere Strahlungsintensitäten erwarten. Indirekte Vermeidungsstrategien wie Laubwandmanagment können das Risiko von Sonnenbrandschäden reduzieren. Inwieweit die angewendeten Präparate Sonnenbrandschäden vorbeugen können ist noch nicht vollständig erforscht.<br /><br />
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==Einzelnachweise==<br />
Quelle Text: Dr. Matthias Petgen und Christine Kleber, DLR Rheinpfalz, Institut für Weinbau und Oenologie<br />
==Literaturverzeichnis==<br />
DANIEL, C. (2015): Bekämpfung von Drosphila suzukii in Reben: Versuchsbericht 2014, FiBL Schweiz<br /><br />
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PETGEN, M.; RAU, M. 2014. Reifereduzierende Maßnahmen. Teil I und II: Wie könnte eine erfolgsversprechende Anpassungsstrategie auf den Klimawandel aussehen, Das Deutsche Weinmagazin 69(09), 21-25 und 69(10) 16-21.<br /><br />
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PETGEN, M. (2017): Brandgefährlich. Sonnenbrand an Trauben – Ursachen und Vermeidungsstrategien. Der Deutsche Weinbau 15, 20-23.<br /><br />
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RUDY, H.; SCHOLTEN, G. 2007. Petrolnote im Riesling entgegenwirken. Der Deutsche Weinbau 62(18), 32-34.<br /><br />
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SACKS, G.L.; GATES, M.J.; FERRY, F.X.; LAVIN, E.H.; KURTZ, A.J.; ACREE, T.E. 2012. Sensory threshold of 1,1,6-trimethyl-1,2-dihydronaphthalene (TDN) and concentrations in young Riesling and non-Riesling Wines. J. Agric. Food Chem. 60(12), 2998–3004.<br /></div>Schäferhttps://www.vitipendium.de/index.php?title=Sonnenbrand&diff=15344Sonnenbrand2018-07-03T12:05:25Z<p>Schäfer: /* Schadbild */</p>
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<div>Sonnenbrandschäden an Trauben treten seit den 1990er Jahren verstärkt auf. Betrachtet man ältere Weinbauliteratur, so wird ersichtlich, dass das Phänomen nicht neu ist. Bereits von Babo und Kern berichten 1846 von „Trauben, die der Sonne ausgesetzt sind, von verdorbenen und verwelkten Trauben“. <br />
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==Schadbild==<br />
Das Schadbild von Sonnenbrandschäden an Trauben ist abhängig vom phänologischen Entwicklungsstadium. Die Anfälligkeit gegenüber Sonnenbrand ist kurz vor dem Weichwerden der Beeren am größten. Vor Reifebeginn führt der Sonnenbrand zunächst zum „Verbrennen“ scharf begrenzter Bezirke der Beerenhaut. Die Schäden sind anfänglich stecknadelgroß und breiten sich mit zunehmendem Stress schnell weiter aus. Die Schädigung bezieht sich auf die Epidermis und die darunter liegenden parenchymatischen Zellen. Das betroffene Gewebe stirbt ab, verfärbt sich zunächst gelblich, geht allmählich in rotbraun über und fällt nach dem Eintrocknen zusammen. Es entstehen dadurch mehrere Millimeter tiefe Dellen mit unregelmäßigen Umrissen. <br /><br />
Nach Reifebeginn beschränkt sich der Sonnenbrand in der Regel auf die Schädigung der Epidermis, jedoch ohne dass es anschließend zu einem Einfallen von Gewebe und zu einer Dellenbildung kommt. Bei besonders exponierten Trauben trocknen die Beeren in heißen Jahren trotz fortgeschrittenem Reifestadium ein. Das Stielgerüst wird teilweise geschädigt, was zur Unterversorgung der Traube führt (Welkwerden, verminderte Zuckereinlagerung, Reifeverzug). Gegen Ende des Reifeprozesses neigen die Beeren zum rosinenartigen Schrumpfen, weil Wasser durch die rissige Cuticula ungehindert verdunsten kann. Dieses Schadbild wurde im „Jahrhundertsommer“ 2003 verstärkt beobachtet. Kurz vor Lesereife zeigt sich vielfach bei weißen Sorten auf sonnenexponierten Beeren eine auffällige Bräunung bzw. Pigmentierung der Beerenhaut, die jedoch keinen Schaden darstellt.<br />
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[[Datei:sonnenbrandgeschädigteTrauben.JPG|thumb|Sonnenbrandschäden bei Riesling aus dem Jahr 2016]]<br />
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==Vermeidungsstrategien==<br />
Grundsätzlich kann zwischen direkten und indirekten Vermeidungsstrategien unterschieden werden. <br /><br />
===Indirekte Vermeidungsstrategie===<br />
Bei empfindlichen Rebsorten steht die Lagenwahl besonders im Fokus. Bei einer Nord-Süd-Zeilung treten am Nachmittag auf der Westseite die höchsten Temperaturen auf. Entsprechend groß ist die Sonnenbrandgefahr. Kühlere Lagen wie Nordhänge oder Höhenlagen könnten zukünftig eine größere Rolle spielen. Alternative Erziehungssysteme wie Minimalschnitt können in Jahren mit Sonnenbrand Vorteile haben, da ein Teil der Trauben im Stockinneren durch das Laubdach beschattet ist und kaum Sonnenbrandschäden erfährt. In Minimalschnittanlagen sind die Trauben lockerbeeriger und besitzen dickere Beerenhäute . Die geringere Schädigung mit Sonnenbrand von Minimalschnitttrauben kann auf die veränderte Cuticula-Struktur der Beeren zurückgeführt werden. Allerdings muss man sich kritisch fragen, inwieweit diese Erkenntnis eine großflächige Umstellung rechtfertigt.<br />
===Direkte Vermeidungsstrategie===<br />
Durch direkte Vermeidungsstrategien kann der Winzer rasch auf mögliche Sonnenbrandschäden reagieren. Häufig treten die stärksten Schäden in den Anlagen auf, die kurz vor einem Witterungswechsel entblättert werden. Dies konnte in einem Entblätterungsversuch mit der Rebsorte Riesling (Zeilenausrichtung Ost-West, Mußbacher Johannitergarten) im Jahr 2016 bestätigt werden (Petgen, 2017). Die beidseitige Entlaubung der Traubenzone zum Zeitpunkt der Veraison (75 bzw. 100 % Freistellung) führte zu den größten Sonnenbrandschäden. Dieser Termin lag mit dem 22. August unmittelbar vor dem bereits beschriebenen Wetterumschwung. Der geringste Sonnenbrandschaden konnte in der frühen Entlaubungsvariante um die Blüte herum festgestellt werden und belegt nochmals den abhärtenden Effekt der Beeren gegenüber Sonnenbrandschäden. Das besondere in 2016 war der späte Zeitpunkt der Schäden, der nach Reifebeginn festgestellt wurde. Erst mit dem Ende des meteorologischen Sommers Ende August startete der eigentliche Sommer durch. Spitzentemperaturen wurden am Samstag, den 27. August mit Tagesmaximumwerten von 34,8°C (2 m Höhe, Wetterstation Neustadt/W.) erreicht und der Wetterumschwung läutete den goldenen Herbst ein. Bei diesen Lufttemperaturen konnten nach eigenen Messungen an der Beerenoberfläche bis 45°C entstehen. Die Trauben waren demnach schlagartig einer Hitzeperiode ausgesetzt.<br />
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Verzichtet man auf das Freistellen der Trauben, kann dies zu einer geringeren Bildung und Einlagerung typischer Riesling-Aromen wie Citrus, Ananas oder grünem Apfel (Monoterpene wie z.B. 2-Phenylethanol oder ß-Damascenon) führen (MEYERS et al., 2013). Ferner erhöht eine verminderte Freistellung der Traube den Befall durch die Graufäule Botrytis cinerea, was mit Ausnahme weniger Süßweine zu einem generellen Qualitäts- und hohem Ernteverlust führt. Ein Verzicht auf das Freistellen der Trauben ist eher eine für heiße und sonnenreiche Klimate zielführende Maßnahme. Zahleiche Entlaubungsversuche aus der Vergangenheit konnten allerdings für die Mehrzahl der Rieslingflächen in Deutschland belegen, dass eine gewisse Besonnung der Traube zu einem gesunden, aromareichen Lesegut mit nicht zu hohen Säuregehalten führt. Zukünftig sollte die Entblätterungsstrategie darauf ausgerichtet sein, mögliche Sonnenbrandschäden zu dezimieren. Der Entblätterungszeitpunkt sollte so früh als möglich gewählt werden, um eine gewisse Abhärtung der Beeren zu erreichen. Grundsätzlich sollte immer die sonnenabgewandte Seite (Nord- bzw. Ostseite) entblättert werden. Auf ein beidseitiges Freistellen der Traubenzone kann bei empfindlichen Sorten verzichtet werden. Sicherer ist ein zweimaliges moderates Arbeiten als ein einmaliges radikales Freistellen. Ausnahmen gelten bei roten Sorten, die durch den Befall mit der Kirschessigfliege gefährdet sind. Weiterhin kann über höhere Laubwände nachgedacht werden, um eine gegenseitige Beschattung der Rebzeilen herbeizuführen. Dadurch wird allerdings das Mikroklima in der Rebanlage verändert und die weinbaulichen Konsequenzen sind eher nachteilig (schlechtere Belüftung usw.). Der Laubschnitt kann während der kritischen Wachstumsphase etwas hinausgezögert werden, so dass durch den Überhang der Triebe ebenfalls eine Teil-Schattierung erreicht wird. Man sollte den zweiten (oder auch dritten) Laubschnittzeitpunkt nicht nach arbeitswirtschaftlichen Gesichtspunkten, sondern nach dem Witterungsgeschehen planen und durchführen. <br />
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==Sonnenschutz – mit Kalk und Tonerde dem Sonnenbrand an Trauben entgegenwirken==<br />
Eine weitere Möglichkeit stellt der Einsatz bzw. die Applikation von Präparaten dar, welche die Entstehung von Sonnenbrandschäden verhindern sollen und als chemischer oder physikalischer Lichtschutz fungieren. Vielversprechende Ergebnisse aus Australien liegen bereits mit Tonerdepräparaten vor. Die Wirkungsweise dieser auf Kaolinbasis verwendeten Mittel wird auf die Filterung des UV-Lichtes zurückgeführt. Gleichzeitig soll durch den ausgebrachten Belag auf den Trauben die Strahlung reflektiert werden. Vielversprechende Ergebnisse liegen bei Cabernet Sauvignon aus Chile (Lobos, G.A. et al., 2015) bzw. Kalabrien (Brillante et al., 2016) vor. Ein Einsatz von Carnaubawachs und Magnesiumsilikaten im Apfelanbau führt zu einer Filterung von UV- und IR-Licht. Im Obst- und Getreideanbau wird Calciumcarbonat mit gleicher Wirkung appliziert. Ähnliches bewirkt die Anwendung von Pinienöl, welches zusätzlich die obere Blattwachsschicht stärkt. Auch dieses Mittel ist bereits im Apfelanbau etabliert.<br />
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===Versuche mit unterschiedlichen Präparaten===<br />
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Kaolin ist ein natürliches Tonmineral, das zur Herstellung von Papier und Fertigung von Porzellan eingesetzt wird. Es besitzt die Eigenschaft, UV- und IR-Licht zu reflektieren, wodurch die Beerenhauttemperatur durch Sonneneinstrahlung im Vergleich zur unbehandelten Variante weniger stark erhöht werden soll. Das angewendete Mittel Surround® besteht zu 99% aus Kaolin und ist als biologisches Insektizid in der Schweiz zugelassen. Neben einer Wirkung gegen diverse Schädlinge besteht unter anderem eine Empfehlung zum Einsatz (2%ig) gegen die Kirschessigfliege. Erfolgsversprechende Ergebnisse wurden von Daniel (2015) aus der Schweiz an der Rebsorte Spätburgunder generiert. Das Mittel Surround reduzierte den Essigfäulebefall an den Trauben, ebenso war die Flugintensität in der mit Surround behandelten Variante verringert. Eine Zulassung seitens des BVL für eine Anwendung in Deutschland liegt noch nicht vor. Für eine Behandlung gegen den Sonnenbrand wurde im vorliegenden Versuch eine Konzentration von 5% gewählt und mit 550 l/ha Wasser beidseitig mittels Rückenspritze in die Traubenzone ausgebracht. Obwohl sich das Präparat als relativ regenfest erwiesen hat, musste die Behandlung im Jahr 2017 nach Niederschlägen regelmäßig wiederholt werden. In der Zwischenzeit konnte sich ein Präparat mit ähnlicher Zusammensetzung (99% Kaolin) auch auf dem deutschen Markt verbreiten, welches von der Firma Biofa (Cutisan®) als Pflanzenstärkungsmittel vertrieben wird. Bei Applikation von 5% bei 550 l/ha Wasser werden 27,5 kg/ ha benötigt. Das Mittel Gold Dry® der Firma Biolchim ist als Spurennährstoff-Mischdünger zugelassen, das sich aus Siliziumoxid, Bor, Mangan-Sulfat und Zink-Sulfat zusammensetzt. Da eine vergleichbare Benetzung wie bei einer Ausbringung eines reinen Kaolin-Präparates besteht, kann auch hier von einer 5%-igen Anwendung ausgegangen werden. Der „fiMUM-Fruchtkalk“ wird bereits seit einiger Zeit als Blattdünger mit breitem Wirkungsspektrum beworben (Fa. Schneider Verblasetechnik e.K.). Dieser setzt sich zu 74% zusammen aus Calciumhydroxid (Löschkalk) und wirkt in Wasser als Lauge mit einem pH-Wert von etwa 12,6. Nach der Anwendung wird zur Beseitigung des weißen Films eine Reinigung des Sprühgerätes mit Zitronensäure empfohlen. Nachdem sich das Präparat (Applikation 2%-ig mit 550 l Wasser/ ha) als weniger regenfest erwiesen hat, sollte der Belag daher nach Niederschlagsereignissen häufiger erneuert werden.<br />
<br />
Die Applikation beider Präparate erfolgte zwischen dem 26.6. und dem 13.8.2017 mit jeweils sieben Behandlungen. Zum ersten Termin befanden sich die Reben im BBCH-Stadium Erbsengröße, bei dem die Trauben einer erhöhten Sonnenbrandgefährdung ausgesetzt sind. Die letzte Behandlung erfolgte zum Stadium Reifebeginn bzw. Weichwerden der Beeren (ES 81). Die letzten drei Applikationen erfolgten nach der Durchführung der Teilentblätterung zur Veraison. Im Versuch stellte sich heraus, dass das Kaolin im Vergleich zum Fruchtkalk wesentlich beständiger auf der Oberfläche von Blatt und Beere haftete. Um eine Aussage über die Haftung beider Mittel treffen zu können wurden kurz vor der Lese an einzelnen Blättern mit Hilfe des WinDIAS der Bedeckungsgrad ermittelt. Dieser betrug bei den mit Kaolin behandelten Blättern 99%. Die mehrmalige Applikation mit Fruchtkalk konnte die Blätter zu 69% bedecken. Eine genaue Auswertung an den Beeren war aufgrund der rundlich-ovalen Form nicht möglich und konnte nur grob geschätzt werden.<br />
<br /><br />
<br />
Erste Ergebnisse mit Kaolin und Kalk<br />
Wie bereits erwähnt traten während des Versuches in 2017 keine Sonnenbrandschäden auf. Dagegen wurde das Auftreten von Botrytis merklich durch die Behandlungen beeinflusst. Alle Entblätterungsmaßnahmen reduzierten wie erwartet den Botrytisbefall an den Trauben. Die frühe Teilentblätterung um die Blüte zeigte wie bereits in den Vorjahren den geringsten, die Kontrolle dagegen den höchsten Befall mit Botrytis. Eine Kombination von Entblätterung plus Kaolin bzw. Kalk verringerte das Auftreten der Traubenfäule, wobei das Mittel Surround die besten Ergebnisse erzielte. Trotz der intensiven Bedeckung beider Präparate auf Trauben und Blätter konnten keine Unterschiede hinsichtlich der Photosyntheseleistung beobachtet werden. Die Mostgewichte schwankten im Bereich von 86° Oe (komplette Freistellung zur Veraison) und 89°Oe (komplette Freistellung zur Veraison + Fruchtkalk). Allerdings sei erwähnt, dass die Applikation beider Mittel nur auf die Traubenzone begrenzt war und die Laubwandzone oberhalb nicht beeinträchtigt wurde.<br />
<br /><br />
<br />
Kurz vor der Lese wurde an den Beeren der sogenannte „puncture-test“ mit Hilfe eines Messgerätes (Firm Tech Fruit Firmness2) der Fa. BioWorks, Wamego, USA durchgeführt. Das Messgerät besteht aus einem Drehteller, auf dem die zu messenden Beeren platziert werden. Über einen Schrittmotor wird ein Stempel, an deren Ende eine feine Nadel mit einem Durchmesser von 0,19 mm platziert ist, hoch und runtergefahren. Hierbei wird mit Hilfe einer feinen Nadel die Gewichtskraft zur Durchdringung der Beerenhaut ermittelt. Dadurch erhält man Informationen über die Schalenreife oder über die Fäulnisanfälligkeit der Trauben. Darüber hinaus ist eine Korrelation mit der Beerenhautdicke denkbar. Für die Messung wurden die Trauben nach einem vorgegebenen Entnahmeprotokoll (jeweils an 10 Trauben 10 unverletzte Beeren an unterschiedlichen Positionen der Trauben) entnommen und vermessen. Sowohl die komplett entlaubte Variante (100% Veraison) als auch die Kombination von Entblätterung und Einsatz von Kalk und Kaolin zeigten tendenziell einen erhöhten Eindringwiderstand der Nadel an. Von daher kann angenommen werden, dass sich die Beerenhaut verändert hat. Im Falle eines Auftretens von Sonnenbrandschäden könnten die durchgeführten Maßnahmen möglicherweise Sonnenbrandschäden abmildern.<br />
<br /><br />
<br />
Zusammenfassend muss davon ausgegangen werden, dass es zukünftig aufgrund des Klimawandels vermehrt zu Sonnenbrandschäden an den Trauben kommen wird. Der weiter voranschreitende Ozonabbau lässt höhere Strahlungsintensitäten erwarten. Indirekte Vermeidungsstrategien wie Laubwandmanagment können das Risiko von Sonnenbrandschäden reduzieren. Inwieweit die angewendeten Präparate Sonnenbrandschäden vorbeugen können ist noch nicht vollständig erforscht.<br /><br />
<br /><br />
<br />
==Einzelnachweise==<br />
Quelle Text: Dr. Matthias Petgen und Christine Kleber, DLR Rheinpfalz, Institut für Weinbau und Oenologie<br />
==Literaturverzeichnis==<br />
DANIEL, C. (2015): Bekämpfung von Drosphila suzukii in Reben: Versuchsbericht 2014, FiBL Schweiz<br /><br />
<br />
PETGEN, M.; RAU, M. 2014. Reifereduzierende Maßnahmen. Teil I und II: Wie könnte eine erfolgsversprechende Anpassungsstrategie auf den Klimawandel aussehen, Das Deutsche Weinmagazin 69(09), 21-25 und 69(10) 16-21.<br /><br />
<br />
PETGEN, M. (2017): Brandgefährlich. Sonnenbrand an Trauben – Ursachen und Vermeidungsstrategien. Der Deutsche Weinbau 15, 20-23.<br /><br />
<br />
RUDY, H.; SCHOLTEN, G. 2007. Petrolnote im Riesling entgegenwirken. Der Deutsche Weinbau 62(18), 32-34.<br /><br />
<br />
SACKS, G.L.; GATES, M.J.; FERRY, F.X.; LAVIN, E.H.; KURTZ, A.J.; ACREE, T.E. 2012. Sensory threshold of 1,1,6-trimethyl-1,2-dihydronaphthalene (TDN) and concentrations in young Riesling and non-Riesling Wines. J. Agric. Food Chem. 60(12), 2998–3004.<br /></div>Schäferhttps://www.vitipendium.de/index.php?title=Sonnenbrand&diff=15343Sonnenbrand2018-07-03T12:05:01Z<p>Schäfer: /* Schadbild */</p>
<hr />
<div>Sonnenbrandschäden an Trauben treten seit den 1990er Jahren verstärkt auf. Betrachtet man ältere Weinbauliteratur, so wird ersichtlich, dass das Phänomen nicht neu ist. Bereits von Babo und Kern berichten 1846 von „Trauben, die der Sonne ausgesetzt sind, von verdorbenen und verwelkten Trauben“. <br />
<br />
==Schadbild==<br />
Das Schadbild von Sonnenbrandschäden an Trauben ist abhängig vom phänologischen Entwicklungsstadium. Die Anfälligkeit gegenüber Sonnenbrand ist kurz vor dem Weichwerden der Beeren am größten. Vor Reifebeginn führt der Sonnenbrand zunächst zum „Verbrennen“ scharf begrenzter Bezirke der Beerenhaut. Die Schäden sind anfänglich stecknadelgroß und breiten sich mit zunehmendem Stress schnell weiter aus. Die Schädigung bezieht sich auf die Epidermis und die darunter liegenden parenchymatischen Zellen. Das betroffene Gewebe stirbt ab, verfärbt sich zunächst gelblich, geht allmählich in rotbraun über und fällt nach dem Eintrocknen zusammen. Es entstehen dadurch mehrere Millimeter tiefe Dellen mit unregelmäßigen Umrissen. <br /><br />
Nach Reifebeginn beschränkt sich der Sonnenbrand in der Regel auf die Schädigung der Epidermis, jedoch ohne dass es anschließend zu einem Einfallen von Gewebe und zu einer Dellenbildung kommt. Bei besonders exponierten Trauben trocknen die Beeren in heißen Jahren trotz fortgeschrittenem Reifestadium ein. Das Stielgerüst wird teilweise geschädigt, was zur Unterversorgung der Traube führt (Welkwerden, verminderte Zuckereinlagerung, Reifeverzug). Gegen Ende des Reifeprozesses neigen die Beeren zum rosinenartigen Schrumpfen, weil Wasser durch die rissige Cuticula ungehindert verdunsten kann. Dieses Schadbild wurde im „Jahrhundertsommer“ 2003 verstärkt beobachtet. Kurz vor Lesereife zeigt sich vielfach bei weißen Sorten auf sonnenexponierten Beeren eine auffällige Bräunung bzw. Pigmentierung der Beerenhaut, die jedoch keinen Schaden darstellt.<br />
<br /><br />
[[Datei:sonnenbrandgeschädigteTrauben.JPG|thumb|Sonnenbrandschäden bei Riesling aus dem Jahr 2016]]<br />
<br />
==Vermeidungsstrategien==<br />
Grundsätzlich kann zwischen direkten und indirekten Vermeidungsstrategien unterschieden werden. <br /><br />
===Indirekte Vermeidungsstrategie===<br />
Bei empfindlichen Rebsorten steht die Lagenwahl besonders im Fokus. Bei einer Nord-Süd-Zeilung treten am Nachmittag auf der Westseite die höchsten Temperaturen auf. Entsprechend groß ist die Sonnenbrandgefahr. Kühlere Lagen wie Nordhänge oder Höhenlagen könnten zukünftig eine größere Rolle spielen. Alternative Erziehungssysteme wie Minimalschnitt können in Jahren mit Sonnenbrand Vorteile haben, da ein Teil der Trauben im Stockinneren durch das Laubdach beschattet ist und kaum Sonnenbrandschäden erfährt. In Minimalschnittanlagen sind die Trauben lockerbeeriger und besitzen dickere Beerenhäute . Die geringere Schädigung mit Sonnenbrand von Minimalschnitttrauben kann auf die veränderte Cuticula-Struktur der Beeren zurückgeführt werden. Allerdings muss man sich kritisch fragen, inwieweit diese Erkenntnis eine großflächige Umstellung rechtfertigt.<br />
===Direkte Vermeidungsstrategie===<br />
Durch direkte Vermeidungsstrategien kann der Winzer rasch auf mögliche Sonnenbrandschäden reagieren. Häufig treten die stärksten Schäden in den Anlagen auf, die kurz vor einem Witterungswechsel entblättert werden. Dies konnte in einem Entblätterungsversuch mit der Rebsorte Riesling (Zeilenausrichtung Ost-West, Mußbacher Johannitergarten) im Jahr 2016 bestätigt werden (Petgen, 2017). Die beidseitige Entlaubung der Traubenzone zum Zeitpunkt der Veraison (75 bzw. 100 % Freistellung) führte zu den größten Sonnenbrandschäden. Dieser Termin lag mit dem 22. August unmittelbar vor dem bereits beschriebenen Wetterumschwung. Der geringste Sonnenbrandschaden konnte in der frühen Entlaubungsvariante um die Blüte herum festgestellt werden und belegt nochmals den abhärtenden Effekt der Beeren gegenüber Sonnenbrandschäden. Das besondere in 2016 war der späte Zeitpunkt der Schäden, der nach Reifebeginn festgestellt wurde. Erst mit dem Ende des meteorologischen Sommers Ende August startete der eigentliche Sommer durch. Spitzentemperaturen wurden am Samstag, den 27. August mit Tagesmaximumwerten von 34,8°C (2 m Höhe, Wetterstation Neustadt/W.) erreicht und der Wetterumschwung läutete den goldenen Herbst ein. Bei diesen Lufttemperaturen konnten nach eigenen Messungen an der Beerenoberfläche bis 45°C entstehen. Die Trauben waren demnach schlagartig einer Hitzeperiode ausgesetzt.<br />
<br /><br />
<br />
Verzichtet man auf das Freistellen der Trauben, kann dies zu einer geringeren Bildung und Einlagerung typischer Riesling-Aromen wie Citrus, Ananas oder grünem Apfel (Monoterpene wie z.B. 2-Phenylethanol oder ß-Damascenon) führen (MEYERS et al., 2013). Ferner erhöht eine verminderte Freistellung der Traube den Befall durch die Graufäule Botrytis cinerea, was mit Ausnahme weniger Süßweine zu einem generellen Qualitäts- und hohem Ernteverlust führt. Ein Verzicht auf das Freistellen der Trauben ist eher eine für heiße und sonnenreiche Klimate zielführende Maßnahme. Zahleiche Entlaubungsversuche aus der Vergangenheit konnten allerdings für die Mehrzahl der Rieslingflächen in Deutschland belegen, dass eine gewisse Besonnung der Traube zu einem gesunden, aromareichen Lesegut mit nicht zu hohen Säuregehalten führt. Zukünftig sollte die Entblätterungsstrategie darauf ausgerichtet sein, mögliche Sonnenbrandschäden zu dezimieren. Der Entblätterungszeitpunkt sollte so früh als möglich gewählt werden, um eine gewisse Abhärtung der Beeren zu erreichen. Grundsätzlich sollte immer die sonnenabgewandte Seite (Nord- bzw. Ostseite) entblättert werden. Auf ein beidseitiges Freistellen der Traubenzone kann bei empfindlichen Sorten verzichtet werden. Sicherer ist ein zweimaliges moderates Arbeiten als ein einmaliges radikales Freistellen. Ausnahmen gelten bei roten Sorten, die durch den Befall mit der Kirschessigfliege gefährdet sind. Weiterhin kann über höhere Laubwände nachgedacht werden, um eine gegenseitige Beschattung der Rebzeilen herbeizuführen. Dadurch wird allerdings das Mikroklima in der Rebanlage verändert und die weinbaulichen Konsequenzen sind eher nachteilig (schlechtere Belüftung usw.). Der Laubschnitt kann während der kritischen Wachstumsphase etwas hinausgezögert werden, so dass durch den Überhang der Triebe ebenfalls eine Teil-Schattierung erreicht wird. Man sollte den zweiten (oder auch dritten) Laubschnittzeitpunkt nicht nach arbeitswirtschaftlichen Gesichtspunkten, sondern nach dem Witterungsgeschehen planen und durchführen. <br />
<br />
==Sonnenschutz – mit Kalk und Tonerde dem Sonnenbrand an Trauben entgegenwirken==<br />
Eine weitere Möglichkeit stellt der Einsatz bzw. die Applikation von Präparaten dar, welche die Entstehung von Sonnenbrandschäden verhindern sollen und als chemischer oder physikalischer Lichtschutz fungieren. Vielversprechende Ergebnisse aus Australien liegen bereits mit Tonerdepräparaten vor. Die Wirkungsweise dieser auf Kaolinbasis verwendeten Mittel wird auf die Filterung des UV-Lichtes zurückgeführt. Gleichzeitig soll durch den ausgebrachten Belag auf den Trauben die Strahlung reflektiert werden. Vielversprechende Ergebnisse liegen bei Cabernet Sauvignon aus Chile (Lobos, G.A. et al., 2015) bzw. Kalabrien (Brillante et al., 2016) vor. Ein Einsatz von Carnaubawachs und Magnesiumsilikaten im Apfelanbau führt zu einer Filterung von UV- und IR-Licht. Im Obst- und Getreideanbau wird Calciumcarbonat mit gleicher Wirkung appliziert. Ähnliches bewirkt die Anwendung von Pinienöl, welches zusätzlich die obere Blattwachsschicht stärkt. Auch dieses Mittel ist bereits im Apfelanbau etabliert.<br />
<br />
===Versuche mit unterschiedlichen Präparaten===<br />
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Kaolin ist ein natürliches Tonmineral, das zur Herstellung von Papier und Fertigung von Porzellan eingesetzt wird. Es besitzt die Eigenschaft, UV- und IR-Licht zu reflektieren, wodurch die Beerenhauttemperatur durch Sonneneinstrahlung im Vergleich zur unbehandelten Variante weniger stark erhöht werden soll. Das angewendete Mittel Surround® besteht zu 99% aus Kaolin und ist als biologisches Insektizid in der Schweiz zugelassen. Neben einer Wirkung gegen diverse Schädlinge besteht unter anderem eine Empfehlung zum Einsatz (2%ig) gegen die Kirschessigfliege. Erfolgsversprechende Ergebnisse wurden von Daniel (2015) aus der Schweiz an der Rebsorte Spätburgunder generiert. Das Mittel Surround reduzierte den Essigfäulebefall an den Trauben, ebenso war die Flugintensität in der mit Surround behandelten Variante verringert. Eine Zulassung seitens des BVL für eine Anwendung in Deutschland liegt noch nicht vor. Für eine Behandlung gegen den Sonnenbrand wurde im vorliegenden Versuch eine Konzentration von 5% gewählt und mit 550 l/ha Wasser beidseitig mittels Rückenspritze in die Traubenzone ausgebracht. Obwohl sich das Präparat als relativ regenfest erwiesen hat, musste die Behandlung im Jahr 2017 nach Niederschlägen regelmäßig wiederholt werden. In der Zwischenzeit konnte sich ein Präparat mit ähnlicher Zusammensetzung (99% Kaolin) auch auf dem deutschen Markt verbreiten, welches von der Firma Biofa (Cutisan®) als Pflanzenstärkungsmittel vertrieben wird. Bei Applikation von 5% bei 550 l/ha Wasser werden 27,5 kg/ ha benötigt. Das Mittel Gold Dry® der Firma Biolchim ist als Spurennährstoff-Mischdünger zugelassen, das sich aus Siliziumoxid, Bor, Mangan-Sulfat und Zink-Sulfat zusammensetzt. Da eine vergleichbare Benetzung wie bei einer Ausbringung eines reinen Kaolin-Präparates besteht, kann auch hier von einer 5%-igen Anwendung ausgegangen werden. Der „fiMUM-Fruchtkalk“ wird bereits seit einiger Zeit als Blattdünger mit breitem Wirkungsspektrum beworben (Fa. Schneider Verblasetechnik e.K.). Dieser setzt sich zu 74% zusammen aus Calciumhydroxid (Löschkalk) und wirkt in Wasser als Lauge mit einem pH-Wert von etwa 12,6. Nach der Anwendung wird zur Beseitigung des weißen Films eine Reinigung des Sprühgerätes mit Zitronensäure empfohlen. Nachdem sich das Präparat (Applikation 2%-ig mit 550 l Wasser/ ha) als weniger regenfest erwiesen hat, sollte der Belag daher nach Niederschlagsereignissen häufiger erneuert werden.<br />
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Die Applikation beider Präparate erfolgte zwischen dem 26.6. und dem 13.8.2017 mit jeweils sieben Behandlungen. Zum ersten Termin befanden sich die Reben im BBCH-Stadium Erbsengröße, bei dem die Trauben einer erhöhten Sonnenbrandgefährdung ausgesetzt sind. Die letzte Behandlung erfolgte zum Stadium Reifebeginn bzw. Weichwerden der Beeren (ES 81). Die letzten drei Applikationen erfolgten nach der Durchführung der Teilentblätterung zur Veraison. Im Versuch stellte sich heraus, dass das Kaolin im Vergleich zum Fruchtkalk wesentlich beständiger auf der Oberfläche von Blatt und Beere haftete. Um eine Aussage über die Haftung beider Mittel treffen zu können wurden kurz vor der Lese an einzelnen Blättern mit Hilfe des WinDIAS der Bedeckungsgrad ermittelt. Dieser betrug bei den mit Kaolin behandelten Blättern 99%. Die mehrmalige Applikation mit Fruchtkalk konnte die Blätter zu 69% bedecken. Eine genaue Auswertung an den Beeren war aufgrund der rundlich-ovalen Form nicht möglich und konnte nur grob geschätzt werden.<br />
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Erste Ergebnisse mit Kaolin und Kalk<br />
Wie bereits erwähnt traten während des Versuches in 2017 keine Sonnenbrandschäden auf. Dagegen wurde das Auftreten von Botrytis merklich durch die Behandlungen beeinflusst. Alle Entblätterungsmaßnahmen reduzierten wie erwartet den Botrytisbefall an den Trauben. Die frühe Teilentblätterung um die Blüte zeigte wie bereits in den Vorjahren den geringsten, die Kontrolle dagegen den höchsten Befall mit Botrytis. Eine Kombination von Entblätterung plus Kaolin bzw. Kalk verringerte das Auftreten der Traubenfäule, wobei das Mittel Surround die besten Ergebnisse erzielte. Trotz der intensiven Bedeckung beider Präparate auf Trauben und Blätter konnten keine Unterschiede hinsichtlich der Photosyntheseleistung beobachtet werden. Die Mostgewichte schwankten im Bereich von 86° Oe (komplette Freistellung zur Veraison) und 89°Oe (komplette Freistellung zur Veraison + Fruchtkalk). Allerdings sei erwähnt, dass die Applikation beider Mittel nur auf die Traubenzone begrenzt war und die Laubwandzone oberhalb nicht beeinträchtigt wurde.<br />
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Kurz vor der Lese wurde an den Beeren der sogenannte „puncture-test“ mit Hilfe eines Messgerätes (Firm Tech Fruit Firmness2) der Fa. BioWorks, Wamego, USA durchgeführt. Das Messgerät besteht aus einem Drehteller, auf dem die zu messenden Beeren platziert werden. Über einen Schrittmotor wird ein Stempel, an deren Ende eine feine Nadel mit einem Durchmesser von 0,19 mm platziert ist, hoch und runtergefahren. Hierbei wird mit Hilfe einer feinen Nadel die Gewichtskraft zur Durchdringung der Beerenhaut ermittelt. Dadurch erhält man Informationen über die Schalenreife oder über die Fäulnisanfälligkeit der Trauben. Darüber hinaus ist eine Korrelation mit der Beerenhautdicke denkbar. Für die Messung wurden die Trauben nach einem vorgegebenen Entnahmeprotokoll (jeweils an 10 Trauben 10 unverletzte Beeren an unterschiedlichen Positionen der Trauben) entnommen und vermessen. Sowohl die komplett entlaubte Variante (100% Veraison) als auch die Kombination von Entblätterung und Einsatz von Kalk und Kaolin zeigten tendenziell einen erhöhten Eindringwiderstand der Nadel an. Von daher kann angenommen werden, dass sich die Beerenhaut verändert hat. Im Falle eines Auftretens von Sonnenbrandschäden könnten die durchgeführten Maßnahmen möglicherweise Sonnenbrandschäden abmildern.<br />
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Zusammenfassend muss davon ausgegangen werden, dass es zukünftig aufgrund des Klimawandels vermehrt zu Sonnenbrandschäden an den Trauben kommen wird. Der weiter voranschreitende Ozonabbau lässt höhere Strahlungsintensitäten erwarten. Indirekte Vermeidungsstrategien wie Laubwandmanagment können das Risiko von Sonnenbrandschäden reduzieren. Inwieweit die angewendeten Präparate Sonnenbrandschäden vorbeugen können ist noch nicht vollständig erforscht.<br /><br />
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==Einzelnachweise==<br />
Quelle Text: Dr. Matthias Petgen und Christine Kleber, DLR Rheinpfalz, Institut für Weinbau und Oenologie<br />
==Literaturverzeichnis==<br />
DANIEL, C. (2015): Bekämpfung von Drosphila suzukii in Reben: Versuchsbericht 2014, FiBL Schweiz<br /><br />
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PETGEN, M.; RAU, M. 2014. Reifereduzierende Maßnahmen. Teil I und II: Wie könnte eine erfolgsversprechende Anpassungsstrategie auf den Klimawandel aussehen, Das Deutsche Weinmagazin 69(09), 21-25 und 69(10) 16-21.<br /><br />
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PETGEN, M. (2017): Brandgefährlich. Sonnenbrand an Trauben – Ursachen und Vermeidungsstrategien. Der Deutsche Weinbau 15, 20-23.<br /><br />
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RUDY, H.; SCHOLTEN, G. 2007. Petrolnote im Riesling entgegenwirken. Der Deutsche Weinbau 62(18), 32-34.<br /><br />
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SACKS, G.L.; GATES, M.J.; FERRY, F.X.; LAVIN, E.H.; KURTZ, A.J.; ACREE, T.E. 2012. Sensory threshold of 1,1,6-trimethyl-1,2-dihydronaphthalene (TDN) and concentrations in young Riesling and non-Riesling Wines. J. Agric. Food Chem. 60(12), 2998–3004.<br /></div>Schäferhttps://www.vitipendium.de/index.php?title=Sonnenbrand&diff=15342Sonnenbrand2018-07-03T11:25:30Z<p>Schäfer: /* Versuche mit unterschiedlichen Präparaten */</p>
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<div>Sonnenbrandschäden an Trauben treten seit den 1990er Jahren verstärkt auf. Betrachtet man ältere Weinbauliteratur, so wird ersichtlich, dass das Phänomen nicht neu ist. Bereits von Babo und Kern berichten 1846 von „Trauben, die der Sonne ausgesetzt sind, von verdorbenen und verwelkten Trauben“. <br />
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==Schadbild==<br />
Das Schadbild von Sonnenbrandschäden an Trauben ist abhängig vom phänologischen Entwicklungsstadium. Die Anfälligkeit gegenüber Sonnenbrand ist kurz vor dem Weichwerden der Beeren am größten. Vor Reifebeginn führt der Sonnenbrand zunächst zum „Verbrennen“ scharf begrenzter Bezirke der Beerenhaut. Die Schäden sind anfänglich stecknadelgroß und breiten sich mit zunehmendem Stress schnell weiter aus. Die Schädigung bezieht sich auf die Epidermis und die darunter liegenden parenchymatischen Zellen. Das betroffene Gewebe stirbt ab, verfärbt sich zunächst gelblich, geht allmählich in rotbraun über und fällt nach dem Eintrocknen zusammen. Es entstehen dadurch mehrere Millimeter tiefe Dellen mit unregelmäßigen Umrissen. <br /><br />
Nach Reifebeginn beschränkt sich der Sonnenbrand in der Regel auf die Schädigung der Epidermis, jedoch ohne dass es anschließend zu einem Einfallen von Gewebe und zu einer Dellenbildung kommt. Bei besonders exponierten Trauben trocknen die Beeren in heißen Jahren trotz fortgeschrittenem Reifestadium ein. Das Stielgerüst wird teilweise geschädigt, was zur Unterversorgung der Traube führt (Welkwerden, verminderte Zuckereinlagerung, Reifeverzug). Gegen Ende des Reifeprozesses neigen die Beeren zum rosinenartigen Schrumpfen, weil Wasser durch die rissige Cuticula ungehindert verdunsten kann. Dieses Schadbild wurde im „Jahrhundertsommer“ 2003 verstärkt beobachtet. Kurz vor Lesereife zeigt sich vielfach bei weißen Sorten auf sonnenexponierten Beeren eine auffällige Bräunung bzw. Pigmentierung der Beerenhaut, die jedoch keinen Schaden darstellt.<br />
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==Vermeidungsstrategien==<br />
Grundsätzlich kann zwischen direkten und indirekten Vermeidungsstrategien unterschieden werden. <br /><br />
===Indirekte Vermeidungsstrategie===<br />
Bei empfindlichen Rebsorten steht die Lagenwahl besonders im Fokus. Bei einer Nord-Süd-Zeilung treten am Nachmittag auf der Westseite die höchsten Temperaturen auf. Entsprechend groß ist die Sonnenbrandgefahr. Kühlere Lagen wie Nordhänge oder Höhenlagen könnten zukünftig eine größere Rolle spielen. Alternative Erziehungssysteme wie Minimalschnitt können in Jahren mit Sonnenbrand Vorteile haben, da ein Teil der Trauben im Stockinneren durch das Laubdach beschattet ist und kaum Sonnenbrandschäden erfährt. In Minimalschnittanlagen sind die Trauben lockerbeeriger und besitzen dickere Beerenhäute . Die geringere Schädigung mit Sonnenbrand von Minimalschnitttrauben kann auf die veränderte Cuticula-Struktur der Beeren zurückgeführt werden. Allerdings muss man sich kritisch fragen, inwieweit diese Erkenntnis eine großflächige Umstellung rechtfertigt.<br />
===Direkte Vermeidungsstrategie===<br />
Durch direkte Vermeidungsstrategien kann der Winzer rasch auf mögliche Sonnenbrandschäden reagieren. Häufig treten die stärksten Schäden in den Anlagen auf, die kurz vor einem Witterungswechsel entblättert werden. Dies konnte in einem Entblätterungsversuch mit der Rebsorte Riesling (Zeilenausrichtung Ost-West, Mußbacher Johannitergarten) im Jahr 2016 bestätigt werden (Petgen, 2017). Die beidseitige Entlaubung der Traubenzone zum Zeitpunkt der Veraison (75 bzw. 100 % Freistellung) führte zu den größten Sonnenbrandschäden. Dieser Termin lag mit dem 22. August unmittelbar vor dem bereits beschriebenen Wetterumschwung. Der geringste Sonnenbrandschaden konnte in der frühen Entlaubungsvariante um die Blüte herum festgestellt werden und belegt nochmals den abhärtenden Effekt der Beeren gegenüber Sonnenbrandschäden. Das besondere in 2016 war der späte Zeitpunkt der Schäden, der nach Reifebeginn festgestellt wurde. Erst mit dem Ende des meteorologischen Sommers Ende August startete der eigentliche Sommer durch. Spitzentemperaturen wurden am Samstag, den 27. August mit Tagesmaximumwerten von 34,8°C (2 m Höhe, Wetterstation Neustadt/W.) erreicht und der Wetterumschwung läutete den goldenen Herbst ein. Bei diesen Lufttemperaturen konnten nach eigenen Messungen an der Beerenoberfläche bis 45°C entstehen. Die Trauben waren demnach schlagartig einer Hitzeperiode ausgesetzt.<br />
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Verzichtet man auf das Freistellen der Trauben, kann dies zu einer geringeren Bildung und Einlagerung typischer Riesling-Aromen wie Citrus, Ananas oder grünem Apfel (Monoterpene wie z.B. 2-Phenylethanol oder ß-Damascenon) führen (MEYERS et al., 2013). Ferner erhöht eine verminderte Freistellung der Traube den Befall durch die Graufäule Botrytis cinerea, was mit Ausnahme weniger Süßweine zu einem generellen Qualitäts- und hohem Ernteverlust führt. Ein Verzicht auf das Freistellen der Trauben ist eher eine für heiße und sonnenreiche Klimate zielführende Maßnahme. Zahleiche Entlaubungsversuche aus der Vergangenheit konnten allerdings für die Mehrzahl der Rieslingflächen in Deutschland belegen, dass eine gewisse Besonnung der Traube zu einem gesunden, aromareichen Lesegut mit nicht zu hohen Säuregehalten führt. Zukünftig sollte die Entblätterungsstrategie darauf ausgerichtet sein, mögliche Sonnenbrandschäden zu dezimieren. Der Entblätterungszeitpunkt sollte so früh als möglich gewählt werden, um eine gewisse Abhärtung der Beeren zu erreichen. Grundsätzlich sollte immer die sonnenabgewandte Seite (Nord- bzw. Ostseite) entblättert werden. Auf ein beidseitiges Freistellen der Traubenzone kann bei empfindlichen Sorten verzichtet werden. Sicherer ist ein zweimaliges moderates Arbeiten als ein einmaliges radikales Freistellen. Ausnahmen gelten bei roten Sorten, die durch den Befall mit der Kirschessigfliege gefährdet sind. Weiterhin kann über höhere Laubwände nachgedacht werden, um eine gegenseitige Beschattung der Rebzeilen herbeizuführen. Dadurch wird allerdings das Mikroklima in der Rebanlage verändert und die weinbaulichen Konsequenzen sind eher nachteilig (schlechtere Belüftung usw.). Der Laubschnitt kann während der kritischen Wachstumsphase etwas hinausgezögert werden, so dass durch den Überhang der Triebe ebenfalls eine Teil-Schattierung erreicht wird. Man sollte den zweiten (oder auch dritten) Laubschnittzeitpunkt nicht nach arbeitswirtschaftlichen Gesichtspunkten, sondern nach dem Witterungsgeschehen planen und durchführen. <br />
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==Sonnenschutz – mit Kalk und Tonerde dem Sonnenbrand an Trauben entgegenwirken==<br />
Eine weitere Möglichkeit stellt der Einsatz bzw. die Applikation von Präparaten dar, welche die Entstehung von Sonnenbrandschäden verhindern sollen und als chemischer oder physikalischer Lichtschutz fungieren. Vielversprechende Ergebnisse aus Australien liegen bereits mit Tonerdepräparaten vor. Die Wirkungsweise dieser auf Kaolinbasis verwendeten Mittel wird auf die Filterung des UV-Lichtes zurückgeführt. Gleichzeitig soll durch den ausgebrachten Belag auf den Trauben die Strahlung reflektiert werden. Vielversprechende Ergebnisse liegen bei Cabernet Sauvignon aus Chile (Lobos, G.A. et al., 2015) bzw. Kalabrien (Brillante et al., 2016) vor. Ein Einsatz von Carnaubawachs und Magnesiumsilikaten im Apfelanbau führt zu einer Filterung von UV- und IR-Licht. Im Obst- und Getreideanbau wird Calciumcarbonat mit gleicher Wirkung appliziert. Ähnliches bewirkt die Anwendung von Pinienöl, welches zusätzlich die obere Blattwachsschicht stärkt. Auch dieses Mittel ist bereits im Apfelanbau etabliert.<br />
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===Versuche mit unterschiedlichen Präparaten===<br />
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Kaolin ist ein natürliches Tonmineral, das zur Herstellung von Papier und Fertigung von Porzellan eingesetzt wird. Es besitzt die Eigenschaft, UV- und IR-Licht zu reflektieren, wodurch die Beerenhauttemperatur durch Sonneneinstrahlung im Vergleich zur unbehandelten Variante weniger stark erhöht werden soll. Das angewendete Mittel Surround® besteht zu 99% aus Kaolin und ist als biologisches Insektizid in der Schweiz zugelassen. Neben einer Wirkung gegen diverse Schädlinge besteht unter anderem eine Empfehlung zum Einsatz (2%ig) gegen die Kirschessigfliege. Erfolgsversprechende Ergebnisse wurden von Daniel (2015) aus der Schweiz an der Rebsorte Spätburgunder generiert. Das Mittel Surround reduzierte den Essigfäulebefall an den Trauben, ebenso war die Flugintensität in der mit Surround behandelten Variante verringert. Eine Zulassung seitens des BVL für eine Anwendung in Deutschland liegt noch nicht vor. Für eine Behandlung gegen den Sonnenbrand wurde im vorliegenden Versuch eine Konzentration von 5% gewählt und mit 550 l/ha Wasser beidseitig mittels Rückenspritze in die Traubenzone ausgebracht. Obwohl sich das Präparat als relativ regenfest erwiesen hat, musste die Behandlung im Jahr 2017 nach Niederschlägen regelmäßig wiederholt werden. In der Zwischenzeit konnte sich ein Präparat mit ähnlicher Zusammensetzung (99% Kaolin) auch auf dem deutschen Markt verbreiten, welches von der Firma Biofa (Cutisan®) als Pflanzenstärkungsmittel vertrieben wird. Bei Applikation von 5% bei 550 l/ha Wasser werden 27,5 kg/ ha benötigt. Das Mittel Gold Dry® der Firma Biolchim ist als Spurennährstoff-Mischdünger zugelassen, das sich aus Siliziumoxid, Bor, Mangan-Sulfat und Zink-Sulfat zusammensetzt. Da eine vergleichbare Benetzung wie bei einer Ausbringung eines reinen Kaolin-Präparates besteht, kann auch hier von einer 5%-igen Anwendung ausgegangen werden. Der „fiMUM-Fruchtkalk“ wird bereits seit einiger Zeit als Blattdünger mit breitem Wirkungsspektrum beworben (Fa. Schneider Verblasetechnik e.K.). Dieser setzt sich zu 74% zusammen aus Calciumhydroxid (Löschkalk) und wirkt in Wasser als Lauge mit einem pH-Wert von etwa 12,6. Nach der Anwendung wird zur Beseitigung des weißen Films eine Reinigung des Sprühgerätes mit Zitronensäure empfohlen. Nachdem sich das Präparat (Applikation 2%-ig mit 550 l Wasser/ ha) als weniger regenfest erwiesen hat, sollte der Belag daher nach Niederschlagsereignissen häufiger erneuert werden.<br />
<br />
Die Applikation beider Präparate erfolgte zwischen dem 26.6. und dem 13.8.2017 mit jeweils sieben Behandlungen. Zum ersten Termin befanden sich die Reben im BBCH-Stadium Erbsengröße, bei dem die Trauben einer erhöhten Sonnenbrandgefährdung ausgesetzt sind. Die letzte Behandlung erfolgte zum Stadium Reifebeginn bzw. Weichwerden der Beeren (ES 81). Die letzten drei Applikationen erfolgten nach der Durchführung der Teilentblätterung zur Veraison. Im Versuch stellte sich heraus, dass das Kaolin im Vergleich zum Fruchtkalk wesentlich beständiger auf der Oberfläche von Blatt und Beere haftete. Um eine Aussage über die Haftung beider Mittel treffen zu können wurden kurz vor der Lese an einzelnen Blättern mit Hilfe des WinDIAS der Bedeckungsgrad ermittelt. Dieser betrug bei den mit Kaolin behandelten Blättern 99%. Die mehrmalige Applikation mit Fruchtkalk konnte die Blätter zu 69% bedecken. Eine genaue Auswertung an den Beeren war aufgrund der rundlich-ovalen Form nicht möglich und konnte nur grob geschätzt werden.<br />
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Erste Ergebnisse mit Kaolin und Kalk<br />
Wie bereits erwähnt traten während des Versuches in 2017 keine Sonnenbrandschäden auf. Dagegen wurde das Auftreten von Botrytis merklich durch die Behandlungen beeinflusst. Alle Entblätterungsmaßnahmen reduzierten wie erwartet den Botrytisbefall an den Trauben. Die frühe Teilentblätterung um die Blüte zeigte wie bereits in den Vorjahren den geringsten, die Kontrolle dagegen den höchsten Befall mit Botrytis. Eine Kombination von Entblätterung plus Kaolin bzw. Kalk verringerte das Auftreten der Traubenfäule, wobei das Mittel Surround die besten Ergebnisse erzielte. Trotz der intensiven Bedeckung beider Präparate auf Trauben und Blätter konnten keine Unterschiede hinsichtlich der Photosyntheseleistung beobachtet werden. Die Mostgewichte schwankten im Bereich von 86° Oe (komplette Freistellung zur Veraison) und 89°Oe (komplette Freistellung zur Veraison + Fruchtkalk). Allerdings sei erwähnt, dass die Applikation beider Mittel nur auf die Traubenzone begrenzt war und die Laubwandzone oberhalb nicht beeinträchtigt wurde.<br />
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Kurz vor der Lese wurde an den Beeren der sogenannte „puncture-test“ mit Hilfe eines Messgerätes (Firm Tech Fruit Firmness2) der Fa. BioWorks, Wamego, USA durchgeführt. Das Messgerät besteht aus einem Drehteller, auf dem die zu messenden Beeren platziert werden. Über einen Schrittmotor wird ein Stempel, an deren Ende eine feine Nadel mit einem Durchmesser von 0,19 mm platziert ist, hoch und runtergefahren. Hierbei wird mit Hilfe einer feinen Nadel die Gewichtskraft zur Durchdringung der Beerenhaut ermittelt. Dadurch erhält man Informationen über die Schalenreife oder über die Fäulnisanfälligkeit der Trauben. Darüber hinaus ist eine Korrelation mit der Beerenhautdicke denkbar. Für die Messung wurden die Trauben nach einem vorgegebenen Entnahmeprotokoll (jeweils an 10 Trauben 10 unverletzte Beeren an unterschiedlichen Positionen der Trauben) entnommen und vermessen. Sowohl die komplett entlaubte Variante (100% Veraison) als auch die Kombination von Entblätterung und Einsatz von Kalk und Kaolin zeigten tendenziell einen erhöhten Eindringwiderstand der Nadel an. Von daher kann angenommen werden, dass sich die Beerenhaut verändert hat. Im Falle eines Auftretens von Sonnenbrandschäden könnten die durchgeführten Maßnahmen möglicherweise Sonnenbrandschäden abmildern.<br />
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<br />
Zusammenfassend muss davon ausgegangen werden, dass es zukünftig aufgrund des Klimawandels vermehrt zu Sonnenbrandschäden an den Trauben kommen wird. Der weiter voranschreitende Ozonabbau lässt höhere Strahlungsintensitäten erwarten. Indirekte Vermeidungsstrategien wie Laubwandmanagment können das Risiko von Sonnenbrandschäden reduzieren. Inwieweit die angewendeten Präparate Sonnenbrandschäden vorbeugen können ist noch nicht vollständig erforscht.<br /><br />
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<br />
==Einzelnachweise==<br />
Quelle Text: Dr. Matthias Petgen und Christine Kleber, DLR Rheinpfalz, Institut für Weinbau und Oenologie<br />
==Literaturverzeichnis==<br />
DANIEL, C. (2015): Bekämpfung von Drosphila suzukii in Reben: Versuchsbericht 2014, FiBL Schweiz<br /><br />
<br />
PETGEN, M.; RAU, M. 2014. Reifereduzierende Maßnahmen. Teil I und II: Wie könnte eine erfolgsversprechende Anpassungsstrategie auf den Klimawandel aussehen, Das Deutsche Weinmagazin 69(09), 21-25 und 69(10) 16-21.<br /><br />
<br />
PETGEN, M. (2017): Brandgefährlich. Sonnenbrand an Trauben – Ursachen und Vermeidungsstrategien. Der Deutsche Weinbau 15, 20-23.<br /><br />
<br />
RUDY, H.; SCHOLTEN, G. 2007. Petrolnote im Riesling entgegenwirken. Der Deutsche Weinbau 62(18), 32-34.<br /><br />
<br />
SACKS, G.L.; GATES, M.J.; FERRY, F.X.; LAVIN, E.H.; KURTZ, A.J.; ACREE, T.E. 2012. Sensory threshold of 1,1,6-trimethyl-1,2-dihydronaphthalene (TDN) and concentrations in young Riesling and non-Riesling Wines. J. Agric. Food Chem. 60(12), 2998–3004.<br /></div>Schäferhttps://www.vitipendium.de/index.php?title=Schildl%C3%A4use&diff=15341Schildläuse2018-06-29T07:52:30Z<p>Schäfer: /* Relevante Arten */</p>
<hr />
<div>{{Taxobox<br />
|Typ = Insekt<br />
|Bild = Schildlaus-Chardonnay-UIp.jpg<br />
|Bildbeschreibung = Kleine Rebenschildlaus ''Parthenolecanium corni''<br />
|Name = Schildläuse<br />
|lat_Name = Coccina<br />
|Autor =<br />
|Synonyme = <br />
|Klasse = Insekten<br />
|lat_Klasse = Insecta<br />
|Unterklasse =<br />
|lat_Unterklasse = Ectognatha<br />
|Überordnung = Schnabelkerfe<br />
|lat_Überordnung = Hemiptera<br />
|Ordnung = Pflanzenläuse<br />
|lat_Ordnung = Sternorrhyncha<br />
|Unterordnung = <br />
|lat_Unterordnung = <br />
|Überfamilie = <br />
|lat_Überfamilie = <br />
}}<br />
<br />
Bei den Schildläusen handelt es sich um meist nur wenige Millimeter große [[Insekten]], die zu den [[h:Pflanzensauger|Pflanzensaugern]] gezählt werden. In Rebanlagen saugen sie je nach Entwicklungsstadium und Jahreszeit an den alten Rebstämmen, dem jungen Holz oder an Blättern. Hierbei werden in der Regel die [[w:Leitungsbahn|Leitungsbahnen]], in denen die [[w:Assimilation (Biologie)|Assimilate]] transportiert werden, mit dem Stechrüssel angestochen. <br />
Die Bedeutung von Schildläusen als [[Schädlinge]] im Weinbau ist eng mit ihrer Rolle als [[Vektoren|Überträger]] von [[Viruskrankheiten]] verknüpft. Deshalb beschäftigt sich dieser Artikel hauptsächlich mit der Verbindung zwischen [[Blattrollkrankheit]] und Schildläusen, die als Überträger der Erreger dieser [[Viruskrankheiten|Viruserkrankung]] fungieren.<br />
<br />
== Relevante Arten == <br />
Im deutschen Weinbau treten vorwiegend folgende Arten auf:<br />
* [[Kleine Rebenschildlaus]] = [[Zwetschgenschildlaus]] (''Parthenolecanium corni'')<br />
* [[Pfirsichschildlaus]] (''Parthenoleacanium persicae'')<br />
* [[Wollige Rebenschildlaus]] (''Pulvinaria vitis'')<br />
* [[Böhmische Schmierlaus]] (''Heliococuus bohemicus'' syn. ''Phenacoccus hystrix'')<br />
* [[Ahornschmierlaus]] (''Phenacoccus aceris'')<br />
<br />
== Biologie der Schildläuse ==<br />
[[Datei:Phenacoccus aceri Überwinterung Hetterling.jpg|thumb|Überwinternde Larvenstadien der Ahornschmierlaus ''Phenacoccus aceris'' unter der Rebborke]]<br />
Die verschiedenen im Weinbau vorkommenden Arten haben unterschiedliche Überwinterungsstrategien entwickelt, überwintern aber alle auf Rebholz. Die Gespinste sind nicht immer leicht zu finden und können mit denen anderer Tiere verwechselt werden. Die ausgewachsenen Weibchen entwickeln entweder eine Art Schutzschild, unter dem die Eiablage stattfindet (zum Beispiel bei der Kleinen Rebenschildlaus ''[[h:Gemeine Napfschildlaus|Parthenolecanium corni]]''), oder produzieren Wachsabdeckungen, die Eier werden dann in Eisäcken abgelegt (zum Beispiel bei ''Phenacoccus aceris''). Da der komplette Entwicklungszyklus auf der Rebe stattfinden kann, treten bei entsprechenden Populationsdichten Saugschäden auf, die sich in Form von Kümmerwuchs zeigen können. Die zuckerhaltigen Ausscheidungen der Tiere („Honigtau“) bieten [[Rußtau|Rußtaupilzen]] eine gute Nahrungsgrundlage.<br />
<gallery widths="250"><br />
Datei:Phenacoccus-aceris-Chardonnay-UIp.jpg|Gespinste der Ahornschmierlaus ''Phenacoccus aceris'' an Chardonnay <br />
Datei:Phenacoccus-aceris-Larve-Chardonnay Hetterling.jpg|Chardonnay, Blattunterseite mit Larve der Ahornschmierlaus ''Phenacoccus aceris''<br />
Datei:Phenacoccus-Männchen-Dornfelder-Hetterling.jpg|Im Labor geschlüpftes Männchen der Ahornschmierlaus ''Phenacoccus aceris''<br />
</gallery><br />
Die [[Kleine Rebenschildlaus]] oder Zwetschenschildlaus ''Parthenolecanium corni'' überwintert als Junglaus am unteren Teil des einjährigen Holzes. Im Frühjahr entwickeln sich die Geschlechtstiere. Nach der Paarung saugen sich die Weibchen am letztjährigen Holz fest. Ihr Rückenschild erhärtet zu einem braunen Schild und dient den darunter abgelegten bis zu 300 Eiern und den schlüpfenden Jungläusen als Schutz. Später saugen die Jungläuse an den Blättern und wandern im Herbst zur Überwinterung an die unteren Teile des einjährigen Holzes ab. Bei der [[Wollige Schildlaus|Wolligen Schildlaus]] ''Pulvinaria vitis'' überwintern die befruchteten Weibchen, die in Reihen am zwei- bis dreijährigen Holz sitzen. Im Frühjahr produzieren sie ein unter ihrem Schild hervorquellendes weißes Gespinst, in das sie die bis zu 2500 mattrosa gefärbten Eier ablegen. Die schuppenförmigen, gelbbraunen Jungläuse schlüpfen im Juni und wandern an die Triebe und Blätter, um sich hier festzusetzen und zu saugen. Im Herbst sind die Tiere geschlechtsreif. Männliche Läuse sind geflügelt, die Weibchen setzen sich nach der Paarung am älteren Holz fest und bilden ihren 4 bis 8 mm langen Schild aus. Die [[Rebenschmierlaus]] ''Phenacoccus hystrix'' überwintert als ältere Larve unter der Borke und in Ritzen von Rebstämmen und Pfählen. Die Larven wandern im Frühjahr auf die grünen Triebe und die Unterseiten junger Rebblätter und entwickeln sich hier zu Geschlechtstieren. Im Anschluss an die Paarung entwickelt das Weibchen einen weißlichen, etwa 10 mm langen Eisack, in den es bis zu 300 Eier ablegt.<br />
<br />
== Schadbild bei Schildlausbefall ==<br />
[[Datei:Saugschäden-Phenacoccus-aceris-UIp.jpg|thumb|Spätburgunder mit Saugschäden durch die Ahornschmierlaus ''Phenacoccus aceris'']]<br />
Im Allgemeinen sind die Schäden gering. Bei starkem Befall kann es allerdings vor allem bei jungen oder geschwächten Reben zu Kümmerwuchs kommen. Schildläuse werden deshalb im Weinbau zu den Gelegenheitsschädlingen gezählt. Nicht verdauter Pflanzensaft ist sehr kohlenhydratreich und wird wieder ausgeschieden, wodurch die Blätter mit einem klebrigen Überzug, dem [[Honigtau]], überzogen werden. Diese Ausscheidungen werden häufig von [[Rußtau|Rußtaupilzen]] besiedelt, was die Blätter schwärzlich verfärbt. Ähnlich wie bei [[Blattläuse|Blattläusen]] werden Schildlauskolonien fast immer von [[Ameisen]] gepflegt und vor natürlichen Feinden wie [[Räuber|Räubern]] und [[Parasitoiden]] geschützt. Als Gegenleistung ernähren sich die Ameisen von den zuckerreichen Ausscheidungsprodukten der Schildläuse.<br />
Größere Bedeutung haben Schildläuse im Weinbau als Überträger von [[Viruskrankheiten|Viruserkrankungen]], was im Folgenden erläutert wird.<br />
<br />
== Geschichtliches ==<br />
Die Symptome der [[Blattrollkrankheit]], einer [[Viruskrankheiten|Viruserkrankung]] der Rebe, und Schildläuse als Schadinsekten sind beide im Weinbau schon sehr lange bekannt. Die erste Beschreibung der später als [[Blattrollkrankheit]] bezeichneten Krankheit stammt aus der Mitte des 19. Jahrhunderts. Die Schildläuse wurden hingegen schon im Alten Testament als [[Schädlinge]] der Reben erwähnt. Stellwaag kam 1928 zu dem Schluss, dass es sich bei den dort beschriebenen „Würmern“ eigentlich nur um Schildläuse handeln könne. Mit der Intensivierung der Monokultur „Rebe“ zu Beginn des 20. Jahrhunderts verstärkten sich – allerdings in unterschiedlichem Maße – die Probleme sowohl mit den Erregern der [[Blattrollkrankheit]] als auch mit den Schildläusen.<br /><br />
So traten zyklische Massenvermehrungen verschiedener Schildlausarten nicht nur im Weinbau im Abstand von zehn bis elf Jahren auf. Im Jahr 1915 vermehrten sich zum Beispiel die Schmierlaus ''Dactylopius'' und die wollige Rebenschildlaus ''Pulvinaria'' lagen- und weinbergsweise besonders stark an [[Portugieser|Portugieserreben]] im Raum Bad Dürkheim, Niederkirchen und Ruppertsberg. 1926 – 1928 wurden an der Mittelmosel massive Probleme mit erheblichen wirtschaftlichen Einbußen durch [[Rußtau]] festgestellt, hervorgerufen durch ein Massenauftreten vermutlich der später als böhmische Schmierlaus bezeichneten Art ''Heliococcus bohemicus''. Nach dem Zweiten Weltkrieg verschwanden die Tiere jedoch durch exzessive [[Insektizid|Insektizideinsätze]] aus dem Fokus. Aus noch nicht geklärten Gründen konnte sich manche Schildlauspopulation in den letzten Jahren wieder mehr oder weniger unbemerkt vermehren, so dass die Tiere heute gebietsweise stärker vorkommen.<br /><br />
Aufgeschreckt durch die Zunahme von Reben mit vorzeitiger Herbstverfärbung verbunden mit stark schwankenden Erträgen und Kleinfrüchtigkeit befassten sich etliche Forscher im In- und Ausland, allen voran Georg Scheu in Alzey Anfang der 1930iger Jahre verstärkt mit der als Rollkrankheit beschriebenen Erscheinung. Scheu wies 1935 nach, dass diese Krankheit durch [[Pfropfrebe|Pfropfung]] übertragen wird und er vermutete damals schon, dass diese „Erkrankung des Blutes“ eine [[Viruskrankheiten|Viruserkrankung]] sei. Diese Hypothese wurde aber erst sehr viel später bewiesen. Mit der beginnenden [[Klonenzüchtung|Klonenselektion]] und der Erhaltungszucht wurden visuell auffällige Reben von der Vermehrung ausgeschlossen, so dass die [[Blattrollkrankheit]] in den Beständen stark dezimiert werden konnte. Die [http://www.gesetze-im-internet.de/bundesrecht/rebpflv_1986/gesamt.pdf Rebenpflanzgutverordnung] trägt der Bedeutung der [[Viruskrankheiten|Viruserkrankungen]] Rechnung, so dürfen heute Vermehrungsanlagen nur noch mit virusgetestetem Pflanzgut erstellt werden. Durch diese Maßnahmen war die [[Blattrollkrankheit]] bis vor kurzem kein großes Thema im deutschen Weinbau. Seit etwa fünf Jahren beobachtet man jedoch im Rahmen der gesetzlich vorgeschriebenen Virustestung, dass die Krankheit wieder auf dem Vormarsch ist. Züchter und [[Rebenveredelung|Rebveredler]] sind aufgeschreckt, da sie um ihre Vermehrungsanlagen fürchten.<br />
<br />
== Viruserkrankung der Rebe und schädigende Insekten – Wie passen beide zusammen? ==<br />
Die [[Blattrollkrankheit]] ist die weltweit am weitesten verbreitete [[Viruskrankheiten|Viruserkrankung]] der Rebe und neben der [[Reisigkrankheit]] die bedeutendste [[Virosen|Virose]] im deutschen Weinbau mit großen wirtschaftlichen Auswirkungen. Eine verfrüht einsetzende Herbstverfärbung setzt die Assimilationsleistung infizierter Reben herab, so dass sich die Reife verzögert, es zu einem geringeren [[Mostgewicht]] und einer geänderten Zusammensetzung der Inhaltsstoffe und somit letztlich zu Qualitätseinbußen kommen kann. Auch Ertragsminderungen in Abhängigkeit von Jahr, Sorte und Befallsgrad sind möglich. Diese Krankheit kann von mindestens zehn verschiedenen [[Viren]] verursacht werden, die als Grapevine leaf roll associated virus bezeichnet und durchnummeriert werden. Im deutschen Weinbau wurden bis jetzt nur die beiden Blattrollviren GLRaV-1 und -3 gefunden, wobei das erst genannte [[Viren|Virus]] die mit Abstand weiteste Verbreitung hat.<br />
<br />
=== Symptome der Blattrollkrankheit ===<br />
[[Datei:Spbg-GLRaV-1-22072008-Oberotterbach 5k-UIpach.jpg|thumb|Blattrollkrankheit bei Spätburgunder]]<br />
Auffälligstes Symptom dieser Krankheit ist das starke Blattrollen. In Deutschland rollen sich etwa ab Ende Juli die Blätter zur Blattunterseite hin ein, beginnend an der Basis der Triebe. Gleichzeitig setzt eine verfrühte Herbstverfärbung ein. Rote Sorten zeigen eine Rotverfärbung (siehe Abbildung), während weiße Sorten sich fahl gelb verfärben, die Blattadern bleiben jedoch jeweils grün. Alle Ertragssorten und [[Unterlagen|Unterlagsreben]] können infiziert werden, wobei letztere sehr selten Symptome ausprägen. Die Stärke der Symptomausprägung hängt neben der Sorte und der Witterung von der Art des infizierenden Blattrollvirus ab.<br />
<br />
=== Übertragung von Rebviren ===<br />
Wie alle Rebviren werden auch die Erreger der [[Blattrollkrankheit]] durch [[Pfropfrebe|Pfropfung]] übertragen. Daneben aber – und das ist für eine Feldausbreitung von enormer Bedeutung – können fast alle bisher bekannten Blattrollviren durch verschiedene Schildlausarten im Bestand übertragen werden. Bisher ist man davon ausgegangen, dass diese Art der Übertragung für die deutschen Weinbaugebiete keine Rolle spielt. Erste Untersuchungen ergaben, dass in einigen Anlagen, in denen eine Zunahme rollkranker Stöcke beobachtet wurde, Schildlausarten, wie z.B. die Ahornschmierlaus ''Phenacoccus aceris'' vorkommen, die nachgewiesenermaßen GLRaV-1 und -3 übertragen kann. Hingegen deuten keinerlei Beobachtungen weltweit daraufhin, dass noch andere tierische Überträger bei der Übertragung der [[Blattrollkrankheit]] eine Rolle spielen könnten.<br />
Schildläuse sind [[Insekten]] und werden systematisch gesehen in die Ordnung der [[h:Pflanzenläuse|Pflanzenläuse]] gestellt. Die im Weinbau relevanten Schildlaus-Arten gehören zu den Familien der Schmierläuse, auch [[w:Schmierläuse|Wollläuse]] genannt, (''Pseudococcidae'') und [[h:Napfschildläuse|Napfschildläuse]] (''Coccidae''). Angehörige beider Familien unterscheiden sich sowohl in der Morphologie als auch in der Biologie der Tiere. Schildläuse sind polyphag, sie ernähren sich von Pflanzensaft der verschiedensten Pflanzen und gelten deshalb als [[Schädlinge]]. Schildläuse wurden bisher im deutschen Weinbau als Gelegenheitsschädlinge und Schwächeparasiten angesehen.<br />
<br />
== Risiko der Virusübertragung durch Schildläuse ==<br />
Einige Schildlausarten haben zusätzlich ein großes Schadpotential durch ihre Fähigkeit zur Übertragung verschiedener Blattrollviren. Frisch geschlüpfte Schildlauslarven sind noch nicht infektiös, sie infizieren sich erst, wenn sie an viruskranken Reben saugen. Um infektiös zu bleiben, müssen sich alle Entwicklungsstadien immer wieder neu an viruskranken Reben infizieren. Manche Schildlausarten gehen mit [[w:Ameisen|Ameisen]] eine [[w:Symbiose|Symbiose]] ein, so dass Ameisen auf Reben auf einen Schildlausbefall hindeuten können.<br /><br />
Bei den [[h:Napfschildläuse|Napfschildläusen]] geschieht die Ausbreitung nach Hoffmann fast ausschließlich im ersten Larvenstadium.<ref>Hoffmann, C. (2002): ''Schildläuse im Weinbau und ihre Antagonisten.'' Dissertation Universität Karlsruhe, 164 Seiten</ref> In diesem Stadium haben die Tiere noch nicht gesaugt, sie können deshalb noch keine [[Viren]] aufgenommen haben und diese damit auch nicht verbreiten.<br /><br />
Die [[w:Schmierläuse|Schmierläuse]] hingegen sind bis zur Eiablage sehr aktiv, sie wandern umher und suchen sich ständig neue Plätze zur Nahrungsaufnahme. Sie sind damit prädestiniert in einer blattrollkranken Anlage die Krankheit auf bisher noch gesunde Reben zu übertragen. Wie schnell die Ausbreitung vonstattengehen kann, zeigten französische Untersuchungen in Burgund<ref>Le Maguet, J. et al. (2009): ''Monitoring of Grapevine leafroll-associated Virus 1 (GLRaV-1) dispersion by the mealybug Phenacoccus aceris.'' 16th Meet. ICVG, Dijon, extended abstract: 283-284</ref>: innerhalb von 4 Jahren stieg die Zahl blattrollkranker Reben in einer [[Spätburgunder]]-Anlage beim gleichzeitigen Vorkommen der Ahornschmierlaus ''Phenacoccus aceris'' von anfänglich 5 % um das zehnfache auf 50 %!<br /><br />
Das Risiko einer Virusübertragung ist nicht per se vorhanden, sondern natürlich nur beim gleichzeitigen Vorkommen von blattrollkranken Reben und Schildläusen.<br />
<br />
== Ausbreitung der Schildläuse ==<br />
Weibliche Schildläuse sind größer als die männlichen und flügellos. Dadurch bleibt ihnen als einzige Möglichkeit nur ihre Lauffähigkeit, um sich in einem Areal aktiv auszubreiten. Schildlausmännchen können zwar geflügelt sein, aber für die Ausbreitung der Arten hat ihre Flugfähigkeit praktisch keine Bedeutung.<br /><br />
Der passiven Ausbreitung hingegen kommt bei den meisten Arten eine weitaus größere Rolle zu. Die kleinen und leichten Erstlarven können durch Luftbewegungen wie dem Wind über weite Entfernungen, wahrscheinlich einige Kilometer oder mehr, transportiert werden.<ref>Schmutterer, H. (2008): ''Die Schildläuse und ihre natürlichen Antagonisten, Pflanzensaugende Insekten - Band 4.'' Neue Brehm Bücherei Bd. 666</ref> Auch Laubarbeiten und Arbeitsgeräte können mit zu einer Verschleppung der Schildläuse beitragen.<ref>Hoffmann, C. (2002): ''Schildläuse im Weinbau und ihre Antagonisten.'' Dissertation Universität Karlsruhe, 164 Seiten</ref><br /><br />
<br />
== Bekämpfung von Krankheit und Überträger ==<br />
Eine Bekämpfung von Viruskrankheiten in kranken Rebbeständen ist nicht möglich, daher müssen infizierte Reben durch die Virustestung im Rahmen der [[Gesundheitsselektion im Weinbau|Gesundheitsselektion]] von der Vermehrung ausgeschlossen und aus dem Bestand entfernt werden. Bei der visuellen Selektion ist zu beachten, dass die Symptome der [[Blattrollkrankheit]] in Abhängigkeit von der Rebsorte nicht vor Anfang bis Mitte August im Bestand auftreten, gegen Ende der Vegetationsperiode werden die Symptome immer deutlicher. Hier ist neben Züchtern und [[Rebenveredelung|Rebveredler]] auch die Rebenanerkennung gefordert, die Begehung der Vermehrungsanlagen darf nicht zu früh durchgeführt werden!<br /><br />
Zur direkten Bekämpfung von Schildläusen ist derzeit im deutschen Weinbau nur das [[Insektizid]] Confidor WG70 mit dem Wirkstoff [[w:Imidacloprid|Imidacloprid]] zugelassen. Dieses Mittel ist zwar [[Raubmilben|raubmilbenschonend]], aber [[Bienenschutzverordnung|bienengefährlich]] und darf deshalb erst nach der Blüte eingesetzt werden. Schildläuse haben eine Reihe von natürlichen Feinden, die ihrer Vermehrung und damit auch ihre Ausbreitung Einhalt gebieten können. Neben [[Räuber|Räubern]] wie [[Wanzen]], [[Raubmilben]] und [[Marienkäfer|Marienkäfern]] sind hier auch [[Parasitoide]] wie die kleinen, zwischen 1 und 2 mm großen [[Erzwespen]] zu nennen. Es sollte deshalb durch einen umweltschonenden [[Pflanzenschutzmittel|Pflanzenschutz]] darauf geachtet werden, diese Gegenspieler zu schonen.<br /><br />
<br />
== Fazit ==<br />
Sowohl der [[Blattrollkrankheit]] als auch den Schildläusen wird in Zukunft mehr Aufmerksamkeit gewidmet werden müssen. Speziell in Vermehrungsanlagen und den daran angrenzenden Weinbergen sollte verstärkt auf das Vorkommen von Schildläusen geachtet werden. Bei der Planung von neuen Vermehrungsanlagen könnte in Zukunft auch die Gesundheit der angrenzenden Weinberge eine größere Rolle spielen wie bisher. Der Weinbau steht damit vor einer weiteren Herausforderung.<br />
<br /><br />
== Weblinks ==<br />
* [http://www.hs-geisenheim.de/fileadmin/Dateien_Hochschule_Geisenheim/Forschung/Angewandte_Biologie/Phyto/rebenschildlaus.pdf Bilder zur Rebenschildlaus der Hochschule Geisenheim]<br />
* [http://www.wbi-bw.de/pb/site/lel/get/documents/MLR.LEL/PB5Documents/wbi/03%20Fachartikel/33%20FA%20Referat%2012%20Oekologie/330_09%20FA%202009%20und%20%C3%A4lter_Vortr%C3%A4ge%20Brosch%C3%BCren%20Faltbl%C3%A4tter/Fachartikel%20Schildlause%20Bad%20Winzer%2009%202003.pdf Artikel zum Auftreten von Schildläusen an Reben vom WBI Freiburg]<br />
* [http://www.hortipendium.de/Schildl%C3%A4use Schildläuse auf Hortipendium]<br />
<br />
== Einzelnachweise ==<br />
<references/><br />
<br />
== Literatur ==<br />
*Ipach, U. (2016): ''Schildläuse.'' Abteilung Phytomedizin (Gruppe Weinbau), Dienstleistungszentrum Ländlicher Raum Rheinpfalz, Neustadt an der Weinstraße.<br />
*Ipach, U. (2016): ''Alte Feinde im Kommen – Blattrollviren und Schildläuse.'' Tagungsband 69. Pfälzische Weinbautage 2016: 22-25<br />
*Hoffmann, C. (2002): ''Schildläuse im Weinbau und ihre Antagonisten.'' Dissertation Universität Karlsruhe, 164 Seiten<br />
*Le Maguet, J. et al. (2009): ''Monitoring of Grapevine leafroll-associated Virus 1 (GLRaV-1) dispersion by the mealybug Phenacoccus aceris.'' 16th Meet. ICVG, Dijon, extended abstract: 283-284<br />
*Scheu, G. (1935): ''Die Rollkrankheit des Rebstockes.'' Der Deutsche Weinbau 14: 222-223<br />
*Schmutterer, H. (2008): ''Die Schildläuse und ihre natürlichen Antagonisten, Pflanzensaugende Insekten - Band 4.'' Neue Brehm Bücherei Bd. 666<br />
* Schumann, F. (1998): ''Weinbaulexikon''. Meininger Verlag GmbH, Neustadt an der Weinstraße: 294 Seiten, ISBN 3-87524-131-2.<br />
*Stellwaag, F. (1928): ''Die Weinbauinsekten der Kulturländer.'' Verlagsbuchhandlung Paul Parey<br />
<br />
[[Kategorie:Insekten]]</div>Schäferhttps://www.vitipendium.de/index.php?title=Ahornschmierlaus&diff=15340Ahornschmierlaus2018-06-29T07:47:56Z<p>Schäfer: Die Seite wurde neu angelegt: „Die Ahornschmierlaus (''Phenacoccus aceris'') ist vermutlich ein Überträger (Vektor) der Blattrollkrankheit. Obwohl bisweilen die Zwetschgenschildlaus die i…“</p>
<hr />
<div>Die Ahornschmierlaus (''Phenacoccus aceris'') ist vermutlich ein Überträger (Vektor) der Blattrollkrankheit.<br />
<br />
Obwohl bisweilen die Zwetschgenschildlaus<br />
die in Deutschland häufgste Art an<br />
Reben ist, gewinnt die Ahornschmierlaus<br />
zunehmend an Bedeutung. Sie hat sich in<br />
den letzten Jahren regional stark vermehrt<br />
und in einigen Gebieten mittlerweile große<br />
Befallsdichten erreicht. Zyklische Massenvermehrungen<br />
dieser Art sind zwar des<br />
Öfteren beobachtet worden, die möglichen<br />
Ursachen und Auslöser für dieses Phänomen<br />
sind jedoch nicht näher bekannt. Auch<br />
wenn sich die direkten Saugschäden meist<br />
in Grenzen halten, stellt die Ahornschmierlaus<br />
durch eine andere Eigenschaft<br />
eine weitaus größere Gefahr dar. Sie<br />
ist nachweislicher Überträger (Vektor) einiger<br />
Pflanzenviren und steht im Verdacht,<br />
die Blattrollkrankheit zu verbreiten, da sich diese zeitgleich im Befallsgebiet ausgebreitet<br />
hat. Diese Erkrankung ist die weltweit<br />
am weitesten verbreitete Rebvirose<br />
und wird durch sogenannte Blattrollviren<br />
(GLRaV) ausgelöst.</div>Schäferhttps://www.vitipendium.de/index.php?title=B%C3%B6hmische_Schmierlaus&diff=15339Böhmische Schmierlaus2018-06-29T07:43:25Z<p>Schäfer: Die Seite wurde neu angelegt: „Die Böhmische Schmierlaus (''Heliococcus bohemicus'') gehört (wie auch die Ahornschmierlaus) zur Familie der Schmierläuse. Sie bildet keinen festen Schild a…“</p>
<hr />
<div>Die Böhmische Schmierlaus (''Heliococcus<br />
bohemicus'') gehört (wie auch die Ahornschmierlaus)<br />
zur Familie der Schmierläuse.<br />
Sie bildet keinen festen Schild aus, sondern<br />
erscheint wie weiß gepudert. Dieser Eindruck wird<br />
durch kleine, weiße Wachsschuppen<br />
verursacht. Im Gegensatz zur Ahornschmierlaus<br />
besitzt sie zwei dunkle Längsstreifen<br />
auf ihrer Oberseite, wodurch man<br />
die ausgewachsenen weiblichen Tiere beider<br />
Arten unterscheiden kann. Anders als<br />
die Ahornschmierlaus bilden die Weibchen<br />
bei der Eiablage keinen Eisack aus.<br />
Obwohl die Böhmische Schmierlaus schon<br />
viele Jahre im Weinbau bekannt ist, ist sie<br />
eher selten und dann in Form von Einzeltieren<br />
anzufinden. Auch bei dieser Art sind<br />
regionale Massenvermehrungen beobachtet<br />
worden. Im Weinbau spielt diese Schmierlausart<br />
derzeit keine große Rolle.</div>Schäferhttps://www.vitipendium.de/index.php?title=Wollige_Rebenschildlaus&diff=15338Wollige Rebenschildlaus2018-06-29T07:39:33Z<p>Schäfer: Die Seite wurde neu angelegt: „Die Wollige Rebenschildlaus (''Pulvinaria vitis'') gehört zur Gattung der Napfschildläuse (''Coccidae'') und ist im Freiland eher weniger zu finden. Sie kann…“</p>
<hr />
<div>Die Wollige Rebenschildlaus (''Pulvinaria vitis'') gehört zur Gattung der Napfschildläuse (''Coccidae'') und ist im Freiland<br />
eher weniger zu finden. Sie kann sich jedoch<br />
in Gewächshäusern innerhalb weniger<br />
Monate stark vermehren, sofern der<br />
Befall nicht bemerkt wird und keine Behandlungsmaßnahmen<br />
durchgeführt werden.<br />
Gelegentliche Massenvermehrungen,<br />
auch im Freiland, sind jedoch aus anderen<br />
Ländern Europas bekannt. Erkennbar ist<br />
diese Art insbesondere durch einen leuchtend-<br />
weißen Eisack, den die Weibchen im<br />
Frühjahr produzieren.</div>Schäferhttps://www.vitipendium.de/index.php?title=Zwetschgenschildlaus&diff=15337Zwetschgenschildlaus2018-06-29T07:29:01Z<p>Schäfer: </p>
<hr />
<div>Die Zwetschgenschildlaus (''Parthenolecanium<br />
corni'') ist die am häufgsten auftretende<br />
Schildlausart in Deutschland. Sie<br />
ist an Reben, aber auch an vielen Obstbäumen,<br />
Strauchbeeren und einigen anderen<br />
Laubgehölzen zu finden. <br />
Die ausgewachsenen (adulten) Weibchen,<br />
die bis zu 6 Millimeter groß werden<br />
können und ein stark gewölbtes, kugeliges<br />
Erscheinungsbild aufweisen, sind für das Auge des Betrachters am auffallendsten. Sie sind glänzend<br />
braun gefärbt. Wie bei allen<br />
Napfschildläusen sind ihre Körper fest<br />
mit dem überdeckenden und schützenden<br />
Schild verwachsen. Unter diesem Schild legen die<br />
Weibchen im Frühjahr ihre Eier ab. Dann sterben<br />
sie selbst ab. Die sich unter dem Schild<br />
entwickelnden Larven schlüpfen im Juni,<br />
verlassen das Schild und wandern an Blätter<br />
und junge Triebe, um dort Pflanzensaft<br />
zu saugen. Die Zwetschgenschildlaus ist zur<br />
Parthenogenese fähig.</div>Schäferhttps://www.vitipendium.de/index.php?title=Pfirsichschildlaus&diff=15336Pfirsichschildlaus2018-06-29T07:28:27Z<p>Schäfer: Die Seite wurde neu angelegt: „Die Pfirsichschildlaus (''Parthenolecanium persicae'') ähnelt in ihrem Erscheinungsbild der Zwetschgenschildlaus. Die Weibchen können jedoch etwas größer…“</p>
<hr />
<div>Die Pfirsichschildlaus (''Parthenolecanium<br />
persicae'') ähnelt in ihrem Erscheinungsbild der Zwetschgenschildlaus. <br />
Die Weibchen<br />
können jedoch etwas größer werden, nämlich bis zu 8 Millimeter. Sie<br />
sind in der Regel etwas flacher in ihrer Gestalt.<br />
Oft, aber nicht immer, weisen sie<br />
einen Kiel entlang des Rückenschildes<br />
auf. Sie ist zur Parthenogenese fähig.<br />
Meist ist der Befall gering und punktuell, da<br />
sie eher einzelne bis wenige zusammenstehende<br />
Reben befällt. Sie kann sich jedoch<br />
so stark vermehren, dass mehrere Schichten<br />
Schildläuse auf einer Bogrebe übereinander<br />
liegen. Vornehmlich sind Pfirsichschildläuse<br />
in der Rinde des Rebstammes<br />
zu finden. Das erschwert ihre Bekämpfung,<br />
da ihnen die rissige Borke guten Schutz vor<br />
Insektiziden und biologischen Gegenspielern bietet.</div>Schäferhttps://www.vitipendium.de/index.php?title=Zwetschgenschildlaus&diff=15335Zwetschgenschildlaus2018-06-29T07:23:59Z<p>Schäfer: Die Seite wurde neu angelegt: „Die Zwetschgenschildlaus (Parthenolecanium corni) ist die am häufgsten auftretende Schildlausart in Deutschland. Sie ist an Reben, aber auch an vielen Obstbä…“</p>
<hr />
<div>Die Zwetschgenschildlaus (Parthenolecanium<br />
corni) ist die am häufgsten auftretende<br />
Schildlausart in Deutschland. Sie<br />
ist an Reben, aber auch an vielen Obstbäumen,<br />
Strauchbeeren und einigen anderen<br />
Laubgehölzen zu finden. <br />
Die ausgewachsenen (adulten) Weibchen,<br />
die bis zu 6 Millimeter groß werden<br />
können und ein stark gewölbtes, kugeliges<br />
Erscheinungsbild aufweisen, sind für das Auge des Betrachters am auffallendsten. Sie sind glänzend<br />
braun gefärbt. Wie bei allen<br />
Napfschildläusen sind ihre Körper fest<br />
mit dem überdeckenden und schützenden<br />
Schild verwachsen. Unter diesem Schild legen die<br />
Weibchen im Frühjahr ihre Eier ab. Dann sterben<br />
sie selbst ab. Die sich unter dem Schild<br />
entwickelnden Larven schlüpfen im Juni,<br />
verlassen das Schild und wandern an Blätter<br />
und junge Triebe, um dort Pflanzensaft<br />
zu saugen. Die Zwetschgenschildlaus ist zur<br />
Parthenogenese fähig.</div>Schäferhttps://www.vitipendium.de/index.php?title=Sonnenbrand&diff=15334Sonnenbrand2018-06-28T12:11:45Z<p>Schäfer: Die Seite wurde neu angelegt: „Sonnenbrandschäden an Trauben treten seit den 1990er Jahren verstärkt auf. Betrachtet man ältere Weinbauliteratur, so wird ersichtlich, dass das Phänomen…“</p>
<hr />
<div>Sonnenbrandschäden an Trauben treten seit den 1990er Jahren verstärkt auf. Betrachtet man ältere Weinbauliteratur, so wird ersichtlich, dass das Phänomen nicht neu ist. Bereits von Babo und Kern berichten 1846 von „Trauben, die der Sonne ausgesetzt sind, von verdorbenen und verwelkten Trauben“. <br />
<br />
==Schadbild==<br />
Das Schadbild von Sonnenbrandschäden an Trauben ist abhängig vom phänologischen Entwicklungsstadium. Die Anfälligkeit gegenüber Sonnenbrand ist kurz vor dem Weichwerden der Beeren am größten. Vor Reifebeginn führt der Sonnenbrand zunächst zum „Verbrennen“ scharf begrenzter Bezirke der Beerenhaut. Die Schäden sind anfänglich stecknadelgroß und breiten sich mit zunehmendem Stress schnell weiter aus. Die Schädigung bezieht sich auf die Epidermis und die darunter liegenden parenchymatischen Zellen. Das betroffene Gewebe stirbt ab, verfärbt sich zunächst gelblich, geht allmählich in rotbraun über und fällt nach dem Eintrocknen zusammen. Es entstehen dadurch mehrere Millimeter tiefe Dellen mit unregelmäßigen Umrissen. <br /><br />
Nach Reifebeginn beschränkt sich der Sonnenbrand in der Regel auf die Schädigung der Epidermis, jedoch ohne dass es anschließend zu einem Einfallen von Gewebe und zu einer Dellenbildung kommt. Bei besonders exponierten Trauben trocknen die Beeren in heißen Jahren trotz fortgeschrittenem Reifestadium ein. Das Stielgerüst wird teilweise geschädigt, was zur Unterversorgung der Traube führt (Welkwerden, verminderte Zuckereinlagerung, Reifeverzug). Gegen Ende des Reifeprozesses neigen die Beeren zum rosinenartigen Schrumpfen, weil Wasser durch die rissige Cuticula ungehindert verdunsten kann. Dieses Schadbild wurde im „Jahrhundertsommer“ 2003 verstärkt beobachtet. Kurz vor Lesereife zeigt sich vielfach bei weißen Sorten auf sonnenexponierten Beeren eine auffällige Bräunung bzw. Pigmentierung der Beerenhaut, die jedoch keinen Schaden darstellt.<br />
<br />
==Vermeidungsstrategien==<br />
Grundsätzlich kann zwischen direkten und indirekten Vermeidungsstrategien unterschieden werden. <br /><br />
===Indirekte Vermeidungsstrategie===<br />
Bei empfindlichen Rebsorten steht die Lagenwahl besonders im Fokus. Bei einer Nord-Süd-Zeilung treten am Nachmittag auf der Westseite die höchsten Temperaturen auf. Entsprechend groß ist die Sonnenbrandgefahr. Kühlere Lagen wie Nordhänge oder Höhenlagen könnten zukünftig eine größere Rolle spielen. Alternative Erziehungssysteme wie Minimalschnitt können in Jahren mit Sonnenbrand Vorteile haben, da ein Teil der Trauben im Stockinneren durch das Laubdach beschattet ist und kaum Sonnenbrandschäden erfährt. In Minimalschnittanlagen sind die Trauben lockerbeeriger und besitzen dickere Beerenhäute . Die geringere Schädigung mit Sonnenbrand von Minimalschnitttrauben kann auf die veränderte Cuticula-Struktur der Beeren zurückgeführt werden. Allerdings muss man sich kritisch fragen, inwieweit diese Erkenntnis eine großflächige Umstellung rechtfertigt.<br />
===Direkte Vermeidungsstrategie===<br />
Durch direkte Vermeidungsstrategien kann der Winzer rasch auf mögliche Sonnenbrandschäden reagieren. Häufig treten die stärksten Schäden in den Anlagen auf, die kurz vor einem Witterungswechsel entblättert werden. Dies konnte in einem Entblätterungsversuch mit der Rebsorte Riesling (Zeilenausrichtung Ost-West, Mußbacher Johannitergarten) im Jahr 2016 bestätigt werden (Petgen, 2017). Die beidseitige Entlaubung der Traubenzone zum Zeitpunkt der Veraison (75 bzw. 100 % Freistellung) führte zu den größten Sonnenbrandschäden. Dieser Termin lag mit dem 22. August unmittelbar vor dem bereits beschriebenen Wetterumschwung. Der geringste Sonnenbrandschaden konnte in der frühen Entlaubungsvariante um die Blüte herum festgestellt werden und belegt nochmals den abhärtenden Effekt der Beeren gegenüber Sonnenbrandschäden. Das besondere in 2016 war der späte Zeitpunkt der Schäden, der nach Reifebeginn festgestellt wurde. Erst mit dem Ende des meteorologischen Sommers Ende August startete der eigentliche Sommer durch. Spitzentemperaturen wurden am Samstag, den 27. August mit Tagesmaximumwerten von 34,8°C (2 m Höhe, Wetterstation Neustadt/W.) erreicht und der Wetterumschwung läutete den goldenen Herbst ein. Bei diesen Lufttemperaturen konnten nach eigenen Messungen an der Beerenoberfläche bis 45°C entstehen. Die Trauben waren demnach schlagartig einer Hitzeperiode ausgesetzt.<br />
<br /><br />
<br />
Verzichtet man auf das Freistellen der Trauben, kann dies zu einer geringeren Bildung und Einlagerung typischer Riesling-Aromen wie Citrus, Ananas oder grünem Apfel (Monoterpene wie z.B. 2-Phenylethanol oder ß-Damascenon) führen (MEYERS et al., 2013). Ferner erhöht eine verminderte Freistellung der Traube den Befall durch die Graufäule Botrytis cinerea, was mit Ausnahme weniger Süßweine zu einem generellen Qualitäts- und hohem Ernteverlust führt. Ein Verzicht auf das Freistellen der Trauben ist eher eine für heiße und sonnenreiche Klimate zielführende Maßnahme. Zahleiche Entlaubungsversuche aus der Vergangenheit konnten allerdings für die Mehrzahl der Rieslingflächen in Deutschland belegen, dass eine gewisse Besonnung der Traube zu einem gesunden, aromareichen Lesegut mit nicht zu hohen Säuregehalten führt. Zukünftig sollte die Entblätterungsstrategie darauf ausgerichtet sein, mögliche Sonnenbrandschäden zu dezimieren. Der Entblätterungszeitpunkt sollte so früh als möglich gewählt werden, um eine gewisse Abhärtung der Beeren zu erreichen. Grundsätzlich sollte immer die sonnenabgewandte Seite (Nord- bzw. Ostseite) entblättert werden. Auf ein beidseitiges Freistellen der Traubenzone kann bei empfindlichen Sorten verzichtet werden. Sicherer ist ein zweimaliges moderates Arbeiten als ein einmaliges radikales Freistellen. Ausnahmen gelten bei roten Sorten, die durch den Befall mit der Kirschessigfliege gefährdet sind. Weiterhin kann über höhere Laubwände nachgedacht werden, um eine gegenseitige Beschattung der Rebzeilen herbeizuführen. Dadurch wird allerdings das Mikroklima in der Rebanlage verändert und die weinbaulichen Konsequenzen sind eher nachteilig (schlechtere Belüftung usw.). Der Laubschnitt kann während der kritischen Wachstumsphase etwas hinausgezögert werden, so dass durch den Überhang der Triebe ebenfalls eine Teil-Schattierung erreicht wird. Man sollte den zweiten (oder auch dritten) Laubschnittzeitpunkt nicht nach arbeitswirtschaftlichen Gesichtspunkten, sondern nach dem Witterungsgeschehen planen und durchführen. <br />
<br />
==Sonnenschutz – mit Kalk und Tonerde dem Sonnenbrand an Trauben entgegenwirken==<br />
Eine weitere Möglichkeit stellt der Einsatz bzw. die Applikation von Präparaten dar, welche die Entstehung von Sonnenbrandschäden verhindern sollen und als chemischer oder physikalischer Lichtschutz fungieren. Vielversprechende Ergebnisse aus Australien liegen bereits mit Tonerdepräparaten vor. Die Wirkungsweise dieser auf Kaolinbasis verwendeten Mittel wird auf die Filterung des UV-Lichtes zurückgeführt. Gleichzeitig soll durch den ausgebrachten Belag auf den Trauben die Strahlung reflektiert werden. Vielversprechende Ergebnisse liegen bei Cabernet Sauvignon aus Chile (Lobos, G.A. et al., 2015) bzw. Kalabrien (Brillante et al., 2016) vor. Ein Einsatz von Carnaubawachs und Magnesiumsilikaten im Apfelanbau führt zu einer Filterung von UV- und IR-Licht. Im Obst- und Getreideanbau wird Calciumcarbonat mit gleicher Wirkung appliziert. Ähnliches bewirkt die Anwendung von Pinienöl, welches zusätzlich die obere Blattwachsschicht stärkt. Auch dieses Mittel ist bereits im Apfelanbau etabliert.<br />
<br />
===Versuche mit unterschiedlichen Präparaten===<br />
<br />
Kaolin ist ein natürliches Tonmineral, das zur Herstellung von Papier und Fertigung von Porzellan eingesetzt wird. Es besitzt die Eigenschaft, UV- und IR-Licht zu reflektieren, wodurch die Beerenhauttemperatur durch Sonneneinstrahlung im Vergleich zur unbehandelten Variante weniger stark erhöht werden soll. Das angewendete Mittel Surround® besteht zu 99% aus Kaolin und ist als biologisches Insektizid in der Schweiz zugelassen. Neben einer Wirkung gegen diverse Schädlinge besteht unter anderem eine Empfehlung zum Einsatz (2%ig) gegen die Kirschessigfliege. Erfolgsversprechende Ergebnisse wurden von Daniel (2015) aus der Schweiz an der Rebsorte Spätburgunder generiert. Das Mittel Surround reduzierte den Essigfäulebefall an den Trauben, ebenso war die Flugintensität in der mit Surround behandelten Variante verringert. Eine Zulassung seitens des BVL/ für eine Anwendung in Deutschland liegt noch nicht vor. Für eine Behandlung gegen den Sonnenbrand wurde im vorliegenden Versuch eine Konzentration von 5% gewählt und mit 550 l/ha Wasser beidseitig mittels Rückenspritze in die Traubenzone ausgebracht. Obwohl sich das Präparat als relativ regenfest erwiesen hat, musste die Behandlung im Jahr 2017 nach Niederschlägen regelmäßig wiederholt werden. In der Zwischenzeit konnte sich ein Präparat mit ähnlicher Zusammensetzung (99% Kaolin) auch auf dem deutschen Markt verbreiten, welches von der Firma Biofa (Cutisan®) als Pflanzenstärkungsmittel vertrieben wird. Bei Applikation von 5% bei 550 l/ha Wasser werden 27,5 kg/ ha benötigt. Das Mittel Gold Dry® der Firma Biolchim ist als Spurennährstoff-Mischdünger zugelassen, das sich aus Siliziumoxid, Bor, Mangan-Sulfat und Zink-Sulfat zusammensetzt. Da eine vergleichbare Benetzung wie bei einer Ausbringung eines reinen Kaolin-Präparates besteht, kann auch hier von einer 5%-igen Anwendung ausgegangen werden. Der „fiMUM-Fruchtkalk“ wird bereits seit einiger Zeit als Blattdünger mit breitem Wirkungsspektrum beworben (Fa. Schneider Verblasetechnik e.K.). Dieser setzt sich zu 74% zusammen aus Calciumhydroxid (Löschkalk) und wirkt in Wasser als Lauge mit einem pH-Wert von etwa 12,6. Nach der Anwendung wird zur Beseitigung des weißen Films eine Reinigung des Sprühgerätes mit Zitronensäure empfohlen. Nachdem sich das Präparat (Applikation 2%-ig mit 550 l Wasser/ ha) als weniger regenfest erwiesen hat, sollte der Belag daher nach Niederschlagsereignissen häufiger erneuert werden.<br />
<br />
Die Applikation beider Präparate erfolgte zwischen dem 26.6. und dem 13.8.2017 mit jeweils sieben Behandlungen. Zum ersten Termin befanden sich die Reben im BBCH-Stadium Erbsengröße, bei dem die Trauben einer erhöhten Sonnenbrandgefährdung ausgesetzt sind. Die letzte Behandlung erfolgte zum Stadium Reifebeginn bzw. Weichwerden der Beeren (ES 81). Die letzten drei Applikationen erfolgten nach der Durchführung der Teilentblätterung zur Veraison. Im Versuch stellte sich heraus, dass das Kaolin im Vergleich zum Fruchtkalk wesentlich beständiger auf der Oberfläche von Blatt und Beere haftete. Um eine Aussage über die Haftung beider Mittel treffen zu können wurden kurz vor der Lese an einzelnen Blättern mit Hilfe des WinDIAS der Bedeckungsgrad ermittelt. Dieser betrug bei den mit Kaolin behandelten Blättern 99%. Die mehrmalige Applikation mit Fruchtkalk konnte die Blätter zu 69% bedecken. Eine genaue Auswertung an den Beeren war aufgrund der rundlich-ovalen Form nicht möglich und konnte nur grob geschätzt werden. Die kommenden Versuche werden mit deutlich weniger Behandlungen durchgeführt.<br />
<br /><br />
<br />
Erste Ergebnisse mit Kaolin und Kalk<br />
Wie bereits erwähnt traten während des Versuches in 2017 keine Sonnenbrandschäden auf. Dagegen wurde das Auftreten von Botrytis merklich durch die Behandlungen beeinflusst. Alle Entblätterungsmaßnahmen reduzierten wie erwartet den Botrytisbefall an den Trauben (vgl. Abbildung 1). Die frühe Teilentblätterung um die Blüte zeigte wie bereits in den Vorjahren den geringsten, die Kontrolle dagegen den höchsten Befall mit Botrytis. Eine Kombination von Entblätterung plus Kaolin bzw. Kalk verringerte das Auftreten der Traubenfäule, wobei das Mittel Surround die besten Ergebnisse erzielte. Trotz der intensiven Bedeckung beider Präparate auf Trauben und Blätter konnten keine Unterschiede hinsichtlich der Photosyntheseleistung beobachtet werden. Die Mostgewichte schwankten im Bereich von 86° Oe (komplette Freistellung zur Veraison) und 89°Oe (komplette Freistellung zur Veraison + Fruchtkalk). Allerdings sei erwähnt, dass die Applikation beider Mittel nur auf die Traubenzone begrenzt war und die Laubwandzone oberhalb nicht beeinträchtigt wurde.<br />
<br /><br />
<br />
Kurz vor der Lese wurde an den Beeren der sogenannte „puncture-test“ mit Hilfe eines Messgerätes (Firm Tech Fruit Firmness2) der Fa. BioWorks, Wamego, USA durchgeführt. Das Messgerät besteht aus deinem Drehteller, auf dem die zu messenden Beeren platziert werden. Über einen Schrittmotor wird ein Stempel, an deren Ende eine feine Nadel mit einem Durchmesser von 0,19 mm platziert ist, hoch und runtergefahren. Hierbei wird mit Hilfe einer feinen Nadel die Gewichtskraft zur Durchdringung der Beerenhaut ermittelt. Dadurch erhält man Informationen über die Schalenreife oder über die Fäulnisanfälligkeit der Trauben. Darüber hinaus ist eine Korrelation mit der Beerenhautdicke denkbar. Für die Messung wurden die Trauben nach einem vorgegebenen Entnahmeprotokoll (jeweils an 10 Trauben 10 unverletzte Beeren an unterschiedlichen Positionen der Trauben) entnommen und vermessen. Sowohl die komplett entlaubte Variante (100% Veraison) als auch die Kombination von Entblätterung und Einsatz von Kalk und Kaolin zeigten tendenziell einen erhöhten Eindringwiderstand der Nadel an (vgl. Abbildung 2). Von daher kann angenommen werden, dass sich die Beerenhaut verändert hat. Im Falle eines Auftretens von Sonnenbrandschäden könnten die durchgeführten Maßnahmen möglicherweise Sonnenbrandschäden abmildern. Die Versuche werden in diesem Jahr weiter fortgeführt. <br />
<br /><br />
<br />
Zusammenfassend muss davon ausgegangen werden, dass es zukünftig aufgrund des Klimawandels vermehrt zu Sonnenbrandschäden an den Trauben kommen wird. Der weiter voranschreitende Ozonabbau lässt höhere Strahlungsintensitäten erwarten. Indirekte Vermeidungsstrategien wie Laubwandmanagment können das Risiko von Sonnenbrandschäden reduzieren. Inwieweit die angewendeten Präparate Sonnenbrandschäden vorbeugen können gilt es in weiterführenden Studien zu überprüfen. <br /><br />
<br /><br />
<br />
==Einzelnachweise==<br />
Quelle Text: Dr. Matthias Petgen und Christine Kleber, DLR Rheinpfalz, Institut für Weinbau und Oenologie<br />
==Literaturverzeichnis==<br />
DANIEL, C. (2015): Bekämpfung von Drosphila suzukii in Reben: Versuchsbericht 2014, FiBL Schweiz<br /><br />
<br />
PETGEN, M.; RAU, M. 2014. Reifereduzierende Maßnahmen. Teil I und II: Wie könnte eine erfolgsversprechende Anpassungsstrategie auf den Klimawandel aussehen, Das Deutsche Weinmagazin 69(09), 21-25 und 69(10) 16-21.<br /><br />
<br />
PETGEN, M. (2017): Brandgefährlich. Sonnenbrand an Trauben – Ursachen und Vermeidungsstrategien. Der Deutsche Weinbau 15, 20-23.<br /><br />
<br />
RUDY, H.; SCHOLTEN, G. 2007. Petrolnote im Riesling entgegenwirken. Der Deutsche Weinbau 62(18), 32-34.<br /><br />
<br />
SACKS, G.L.; GATES, M.J.; FERRY, F.X.; LAVIN, E.H.; KURTZ, A.J.; ACREE, T.E. 2012. Sensory threshold of 1,1,6-trimethyl-1,2-dihydronaphthalene (TDN) and concentrations in young Riesling and non-Riesling Wines. J. Agric. Food Chem. 60(12), 2998–3004.<br /></div>Schäferhttps://www.vitipendium.de/index.php?title=Frost&diff=15333Frost2018-06-28T11:29:16Z<p>Schäfer: /* Frostschutzmaßnahmen allgemein */</p>
<hr />
<div>Das Absinken der Temperaturen unter den Gefrierpunkt verursacht '''Frost'''. Im Frühjahr führt das Absinken der Temperatur zu Spätfrösten (Maifröste). An grünen Trieben kommt es zu Gewebeschäden, starker Frost kann Totalausfälle verursachen. Im Herbst kann Frühfrost zum Absterben der Blätter führen. Eine Zunahme des Mostgewichtes ist nicht mehr möglich und die Holzreife kann beeinträchtigt werden. Sind die Trauben noch nicht genügend reif, erhalten die Weine einen sogenannten Frostton. <br />
<br />
== Winterfost ==<br />
Alle an unser Klima angepassten Holzgewächse besitzen eine gewisse Frostfestigkeit, die aber keine unveränderbare, sondern eine variable Größe ist. Bei der Rebe ist sie unter anderem abhängig von der Sorte. So ist zum Beispiel [[Riesling]] weniger anfällig als [[Müller-Thurgau]]. Außerdem spielen die Holzreife und der Zeitpunkt des Frosteintritts eine Rolle. Die Holzreife wird beeinflusst durch die Vorjahreswitterung, die Höhe des Ertrages, die Nährstoffversorgung, etc. Bei plötzlich eintretendem Frost (Temperatursturz) können bereits -15 ° C zu Schäden führen, während bei kontinuierlicher Abkühlung -20 ° C unbeschadet überstanden werden können. <br />
<br />
== Frostlage ==<br />
Als Frostlage bezeichnet man die Lagen, die aufgrund ihrer Topographie häufiger als der Durchschnitt von Frost gefährdet sind. Dies können sowohl Frühfröste (im Spätherbst), als auch Winterfröste oder Spätfröste (Maifröste) sein. Meist befinden sich diese Lagen in Senken, Niederungen oder am Hangfuß, wo der Luftabfluss z. B. durch Bahn-, Straßendämme oder Hecken behindert ist. Frostlagen bedingen gezielte Rebsortenwahl und ggf. später einen erhöhten Bewirtschaftungsaufwand (Ausgleich von Stockausfällen, Frostschutzmaßnahmen). <br />
<br />
== Schadbilder ==<br />
Schäden entstehen durch das Absterben der Winteraugen oder des gesamten einjährigen Holzes. Bei Kambiumschäden an den Fruchtruten kann es noch zum Austrieb kommen, die jungen Triebe sterben aber bald ab. Häufig kommt es durch die starken Temperaturschwankungen bei Sonneneinstrahlung zu Schäden am Stamm, bevorzugt an der Südseite des Stockes. Im Extremfall sterben die Reben ab, häufig werden sie aber noch einige Zeit über ein verbliebenes gesundes Stammsegment ernährt. Unter Stresssituationen brechen sie dann in den Folgejahren aber zusammen. <br />
<br />
<gallery><br />
Bild:Frostschäden jüngere Anlagen.jpg|Frostschäden in jüngerer Anlage<br />
Bild:Spätfrostschäden Mai 2011 (145).jpg|Spätfrostschäden im Mai<br />
</gallery><br />
<br />
==Frostruten ==<br />
[[Frostrute|Frostruten]] werden gelegentlich nach Schädigung von Weinbergen durch Winterfrost zusätzlich zum normalen Anschnittniveau angeschnitten, vor allem dann, wenn die Schadenshöhe nicht exakt feststellbar ist. Nach dem Austreiben werden die Frostruten bei vollständigem Austrieb entfernt, um zur vorgesehenen Anschnittstärke zu gelangen. Bei starken Augenausfällen (20 %) können sie zum Ausgleich verwendet und angebunden werden.<br />
<br />
== Frostschutzmaßnahmen allgemein ==<br />
Frostschutzmaßnahmen sollen die Schäden durch Frost, insbesondere Spätfrost (Maifrost), an den jungen Trieben verhindern. Vorbeugend sind indirekt wirkende Maßnahmen, wie die Verbesserung des Kaltluftabflusses durch Unterbrechen von Hecken, die die Kaltluft aufstauen können, oder das Mulchen eines Pflanzenbewuchses vor dem Frosteintritt, da dieser wegen seiner Wasserverdunstung die Frostgefahr vergrößert. Direkte Frostschutzmaßnahmen bei Eintritt von Temperaturen unter dem Gefrierpunkt sind die Frostschutzberegnung und die Beheizung des Geländes. Frostschutz durch Beregnung beruht auf der beim Gefrieren des Wassers an die Umgebung abgegebenen Erstarrungswärme (336 J/g Wasser). Die Beregnung ist nur unter bestimmten Bedingungen (Luftfeuchtigkeit, Windgeschwindigkeit) bis ca -6 ° C erfolgreich einzusetzen. Frostschutzberegnung wird meist nur dort praktiziert, wo die stationäre Beregnungsanlage auch für Sommerberegnung genutzt werden kann. Die Beheizung des Geländes mittels Gas oder Festbrennstoffen ist arbeitsaufwendig und teuer.<br />
[[Datei:WB - Maßnahmen nach Frost.PNG]]<br />
<br />
== Spätfrostgefahr im Frühjahr ==<br />
[[Datei:Zusammenhang Frost Knospenaufbruch Petgen.png|thumb|Zusammenhang zwischen dem Auftreten des letzten Frostereignisses in den Monaten März und April sowie des Knospenausbruchs bei Riesling in den Jahren 1992-2014 (eigene Daten bzw. Agrarmeterologie RLP sowie Agroscience RLP)]]<br />
Die globale Klimaerwärmung hat in den letzten Jahrzehnten zu einer Erhöhung der Jahresdurchschnittstemperatur von 10,1°C in den 1970er Jahren auf 11,3°C geführt (Standort Neustadt, DLR Rheinpfalz). Daraus resultiert in vielen Jahren eine immer früher ablaufende [[Entwicklungsstadien der Rebe|phänologische Entwicklung]] der Reben. Der für Spätfrostschäden relevante Knospenaustrieb der Reben lag im langjährigen Mittel (1957 bis 2014) am Standort Neustadt bei der Rebsorte [[Riesling]] beim 22. April. Durch einen früheren Austrieb kann sich das Risiko des Auftretens von Spätfrostschäden erhöhen. In den Jahren 1997, 2003 und 2011 war der Austrieb vor den letzten Frostereignissen, daher traten genau in diesen Jahren partiell Frostschäden an den Reben auf. Eine Austriebsverzögerung um einen bestimmten Zeitraum hätte möglicherweise die Schäden verhindern können. Hierzu laufen am DLR Rheinpfalz einige Forschungsarbeiten (Einsatz von Pflanzenölen, Verwendung einer neuen Schnittmethode „[[Double-Pruning]]“), bei denen eine Austriebsverzögerung von mehreren Tagen bis zu drei Wochen generiert wurde. Eine Erfolgsquote lässt sich allerdings erst bei einem tatsächlich auftretenden Frostereignis bestimmen, weshalb ein verzögerter Austrieb nicht immer ein Garant zum Schutz vor Spätfrostschäden darstellt.<br />
<br />
===Direkte Bekämpfungsmöglichkeiten===<br />
[[Datei:Frostschäden Mai 2011 Petgen.jpg|thumb|Im Jahr 2011 verursachten Spätfröste verheerende Schäden in den Weinbergen]]<br />
Direkte Bekämpfungsmöglichkeiten wie der Einsatz von Helikoptern oder [[Frostbuster|Frostbustern]] zur Luftverwirbelung, die Installation einer Frostberegnungsanlage bzw. das Aufstellen von Windrädern sind aufwendig und kostspielig. Die Verwendung von Frostkerzen auf der Basis von Paraffinwachs sind aus immissionsschutzrechtlichen Gründen kritisch zu bewerten und bedürfen bei einem Einsatz einer Anzeige bei der unteren Emissionsschutzbehörde (Gemeinde- bzw. Verbandsgemeindeverwaltung oder Stadtverwaltung; gilt für Rheinland-Pfalz) sowie bei der örtlichen Feuerwehr.<br />
<br />
===Indirekte Maßnahmen===<br />
In der Praxis dienen hauptsächlich nur indirekte Maßnahmen zur Schadensvorbeugung. Im Frühjahr hoch gewachsene [[Begrünung|Begrünungen]] und Wintereinsaaten sollten vor der Ankündigung von Spätfrösten gemulcht werden. Der Weinbergsboden speichert die Wärme und gibt diese nachts wieder an die bodennahe Luftschicht ab. Eine [[Bodenbearbeitung]] bremst den Wärmenachschub des Bodens durch die Luftpolster. Diese sollte in gefährdeten Standorten erst nach den [[w:Eisheilige|Eisheiligen]] erfolgen. Die Wärmenachlieferung aus dem Boden hängt auch von der Bodenfeuchte ab. In einem ausgetrockneten Boden sind die Poren luftgefüllt und wirken als Isolationsschicht. Dies führt dazu, dass die Wärmespeicherung als auch der Wärmefluss in tiefere Bodenschichten und an die Bodenoberfläche gestört ist. Es kann über eine Änderung des [[Erziehungssystem|Erziehungssystems]] nachgedacht werden. In [[w:Reberziehung|Minimalschnittanlagen]] verringert sich aufgrund der hohen Augenanzahl sowie der höher inserierten Triebzone die Spätfrostgefahr. Das Belassen einer zusätzlichen [[Frostrute]] wird hier und da durchgeführt, erhöht aber den Arbeitsaufwand. Spätfrostschäden entstehen vornehmlich in Tallagen, Mulden und Senken, da sich hier die nächtliche Kaltluft sammelt. Das Schadensmaß ist vor allem von der Höhenlage und dem Kaltluftabfluss abhängig. Windstille verstärkt die Problematik, da es zu keiner Temperaturumschichtung in der Atmosphäre kommt, so dass sich die Kaltluft am Boden hält. Oft entscheiden nur wenige Zehntel Grad über das Schadensausmaß. Schon immer fand die Spätfrostgefährdung einer Weinbergslage eine große Berücksichtigung, wenn es um die Güte der Lagenbewertung ging. <br />
<br />
== Literaturverzeichnis ==<br />
* Petgen, M. (2015): ''Spätfrostgefahr im Frühjahr – Welche potentiellen Bekämpfungsmöglichkeiten gibt es?'' Abteilung Weinbau und Oenologie, Dienstleistungszentrum Ländlicher Raum Rheinpfalz, Neustadt an der Weinstraße.<br />
* Petgen, M. (2015): ''Praxisnah - Spätfrost: Wie kann man das Risiko verringern?'' Der Deutsche Weinbau 6: 50<br />
* Schumann, F. (1998): ''Weinbaulexikon''. Meininger Verlag GmbH, Neustadt an der Weinstraße: 294 Seiten, ISBN 3-87524-131-2.<br />
<br />
== Einzelnachweise ==<br />
<references/><br />
<br />
[[Kategorie:Abiotische_Schädigungen]]</div>Schäferhttps://www.vitipendium.de/index.php?title=Abiotische_Schadursachen&diff=15332Abiotische Schadursachen2018-06-28T11:16:16Z<p>Schäfer: </p>
<hr />
<div>'''Abiotische Schäden''' sind Schäden, die durch unbelebte Einflüsse an Reben verursacht werden. <br />
<br />
'''Dafür kommen in Frage:'''<br />
* Witterungseinflüsse wie z. B. Temperatur (Kälte, Frost), Wind (Abbrechen der Triebe, Reibeschäden), Niederschläge (Regen, Hagel) und Blitzschlag. <br />
<br />
* Bodenbedingungen: Feuchtigkeit (Nässe, Trockenheit), physikalische Struktur ([[Verdichtungen]], [[Verfestigungen]]), chemische Zusammensetzung (Nährstoffmangel bzw. -überschuss), Bodenreaktion [[pH-Wert]]. <br />
<br />
* Agrartechniken: mechanische Schäden (durch Bodenbearbeitungsgeräte oder andere Maschinen), unsachgemäßer Einsatz von Dünge- und Pflanzenschutzmitteln (Verbrennungen an Blättern oder Berostungen an Beeren, Totalschaden durch Herbizide etc.). Immissionen (Schwefeldioxid, Ozon, Nitrose, Smog etc.). <br />
<br />
<br />
Die Bedeutung der abiotischen Schadursachen liegt nicht nur in ihrem direkten Einfluss, sondern häufig schaffen sie durch eine negative Beeinflussung der Pflanze (Stressfaktoren) erst die Voraussetzungen für den Befall durch Schaderreger und beeinflussen Schwere und Verlauf einer Krankheit. Die verursachten Schäden treten nur dort auf, wo die entsprechenden Faktoren direkt einwirken; sie sind nicht übertragbar wie z. B. [[Pilzkrankheiten]]. Manche Erscheinungen können durch Beseitigung der Ursachen geheilt werden, wenn der Schaden noch nicht zu weit fortgeschritten ist ([[Nährstoffe]], [[Schlechtwetterchlorose]]).<br />
<br />
Was kann nach Hagel, Trockenstress, Starkregen bzw. Erosion, Sonnenbrand, Frost und Sturm getan werden?<br />
Einen Überblick gibt die folgende Tabelle.<br />
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<br/><br />
== Maßnahmen nach abiotischen Schädigungen wie Hagel, Trockenstress, Starkregen bzw. Erosion, Sonnenbrand, Frost und Sturm ==<br />
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[[Datei:WB - Maßnahmen nach Hagel.PNG]]<br />
[[Datei:WB - Maßnahmen nach Trockenstress.PNG]]<br />
[[Datei:WB - Maßnahmen nach StarkregenErosion.PNG]]<br />
[[Datei:WB - Maßnahmen nach Sonnenbrand.PNG]]<br />
[[Datei:WB - Maßnahmen nach Frost.PNG]]<br />
[[Datei:WB - Maßnahmen nach Sturm.PNG]]<br />
<br />
== Einzelnachweise ==<br />
Quelle Tabelle: Institut für Weinbau und Önologie am Dienstleistungszentrum Ländlicher Raum Rheinpfalz (2018)<br />
<references/><br />
<br />
== Literaturverzeichnis ==<br />
* Schumann, F. (1998): ''Weinbaulexikon''. Meininger Verlag GmbH, Neustadt an der Weinstraße: 294 Seiten, ISBN 3-87524-131-2.<br />
<br />
[[Kategorie:Abiotische_Schädigungen]]</div>Schäferhttps://www.vitipendium.de/index.php?title=Abiotische_Schadursachen&diff=15331Abiotische Schadursachen2018-06-28T11:14:48Z<p>Schäfer: </p>
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<div>'''Abiotische Schäden''' sind Schäden, die durch unbelebte Einflüsse an Reben verursacht werden. <br />
<br />
Hagel, Trockenstress, Starkregen bzw. Erosion, Sonnenbrand, Frost und Sturm <br />
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'''Dafür kommen in Frage:'''<br />
* Witterungseinflüsse wie z. B. Temperatur (Kälte, Frost), Wind (Abbrechen der Triebe, Reibeschäden), Niederschläge (Regen, Hagel) und Blitzschlag. <br />
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* Bodenbedingungen: Feuchtigkeit (Nässe, Trockenheit), physikalische Struktur ([[Verdichtungen]], [[Verfestigungen]]), chemische Zusammensetzung (Nährstoffmangel bzw. -überschuss), Bodenreaktion [[pH-Wert]]. <br />
<br />
* Agrartechniken: mechanische Schäden (durch Bodenbearbeitungsgeräte oder andere Maschinen), unsachgemäßer Einsatz von Dünge- und Pflanzenschutzmitteln (Verbrennungen an Blättern oder Berostungen an Beeren, Totalschaden durch Herbizide etc.). Immissionen (Schwefeldioxid, Ozon, Nitrose, Smog etc.). <br />
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Die Bedeutung der abiotischen Schadursachen liegt nicht nur in ihrem direkten Einfluss, sondern häufig schaffen sie durch eine negative Beeinflussung der Pflanze (Stressfaktoren) erst die Voraussetzungen für den Befall durch Schaderreger und beeinflussen Schwere und Verlauf einer Krankheit. Die verursachten Schäden treten nur dort auf, wo die entsprechenden Faktoren direkt einwirken; sie sind nicht übertragbar wie z. B. [[Pilzkrankheiten]]. Manche Erscheinungen können durch Beseitigung der Ursachen geheilt werden, wenn der Schaden noch nicht zu weit fortgeschritten ist ([[Nährstoffe]], [[Schlechtwetterchlorose]]).<br />
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Was kann nach Hagel, Trockenstress, Starkregen bzw. Erosion, Sonnenbrand, Frost und Sturm getan werden?<br />
Einen Überblick gibt die folgende Tabelle.<br />
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== Maßnahmen nach abiotischen Schädigungen wie Hagel, Trockenstress, Starkregen bzw. Erosion, Sonnenbrand, Frost und Sturm ==<br />
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[[Datei:WB - Maßnahmen nach Hagel.PNG]]<br />
[[Datei:WB - Maßnahmen nach Trockenstress.PNG]]<br />
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[[Datei:WB - Maßnahmen nach Sonnenbrand.PNG]]<br />
[[Datei:WB - Maßnahmen nach Frost.PNG]]<br />
[[Datei:WB - Maßnahmen nach Sturm.PNG]]<br />
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== Einzelnachweise ==<br />
Quelle Tabelle: Institut für Weinbau und Önologie am Dienstleistungszentrum Ländlicher Raum Rheinpfalz (2018)<br />
<references/><br />
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== Literaturverzeichnis ==<br />
* Schumann, F. (1998): ''Weinbaulexikon''. Meininger Verlag GmbH, Neustadt an der Weinstraße: 294 Seiten, ISBN 3-87524-131-2.<br />
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[[Kategorie:Abiotische_Schädigungen]]</div>Schäferhttps://www.vitipendium.de/index.php?title=Abiotische_Schadursachen&diff=15330Abiotische Schadursachen2018-06-28T11:12:10Z<p>Schäfer: </p>
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<div>'''Abiotische Schäden''' sind Schäden, die durch unbelebte Einflüsse an Reben verursacht werden. <br />
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'''Dafür kommen in Frage:'''<br />
* Witterungseinflüsse wie z. B. Temperatur (Kälte, Frost), Wind (Abbrechen der Triebe, Reibeschäden), Niederschläge (Regen, Hagel) und Blitzschlag. <br />
<br />
* Bodenbedingungen: Feuchtigkeit (Nässe, Trockenheit), physikalische Struktur ([[Verdichtungen]], [[Verfestigungen]]), chemische Zusammensetzung (Nährstoffmangel bzw. -überschuss), Bodenreaktion [[pH-Wert]]. <br />
<br />
* Agrartechniken: mechanische Schäden (durch Bodenbearbeitungsgeräte oder andere Maschinen), unsachgemäßer Einsatz von Dünge- und Pflanzenschutzmitteln (Verbrennungen an Blättern oder Berostungen an Beeren, Totalschaden durch Herbizide etc.). Immissionen (Schwefeldioxid, Ozon, Nitrose, Smog etc.). <br />
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Die Bedeutung der abiotischen Schadursachen liegt nicht nur in ihrem direkten Einfluss, sondern häufig schaffen sie durch eine negative Beeinflussung der Pflanze (Stressfaktoren) erst die Voraussetzungen für den Befall durch Schaderreger und beeinflussen Schwere und Verlauf einer Krankheit. Die verursachten Schäden treten nur dort auf, wo die entsprechenden Faktoren direkt einwirken; sie sind nicht übertragbar wie z. B. [[Pilzkrankheiten]]. Manche Erscheinungen können durch Beseitigung der Ursachen geheilt werden, wenn der Schaden noch nicht zu weit fortgeschritten ist ([[Nährstoffe]], [[Schlechtwetterchlorose]]).<br />
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Was kann nach Hagel, Trockenstress, Starkregen bzw. Erosion, Sonnenbrand, Frost und Sturm getan werden?<br />
Einen Überblick gibt die folgende Tabelle.<br />
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== Maßnahmen nach abiotischen Schädigungen wie Hagel, Trockenstress, Starkregen bzw. Erosion, Sonnenbrand, Frost und Sturm ==<br />
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[[Datei:WB - Maßnahmen nach Hagel.PNG]]<br />
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== Einzelnachweise ==<br />
Quelle Tabelle: Institut für Weinbau und Önologie am Dienstleistungszentrum Ländlicher Raum Rheinpfalz (2018)<br />
<references/><br />
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== Literaturverzeichnis ==<br />
* Schumann, F. (1998): ''Weinbaulexikon''. Meininger Verlag GmbH, Neustadt an der Weinstraße: 294 Seiten, ISBN 3-87524-131-2.<br />
<br />
[[Kategorie:Abiotische_Schädigungen]]</div>Schäferhttps://www.vitipendium.de/index.php?title=Abiotische_Schadursachen&diff=15329Abiotische Schadursachen2018-06-28T09:17:06Z<p>Schäfer: /* Maßnahmen nach abiotischen Schädigungen wie Hagel, Trockenstress, Starkregen bzw. Erosion, Sonnenbrand, Frost und Sturm */</p>
<hr />
<div>'''Abiotische Schäden''' sind Schäden, die durch unbelebte Einflüsse an Reben verursacht werden. <br />
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'''Dafür kommen in Frage:'''<br />
* Witterungseinflüsse wie z. B. Temperatur (Kälte, Frost), Wind (Abbrechen der Triebe, Reibeschäden), Niederschläge (Regen, Hagel) und Blitzschlag. <br />
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* Bodenbedingungen: Feuchtigkeit (Nässe, Trockenheit), physikalische Struktur ([[Verdichtungen]], [[Verfestigungen]]), chemische Zusammensetzung (Nährstoffmangel bzw. -überschuss), Bodenreaktion [[pH-Wert]]. <br />
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* Agrartechniken: mechanische Schäden (durch Bodenbearbeitungsgeräte oder andere Maschinen), unsachgemäßer Einsatz von Dünge- und Pflanzenschutzmitteln (Verbrennungen an Blättern oder Berostungen an Beeren, Totalschaden durch Herbizide etc.). Immissionen (Schwefeldioxid, Ozon, Nitrose, Smog etc.). <br />
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Die Bedeutung der abiotischen Schadursachen liegt nicht nur in ihrem direkten Einfluss, sondern häufig schaffen sie durch eine negative Beeinflussung der Pflanze (Stressfaktoren) erst die Voraussetzungen für den Befall durch Schaderreger und beeinflussen Schwere und Verlauf einer Krankheit. Die verursachten Schäden treten nur dort auf, wo die entsprechenden Faktoren direkt einwirken; sie sind nicht übertragbar wie z. B. [[Pilzkrankheiten]]. Manche Erscheinungen können durch Beseitigung der Ursachen geheilt werden, wenn der Schaden noch nicht zu weit fortgeschritten ist ([[Nährstoffe]], [[Schlechtwetterchlorose]]).<br />
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== Maßnahmen nach abiotischen Schädigungen wie Hagel, Trockenstress, Starkregen bzw. Erosion, Sonnenbrand, Frost und Sturm ==<br />
Was kann nach Hagel, Trockenstress, Starkregen bzw. Erosion, Sonnenbrand, Frost und Sturm getan werden?<br />
Einen Überblick gibt die folgende Tabelle.<br />
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[[Datei:WB - Maßnahmen nach Hagel.PNG]]<br />
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[[Datei:WB - Maßnahmen nach Sonnenbrand.PNG]]<br />
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== Einzelnachweise ==<br />
Quelle Tabelle: Institut für Weinbau und Önologie am Dienstleistungszentrum Ländlicher Raum Rheinpfalz (2018)<br />
<references/><br />
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== Literaturverzeichnis ==<br />
* Schumann, F. (1998): ''Weinbaulexikon''. Meininger Verlag GmbH, Neustadt an der Weinstraße: 294 Seiten, ISBN 3-87524-131-2.<br />
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[[Kategorie:Abiotische_Schädigungen]]</div>Schäferhttps://www.vitipendium.de/index.php?title=Biegen_und_Binden&diff=15328Biegen und Binden2018-06-28T09:06:16Z<p>Schäfer: /* Passen noch die Drahtabstände zu Anschnitt und Erziehung? */</p>
<hr />
<div>[[Datei:Moderner Halbbogen Goetz.jpg|thumb|Moderne Halbbogenanlagen haben einen Biegedrahtabstand von 20 cm bis 30 cm]]<br />
Wird auf langes Fruchtholz geschnitten, also Fruchtruten statt Zapfen oder Strecker, so müssen diese durch Biegen und Binden im Drahtrahmen untergebracht werden. Erst durch das Neigen in die Horizontale wird die [[w:Apikaldominanz|Apikaldominanz]] gebrochen und es kommt zum sprichwörtlichen „Saftstau“ in der Rute. Die Lage der Augen auf ein gleiches Höhenniveau bewirkt, dass sie gleichmäßig im Austrieb gefördert werden. Durch Binden bleibt die Rute am Draht gut fixiert. Sie behält ihre Position auch unter der zunehmenden Traubenlast bis zur Ernte. Beim nachfolgenden [[Rebschnitt]] sollte die Bindung wiederum möglichst arbeitssparend gelöst werden können.<br />
<br />
== Passen die Drahtabstände noch zu Anschnitt und Erziehung? ==<br />
[[Datei:Biegen Schematische Darstellung Flachbogen oberer Draht Goetz.png|thumb|Ohne Veränderung des Drahtrahmens einer früheren Pendelbogenerziehung wurde die Bogrebe lediglich als Flachbogen um den Überbiegedraht gewickelt. Besser: Zuvor oberen Biegedrahtraht und erste Heftstation tiefer setzen -> höhere Laubwand ]]<br />
Mittlerweile hat sich in jüngeren Anlagen ein zeitgemäßer Biegedrahtabstand von 20 bis 30 cm durchgesetzt. Häufig zeigen ältere Anlagen noch „überholte“ Biegedrahtabstände von 40 cm und mehr, dies führt bei schwächerem Wuchs zu vermehrten Kurztrieben bzw. eingekürzten Schnabelruten.<br />
Diese Anlagen sind sowohl aus Sicht der Arbeitswirtschaft als auch aus Sicht der Traubenqualitäten nicht mehr optimal und erinnern noch an Zeiten vor Einführung des [[Hektarhöchstertrag|Hektarhöchstertrages]]. Es kann sich lohnen, solche Anlagen umzustellen, indem Drähte versetzt werden oder neues Drahtmaterial eingezogen wird. Nur nach dem [[Rebschnitt]] und vor dem Biegen, wenn der Drahtrahmen sowieso gewartet wird, lassen sich diese Umstellungen vornehmen. In abgängigen Anlagen lohnt sich der Aufwand aber kaum. Hier kann stattdessen eine Flachstrecker-Erziehung erfolgen. Dabei wird die Fruchtrute als Flachbogen auf den Überbiegedraht gelegt. Eine Verringerung der Triebzahl kann auch durch frühzeitiges Ausbrechen der Triebe am vorderen Bogen erfolgen. Eine Umstellung der Erziehung erübrigt sich in dem Fall.<br />
<br />
== Biegen, das A und O bei der Rebenerziehung ==<br />
[[Datei:Biegen zu hoher Stamm Goetz.jpg|thumb|Beispiel für einen zu hoch aufgebauten Stamm.]]<br />
Manches „Gewirr“ im Stockaufbau ist allein durch unsachgemäßes oder übervorsichtiges Biegen begründet. Häufig liegt die Bogrebe auch nicht fest am Draht an. Stehen Bogenteile stärker ab, so können die grünen Triebe schlechter in den Drahtrahmen eingeheftet werden. Nachlässigkeit beim Biegen wirkt sich daher ungünstig auf nachfolgende Stockarbeiten aus. Folglich findet sich beim nächstjährigen Anschnitt zunehmend kein passendes Holz mehr und der Stock gerät zwangsläufig „außer Form“. Die Stämme bauen sich hoch, so dass zukünftig kein gleichmäßiger Bogen mehr ausgeformt werden kann. Gerade die Sorte [[Portugieser]] ist dafür besonders prädestiniert, da mangels Austriebsvermögen aus dem oberen Stammbereich keine Verjüngungsschnitte auf tiefer stehenden Wasserschossen möglich sind. <br />
Ein zielführender [[Rebschnitt]] erleichtert die Biegearbeiten wesentlich und erlaubt gute, solide Bindearbeiten bei geringem Zeitaufwand. Je gleichmäßiger Schnittbild und [[Erziehungssystem|Erziehung]], umso effektiver können diese Formierungsarbeiten durchgeführt werden.<br />
<br />
== Blickfeld Biegen, worauf ist zu achten? ==<br />
Darauf sollte beim Biegen geachtet werden:<br />
*Gut gewarteter Drahtrahmen, Biegedrähte sollten zuvor straff gespannt sein, die unteren Heftdrähte werden nach Möglichkeit abgelegt oder in eine obere Station verhängt. Rebstämme sollten dabei elastisch und dauerhaft fixiert sein (am Draht bzw. am Pflanzstab), sodass Ersatzbindungen die Ausnahme bleiben.<br />
*Beim Anschnitt sollte bereits darauf geachtet werden, auf welche Seite später gebogen wird. Falls die anzuschneidende Rute doch sehr hoch positioniert ist (bei überhöhtem Stämmchen), sollten die untersten Internodien bereits in die beabsichtigte Biegerichtung zeigen. Dies klappt in der Regel gut, wenn sie aus dem vorjährigen Bogen entstammt. Dann besteht der vordere Bogenteil auszweijährigem Holz, das im Vergleich zu mehrjährigem Holz noch elastisch ist. Steht die Rute hingegen senkrecht auf dem Kopf, so muss diese an der Basis um 90 Grad gewunden werden, wenn sie trotzdem fest am Draht anliegen soll. <br />
*Bei „schwierige Fällen“ kann die Rute während des Biegevorgangs gleichzeitig in sich um ein Viertel verdreht werden. Diese auch als „Krächen der Rute“ bezeichnete Torsion (Verdrillung) ist mit einem merklichen Knacken begleitet. Holzbrücken (Querverstrebungen) am Nodium brechen auf. Die Rute wird elastischer und geschmeidiger. <br />
*Dicke oder mangelhaft ausgereifte Ruten lassen sich allgemein schlecht biegen. Sehr starke Ruten können beim Anschnitt stattdessen auf einen starken Geiztrieb abgeleitet werden, der in der Regel ausreichend fruchtbar ist. Oft sind dies Stöcke, die bereits im Vorjahr Rutenbruch erlitten. Die wenigen Triebe am Kopf wurden entsprechend mastig.<br />
[[Datei:Biegen nach Austrieb Goetz.jpg|thumb|Zum Austrieb sollten Biegearbeiten beendet sein, sonst brechen junge Triebe leicht ab. Die Ausnahme sind Frostruten, die erst im Mai gebunden werden, falls die Eisheiligen Schaden angerichtet haben.]]<br />
*Bruchgefährdete Sorten wie [[Portugieser]], [[Dornfelder]], [[Kerner]] oder [[Lemberger]] möglichst bei hoher Luftfeuchtigkeit und milderen Temperaturen biegen. Leichter Nieselregen bietet hier optimale Bedingungen. Bereits blutende Ruten vermindern die Bruchgefahr ebenfalls, wobei diese aber bei sonnigem Wetter äußerlich dennoch trocken sind. Zur Sicherheit kann eine [[Frostrute]] angeschnitten werden. Die Ersatzrute wird nach erfolgreichem Biegen bzw. nach Ende der Frostgefahr stammnah entfernt.<br />
*Nach Möglichkeit nicht über den Ersatzzapfen biegen. Dies hat Verdichtungen zur Folge.<br />
*Etwas Holzüberstand an der Schnittstelle vermeidet das Ausreißen der Rute an der Basis. Das sollte beim [[Rebschnitt]] beachtet werden.<br />
*Bei der Einbogenerziehung können die Ruten immer in die Laufrichtung nach vorne gebogen werden. Dies spart etwas Arbeitszeit, da nicht „rückwärts“ gearbeitet werden muss. Bei der Vollernterlese kann es vorteilhaft sein, wenn jede zweite Reihe entgegengesetzt gebunden wurde und somit immer in Biegerichtung gefahren werden kann. Jedoch ist die Windbruchgefahr nach dem Austrieb höher, wenn gegen die Windrichtung (also bei Westwind gegen Westen) gebogen wird. <br />
*In Steilhängen fördert bergab zu biegen den Neuaustrieb am Stammbereich, da das Bogenende dann tiefer als der Stammkopf liegt und somit Triebe im Kopfbereich stärker treiben. Andererseits wachsen Triebe nach oben gebogener Halbbögen am Rutenende aufrechter in den Draht, sie kippen nicht nach unten weg. Dies erleichtet die Heftarbeit. Bei starkem Wuchs kann ein „Bergaufbiegen“ arbeitssparender sein. Wuchsschwache Reben sollten aber generell bergab gebogen werden, um kräftiges Anschnittholz aus der Stammbasis zu generieren.<br />
<gallery widths="200"><br />
Datei:Starker Windbruch Goetz.jpg|Wird gegen die Windrichtung gebogen, sind die jungen grünen Triebe nach dem Austrieb insgesamt windanfälliger und die Windbruchgefahr steigt an.<br />
Datei:Schrägwuchs Windeinfluss Goetz.jpg|Die Hauptwindrichtung kann Einfluss auf die Biegerichtung haben. Werden schwach rankende oder etwas hängend wachsende Sorten in Richtung des Windes gebogen, so legen sich die Triebe leicht quer und erschweren das Heften.<br />
Datei:Dornfelder überlange Bogrebe Goetz.jpg|Beim Biegen ist darauf zu achten, dass die Bogrebenenden zum Nachbarstock genügend Abstand haben und nur ein Auge unter dem Draht belassen wird, sonst sind Triebverdichtungen, wie im Bild bei Dornfelder zu sehen, die Folge.<br />
Datei:Aufsteigender Ast oben gebogen Goetz.jpg|Werden schwachwüchsige oder junge Reben bergauf gebogen, so treiben aufgrund der Apikaldominanz vorrangig die oberen Triebe aus. Die Stämme bauen sich früh hoch und es mangelt dann an Anschnittholz an der Basis.<br />
</gallery><br />
<br />
== Materialien und Haltbarkeit ==<br />
[[Datei:Bindegeräte und Materialien Walg.png|thumb|Übersicht Arbeitszeiten und Materialkosten (€ ohne MwSt.) bei der Rutenbindung (Stand 2006)(Berechnet auf 4500 Stock/ha mit 2 Bogen/Stock); in Rot sind die neueren Geräte aufgeführt]]<br />
[[Datei:Bindeklammern und Bindedraht Walg.png|thumb|Übersicht Bindeklammern und Bindedraht]]<br />
Bewährt haben sich Bindegeräte mit Drahtdrillung. Auch Kunststoff- oder Drahtklammern, die mehrfach verwendet werden, sind regional von Bedeutung. Sie sollten aber gut vollerntertauglich sein. Als Einwegmaterial haben sich seit längerem papierummantelte Drähtchen bewährt. Ihre Befestigen durch Verdrillen ist jedoch aufwändiger, besonders das Lösen (Aufschneiden) beim nächsten Rebschnitt. Traditionelle Bindeweiden werden nur noch selten eingesetzt, sie waren früher weit verbreitet. Sie überzeugen durch ihre positive Umweltbilanz, sind aber in der Handhabung von moderneren Werkstoffen weitgehend abgelöst worden. Zudem lassen sie sich nicht überlagern, da sie austrocknen. Werden sie nicht selbst erzeugt, sind Weiden auch verhältnismäßig teuer.<br />
<gallery widths="250"><br />
Datei:Bindezange Goetz.jpg|Bindezangen gibt es sowohl manuell als auch mit Elektroantrieb. Sie beschleunigen den Bindevorgang erheblich. Auch das Lösen der Bindungen beim Rebschnitt sollte beachtet werden.<br />
Datei:Kopfweiden Goetz.jpg|Kopfweiden<br />
Datei:Weiden Goetz.jpg|Traditionelle Bindeweiden<br />
</gallery><br />
Optimal sind Bindungen, die durch leichtes Wegziehen gelöst werden können. Diese Einweg-Materialien halten aber nicht immer der Spannung der Rute stand. Ebenso können sie sich vorzeitig lösen, wenn eine schwere Traubenlast auf die Bindung drückt. Dann können traubentragende Triebe durchbrechen und abknicken. Bei Vollernterlese führt dies zu Ernteerschwernissen und -verlusten. Besonders reichtragende Sorten wie [[Dornfelder]] sind gefährdet. Daher muss gegebenenfalls ein stabileres und haltbareres Material zum Einsatz kommen. Entscheidend sind für die Auswahl der Geräte und Materialien das Handling und die Arbeitsgeschwindigkeit. Ganz entscheidend ist auch ermüdungsfreies Arbeiten bei tagelangem Einsatz. Hier verbergen sich die wesentlicheren Kosten als bei der Berechnung des reinen Materialpreis pro Bindung. Denn eine eingesparte Stunde Arbeit pro Hektar bei etwas teurerem Material gleicht die Mehrkosten mehr als aus.<br />
<br />
== Halbbogen biegen ==<br />
Der Halbbogen gilt als biegefreundlicher und bruchsicherer, da die Knickstellen in der Regel nicht so belastet werden, wie beim Flachbogen. <br />
In unseren heutigen, maschinengerechten Anlagen sollte darauf geachtet werden, dass alle Ruten auch gut am Biegedraht anliegen. Bei der Halbbogenerziehung muss dazu meist die Rute zunächst zwischen oberem und unterem Biegedraht auf die Gegenseite gelenkt werden. Mit der freien Hand kann die Rute an der beabsichtigen Knickstelle an den Draht geführt werden, um das Biegen zu erleichtern und Rutenbruch zu vermeiden. Dann wird sie lediglich einmal über den Überbiegedraht geschlagen und am unteren Draht fixiert. Mehrfaches Umwickeln langer Ruten kann zur Überbrückung von Lücken sinnvoll sein, das Entfernen der Bogrebe im Winter ist dann aber aufwändiger. Der abfallende Bogenbereich sollte möglichst schräg auslaufen. Wird er mehr oder minder senkrecht nach unten gezogen, führt dies vermehrt zu eingekürzten Trieben bzw. Verdichtungen. Nach dem Anbinden sollte die Bogrebe an zwei Stellen am oberen Biegedraht anliegen und unter leichter Spannung stehen (siehe Abbildung). Bei starker Rutenspannung kann sich eventuell zu schwaches Bindematerial lösen.<br />
<gallery widths="350"><br />
Datei:Biegen Schematische Darstellung Goetz.png|Halbbogenerziehung Biegevorgang: Abstehende Ruten werden zunächst auf die Gegenseite geschlagen, die Rute liegt am Draht an. Dann wird die Rute niedergebogen und mit Bindematerial angebunden. Die blauen Pfeile markieren Druckpunkte am Draht.<br />
Datei:Biegen Halbbogen Schematische Darstellung Goetz.png|Gestreckte Halbbogenerziehung auf einer Bogrebe mit 20 cm Biegedrahtabstand, Zeilenpfähle stehen unmittelbar an der Rebe, Stämme sind am Anbindedraht befestigt <br />
Datei:Biegen Schematische Darstellung Pendelbogenerziehung Goetz.png|Herkömmliche Pendelbogenerziehung mit eingekürzten Schnalbeltrieben (oberes Bild), daraus umgestellte Halbbogenerziehung (unteres Bild) <br />
</gallery><br />
Stämmchen auf Höhe knapp über dem unteren Biegedraht lassen den Biegevorgang problemlos durchführen. Der lange aufsteigende Bogenast führt aber verstärkt zu Schwachtrieben (Auswirkung der [[w:Apikaldominanz|Apikaldominanz]]). Als mögliche Ruten genügen sie nicht immer den Kriterien für gutes Anschnittholz. Folge ist, dass die Stämme langfristig nicht auf einheitlicher Höhe gehalten werden können, die Kopfbildung wird erschwert. Wird der Stamm regelmäßig unterhalb des unteren Drahtes verjüngt, muss zudem die Stammbindung regelmäßig erneuert werden. Um dem vorzubeugen sollten bei Sorten mit hoher Austriebsbereitschaft am Altholz ([[Riesling]], [[Burgundersorten]], [[Morio-Muskat]] und [[Silvaner]]) grundsätzlich keine Ersatzzapfen unterhalb des Anbindedrahts angeschnitten werden. Stattdessen bricht man im Sommer die Wasserschosse komplett aus. Lediglich Sorten, die schlecht aus dem Altholz treiben wie [[Portugieser]], [[Müller-Thurgau]] oder [[Kerner]], können zur Stammverjüngung auch tiefer angeschnitten werden. Hier kann bei Bedarf der Wasserschoss schon als Rute verwendet werden, eine Ersatzbindung am Stamm ist dann aber sinnvoll. <br />
Etwas höhere Stämme führen durch die starke Knickung der Rute zur besseren Brechung der [[w:Apikaldominanz|Apikaldominanz]] (vermehrter „Saftstau“). Es bilden sich am Kopfbereich bevorzugt Langtriebe aus, die wiederum gutes Anschnittholz für das Folgejahr darstellen. <br />
Manchmal sieht man, dass die Ruten zweier Stöcke ineinander gebogen werden und die nächste Stocklänge dafür frei bleibt. Dies erfolgt gerne dann, wenn ein Stickel im Wege steht. Wurde dies zu Beginn der Vollernterlese noch mit der mangelhaften Abrüttlung begründet, so spielt es mit der heutigen Vollerntertechnik eigentlich keine Rolle mehr. Bei der Einbogenerziehung sollte der Stickel nahe am Stock stehen, so steht er beim Biegevorgang nicht im Wege, wenn vom Stock weg gebogen wird. <br />
Endet die Bogrebe etwa 20 cm vor dem nächsten Stock, so können auch die Schnabeltriebe problemlos aufgeheftet werden. Steht mehr als ein Auge unterhalb dem Anbindedraht, so wird die Rute entsprechend eingekürzt. Manche qualitätsbewussten Betriebe blenden bereits beim Biegen das unterste Schnabelauge und verhindern so dessen Austrieb. <br />
<gallery widths="350"><br />
Datei:Gestreckter Halbbogen Goetz.jpg|Ist der Biegedrahtabstand beim Halbbogen sehr gering, wird die Einhaltung der optimalen Stammhöhe zwischen den beiden Drähten schwierig. Der Stamm kann oft nicht am Draht befestigt werden.<br />
Datei:Pendelbogen Goetz.jpg|Weite Pendelbögen werden heute zunehmend zu Halbbögen umgestellt. Durch Verringerung der Biegedrahtabstände können auch die endständigen Schnabeltriebe aufgeheftet werden.<br />
</gallery><br />
<br />
== Flachbogen biegen ==<br />
[[Datei:Biegen Schematische Darstellung Flachbogenerziehung Goetz.png|thumb|Klassische Flachbogenerziehung mit hoher Laubwand, Pflanzpfahl bleibt dauerhaft in der Anlage und dient zur Fixierung der Stämmchen]]<br />
Aus arbeitswirtschaftlicher Sicht ist die Umwicklung bei der Flachbogenerziehung aufwändiger, durch den starken Knick die Bruchgefahr auch erhöht. <br />
Günstigenfalls endet dar Stamm etwa eine Handbreite unter dem Biegedraht, daher kann er nicht an den Draht befestigt werden. Zur Fixierung des Stämmchens wird entweder der Pflanzstab (kein Holz oder Bambus) in der Anlage belassen und dient als dauerhafte Stütze. Alternativ kann auch ein separater Draht eingezogen werden, der lediglich zur Stammbefestigung dient. Der Biegedraht bezweckt ausschließlich die Befestigung des Fruchtholzes, dabei wird die Fruchtrute durch ein- bis zweifache Umwicklung fest am Draht fixiert. Mit einer Hand sollte die Rutenbasis fest an den Biegedraht gehalten werden, mit der anderen Hand kann dann problemlos die Rute fest umgewickelt werden. Wird auf die Wicklung verzichtet, muss mindestens zweimal gebunden werden, die Rute bleibt trotzdem instabiler. Dies hat aber Vorteile bei der dauerhaften [[Kordonerziehung|Kordon-Erziehung]]. Vor dem ersten Heften können die Triebe bei der Flachbogenerziehung leicht umkippen, da sich die Rute um die eigene Achse drehen kann. Bei der Halbbogenerziehung oder auch bei der freien Welle ist dies nicht möglich.<br />
<gallery widths="250"><br />
Datei:Flachbogen mit Knick Goetz.jpg|Durch Neigung in die Horizontale (Saftstau) wird die Apikaldominanz bei der Flachbogenerziehung gebrochen, die Triebe werden im Wuchs gleichmäßig gefördert.<br />
Datei:Flachbogenerziehung.jpg|Ein weiteres Beispiel für Flachbogenerziehung.<br />
Datei:Umstellung Halb auf Flachbogen Goetz.jpg|Umstellung von Halb- auf Flachbogen: Oft sind dafür die Stämme zu hoch. Soll nicht auf den zweiten Draht gebunden werden, muss beim Schnitt eine tief stehende Rute gewählt und der Stamm verjüngt werden.<br />
</gallery><br />
<br />
== Biegen bei geplantem Kordonschnitt == <br />
Sowohl der Flach- als auch der Halbbogen kann zur [[Kordonerziehung]] umgestaltet werden. Soll in den Folgejahren auf Zapfen geschnitten werden, so ist auf die Haltbarkeit des Biegematerials zu achten. Bei Wechselkordon sollte die Haltbarkeit für mindestens 2 Jahre gewährleistet sein. Metalldrähtchen, die nach einem Jahr durchrosten, sind daher ungeeignet, möchte man sich unnötige Nachbindungen ersparen. Papierummantelte Drähtchen halten etwa 2 Jahre. <br />
Wird der Kordonschnitt mehrere Jahre beibehalten, ist zudem darauf zu achten, dass sich die Bindung nicht einschnürt und der Kordonarm nicht zu sehr in den Draht einwächst. Daher sollten Flachbögen für späteren Flachkordon möglichst auf den Draht aufgelegt (also nicht umwickelt) und mit elastischem Bindeschlauch mehrmals angebunden werden. Auch bei Halbbogenkordon ist am Ende eine elastische Bindung notwendig, feste Klammern schnüren sich ein oder brechen auf.<br />
<br />
== Biegen einer „freien Welle“ ==<br />
[[Datei:Biegen Schematische Darstellung freie Welle Goetz.png|thumb|Beim Biegevorgang der freien Welle wurden die Heftdrähte alle abgelegt, mithilfe sogenannter starrer Hohlbügel. Zunächst wird das obere Rutenende am oberen Biegedraht mit der Bindezange befestigt. Anschließend wird der bauchig abstehende Rutenmittelteil händisch an den unteren Biegedraht geführt und dort mit einer zweiten Bindung festgezurrt. Durch die zwei Bindungen liegt er fest an den Drähten an. Somit kann er weder kippen noch steht er stärker ab.]]<br />
Diese Erziehung, nach dem Entwickler Henry Barbey aus Landau-Godramstein als „freie Welle“ bezeichnet, vereint gewisse arbeitswirtschaftliche und pflanzenbauliche Vorteile: Die so genannte „freie Welle“ vereint die Vorteile des Halbbogens und des Flachbogens. Im Prinzip stellt sie quasi einen auf den Kopf gestellten, flach gestreckten Halbbogen dar. Mehr zur freien Wellenerziehung erfahren sie [[Freie Welle|hier]].<br />
<br />
== Biegen nach Hagel ==<br />
[[Datei:Biegetest Hagel Goetz.jpg|thumb|Biegetest zu Beginn des Rebschnitts in Anlagen mit Hagelschäden]]<br />
Hagelschäden am Holz kommen immer wieder vor und stellen die damit noch unerfahrenen Winzer vor eine Herausforderung. In der Regel ist das Problem aber gut zu meistern.<br />
Bei leichten bis mittleren Hagelschäden am Holz gestaltet sich der Winterschnitt auf Bogreben und das Biegen als zeitintensiver, ist jedoch grundsätzlich machbar. Ein Biegetest zu Beginn des [[Rebschnitt|Rebschnitts]] zeigt, ob ein Biegen noch gut gelingt oder ob der Rutenbruch dabei unverhältnismäßig hoch ist. Bei letzterem sollte generell ein [[Zapfen|Zapfenschnitt]] erfolgen. Ansonsten gilt: Vorrangig den gewohnten Bogrebenschnitt beibehalten. Um möglichst wundarmes Zielholz zu finden, sollte beim Schnitt stets von der geschädigten Seite her gearbeitet werden. Dies bietet sich auch beim Biegen an, um große Schlagwunden zu erkennen, um da erhöhte Vorsicht walten zu lassen. Zur Sicherheit sollten an kritischen Stöcken immer Ersatzruten oder eventuell auch ein Stock auf [[Kordonerziehung|Kordon]] geschnitten werden. Überzählige Augen werden entweder gleich nach dem Biegen, spätestens aber nach Beendigung der Maifrostgefahr abgeschnitten. Biegen bei hoher Feuchtigkeit ist besonders bei Hagelnarben von Bedeutung. Es kann auch beim Putzen und Ablängen der Ruten gleich gebogen werden, sodass Rutenbruch gegebenenfalls durch längeren Anschnitt des Nachbarstocks etwas ausgeglichen werden kann. Beim Biegevorgang möglichst darauf achten, dass die Wunden auf der Bogeninnenseite liegen, damit liegt keine Zugkraft auf den Narben. Einschläge auf der Bogrebe führen erfahrungsgemäß nicht zur Minderversorgung der Trauben und Triebe im Folgejahr, so dass nach erfolgtem Biegen in aller Regel keine Rutenausfälle mehr zu befürchten sind. Einzelne stark angeschlagene [[Auge|Augen]] können jedoch ausbleiben, gegebenenfalls ist die Augenzahl etwas höher zu wählen. Auch leicht angebrochene Ruten sollten belassen werden, in der Regel bleibt die Versorgung trotzdem gewahrt.<br />
== Weiterführende Links ==<br />
* [[Biegen]]<br />
* [[Rebschnitt]]<br />
* [[Erziehungssystem]]<br />
* [[Bindegeräte und -materialien]]<br />
* [[Freie Welle]]<br />
<br />
==Einzelnachweise==<br />
<references/><br />
== Literatur ==<br />
* Götz, G.(2016): ''Biegen und binden nicht auf Biegen und Brechen''. Abteilung Weinbau und Oenologie (Gruppe Weinbau), Dienstleistungszentrum Ländlicher Raum Rheinpfalz, Neustadt an der Weinstraße.<br />
*Götz, G. (2016): ''Nicht auf Biegen und Brechen''. Das Deutsche Weinmagazin 4: 17-20<br />
<br />
[[Kategorie:Rebenerziehung]]<br />
[[Kategorie:Stockarbeiten]]</div>Schäferhttps://www.vitipendium.de/index.php?title=Abiotische_Schadursachen&diff=15327Abiotische Schadursachen2018-06-28T09:04:35Z<p>Schäfer: /* Einzelnachweise */</p>
<hr />
<div>'''Abiotische Schäden''' sind Schäden, die durch unbelebte Einflüsse an Reben verursacht werden. <br />
<br />
'''Dafür kommen in Frage:'''<br />
* Witterungseinflüsse wie z. B. Temperatur (Kälte, Frost), Wind (Abbrechen der Triebe, Reibeschäden), Niederschläge (Regen, Hagel) und Blitzschlag. <br />
<br />
* Bodenbedingungen: Feuchtigkeit (Nässe, Trockenheit), physikalische Struktur ([[Verdichtungen]], [[Verfestigungen]]), chemische Zusammensetzung (Nährstoffmangel bzw. -überschuss), Bodenreaktion [[pH-Wert]]. <br />
<br />
* Agrartechniken: mechanische Schäden (durch Bodenbearbeitungsgeräte oder andere Maschinen), unsachgemäßer Einsatz von Dünge- und Pflanzenschutzmitteln (Verbrennungen an Blättern oder Berostungen an Beeren, Totalschaden durch Herbizide etc.). Immissionen (Schwefeldioxid, Ozon, Nitrose, Smog etc.). <br />
<br />
<br />
Die Bedeutung der abiotischen Schadursachen liegt nicht nur in ihrem direkten Einfluss, sondern häufig schaffen sie durch eine negative Beeinflussung der Pflanze (Stressfaktoren) erst die Voraussetzungen für den Befall durch Schaderreger und beeinflussen Schwere und Verlauf einer Krankheit. Die verursachten Schäden treten nur dort auf, wo die entsprechenden Faktoren direkt einwirken; sie sind nicht übertragbar wie z. B. [[Pilzkrankheiten]]. Manche Erscheinungen können durch Beseitigung der Ursachen geheilt werden, wenn der Schaden noch nicht zu weit fortgeschritten ist ([[Nährstoffe]], [[Schlechtwetterchlorose]]).<br />
<br/><br />
<br/><br />
== Maßnahmen nach abiotischen Schädigungen wie Hagel, Trockenstress, Starkregen bzw. Erosion, Sonnenbrand, Frost und Sturm ==<br />
[[Datei:WB - Maßnahmen nach Hagel.PNG]]<br />
[[Datei:WB - Maßnahmen nach Trockenstress.PNG]]<br />
[[Datei:WB - Maßnahmen nach StarkregenErosion.PNG]]<br />
[[Datei:WB - Maßnahmen nach Sonnenbrand.PNG]]<br />
[[Datei:WB - Maßnahmen nach Frost.PNG]]<br />
[[Datei:WB - Maßnahmen nach Sturm.PNG]]<br />
<br />
<br />
== Einzelnachweise ==<br />
Quelle Tabelle: Institut für Weinbau und Önologie am Dienstleistungszentrum Ländlicher Raum Rheinpfalz (2018)<br />
<references/><br />
<br />
== Literaturverzeichnis ==<br />
* Schumann, F. (1998): ''Weinbaulexikon''. Meininger Verlag GmbH, Neustadt an der Weinstraße: 294 Seiten, ISBN 3-87524-131-2.<br />
<br />
[[Kategorie:Abiotische_Schädigungen]]</div>Schäferhttps://www.vitipendium.de/index.php?title=Abiotische_Schadursachen&diff=15326Abiotische Schadursachen2018-06-28T09:03:05Z<p>Schäfer: </p>
<hr />
<div>'''Abiotische Schäden''' sind Schäden, die durch unbelebte Einflüsse an Reben verursacht werden. <br />
<br />
'''Dafür kommen in Frage:'''<br />
* Witterungseinflüsse wie z. B. Temperatur (Kälte, Frost), Wind (Abbrechen der Triebe, Reibeschäden), Niederschläge (Regen, Hagel) und Blitzschlag. <br />
<br />
* Bodenbedingungen: Feuchtigkeit (Nässe, Trockenheit), physikalische Struktur ([[Verdichtungen]], [[Verfestigungen]]), chemische Zusammensetzung (Nährstoffmangel bzw. -überschuss), Bodenreaktion [[pH-Wert]]. <br />
<br />
* Agrartechniken: mechanische Schäden (durch Bodenbearbeitungsgeräte oder andere Maschinen), unsachgemäßer Einsatz von Dünge- und Pflanzenschutzmitteln (Verbrennungen an Blättern oder Berostungen an Beeren, Totalschaden durch Herbizide etc.). Immissionen (Schwefeldioxid, Ozon, Nitrose, Smog etc.). <br />
<br />
<br />
Die Bedeutung der abiotischen Schadursachen liegt nicht nur in ihrem direkten Einfluss, sondern häufig schaffen sie durch eine negative Beeinflussung der Pflanze (Stressfaktoren) erst die Voraussetzungen für den Befall durch Schaderreger und beeinflussen Schwere und Verlauf einer Krankheit. Die verursachten Schäden treten nur dort auf, wo die entsprechenden Faktoren direkt einwirken; sie sind nicht übertragbar wie z. B. [[Pilzkrankheiten]]. Manche Erscheinungen können durch Beseitigung der Ursachen geheilt werden, wenn der Schaden noch nicht zu weit fortgeschritten ist ([[Nährstoffe]], [[Schlechtwetterchlorose]]).<br />
<br/><br />
<br/><br />
== Maßnahmen nach abiotischen Schädigungen wie Hagel, Trockenstress, Starkregen bzw. Erosion, Sonnenbrand, Frost und Sturm ==<br />
[[Datei:WB - Maßnahmen nach Hagel.PNG]]<br />
[[Datei:WB - Maßnahmen nach Trockenstress.PNG]]<br />
[[Datei:WB - Maßnahmen nach StarkregenErosion.PNG]]<br />
[[Datei:WB - Maßnahmen nach Sonnenbrand.PNG]]<br />
[[Datei:WB - Maßnahmen nach Frost.PNG]]<br />
[[Datei:WB - Maßnahmen nach Sturm.PNG]]<br />
<br />
<br />
== Einzelnachweise ==<br />
<references/><br />
== Literaturverzeichnis ==<br />
* Schumann, F. (1998): ''Weinbaulexikon''. Meininger Verlag GmbH, Neustadt an der Weinstraße: 294 Seiten, ISBN 3-87524-131-2.<br />
<br />
[[Kategorie:Abiotische_Schädigungen]]</div>Schäferhttps://www.vitipendium.de/index.php?title=Vitipendium:Datenschutz&diff=15325Vitipendium:Datenschutz2018-06-12T09:43:40Z<p>Schäfer: </p>
<hr />
<div>{{Hintergrund}}<br />
{{Hintergrund}}<br />
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<br />
==Kontakt==<br />
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<br />
Stand Juni 2018 <br />
<br />
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</div><br />
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[[Kategorie:Vitipendium|Datenschutz]]</div>Schäferhttps://www.vitipendium.de/index.php?title=Vitipendium:Datenschutz&diff=15324Vitipendium:Datenschutz2018-06-08T11:52:14Z<p>Schäfer: </p>
<hr />
<div>{{Hintergrund}}<br />
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<br />
==Kontakt==<br />
Wenn Sie Fragen hinsichtlich der Verarbeitung Ihrer persönlichen Daten haben, können Sie sich an uns wenden webmaster@hortipendium.de / webmaster@vitipendium.de. Hinweise zur Verantwortung für die bereitgestellten Inhalte finden Sie im [[Vitipendium:Impressum|Impressum]].<br />
<br />
Stand Juni 2018 <br />
<br />
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</div><br />
<br />
[[Kategorie:Vitipendium|Datenschutz]]</div>Schäferhttps://www.vitipendium.de/index.php?title=W%C3%BCrzer&diff=15323Würzer2018-05-18T08:34:00Z<p>Schäfer: /* Anbau */</p>
<hr />
<div>[[Bild:Würzer_Stock_Götz.jpg|thumb|'''Rebsorte "Würzer"''']]<br />
Georg Scheu (1878-1949) kreuzte die Sorte 1927 in Alzey aus [[Gewürztraminer|Gewürztraminer]] x [[Müller-Thurgau|Müller-Thurgau]]. Der Name ist auf den würzigen Weingeschmack zurückzuführen. Die Zuchtnummer dieser Sorte lautet "Az 10487". <br />
<br/><br />
<br/><br />
== Ampelographie ==<br />
Für diese Sorte werden folgende Mekmale angegeben <ref name="AM1998" > Ambrosi, H., Dettweiler-Münch, E., Rühl, E. H., Schmid, J. & F. Schumann (1998): ''Farbatlas Rebsorten. 300 Sorten und ihre Weine.'' 2., verbesserte und ergänzte Auflage, Eugen Ulmer GmbH & Co, Stuttgart (Hohenheim): 320 Seiten (''siehe Seite 272''), ISBN 3-8001-5719-5. </ref>:<br />
<br />
* Triebspitze weißlich flaumig behaart, <br />
<br />
* Blatt mittelgroß, drei- bis fünflappig, <u>Oberseite:</u> blasig, <br />
<br />
* Blattrand grob gezähnt,<br />
<br />
* Traube mittelgroß, geschultert, locker, <br />
<br />
* Beeren mittelgroß, rund, gelb bis goldgelb, <u>Geschmack:</u> saftig, fruchtig, süß angenehm,<br />
<br />
* frühreife Sorte<br />
<br/><br />
<br />
== Standortansprüche ==<br />
* Würzer ist eine allgemein problemlose Sorte, die bei früher Reife würzige Weine bringt. <br />
<br />
* Die Sorte ist gegen Winterfrost empfindlich und gefährdet durch [[Wespenfraß]]. <br />
<br/><br />
<br />
== Ertrag und Wein ==<br />
<br />
=== Ertrag: ===<br />
<br />
=== Wein: ===<br />
* Die Sorte bringt hochreife, würzige Weine, die trocken zu kräftigen Fleischspeisen oder Käse passen. <br />
<br />
* Spät-''[[Botrytis]]'' ermöglicht außerdem Dessertweine. Edelsüße [[Erzeugung von Süssweinen (Beeren- und Trockenbeerenauslesen)|Beerenauslesen]] eignen sich als Aperitif oder zu Nachspeisen. <br />
<br/><br />
<br />
==Anbau ==<br />
Der Anbau findet vorwiegend in [[w:Rheinhessen|Rheinhessen]] statt. <br />
<br />
Die folgende '''Tabelle''' verschafft einen Überblick über den Würzer-Anbau:<br />
Quelle: Anbaustatistik für das Jahr 2017 <ref name="SB2018" >Statistisches Bundesamt (2018): ''Land- und Forstwirtschaft, Fischerei. Landwirtschaftliche Bodennutzung - Rebflächen.'' Fachserie 3 Reihe 3.1.5.</ref> <br />
<br />
<br />
<br/><br />
{|class="wikitable center-ab-zweite" |class="wikitable border="0" |style="border-color:#C0C0C0" width="50%"<br />
|-<br />
|style="background-color:#DDEE99"|'''Anbaugebiet'''<br />
|style="background-color:#DDEE99"|'''Fläche [ha]'''<br />
<br />
|-<br />
|Deutschland<br />
|55<br />
|-<br />
|Rheinland-Pfalz<br />
|54<br />
|-<br />
|Bayern<br />
|1<br />
|}<br />
<br/><br />
<br />
== Weblinks ==<br />
*[https://www.destatis.de/DE/Publikationen/Thematisch/LandForstwirtschaft/WeinanbauErzeugung/GrunderhebungRebflaechen.html Statistisches Bundesamt (2016): ''Land- und Forstwirtschaft, Fischerei. Landwirtschaftliche Bodennutzung - Rebflächen.'' Fachserie 3 Reihe 3.1.5.]<br />
*[https://www.statistik.rlp.de/wirtschaft/landwirtschaft/statistische-berichte/ Statistisches Landesamt Rheinland-Pfalz (2016): ''Statistische Berichte - Bestockte Rebflächen 2015.'' Bad Ems, C I - j/15, Kennziffer: C1073 201500, ISSN: 1430-5070]<br />
<br />
== Einzelnachweise ==<br />
<references/><br />
<br />
== Literaturverzeichnis ==<br />
* Adams, K., Jakob, L. & F. Schumann (1997): ''Weinkompendium''. 2. Auflage, Verein der Absolventen der Staatlichen Lehr- und Forschungsanstalt für Landwirtschaft, Weinbau und Gartenbau, Neustadt an der Weinstraße: ''Artikel 432''.<br />
<br />
* Ambrosi, H., Dettweiler-Münch, E., Rühl, E. H., Schmid, J. & F. Schumann (1998): ''Farbatlas Rebsorten. 300 Sorten und ihre Weine.'' 2., verbesserte und ergänzte Auflage, Eugen Ulmer GmbH & Co, Stuttgart (Hohenheim): 320 Seiten, ISBN 3-8001-5719-5.<br />
<br />
* Clarke, O. (1992): ''Weine aus aller Welt''. Müller Rüschlikon Verlag, Stuttgart: 260 Seiten, ISBN 3-275-01040-9.<br />
<br />
* Hillebrand, W., Lott, H. & F. Pfaff (1998): ''Taschenbuch der Rebsorten''. 11. Auflage, Fachverlag Dr. Fraund GmbH, Mainz: 454 Seiten, ISBN 3-921156-27-0.<br />
<br />
* Hillebrand, W., Lott, H. & F. Pfaff (1995): ''Traube und Wein. Deutschlands Rebsorten und Weine''. Fachverlag Dr. Fraund GmbH, Mainz: 139 Seiten, ISBN 3-921156-04-1.<br />
<br />
* Johnson, H. & S. Pigott (2000): ''Atlas der deutschen Weine. Lagen, Produzenten, Weinstraßen.'' 5. vollständig überarbeitete, aktualisierte und erweiterte Auflage, Hallwag Verlag, Ostfildern: 232 Seiten, ISBN 3-444-10445-6.<br />
<br />
* Robinson, J. (1987): ''Reben - Trauben - Weine. Ein Führer durch die Rebsorten der Welt.'' Hallwag Verlag, Stuttgart: 280 Seiten, ISBN 3-444-10333-6.<br />
<br />
[[Kategorie:Keltertrauben]]</div>Schäferhttps://www.vitipendium.de/index.php?title=Wei%C3%9Fer_Elbling&diff=15322Weißer Elbling2018-05-18T08:30:42Z<p>Schäfer: /* Anbau */</p>
<hr />
<div>[[Bild:Weißer_Elbling_Stock_Götz.jpg|thumb|'''Rebsorte "Weißer Elbling"''']]<br />
Der Weiße Elbling war eine ehemals verbreitete, reichtragende Rebsorte für leichte Weißweine.<ref name="AM1998" > Ambrosi, H., Dettweiler-Münch, E., Rühl, E. H., Schmid, J. & F. Schumann (1998): ''Farbatlas Rebsorten. 300 Sorten und ihre Weine.'' 2., verbesserte und ergänzte Auflage, Eugen Ulmer GmbH & Co, Stuttgart (Hohenheim): 320 Seiten (''siehe Seite 114''), ISBN 3-8001-5719-5. </ref><br />
<br />
Die sprachliche Ähnlichkeit mit ''Vitis alba'' der Antike (Plinius, ''Vitis albuelis'' Columella, ''Vitis albena'' Macrobius) deutet auf römischen Ursprung, der aber nicht nachweisbar ist.<ref name="AM1998" /> Vermutlich schon im Mittelalter mit den eingangs erwähnten Sorten die Basis des Hunnischen Weines, während edlere Sorten oder reifere Jahre den teureren Fränkischen Wein lieferten.<ref name="AM1998" /> Versuche der Winzer im 17. u. 18. Jh. den Zehnten mit den reichtragenden Sorten zu begleichen und die besseren im eigenen Keller auszubauen, führte zu zahlreichen Anbauverboten.<ref name="AM1998" /> Zum Rückgang trug sicherlich auch die Ausbreitung des ertragsicheren, weniger säurereichen [[Grüner Silvaner|Grünen Silvaners]] und des [[Gutedel|Gutedels]] ab dem 17. Jh. bei.<ref name="AM1998" /> Der Anbau hat sich stabilisiert, nachdem der Wein zur erfrischenden Besonderheit und die Basis von Sekten geworden ist.<ref name="AM1998" /><br />
<br />
Weitere Namen für die Sorte sind: Kleinberger, Alben, Klemplich, Burger (Elsaß, Schweiz), Großriesler (Österreich), Welschel (Südtirol), Albana (Italien), Allemand, Vert Doux, Gros Blanc (Frankreich), Gornisch (Siebenbürgen), Folschet (Luxemburg).<ref name="AM1998" /><br />
<br/><br />
<br/><br />
== Ampelographie ==<br />
Für diese Sorte werden folgende Mekmale angegeben <ref name="AM1998" > Ambrosi, H., Dettweiler-Münch, E., Rühl, E. H., Schmid, J. & F. Schumann (1998): ''Farbatlas Rebsorten. 300 Sorten und ihre Weine.'' 2., verbesserte und ergänzte Auflage, Eugen Ulmer GmbH & Co, Stuttgart (Hohenheim): 320 Seiten (''siehe Seite 114''), ISBN 3-8001-5719-5. </ref>:<br />
<br />
Von der Merkmalsausprägung her erinnert diese Sorte an überdimensionalen Riesling.<br />
<br />
* Triebspitze stark wollig, rötlicher Anflug,<br />
<br />
* Blatt groß, derb, wenig gebuchtet, schwach drei- bis schwach fünflappig, <u>Oberseite:</u> blasig, vereinzelte Wollhaare, <u>Unterseite:</u> Nerven borstig bis wollig behaart,<br />
<br />
* Blattrand scharf gezähnt,<br />
<br />
* Stielbucht geschlossen, überlappend,<br />
<br />
* Traube groß, dichtbeerig,<br />
<br />
* Beeren dick, leicht oval, dünnhäutig, grün bis gelbgrün, <u>Geschmack:</u> saftig, säurebetont, neutral<br />
<br/><br />
<gallery caption="Roter Elbling - eine rottraubige Form des Weißen Elblings (Fotos lassen sich durch Doppelklick aufs Bild vergrößern)"><br />
Bild:Roter_Elbling_Stock_Götz.jpg|'''Stockansicht mit Trauben und Blättern'''<br />
Bild:Roter_Elbling_kompakteTrauben_Götz.JPG|'''Stockansicht mit sehr kompakten Trauben''' <br />
</gallery><br />
<br />
== Standortansprüche ==<br />
* ansprungslos,<br />
<br />
* spätfrostgefärdet,<br />
<br />
* anfällig für ''[[Peronospora]]'', ''[[Botrytis]]'' und ''[[Stiellähme]]''<br />
<br/><br />
<br />
== Ertrag und Wein ==<br />
<br />
=== Ertrag: ===<br />
* ertragssicher<br />
<br />
* Wegen dünner Schale weniger haltbar und wegen neutralem Geschmack wenig als Esstraube geeignet.<br />
<br />
=== Wein: ===<br />
* leicht, fruchtig, neutral, <br />
<br />
* als Tischwein zu Fisch, <br />
<br />
* auch zur Sektherstellung geeignet<br />
<br/><br />
<br />
== Anbau == <br />
Die folgende '''Tabelle''' verschafft einen Überblick über den Anbau des Weißen Elblings:<br />
<br />
Quelle: Anbaustatistik für das Jahr 2017 <ref name="SB2018" >Statistisches Bundesamt (2018): ''Land- und Forstwirtschaft, Fischerei. Landwirtschaftliche Bodennutzung - Rebflächen.'' Fachserie 3 Reihe 3.1.5.</ref> <br />
<br />
<br />
<br /><br />
{|class="wikitable center-ab-zweite" |class="wikitable border="0" |style="border-color:#C0C0C0" width="50%"<br />
|-<br />
|style="background-color:#DDEE99"|'''Anbaugebiet'''<br />
|style="background-color:#DDEE99"|'''Fläche [ha]'''<br />
<br />
|-<br />
|Deutschland<br />
|503<br />
|-<br />
|Rheinland-Pfalz<br />
|471<br />
|-<br />
|Baden-Württemberg<br />
|1<br />
|-<br />
|Bayern<br />
|1<br />
|-<br />
|Saarland<br />
|17<br />
|-<br />
|Sachsen<br />
|9<br />
|-<br />
|Thüringen<br />
|2<br />
|}<br />
<br /><br />
<br />
==Weblinks==<br />
*[https://www.destatis.de/DE/Publikationen/Thematisch/LandForstwirtschaft/WeinanbauErzeugung/GrunderhebungRebflaechen.html Statistisches Bundesamt (2016): ''Land- und Forstwirtschaft, Fischerei. Landwirtschaftliche Bodennutzung - Rebflächen.'' Fachserie 3 Reihe 3.1.5.]<br />
*[https://www.statistik.rlp.de/wirtschaft/landwirtschaft/statistische-berichte/ Statistisches Landesamt Rheinland-Pfalz (2016): ''Statistische Berichte - Bestockte Rebflächen 2015.'' Bad Ems, C I - j/15, Kennziffer: C1073 201500, ISSN: 1430-5070]<br />
<br />
== Einzelnachweise ==<br />
<references/><br />
<br />
== Literaturverzeichnis ==<br />
* Ambrosi, H., Dettweiler-Münch, E., Rühl, E. H., Schmid, J. & F. Schumann (1998): ''Farbatlas Rebsorten. 300 Sorten und ihre Weine.'' 2., verbesserte und ergänzte Auflage, Eugen Ulmer GmbH & Co, Stuttgart (Hohenheim): 320 Seiten, ISBN 3-8001-5719-5.<br />
<br />
* Bauer, K. (2008): ''Weinbau.'' 8., aktualisierte Auflage, Österreichischer Agrarverlag Druck- und Verlagsges.m.b.H. Nfg. KG, Wien: 432 Seiten, ISBN 978-3-7040-2284-4.<br />
<br />
[[Kategorie:Keltertrauben]]</div>Schäferhttps://www.vitipendium.de/index.php?title=Wei%C3%9Fer_Burgunder&diff=15321Weißer Burgunder2018-04-26T12:51:30Z<p>Schäfer: /* Weblinks */</p>
<hr />
<div>[[Bild:Pinot-blanc.jpg|thumb|200 px|'''Rebsorte "Weißer Burgunder"''']]<br />
Bei der Rebsorte '''Weißer Burgunder''' handelt es sich um eine weiße Mutation aus der Burgunderfamilie. Die Herkunft ist nicht direkt nachweisbar, da die alte Bezeichnung Clevner für mehrere Sorten galt. Die verwandten Sorten [[Auxerrois|Auxerrois]] und [[Morillon blanc|Morillon blanc]] besitzen im Elsaß eine gewisse Bedeutung. Dagegen ist die Weltmodesorte [[Chardonnay|Chardonnay]] in der ganzen Weinbauwelt verbreitet. In älteren Weinbergen Italiens und Frankreichs häufig mit [[Weißburgunder|Weißburgunder]] gemischt, kann er als der für heiße Gebiete geeignetere Burgunder-Typ angesehen werden. <br />
<br />
Synonyme für den Weißen Burgunder sind '''Pinot blanc''', Blanc de Champagne und Pinot Chardonnay.<br />
<br/><br />
<br/><br />
== Ampelographie ==<br />
Für diese Sorte werden folgende Mekmale angegeben <ref name="AM1998" > Ambrosi, H., Dettweiler-Münch, E., Rühl, E. H., Schmid, J. & F. Schumann (1998): ''Farbatlas Rebsorten. 300 Sorten und ihre Weine.'' 2., verbesserte und ergänzte Auflage, Eugen Ulmer GmbH & Co, Stuttgart (Hohenheim): 320 Seiten (''siehe Seite 203''), ISBN 3-8001-5719-5. </ref>:<br />
<br />
Der Weiße Burgunder ist häufig erst bei Traubenreife sicher vom [[Blauer Spätburgunder|Blauen Burgunder]] und [[Ruländer]] unterscheidbar.<br />
<br />
* Triebspitze starkwollig, weißgrünlich,<br />
<br />
* Blatt mittelgroß, kaum gebuchtet, schwach dreilappig, <u>Oberseite:</u> blasig,<br />
<br />
* Blattrand stumpf gezähnt, <br />
<br />
* Stielbucht V-förmig,<br />
<br />
* Traube mittelgroß bis groß, walzenförmig, manchmal geteilt, dichtbeerig, <br />
<br />
* Beeren länglich bis rund, gedrückt, dünnhäutig, grüngelb, hoher Zuckergehalt möglich, <u>Geschmack:</u> saftig, dezent fruchtig,<br />
<br />
* mittelstarker Wuchs mit dichter Belaubung<br />
<br />
<br/><br />
<br />
== Standortansprüche ==<br />
* Im Weinberg gibt es beim Anbau von Weißem Burgunder wenig Probleme. <br />
<br />
* Die Sorte ist jedoch nicht für zu leichte und trockene Böden geeignet und hat eine mittlere Winterfrostwiderstandsfähigkeit.<br />
<br />
* Weißburgunder ist anfällig für [[Stiellähme]], [[Chlorose]] und ''[[Botrytis]]'' und wird verstärkt vom [[Traubenwickler]] befallen.<br />
{{Widerstandsfähigkeit}} <br />
<br/><br />
<br />
== Ertrag und Wein ==<br />
<br />
=== Ertrag: ===<br />
* mittelhoch, regelmäßig<br />
<br />
=== Wein: ===<br />
* Positiv ist das hohe Mostgewicht dieser Sorte, das durch die lange Reife verursacht wird. <br />
<br />
* Die Sorte bringt ausgeprägte Weine mit pikanter, an Äpfel erinnernde Säure hervor. <br />
<br />
* Edelsüß wird er gerne als Aperitif oder zum Nachtisch getrunken, während er trocken sehr gut zu Fisch und leichten bis kräftigen Fleischspeisen passt.<br />
<br />
* langsamer Weinausbau,<br />
<br />
* höchste Qualität als Altwein,<br />
<br />
* gut gereifter Wein schmeckt nach frischem Brot<br />
<br/><br />
<br />
== Anbau ==<br />
In Frankreich und Italien wird er häufig mit [[Chardonnay|Chardonnay]] vermischt angebaut und verwechselt. Generell gelten Mitteleuropa, Kalifornien, Chile und Südafrika als Hauptanbaugebiete. Der Weißburgunder zählt in Deutschland zu den fünf wichtigten Weißweinsorten mit rund 7% der mit Weißweinsorten bestockten Rebflächen.<ref name="SB2015" >Statistisches Bundesamt (2015): ''Land- und Forstwirtschaft, Fischerei. Landwirtschaftliche Bodennutzung - Rebflächen.'' Fachserie 3 Reihe 3.1.5.</ref> <br><br />
<br />
Die folgende '''Tabelle''' verschafft einen Überblick über den Weißburgunder-Anbau:<br />
<br />
Quelle: Anbaustatistik für das Jahr 2017 <ref name="SB2018" >Statistisches Bundesamt (2018): ''Land- und Forstwirtschaft, Fischerei. Landwirtschaftliche Bodennutzung - Rebflächen.'' Fachserie 3 Reihe 3.1.5.</ref> <br />
<br/><br />
{|class="wikitable center-ab-zweite" |class="wikitable border="0" |style="border-color:#C0C0C0" width="50%"<br />
|-<br />
|style="background-color:#DDEE99"|'''Anbaugebiet'''<br />
|style="background-color:#DDEE99"|'''Fläche [ha]'''<br />
<br />
|-<br />
|Deutschland<br />
|5.334<br />
|-<br />
|Hessen<br />
|76<br />
|-<br />
|Rheinland-Pfalz<br />
|3.225<br />
|-<br />
|Baden-Württemberg<br />
|1.666<br />
|-<br />
|Bayern<br />
|183<br />
|-<br />
|Saarland<br />
|15<br />
|-<br />
|Brandenburg<br />
|1<br />
|-<br />
|Sachsen<br />
|55<br />
|-<br />
|Sachsen-Anhalt<br />
|8<br />
|-<br />
|Thüringen<br />
|103<br />
|}<br />
<br><br />
<br />
== Weblinks ==<br />
*[https://www.destatis.de/DE/Publikationen/Thematisch/LandForstwirtschaft/WeinanbauErzeugung/GrunderhebungRebflaechen.html Statistisches Bundesamt (2018): ''Land- und Forstwirtschaft, Fischerei. Landwirtschaftliche Bodennutzung - Rebflächen.'' Fachserie 3 Reihe 3.1.5.]<br />
*[https://www.statistik.rlp.de/wirtschaft/landwirtschaft/statistische-berichte/ Statistisches Landesamt Rheinland-Pfalz (2016): ''Statistische Berichte - Bestockte Rebflächen 2015.'' Bad Ems, C I - j/15, Kennziffer: C1073 201500, ISSN: 1430-5070]<br />
<br />
== Einzelnachweise ==<br />
<references/><br />
<br />
== Literaturverzeichnis ==<br />
* Adams, K., Jakob, L. & F. Schumann (1997): ''Weinkompendium''. 2. Auflage, Verein der Absolventen der Staatlichen Lehr- und Forschungsanstalt für Landwirtschaft, Weinbau und Gartenbau, Neustadt an der Weinstraße: ''Artikel 417''.<br />
<br />
* Ambrosi, H., Dettweiler-Münch, E., Rühl, E. H., Schmid, J. & F. Schumann (1998): ''Farbatlas Rebsorten. 300 Sorten und ihre Weine.'' 2., verbesserte und ergänzte Auflage, Eugen Ulmer GmbH & Co, Stuttgart (Hohenheim): 320 Seiten, ISBN 3-8001-5719-5.<br />
<br />
* Clarke, O. (1992): ''Weine aus aller Welt''. Müller Rüschlikon Verlag, Stuttgart: 260 Seiten, ISBN 3-275-01040-9.<br />
<br />
* Hillebrand, W., Lott, H. & F. Pfaff (1998): ''Taschenbuch der Rebsorten''. 11. Auflage, Fachverlag Dr. Fraund GmbH, Mainz: 454 Seiten, ISBN 3-921156-27-0.<br />
<br />
* Hillebrand, W., Lott, H. & F. Pfaff (1995): ''Traube und Wein. Deutschlands Rebsorten und Weine''. Fachverlag Dr. Fraund GmbH, Mainz: 139 Seiten, ISBN 3-921156-04-1.<br />
<br />
* Johnson, H. & S. Pigott (2000): ''Atlas der deutschen Weine. Lagen, Produzenten, Weinstraßen.'' 5. vollständig überarbeitete, aktualisierte und erweiterte Auflage, Hallwag Verlag, Ostfildern: 232 Seiten, ISBN 3-444-10445-6.<br />
<br />
* Robinson, J. (1987): ''Reben - Trauben - Weine. Ein Führer durch die Rebsorten der Welt.'' Hallwag Verlag, Stuttgart: 280 Seiten, ISBN 3-444-10333-6.<br />
<br />
[[Kategorie:Keltertrauben]]</div>Schäferhttps://www.vitipendium.de/index.php?title=Wei%C3%9Fer_Burgunder&diff=15320Weißer Burgunder2018-04-26T12:50:46Z<p>Schäfer: /* Anbau */</p>
<hr />
<div>[[Bild:Pinot-blanc.jpg|thumb|200 px|'''Rebsorte "Weißer Burgunder"''']]<br />
Bei der Rebsorte '''Weißer Burgunder''' handelt es sich um eine weiße Mutation aus der Burgunderfamilie. Die Herkunft ist nicht direkt nachweisbar, da die alte Bezeichnung Clevner für mehrere Sorten galt. Die verwandten Sorten [[Auxerrois|Auxerrois]] und [[Morillon blanc|Morillon blanc]] besitzen im Elsaß eine gewisse Bedeutung. Dagegen ist die Weltmodesorte [[Chardonnay|Chardonnay]] in der ganzen Weinbauwelt verbreitet. In älteren Weinbergen Italiens und Frankreichs häufig mit [[Weißburgunder|Weißburgunder]] gemischt, kann er als der für heiße Gebiete geeignetere Burgunder-Typ angesehen werden. <br />
<br />
Synonyme für den Weißen Burgunder sind '''Pinot blanc''', Blanc de Champagne und Pinot Chardonnay.<br />
<br/><br />
<br/><br />
== Ampelographie ==<br />
Für diese Sorte werden folgende Mekmale angegeben <ref name="AM1998" > Ambrosi, H., Dettweiler-Münch, E., Rühl, E. H., Schmid, J. & F. Schumann (1998): ''Farbatlas Rebsorten. 300 Sorten und ihre Weine.'' 2., verbesserte und ergänzte Auflage, Eugen Ulmer GmbH & Co, Stuttgart (Hohenheim): 320 Seiten (''siehe Seite 203''), ISBN 3-8001-5719-5. </ref>:<br />
<br />
Der Weiße Burgunder ist häufig erst bei Traubenreife sicher vom [[Blauer Spätburgunder|Blauen Burgunder]] und [[Ruländer]] unterscheidbar.<br />
<br />
* Triebspitze starkwollig, weißgrünlich,<br />
<br />
* Blatt mittelgroß, kaum gebuchtet, schwach dreilappig, <u>Oberseite:</u> blasig,<br />
<br />
* Blattrand stumpf gezähnt, <br />
<br />
* Stielbucht V-förmig,<br />
<br />
* Traube mittelgroß bis groß, walzenförmig, manchmal geteilt, dichtbeerig, <br />
<br />
* Beeren länglich bis rund, gedrückt, dünnhäutig, grüngelb, hoher Zuckergehalt möglich, <u>Geschmack:</u> saftig, dezent fruchtig,<br />
<br />
* mittelstarker Wuchs mit dichter Belaubung<br />
<br />
<br/><br />
<br />
== Standortansprüche ==<br />
* Im Weinberg gibt es beim Anbau von Weißem Burgunder wenig Probleme. <br />
<br />
* Die Sorte ist jedoch nicht für zu leichte und trockene Böden geeignet und hat eine mittlere Winterfrostwiderstandsfähigkeit.<br />
<br />
* Weißburgunder ist anfällig für [[Stiellähme]], [[Chlorose]] und ''[[Botrytis]]'' und wird verstärkt vom [[Traubenwickler]] befallen.<br />
{{Widerstandsfähigkeit}} <br />
<br/><br />
<br />
== Ertrag und Wein ==<br />
<br />
=== Ertrag: ===<br />
* mittelhoch, regelmäßig<br />
<br />
=== Wein: ===<br />
* Positiv ist das hohe Mostgewicht dieser Sorte, das durch die lange Reife verursacht wird. <br />
<br />
* Die Sorte bringt ausgeprägte Weine mit pikanter, an Äpfel erinnernde Säure hervor. <br />
<br />
* Edelsüß wird er gerne als Aperitif oder zum Nachtisch getrunken, während er trocken sehr gut zu Fisch und leichten bis kräftigen Fleischspeisen passt.<br />
<br />
* langsamer Weinausbau,<br />
<br />
* höchste Qualität als Altwein,<br />
<br />
* gut gereifter Wein schmeckt nach frischem Brot<br />
<br/><br />
<br />
== Anbau ==<br />
In Frankreich und Italien wird er häufig mit [[Chardonnay|Chardonnay]] vermischt angebaut und verwechselt. Generell gelten Mitteleuropa, Kalifornien, Chile und Südafrika als Hauptanbaugebiete. Der Weißburgunder zählt in Deutschland zu den fünf wichtigten Weißweinsorten mit rund 7% der mit Weißweinsorten bestockten Rebflächen.<ref name="SB2015" >Statistisches Bundesamt (2015): ''Land- und Forstwirtschaft, Fischerei. Landwirtschaftliche Bodennutzung - Rebflächen.'' Fachserie 3 Reihe 3.1.5.</ref> <br><br />
<br />
Die folgende '''Tabelle''' verschafft einen Überblick über den Weißburgunder-Anbau:<br />
<br />
Quelle: Anbaustatistik für das Jahr 2017 <ref name="SB2018" >Statistisches Bundesamt (2018): ''Land- und Forstwirtschaft, Fischerei. Landwirtschaftliche Bodennutzung - Rebflächen.'' Fachserie 3 Reihe 3.1.5.</ref> <br />
<br/><br />
{|class="wikitable center-ab-zweite" |class="wikitable border="0" |style="border-color:#C0C0C0" width="50%"<br />
|-<br />
|style="background-color:#DDEE99"|'''Anbaugebiet'''<br />
|style="background-color:#DDEE99"|'''Fläche [ha]'''<br />
<br />
|-<br />
|Deutschland<br />
|5.334<br />
|-<br />
|Hessen<br />
|76<br />
|-<br />
|Rheinland-Pfalz<br />
|3.225<br />
|-<br />
|Baden-Württemberg<br />
|1.666<br />
|-<br />
|Bayern<br />
|183<br />
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|Saarland<br />
|15<br />
|-<br />
|Brandenburg<br />
|1<br />
|-<br />
|Sachsen<br />
|55<br />
|-<br />
|Sachsen-Anhalt<br />
|8<br />
|-<br />
|Thüringen<br />
|103<br />
|}<br />
<br><br />
<br />
== Weblinks ==<br />
*[https://www.destatis.de/DE/Publikationen/Thematisch/LandForstwirtschaft/WeinanbauErzeugung/GrunderhebungRebflaechen.html Statistisches Bundesamt (2016): ''Land- und Forstwirtschaft, Fischerei. Landwirtschaftliche Bodennutzung - Rebflächen.'' Fachserie 3 Reihe 3.1.5.]<br />
*[https://www.statistik.rlp.de/wirtschaft/landwirtschaft/statistische-berichte/ Statistisches Landesamt Rheinland-Pfalz (2016): ''Statistische Berichte - Bestockte Rebflächen 2015.'' Bad Ems, C I - j/15, Kennziffer: C1073 201500, ISSN: 1430-5070]<br />
<br />
== Einzelnachweise ==<br />
<references/><br />
<br />
== Literaturverzeichnis ==<br />
* Adams, K., Jakob, L. & F. Schumann (1997): ''Weinkompendium''. 2. Auflage, Verein der Absolventen der Staatlichen Lehr- und Forschungsanstalt für Landwirtschaft, Weinbau und Gartenbau, Neustadt an der Weinstraße: ''Artikel 417''.<br />
<br />
* Ambrosi, H., Dettweiler-Münch, E., Rühl, E. H., Schmid, J. & F. Schumann (1998): ''Farbatlas Rebsorten. 300 Sorten und ihre Weine.'' 2., verbesserte und ergänzte Auflage, Eugen Ulmer GmbH & Co, Stuttgart (Hohenheim): 320 Seiten, ISBN 3-8001-5719-5.<br />
<br />
* Clarke, O. (1992): ''Weine aus aller Welt''. Müller Rüschlikon Verlag, Stuttgart: 260 Seiten, ISBN 3-275-01040-9.<br />
<br />
* Hillebrand, W., Lott, H. & F. Pfaff (1998): ''Taschenbuch der Rebsorten''. 11. Auflage, Fachverlag Dr. Fraund GmbH, Mainz: 454 Seiten, ISBN 3-921156-27-0.<br />
<br />
* Hillebrand, W., Lott, H. & F. Pfaff (1995): ''Traube und Wein. Deutschlands Rebsorten und Weine''. Fachverlag Dr. Fraund GmbH, Mainz: 139 Seiten, ISBN 3-921156-04-1.<br />
<br />
* Johnson, H. & S. Pigott (2000): ''Atlas der deutschen Weine. Lagen, Produzenten, Weinstraßen.'' 5. vollständig überarbeitete, aktualisierte und erweiterte Auflage, Hallwag Verlag, Ostfildern: 232 Seiten, ISBN 3-444-10445-6.<br />
<br />
* Robinson, J. (1987): ''Reben - Trauben - Weine. Ein Führer durch die Rebsorten der Welt.'' Hallwag Verlag, Stuttgart: 280 Seiten, ISBN 3-444-10333-6.<br />
<br />
[[Kategorie:Keltertrauben]]</div>Schäferhttps://www.vitipendium.de/index.php?title=Siegerrebe&diff=15319Siegerrebe2018-04-26T12:27:29Z<p>Schäfer: /* Weblinks */</p>
<hr />
<div>[[Bild:Siegerrebe_Traube_Götz.JPG|thumb|'''Rebsorte "Siegerrebe"''']]<br />
Georg Scheu (1879-1949) entnahm 1929 die Samen in Alzey frei abgeblühten Trauben der weiblichen Sorte "Madelaine angevine". Wegen der Sorteneigenschaften und einem in der Nachbarschaft befindlichen Traminer-Weinberg wird dieser als Vater angenommen. Der Name entstand nach dem spontanen Ausruf bei einer Weinprobe: „Das ist der Sieger!". Die Zuchtnummer lautet "Az 7957".<br />
<br/><br />
<br/><br />
== Ampelographie ==<br />
Für diese Sorte werden folgende Mekmale angegeben <ref name="AM1998" > Ambrosi, H., Dettweiler-Münch, E., Rühl, E. H., Schmid, J. & F. Schumann (1998): ''Farbatlas Rebsorten. 300 Sorten und ihre Weine.'' 2., verbesserte und ergänzte Auflage, Eugen Ulmer GmbH & Co, Stuttgart (Hohenheim): 320 Seiten (''siehe Seite 287''), ISBN 3-8001-5719-5. </ref>:<br />
<br />
* Triebspitze dichtwollig, filzig, weißgrün bis rötlich,<br />
<br />
* Blatt mittelgroß, drei- bis schwach fünflappig, <br />
<br />
* Traube mittelgroß, breit geschultert, <br />
<br />
* Beeren mittelgroß bis groß, rund, rosa bis rot <u>Geschmack:</u> saftig-süß, deutliches Muskataroma, wohlschmeckend,<br />
<br />
* Die Siegerrebe ist die am frühesten reifende deutsche Keltertraube. <br />
<br/><br />
<br />
== Standortansprüche ==<br />
* Die Sorte ist kalkempfindlich und neigt zur Verrieselung. <br />
<br />
* Sie ist empfindlich gegen [[Pilzkrankheiten]] und Winterfrost.<br />
<br />
* Siegerrebe ist wegen der frühen Reife durch [[Wespenfraß]] sehr gefährdet. <br />
{{Widerstandsfähigkeit}} <br />
<br/><br />
<br />
== Ertrag und Wein ==<br />
<br />
=== Ertrag: ===<br />
<br />
=== Wein: ===<br />
* Sie bringt hocharomatische Weine mit niedrigen Säuregehalten hervor. <br />
<br />
* Die Qualitäten beginnen bei den [[Spätlese|Spätlesen]]. Edelsüß eignet sich die Sorte als Aperitif oder zum Nachtisch.<br />
<br/><br />
<br />
== Anbau == <br />
Die Siegerrebe wird fast nur in Rheinhessen und der Pfalz angebaut. <br />
<br />
Die folgende '''Tabelle''' verschafft einen Überblick über den Siegerreben-Anbau:<br />
<br />
Quelle: Anbaustatistik für das Jahr 2017 <ref name="SB2018" >Statistisches Bundesamt (2018): ''Land- und Forstwirtschaft, Fischerei. Landwirtschaftliche Bodennutzung - Rebflächen.'' Fachserie 3 Reihe 3.1.5.</ref> <br />
<br/><br />
{|class="wikitable center-ab-zweite" |class="wikitable border="0" |style="border-color:#C0C0C0" width="50%"<br />
|-<br />
|style="background-color:#DDEE99"|'''Anbaugebiet'''<br />
|style="background-color:#DDEE99"|'''Fläche [ha]'''<br />
<br />
|-<br />
|Deutschland<br />
|80<br />
|-<br />
|Rheinland-Pfalz<br />
|80<br />
|}<br />
<br/><br />
<br />
== Weblinks ==<br />
*[https://www.destatis.de/DE/Publikationen/Thematisch/LandForstwirtschaft/WeinanbauErzeugung/GrunderhebungRebflaechen.html Statistisches Bundesamt (2018): ''Land- und Forstwirtschaft, Fischerei. Landwirtschaftliche Bodennutzung - Rebflächen.'' Fachserie 3 Reihe 3.1.5.]<br />
*[https://www.statistik.rlp.de/wirtschaft/landwirtschaft/statistische-berichte/ Statistisches Landesamt Rheinland-Pfalz (2016): ''Statistische Berichte - Bestockte Rebflächen 2015.'' Bad Ems, C I - j/15, Kennziffer: C1073 201500, ISSN: 1430-5070]<br />
<br />
== Einzelnachweise ==<br />
<references/><br />
<br />
== Literaturverzeichnis ==<br />
* Adams, K., Jakob, L. & F. Schumann (1997): ''Weinkompendium''. 2. Auflage, Verein der Absolventen der Staatlichen Lehr- und Forschungsanstalt für Landwirtschaft, Weinbau und Gartenbau, Neustadt an der Weinstraße: ''Artikel 426''.<br />
<br />
* Ambrosi, H., Dettweiler-Münch, E., Rühl, E. H., Schmid, J. & F. Schumann (1998): ''Farbatlas Rebsorten. 300 Sorten und ihre Weine.'' 2., verbesserte und ergänzte Auflage, Eugen Ulmer GmbH & Co, Stuttgart (Hohenheim): 320 Seiten, ISBN 3-8001-5719-5.<br />
<br />
* Clarke, O. (1992): ''Weine aus aller Welt''. Müller Rüschlikon Verlag, Stuttgart: 260 Seiten, ISBN 3-275-01040-9.<br />
<br />
* Hillebrand, W., Lott, H. & F. Pfaff (1998): ''Taschenbuch der Rebsorten''. 11. Auflage, Fachverlag Dr. Fraund GmbH, Mainz: 454 Seiten, ISBN 3-921156-27-0.<br />
<br />
* Hillebrand, W., Lott, H. & F. Pfaff (1995): ''Traube und Wein. Deutschlands Rebsorten und Weine''. Fachverlag Dr. Fraund GmbH, Mainz: 139 Seiten, ISBN 3-921156-04-1.<br />
<br />
* Johnson, H. & S. Pigott (2000): ''Atlas der deutschen Weine. Lagen, Produzenten, Weinstraßen.'' 5. vollständig überarbeitete, aktualisierte und erweiterte Auflage, Hallwag Verlag, Ostfildern: 232 Seiten, ISBN 3-444-10445-6.<br />
<br />
* Robinson, J. (1987): ''Reben - Trauben - Weine. Ein Führer durch die Rebsorten der Welt.'' Hallwag Verlag, Stuttgart: 280 Seiten, ISBN 3-444-10333-6.<br />
<br />
[[Kategorie:Keltertrauben]]</div>Schäferhttps://www.vitipendium.de/index.php?title=Siegerrebe&diff=15318Siegerrebe2018-04-26T12:27:11Z<p>Schäfer: /* Anbau */</p>
<hr />
<div>[[Bild:Siegerrebe_Traube_Götz.JPG|thumb|'''Rebsorte "Siegerrebe"''']]<br />
Georg Scheu (1879-1949) entnahm 1929 die Samen in Alzey frei abgeblühten Trauben der weiblichen Sorte "Madelaine angevine". Wegen der Sorteneigenschaften und einem in der Nachbarschaft befindlichen Traminer-Weinberg wird dieser als Vater angenommen. Der Name entstand nach dem spontanen Ausruf bei einer Weinprobe: „Das ist der Sieger!". Die Zuchtnummer lautet "Az 7957".<br />
<br/><br />
<br/><br />
== Ampelographie ==<br />
Für diese Sorte werden folgende Mekmale angegeben <ref name="AM1998" > Ambrosi, H., Dettweiler-Münch, E., Rühl, E. H., Schmid, J. & F. Schumann (1998): ''Farbatlas Rebsorten. 300 Sorten und ihre Weine.'' 2., verbesserte und ergänzte Auflage, Eugen Ulmer GmbH & Co, Stuttgart (Hohenheim): 320 Seiten (''siehe Seite 287''), ISBN 3-8001-5719-5. </ref>:<br />
<br />
* Triebspitze dichtwollig, filzig, weißgrün bis rötlich,<br />
<br />
* Blatt mittelgroß, drei- bis schwach fünflappig, <br />
<br />
* Traube mittelgroß, breit geschultert, <br />
<br />
* Beeren mittelgroß bis groß, rund, rosa bis rot <u>Geschmack:</u> saftig-süß, deutliches Muskataroma, wohlschmeckend,<br />
<br />
* Die Siegerrebe ist die am frühesten reifende deutsche Keltertraube. <br />
<br/><br />
<br />
== Standortansprüche ==<br />
* Die Sorte ist kalkempfindlich und neigt zur Verrieselung. <br />
<br />
* Sie ist empfindlich gegen [[Pilzkrankheiten]] und Winterfrost.<br />
<br />
* Siegerrebe ist wegen der frühen Reife durch [[Wespenfraß]] sehr gefährdet. <br />
{{Widerstandsfähigkeit}} <br />
<br/><br />
<br />
== Ertrag und Wein ==<br />
<br />
=== Ertrag: ===<br />
<br />
=== Wein: ===<br />
* Sie bringt hocharomatische Weine mit niedrigen Säuregehalten hervor. <br />
<br />
* Die Qualitäten beginnen bei den [[Spätlese|Spätlesen]]. Edelsüß eignet sich die Sorte als Aperitif oder zum Nachtisch.<br />
<br/><br />
<br />
== Anbau == <br />
Die Siegerrebe wird fast nur in Rheinhessen und der Pfalz angebaut. <br />
<br />
Die folgende '''Tabelle''' verschafft einen Überblick über den Siegerreben-Anbau:<br />
<br />
Quelle: Anbaustatistik für das Jahr 2017 <ref name="SB2018" >Statistisches Bundesamt (2018): ''Land- und Forstwirtschaft, Fischerei. Landwirtschaftliche Bodennutzung - Rebflächen.'' Fachserie 3 Reihe 3.1.5.</ref> <br />
<br/><br />
{|class="wikitable center-ab-zweite" |class="wikitable border="0" |style="border-color:#C0C0C0" width="50%"<br />
|-<br />
|style="background-color:#DDEE99"|'''Anbaugebiet'''<br />
|style="background-color:#DDEE99"|'''Fläche [ha]'''<br />
<br />
|-<br />
|Deutschland<br />
|80<br />
|-<br />
|Rheinland-Pfalz<br />
|80<br />
|}<br />
<br/><br />
<br />
== Weblinks ==<br />
*[https://www.destatis.de/DE/Publikationen/Thematisch/LandForstwirtschaft/WeinanbauErzeugung/GrunderhebungRebflaechen.html Statistisches Bundesamt (2016): ''Land- und Forstwirtschaft, Fischerei. Landwirtschaftliche Bodennutzung - Rebflächen.'' Fachserie 3 Reihe 3.1.5.]<br />
*[https://www.statistik.rlp.de/wirtschaft/landwirtschaft/statistische-berichte/ Statistisches Landesamt Rheinland-Pfalz (2016): ''Statistische Berichte - Bestockte Rebflächen 2015.'' Bad Ems, C I - j/15, Kennziffer: C1073 201500, ISSN: 1430-5070]<br />
<br />
== Einzelnachweise ==<br />
<references/><br />
<br />
== Literaturverzeichnis ==<br />
* Adams, K., Jakob, L. & F. Schumann (1997): ''Weinkompendium''. 2. Auflage, Verein der Absolventen der Staatlichen Lehr- und Forschungsanstalt für Landwirtschaft, Weinbau und Gartenbau, Neustadt an der Weinstraße: ''Artikel 426''.<br />
<br />
* Ambrosi, H., Dettweiler-Münch, E., Rühl, E. H., Schmid, J. & F. Schumann (1998): ''Farbatlas Rebsorten. 300 Sorten und ihre Weine.'' 2., verbesserte und ergänzte Auflage, Eugen Ulmer GmbH & Co, Stuttgart (Hohenheim): 320 Seiten, ISBN 3-8001-5719-5.<br />
<br />
* Clarke, O. (1992): ''Weine aus aller Welt''. Müller Rüschlikon Verlag, Stuttgart: 260 Seiten, ISBN 3-275-01040-9.<br />
<br />
* Hillebrand, W., Lott, H. & F. Pfaff (1998): ''Taschenbuch der Rebsorten''. 11. Auflage, Fachverlag Dr. Fraund GmbH, Mainz: 454 Seiten, ISBN 3-921156-27-0.<br />
<br />
* Hillebrand, W., Lott, H. & F. Pfaff (1995): ''Traube und Wein. Deutschlands Rebsorten und Weine''. Fachverlag Dr. Fraund GmbH, Mainz: 139 Seiten, ISBN 3-921156-04-1.<br />
<br />
* Johnson, H. & S. Pigott (2000): ''Atlas der deutschen Weine. Lagen, Produzenten, Weinstraßen.'' 5. vollständig überarbeitete, aktualisierte und erweiterte Auflage, Hallwag Verlag, Ostfildern: 232 Seiten, ISBN 3-444-10445-6.<br />
<br />
* Robinson, J. (1987): ''Reben - Trauben - Weine. Ein Führer durch die Rebsorten der Welt.'' Hallwag Verlag, Stuttgart: 280 Seiten, ISBN 3-444-10333-6.<br />
<br />
[[Kategorie:Keltertrauben]]</div>Schäferhttps://www.vitipendium.de/index.php?title=Septimer&diff=15317Septimer2018-04-26T12:24:38Z<p>Schäfer: /* Anbau */</p>
<hr />
<div>[[Bild:Septimer_Stock_Götz.jpg|thumb|'''Rebsorte "Septimer"''']]<br />
Georg Scheu (1878-1949) kreuzte die Sorte 1927 in Alzey aus [[Gewürztraminer]] x [[Müller-Thurgau]]. Der Name lässt sich vom lateinischen Wort „septem" (= siebente Sorte der Anstalt) ableiten. Die Zuchtnummer lautet "Az 3952". <br />
<br/><br />
<br/><br />
== Ampelographie ==<br />
Für diese Sorte werden folgende Mekmale angegeben <ref name="AM1998" > Ambrosi, H., Dettweiler-Münch, E., Rühl, E. H., Schmid, J. & F. Schumann (1998): ''Farbatlas Rebsorten. 300 Sorten und ihre Weine.'' 2., verbesserte und ergänzte Auflage, Eugen Ulmer GmbH & Co, Stuttgart (Hohenheim): 320 Seiten (''siehe Seite 236''), ISBN 3-8001-5719-5. </ref>:<br />
<br />
* Triebspitze weißwollig behaart, <br />
<br />
* Blatt mittelgroß, drei- bis fünflappig, dunkelgrün, <br />
<br />
* Traube klein, walzen- bis pyramidenförmig, locker bis dicht, <br />
<br />
* Beeren klein, rund, rosa bis rot, dickschalig, <u>Geschmack:</u> saftig würzig<br />
<br/><br />
<br />
== Standortansprüche ==<br />
* An den Weinberg stellt die Sorte hohe Ansprüche.<br />
<br />
* Septimer ist gegen [[Pilzkrankheiten]] und Frost empfindlich. <br />
<br/><br />
<br />
== Ertrag und Wein ==<br />
<br />
=== Ertrag: ===<br />
<br />
=== Wein: ===<br />
* Die Weine dieser Rebsorte sind erst ab 90 °Öchsle interessant. Die Sorte bringt bei hohen Mostgewichten würzige Weine mit niedriger Säure.<br />
<br />
* Hochreife Weine werden vor allem von säureempfindliche Weintrinkern gerne getrunken. Trocken passt der Wein gut zu kräftigen Fleischspeisen und Käse.<br />
<br/><br />
<br />
== Anbau ==<br />
Auf Antrag des Züchters wurde die Sorte aus der Sortenschutzrolle und der Sortenliste gestrichen. <br />
<br />
Die folgende '''Tabelle''' verschafft einen Überblick über den Septimer-Anbau:<br />
<br />
Quelle: Anbaustatistik für das Jahr 2017 <ref name="SB2018" >Statistisches Bundesamt (2018): ''Land- und Forstwirtschaft, Fischerei. Landwirtschaftliche Bodennutzung - Rebflächen.'' Fachserie 3 Reihe 3.1.5.</ref><br />
<br />
{|class="wikitable center-ab-zweite" |class="wikitable border="0" |style="border-color:#C0C0C0" width="50%"<br />
|-<br />
|style="background-color:#DDEE99"|'''Anbaugebiet'''<br />
|style="background-color:#DDEE99"|'''Fläche [ha]'''<br />
<br />
|-<br />
|Deutschland<br />
|0<br />
|-<br />
|}<br />
<br />
== Weblinks ==<br />
*[https://www.destatis.de/DE/Publikationen/Thematisch/LandForstwirtschaft/WeinanbauErzeugung/GrunderhebungRebflaechen.html Statistisches Bundesamt (2018): ''Land- und Forstwirtschaft, Fischerei. Landwirtschaftliche Bodennutzung - Rebflächen.'' Fachserie 3 Reihe 3.1.5.]<br />
<br />
== Einzelnachweise ==<br />
<references/><br />
<br />
== Literaturverzeichnis ==<br />
* Adams, K., Jakob, L. & F. Schumann (1997): ''Weinkompendium''. 2. Auflage, Verein der Absolventen der Staatlichen Lehr- und Forschungsanstalt für Landwirtschaft, Weinbau und Gartenbau, Neustadt an der Weinstraße: ''Artikel 437''.<br />
<br />
* Ambrosi, H., Dettweiler-Münch, E., Rühl, E. H., Schmid, J. & F. Schumann (1998): ''Farbatlas Rebsorten. 300 Sorten und ihre Weine.'' 2., verbesserte und ergänzte Auflage, Eugen Ulmer GmbH & Co, Stuttgart (Hohenheim): 320 Seiten, ISBN 3-8001-5719-5.<br />
<br />
* Clarke, O. (1992): ''Weine aus aller Welt''. Müller Rüschlikon Verlag, Stuttgart: 260 Seiten, ISBN 3-275-01040-9.<br />
<br />
* Hillebrand, W., Lott, H. & F. Pfaff (1998): ''Taschenbuch der Rebsorten''. 11. Auflage, Fachverlag Dr. Fraund GmbH, Mainz: 454 Seiten, ISBN 3-921156-27-0.<br />
<br />
* Hillebrand, W., Lott, H. & F. Pfaff (1995): ''Traube und Wein. Deutschlands Rebsorten und Weine''. Fachverlag Dr. Fraund GmbH, Mainz: 139 Seiten, ISBN 3-921156-04-1.<br />
<br />
* Johnson, H. & S. Pigott (2000): ''Atlas der deutschen Weine. Lagen, Produzenten, Weinstraßen.'' 5. vollständig überarbeitete, aktualisierte und erweiterte Auflage, Hallwag Verlag, Ostfildern: 232 Seiten, ISBN 3-444-10445-6.<br />
<br />
* Robinson, J. (1987): ''Reben - Trauben - Weine. Ein Führer durch die Rebsorten der Welt.'' Hallwag Verlag, Stuttgart: 280 Seiten, ISBN 3-444-10333-6.<br />
<br />
[[Kategorie:Keltertrauben]]</div>Schäferhttps://www.vitipendium.de/index.php?title=Septimer&diff=15316Septimer2018-04-26T12:24:23Z<p>Schäfer: /* Weblinks */</p>
<hr />
<div>[[Bild:Septimer_Stock_Götz.jpg|thumb|'''Rebsorte "Septimer"''']]<br />
Georg Scheu (1878-1949) kreuzte die Sorte 1927 in Alzey aus [[Gewürztraminer]] x [[Müller-Thurgau]]. Der Name lässt sich vom lateinischen Wort „septem" (= siebente Sorte der Anstalt) ableiten. Die Zuchtnummer lautet "Az 3952". <br />
<br/><br />
<br/><br />
== Ampelographie ==<br />
Für diese Sorte werden folgende Mekmale angegeben <ref name="AM1998" > Ambrosi, H., Dettweiler-Münch, E., Rühl, E. H., Schmid, J. & F. Schumann (1998): ''Farbatlas Rebsorten. 300 Sorten und ihre Weine.'' 2., verbesserte und ergänzte Auflage, Eugen Ulmer GmbH & Co, Stuttgart (Hohenheim): 320 Seiten (''siehe Seite 236''), ISBN 3-8001-5719-5. </ref>:<br />
<br />
* Triebspitze weißwollig behaart, <br />
<br />
* Blatt mittelgroß, drei- bis fünflappig, dunkelgrün, <br />
<br />
* Traube klein, walzen- bis pyramidenförmig, locker bis dicht, <br />
<br />
* Beeren klein, rund, rosa bis rot, dickschalig, <u>Geschmack:</u> saftig würzig<br />
<br/><br />
<br />
== Standortansprüche ==<br />
* An den Weinberg stellt die Sorte hohe Ansprüche.<br />
<br />
* Septimer ist gegen [[Pilzkrankheiten]] und Frost empfindlich. <br />
<br/><br />
<br />
== Ertrag und Wein ==<br />
<br />
=== Ertrag: ===<br />
<br />
=== Wein: ===<br />
* Die Weine dieser Rebsorte sind erst ab 90 °Öchsle interessant. Die Sorte bringt bei hohen Mostgewichten würzige Weine mit niedriger Säure.<br />
<br />
* Hochreife Weine werden vor allem von säureempfindliche Weintrinkern gerne getrunken. Trocken passt der Wein gut zu kräftigen Fleischspeisen und Käse.<br />
<br/><br />
<br />
== Anbau ==<br />
Der Anbau beschränkt sich vorwiegend auf Rheinhessen. Auf Antrag des Züchters wurde die Sorte aus der Sortenschutzrolle und der Sortenliste gestrichen. <br />
<br />
Die folgende '''Tabelle''' verschafft einen Überblick über den Septimer-Anbau:<br />
<br />
Quelle: Anbaustatistik für das Jahr 2017 <ref name="SB2018" >Statistisches Bundesamt (2018): ''Land- und Forstwirtschaft, Fischerei. Landwirtschaftliche Bodennutzung - Rebflächen.'' Fachserie 3 Reihe 3.1.5.</ref><br />
<br />
{|class="wikitable center-ab-zweite" |class="wikitable border="0" |style="border-color:#C0C0C0" width="50%"<br />
|-<br />
|style="background-color:#DDEE99"|'''Anbaugebiet'''<br />
|style="background-color:#DDEE99"|'''Fläche [ha]'''<br />
<br />
|-<br />
|Deutschland<br />
|0<br />
|-<br />
|}<br />
<br />
== Weblinks ==<br />
*[https://www.destatis.de/DE/Publikationen/Thematisch/LandForstwirtschaft/WeinanbauErzeugung/GrunderhebungRebflaechen.html Statistisches Bundesamt (2018): ''Land- und Forstwirtschaft, Fischerei. Landwirtschaftliche Bodennutzung - Rebflächen.'' Fachserie 3 Reihe 3.1.5.]<br />
<br />
== Einzelnachweise ==<br />
<references/><br />
<br />
== Literaturverzeichnis ==<br />
* Adams, K., Jakob, L. & F. Schumann (1997): ''Weinkompendium''. 2. Auflage, Verein der Absolventen der Staatlichen Lehr- und Forschungsanstalt für Landwirtschaft, Weinbau und Gartenbau, Neustadt an der Weinstraße: ''Artikel 437''.<br />
<br />
* Ambrosi, H., Dettweiler-Münch, E., Rühl, E. H., Schmid, J. & F. Schumann (1998): ''Farbatlas Rebsorten. 300 Sorten und ihre Weine.'' 2., verbesserte und ergänzte Auflage, Eugen Ulmer GmbH & Co, Stuttgart (Hohenheim): 320 Seiten, ISBN 3-8001-5719-5.<br />
<br />
* Clarke, O. (1992): ''Weine aus aller Welt''. Müller Rüschlikon Verlag, Stuttgart: 260 Seiten, ISBN 3-275-01040-9.<br />
<br />
* Hillebrand, W., Lott, H. & F. Pfaff (1998): ''Taschenbuch der Rebsorten''. 11. Auflage, Fachverlag Dr. Fraund GmbH, Mainz: 454 Seiten, ISBN 3-921156-27-0.<br />
<br />
* Hillebrand, W., Lott, H. & F. Pfaff (1995): ''Traube und Wein. Deutschlands Rebsorten und Weine''. Fachverlag Dr. Fraund GmbH, Mainz: 139 Seiten, ISBN 3-921156-04-1.<br />
<br />
* Johnson, H. & S. Pigott (2000): ''Atlas der deutschen Weine. Lagen, Produzenten, Weinstraßen.'' 5. vollständig überarbeitete, aktualisierte und erweiterte Auflage, Hallwag Verlag, Ostfildern: 232 Seiten, ISBN 3-444-10445-6.<br />
<br />
* Robinson, J. (1987): ''Reben - Trauben - Weine. Ein Führer durch die Rebsorten der Welt.'' Hallwag Verlag, Stuttgart: 280 Seiten, ISBN 3-444-10333-6.<br />
<br />
[[Kategorie:Keltertrauben]]</div>Schäferhttps://www.vitipendium.de/index.php?title=Septimer&diff=15315Septimer2018-04-26T12:24:11Z<p>Schäfer: /* Anbau */</p>
<hr />
<div>[[Bild:Septimer_Stock_Götz.jpg|thumb|'''Rebsorte "Septimer"''']]<br />
Georg Scheu (1878-1949) kreuzte die Sorte 1927 in Alzey aus [[Gewürztraminer]] x [[Müller-Thurgau]]. Der Name lässt sich vom lateinischen Wort „septem" (= siebente Sorte der Anstalt) ableiten. Die Zuchtnummer lautet "Az 3952". <br />
<br/><br />
<br/><br />
== Ampelographie ==<br />
Für diese Sorte werden folgende Mekmale angegeben <ref name="AM1998" > Ambrosi, H., Dettweiler-Münch, E., Rühl, E. H., Schmid, J. & F. Schumann (1998): ''Farbatlas Rebsorten. 300 Sorten und ihre Weine.'' 2., verbesserte und ergänzte Auflage, Eugen Ulmer GmbH & Co, Stuttgart (Hohenheim): 320 Seiten (''siehe Seite 236''), ISBN 3-8001-5719-5. </ref>:<br />
<br />
* Triebspitze weißwollig behaart, <br />
<br />
* Blatt mittelgroß, drei- bis fünflappig, dunkelgrün, <br />
<br />
* Traube klein, walzen- bis pyramidenförmig, locker bis dicht, <br />
<br />
* Beeren klein, rund, rosa bis rot, dickschalig, <u>Geschmack:</u> saftig würzig<br />
<br/><br />
<br />
== Standortansprüche ==<br />
* An den Weinberg stellt die Sorte hohe Ansprüche.<br />
<br />
* Septimer ist gegen [[Pilzkrankheiten]] und Frost empfindlich. <br />
<br/><br />
<br />
== Ertrag und Wein ==<br />
<br />
=== Ertrag: ===<br />
<br />
=== Wein: ===<br />
* Die Weine dieser Rebsorte sind erst ab 90 °Öchsle interessant. Die Sorte bringt bei hohen Mostgewichten würzige Weine mit niedriger Säure.<br />
<br />
* Hochreife Weine werden vor allem von säureempfindliche Weintrinkern gerne getrunken. Trocken passt der Wein gut zu kräftigen Fleischspeisen und Käse.<br />
<br/><br />
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== Anbau ==<br />
Der Anbau beschränkt sich vorwiegend auf Rheinhessen. Auf Antrag des Züchters wurde die Sorte aus der Sortenschutzrolle und der Sortenliste gestrichen. <br />
<br />
Die folgende '''Tabelle''' verschafft einen Überblick über den Septimer-Anbau:<br />
<br />
Quelle: Anbaustatistik für das Jahr 2017 <ref name="SB2018" >Statistisches Bundesamt (2018): ''Land- und Forstwirtschaft, Fischerei. Landwirtschaftliche Bodennutzung - Rebflächen.'' Fachserie 3 Reihe 3.1.5.</ref><br />
<br />
{|class="wikitable center-ab-zweite" |class="wikitable border="0" |style="border-color:#C0C0C0" width="50%"<br />
|-<br />
|style="background-color:#DDEE99"|'''Anbaugebiet'''<br />
|style="background-color:#DDEE99"|'''Fläche [ha]'''<br />
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|-<br />
|Deutschland<br />
|0<br />
|-<br />
|}<br />
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== Weblinks ==<br />
*[https://www.destatis.de/DE/Publikationen/Thematisch/LandForstwirtschaft/WeinanbauErzeugung/GrunderhebungRebflaechen.html Statistisches Bundesamt (2016): ''Land- und Forstwirtschaft, Fischerei. Landwirtschaftliche Bodennutzung - Rebflächen.'' Fachserie 3 Reihe 3.1.5.]<br />
<br />
== Einzelnachweise ==<br />
<references/><br />
<br />
== Literaturverzeichnis ==<br />
* Adams, K., Jakob, L. & F. Schumann (1997): ''Weinkompendium''. 2. Auflage, Verein der Absolventen der Staatlichen Lehr- und Forschungsanstalt für Landwirtschaft, Weinbau und Gartenbau, Neustadt an der Weinstraße: ''Artikel 437''.<br />
<br />
* Ambrosi, H., Dettweiler-Münch, E., Rühl, E. H., Schmid, J. & F. Schumann (1998): ''Farbatlas Rebsorten. 300 Sorten und ihre Weine.'' 2., verbesserte und ergänzte Auflage, Eugen Ulmer GmbH & Co, Stuttgart (Hohenheim): 320 Seiten, ISBN 3-8001-5719-5.<br />
<br />
* Clarke, O. (1992): ''Weine aus aller Welt''. Müller Rüschlikon Verlag, Stuttgart: 260 Seiten, ISBN 3-275-01040-9.<br />
<br />
* Hillebrand, W., Lott, H. & F. Pfaff (1998): ''Taschenbuch der Rebsorten''. 11. Auflage, Fachverlag Dr. Fraund GmbH, Mainz: 454 Seiten, ISBN 3-921156-27-0.<br />
<br />
* Hillebrand, W., Lott, H. & F. Pfaff (1995): ''Traube und Wein. Deutschlands Rebsorten und Weine''. Fachverlag Dr. Fraund GmbH, Mainz: 139 Seiten, ISBN 3-921156-04-1.<br />
<br />
* Johnson, H. & S. Pigott (2000): ''Atlas der deutschen Weine. Lagen, Produzenten, Weinstraßen.'' 5. vollständig überarbeitete, aktualisierte und erweiterte Auflage, Hallwag Verlag, Ostfildern: 232 Seiten, ISBN 3-444-10445-6.<br />
<br />
* Robinson, J. (1987): ''Reben - Trauben - Weine. Ein Führer durch die Rebsorten der Welt.'' Hallwag Verlag, Stuttgart: 280 Seiten, ISBN 3-444-10333-6.<br />
<br />
[[Kategorie:Keltertrauben]]</div>Schäferhttps://www.vitipendium.de/index.php?title=Scheurebe&diff=15304Scheurebe2018-04-24T14:01:29Z<p>Schäfer: /* Siehe auch */</p>
<hr />
<div>[[Bild:Scheurebe.jpg|thumb|'''Rebsorte "Scheurebe"''']]<br />
Georg Scheu (1879-1949) kreuzte die Sorte '''Scheurebe''' im Jahre 1916 in Alzey als seinen 88. Sämling aus [[Silvaner]] x [[w:Bukettraube|Bukettraube]].<ref>Karl Bauer, [[w:Ferdinand Regner|Ferdinand Regner]], Barbara Schildberger: ''Weinbau'', avBuch im Cadmos Verlag, Wien, 9. Auflage 2013, ISBN 978-3-7040-2284-4, S 379 - 380</ref><ref name="Regner">[[w:Ferdinand Regner|Ferdinand Regner]]: ''Verzeichnis der österreichischen Qualitätsweinrebsorten und deren Klone'', 2008, LFZ Klosterneuburg</ref> Die Sorte erhielt erst nach 1953 durch die Erzeugung von [[Erzeugung von Süssweinen (Beeren- und Trockenbeerenauslesen)|Beerenauslesen und Trockenbeerenauslesen]] auf dem Weingut Annaberg bei Bad Dürkheim als Qualitätssorte größere Bedeutung. Geringe [[Chlorose]]-Neigung machte sie für Kalkböden zwischen dem Zellertal und Schweigen, in Rheinhessen und Franken interessant. Noch bis 1980 wurden ihre Weine höher als die des Rieslings bewertet. Als aromabetonte Sorte ist sie heute von abnehmender Bedeutung. Die Zuchtnummer dieser Sorte heißt "Az S 88". Vor 1945 war sie als "Dr.-Wagner-Rebe" bekannt, danach als "S", "Sämling" oder "88" bis zur Namensgebung "Scheurebe". <br />
<br/><br />
<br/><br />
== Ampelographie ==<br />
Für diese Sorte werden folgende Mekmale angegeben <ref name="AM1998" > Ambrosi, H., Dettweiler-Münch, E., Rühl, E. H., Schmid, J. & F. Schumann (1998): ''Farbatlas Rebsorten. 300 Sorten und ihre Weine.'' 2., verbesserte und ergänzte Auflage, Eugen Ulmer GmbH & Co, Stuttgart (Hohenheim): 320 Seiten (''siehe Seite 233''), ISBN 3-8001-5719-5. </ref>:<br />
* Triebspitze fast kahl, rötlich,<br />
* Blatt mittelgroß, mittel bis deutlich fünflappig, lange bis Herbstende dunkelgrün (ähnlich [[Kerner]]),<br />
* '''Stielbuchtlappen''' am Stielansatz<br />
* Traube mittelgroß, dichtbeerig, gedrungen,<br />
* Beeren mittelgroß, rund, gelbgrün, <u>Geschmack:</u> saftig, mit fruchtigem Sortenaroma,<br />
* starker Wuchs, später Vegetationsabschluss,<br />
* spätreife Sorte<br />
<br />
== Standortansprüche ==<br />
* Als positive Eigenschaften sind die gute Kalkverträglichkeit und die Holzreife der Sorte zu nennen. Sie hat lange assimilierende Blätter. <br />
* Als negativ sind die Frostempfindlichkeit und die Anfälligkeit für ''[[Oidium]]'', ''[[Botrytis]]'' und ''[[Peronospora]]'' zu bewerten. <br />
* Die Ansprüche an die Lage sind fast die gleichen wie bei [[Riesling]].<br />
* Scheurebe hat eine gute [[Chlorose]]-Festigkeit (auch bei hohem Tongehalt).<br />
{{Widerstandsfähigkeit}}<br />
== Ertrag und Wein ==<br />
=== Ertrag: ===<br />
* mittelhoch<br />
=== Wein: ===<br />
* Der Wein schmeckt grasig und unreif-aromatisch mit einem Schwarze-Johannisbeer-Ton. Er wird entweder als Schoppenwein mit schmalziger Säure, der [[Riesling]] ähnelt, oder als edelsüßer Qualitätswein mit zartem Schmelz und [[Botrytis]]-Ton. <br />
* Trocken und halbtrocken passt er zu leichten bis kräftigen, hellen Fleischspeisen mit [[h:Meerrettich|Meerrettich]] und [[h:Sellerie|Sellerie]] oder Geflügel. Edelsüß bietet er sich als Aperitif und zu Nachspeisen an.<br />
== Anbau ==<br />
Die Scheurebe wird in Deutschland, Österreich und Kalifornien angebaut. <br />
<br />
Die folgende '''Tabelle''' verschafft einen Überblick über den Scheureben-Anbau:<br />
<br />
Quelle: Anbaustatistik für das Jahr 2017 <ref name="SB2018" >Statistisches Bundesamt (2018): ''Land- und Forstwirtschaft, Fischerei. Landwirtschaftliche Bodennutzung - Rebflächen.'' Fachserie 3 Reihe 3.1.5.</ref> <br />
<br /><br />
{|class="wikitable center-ab-zweite" |class="wikitable border="0" |style="border-color:#C0C0C0" width="50%"<br />
|-<br />
|style="background-color:#DDEE99"|'''Anbaugebiet'''<br />
|style="background-color:#DDEE99"|'''Fläche [ha]'''<br />
<br />
|-<br />
|Deutschland<br />
|1.404<br />
|-<br />
|Nordrhein-Westfalen<br />
|1<br />
|-<br />
|Hessen<br />
|6<br />
|-<br />
|Rheinland-Pfalz<br />
|1.154<br />
|-<br />
|Baden-Württemberg<br />
|57<br />
|-<br />
|Bayern<br />
|159<br />
|-<br />
|Sachsen<br />
|21<br />
|-<br />
|Thüringen<br />
|6<br />
|}<br />
<br />
==Siehe auch==<br />
* [[w:Scheurebe|''Scheurebe'' auf Wikipedia]]<br />
*[https://www.destatis.de/DE/Publikationen/Thematisch/LandForstwirtschaft/WeinanbauErzeugung/GrunderhebungRebflaechen.html Statistisches Bundesamt (2018): ''Land- und Forstwirtschaft, Fischerei. Landwirtschaftliche Bodennutzung - Rebflächen.'' Fachserie 3 Reihe 3.1.5.]<br />
*[https://www.statistik.rlp.de/wirtschaft/landwirtschaft/statistische-berichte/ Statistisches Landesamt Rheinland-Pfalz (2016): ''Statistische Berichte - Bestockte Rebflächen 2015.'' Bad Ems, C I - j/15, Kennziffer: C1073 201500, ISSN: 1430-5070]<br />
<br />
== Literatur ==<br />
* Adams, K., Jakob, L. & F. Schumann (1997): ''Weinkompendium''. 2. Auflage, Verein der Absolventen der Staatlichen Lehr- und Forschungsanstalt für Landwirtschaft, Weinbau und Gartenbau, Neustadt an der Weinstraße: ''Artikel 415''.<br />
* [[w:Hans Ambrosi|Hans Ambrosi]], Bernd H. E. Hill, Erika Maul, Erst H. Rühl, Joachim Schmid, Fritz Schuhmann: ''Farbatlas Rebsorten'', 3. Auflage, Eugen Ulmer, 2011, ISBN 978-3-8001-5957-4</ref>.<br />
* {{Literatur<br />
| Autor = Karl Bauer, [[w:Ferdinand Regner|Ferdinand Regner]], Barbara Schildberger<br />
| Titel = Weinbau<br />
| Auflage = 9.<br />
| Verlag = avBuch im Cadmos Verlag, Wien<br />
| Jahr = 2013<br />
| ISBN = 978-3-7040-2284-4<br />
}}<br />
* Clarke, O. (1992): ''Weine aus aller Welt''. Müller Rüschlikon Verlag, Stuttgart: 260 Seiten, ISBN 3-275-01040-9.<br />
* Hillebrand, W., Lott, H. & F. Pfaff (1998): ''Taschenbuch der Rebsorten''. 11. Auflage, Fachverlag Dr. Fraund GmbH, Mainz: 454 Seiten, ISBN 3-921156-27-0.<br />
* Hillebrand, W., Lott, H. & F. Pfaff (1995): ''Traube und Wein. Deutschlands Rebsorten und Weine''. Fachverlag Dr. Fraund GmbH, Mainz: 139 Seiten, ISBN 3-921156-04-1.<br />
* Johnson, H. & S. Pigott (2000): ''Atlas der deutschen Weine. Lagen, Produzenten, Weinstraßen.'' 5. vollständig überarbeitete, aktualisierte und erweiterte Auflage, Hallwag Verlag, Ostfildern: 232 Seiten, ISBN 3-444-10445-6.<br />
* Robinson, J. (1987): ''Reben - Trauben - Weine. Ein Führer durch die Rebsorten der Welt.'' Hallwag Verlag, Stuttgart: 280 Seiten, ISBN 3-444-10333-6.<br />
== Einzelnachweise ==<br />
<references/><br />
<br />
[[Kategorie:Keltertrauben]]</div>Schäferhttps://www.vitipendium.de/index.php?title=Scheurebe&diff=15303Scheurebe2018-04-24T14:01:08Z<p>Schäfer: /* Anbau */</p>
<hr />
<div>[[Bild:Scheurebe.jpg|thumb|'''Rebsorte "Scheurebe"''']]<br />
Georg Scheu (1879-1949) kreuzte die Sorte '''Scheurebe''' im Jahre 1916 in Alzey als seinen 88. Sämling aus [[Silvaner]] x [[w:Bukettraube|Bukettraube]].<ref>Karl Bauer, [[w:Ferdinand Regner|Ferdinand Regner]], Barbara Schildberger: ''Weinbau'', avBuch im Cadmos Verlag, Wien, 9. Auflage 2013, ISBN 978-3-7040-2284-4, S 379 - 380</ref><ref name="Regner">[[w:Ferdinand Regner|Ferdinand Regner]]: ''Verzeichnis der österreichischen Qualitätsweinrebsorten und deren Klone'', 2008, LFZ Klosterneuburg</ref> Die Sorte erhielt erst nach 1953 durch die Erzeugung von [[Erzeugung von Süssweinen (Beeren- und Trockenbeerenauslesen)|Beerenauslesen und Trockenbeerenauslesen]] auf dem Weingut Annaberg bei Bad Dürkheim als Qualitätssorte größere Bedeutung. Geringe [[Chlorose]]-Neigung machte sie für Kalkböden zwischen dem Zellertal und Schweigen, in Rheinhessen und Franken interessant. Noch bis 1980 wurden ihre Weine höher als die des Rieslings bewertet. Als aromabetonte Sorte ist sie heute von abnehmender Bedeutung. Die Zuchtnummer dieser Sorte heißt "Az S 88". Vor 1945 war sie als "Dr.-Wagner-Rebe" bekannt, danach als "S", "Sämling" oder "88" bis zur Namensgebung "Scheurebe". <br />
<br/><br />
<br/><br />
== Ampelographie ==<br />
Für diese Sorte werden folgende Mekmale angegeben <ref name="AM1998" > Ambrosi, H., Dettweiler-Münch, E., Rühl, E. H., Schmid, J. & F. Schumann (1998): ''Farbatlas Rebsorten. 300 Sorten und ihre Weine.'' 2., verbesserte und ergänzte Auflage, Eugen Ulmer GmbH & Co, Stuttgart (Hohenheim): 320 Seiten (''siehe Seite 233''), ISBN 3-8001-5719-5. </ref>:<br />
* Triebspitze fast kahl, rötlich,<br />
* Blatt mittelgroß, mittel bis deutlich fünflappig, lange bis Herbstende dunkelgrün (ähnlich [[Kerner]]),<br />
* '''Stielbuchtlappen''' am Stielansatz<br />
* Traube mittelgroß, dichtbeerig, gedrungen,<br />
* Beeren mittelgroß, rund, gelbgrün, <u>Geschmack:</u> saftig, mit fruchtigem Sortenaroma,<br />
* starker Wuchs, später Vegetationsabschluss,<br />
* spätreife Sorte<br />
<br />
== Standortansprüche ==<br />
* Als positive Eigenschaften sind die gute Kalkverträglichkeit und die Holzreife der Sorte zu nennen. Sie hat lange assimilierende Blätter. <br />
* Als negativ sind die Frostempfindlichkeit und die Anfälligkeit für ''[[Oidium]]'', ''[[Botrytis]]'' und ''[[Peronospora]]'' zu bewerten. <br />
* Die Ansprüche an die Lage sind fast die gleichen wie bei [[Riesling]].<br />
* Scheurebe hat eine gute [[Chlorose]]-Festigkeit (auch bei hohem Tongehalt).<br />
{{Widerstandsfähigkeit}}<br />
== Ertrag und Wein ==<br />
=== Ertrag: ===<br />
* mittelhoch<br />
=== Wein: ===<br />
* Der Wein schmeckt grasig und unreif-aromatisch mit einem Schwarze-Johannisbeer-Ton. Er wird entweder als Schoppenwein mit schmalziger Säure, der [[Riesling]] ähnelt, oder als edelsüßer Qualitätswein mit zartem Schmelz und [[Botrytis]]-Ton. <br />
* Trocken und halbtrocken passt er zu leichten bis kräftigen, hellen Fleischspeisen mit [[h:Meerrettich|Meerrettich]] und [[h:Sellerie|Sellerie]] oder Geflügel. Edelsüß bietet er sich als Aperitif und zu Nachspeisen an.<br />
== Anbau ==<br />
Die Scheurebe wird in Deutschland, Österreich und Kalifornien angebaut. <br />
<br />
Die folgende '''Tabelle''' verschafft einen Überblick über den Scheureben-Anbau:<br />
<br />
Quelle: Anbaustatistik für das Jahr 2017 <ref name="SB2018" >Statistisches Bundesamt (2018): ''Land- und Forstwirtschaft, Fischerei. Landwirtschaftliche Bodennutzung - Rebflächen.'' Fachserie 3 Reihe 3.1.5.</ref> <br />
<br /><br />
{|class="wikitable center-ab-zweite" |class="wikitable border="0" |style="border-color:#C0C0C0" width="50%"<br />
|-<br />
|style="background-color:#DDEE99"|'''Anbaugebiet'''<br />
|style="background-color:#DDEE99"|'''Fläche [ha]'''<br />
<br />
|-<br />
|Deutschland<br />
|1.404<br />
|-<br />
|Nordrhein-Westfalen<br />
|1<br />
|-<br />
|Hessen<br />
|6<br />
|-<br />
|Rheinland-Pfalz<br />
|1.154<br />
|-<br />
|Baden-Württemberg<br />
|57<br />
|-<br />
|Bayern<br />
|159<br />
|-<br />
|Sachsen<br />
|21<br />
|-<br />
|Thüringen<br />
|6<br />
|}<br />
<br />
==Siehe auch==<br />
* [[w:Scheurebe|''Scheurebe'' auf Wikipedia]]<br />
*[https://www.destatis.de/DE/Publikationen/Thematisch/LandForstwirtschaft/WeinanbauErzeugung/GrunderhebungRebflaechen.html Statistisches Bundesamt (2016): ''Land- und Forstwirtschaft, Fischerei. Landwirtschaftliche Bodennutzung - Rebflächen.'' Fachserie 3 Reihe 3.1.5.]<br />
*[https://www.statistik.rlp.de/wirtschaft/landwirtschaft/statistische-berichte/ Statistisches Landesamt Rheinland-Pfalz (2016): ''Statistische Berichte - Bestockte Rebflächen 2015.'' Bad Ems, C I - j/15, Kennziffer: C1073 201500, ISSN: 1430-5070]<br />
<br />
== Literatur ==<br />
* Adams, K., Jakob, L. & F. Schumann (1997): ''Weinkompendium''. 2. Auflage, Verein der Absolventen der Staatlichen Lehr- und Forschungsanstalt für Landwirtschaft, Weinbau und Gartenbau, Neustadt an der Weinstraße: ''Artikel 415''.<br />
* [[w:Hans Ambrosi|Hans Ambrosi]], Bernd H. E. Hill, Erika Maul, Erst H. Rühl, Joachim Schmid, Fritz Schuhmann: ''Farbatlas Rebsorten'', 3. Auflage, Eugen Ulmer, 2011, ISBN 978-3-8001-5957-4</ref>.<br />
* {{Literatur<br />
| Autor = Karl Bauer, [[w:Ferdinand Regner|Ferdinand Regner]], Barbara Schildberger<br />
| Titel = Weinbau<br />
| Auflage = 9.<br />
| Verlag = avBuch im Cadmos Verlag, Wien<br />
| Jahr = 2013<br />
| ISBN = 978-3-7040-2284-4<br />
}}<br />
* Clarke, O. (1992): ''Weine aus aller Welt''. Müller Rüschlikon Verlag, Stuttgart: 260 Seiten, ISBN 3-275-01040-9.<br />
* Hillebrand, W., Lott, H. & F. Pfaff (1998): ''Taschenbuch der Rebsorten''. 11. Auflage, Fachverlag Dr. Fraund GmbH, Mainz: 454 Seiten, ISBN 3-921156-27-0.<br />
* Hillebrand, W., Lott, H. & F. Pfaff (1995): ''Traube und Wein. Deutschlands Rebsorten und Weine''. Fachverlag Dr. Fraund GmbH, Mainz: 139 Seiten, ISBN 3-921156-04-1.<br />
* Johnson, H. & S. Pigott (2000): ''Atlas der deutschen Weine. Lagen, Produzenten, Weinstraßen.'' 5. vollständig überarbeitete, aktualisierte und erweiterte Auflage, Hallwag Verlag, Ostfildern: 232 Seiten, ISBN 3-444-10445-6.<br />
* Robinson, J. (1987): ''Reben - Trauben - Weine. Ein Führer durch die Rebsorten der Welt.'' Hallwag Verlag, Stuttgart: 280 Seiten, ISBN 3-444-10333-6.<br />
== Einzelnachweise ==<br />
<references/><br />
<br />
[[Kategorie:Keltertrauben]]</div>Schäferhttps://www.vitipendium.de/index.php?title=Sauvignon_Blanc&diff=15302Sauvignon Blanc2018-04-24T13:55:45Z<p>Schäfer: /* Weblinks */</p>
<hr />
<div>[[Bild:Sauvignon Blanc Stock Götz.JPG|thumb|'''Rebsorte "Sauvignon Blanc"''']]<br />
Diese französische Renommeesorte wird meist im Verschnitt ausgebaut.<ref name="AM1998" /> Sortenrein im Sancerre und im Pouilly Fumé, den weltweit berühmten Spitzenweißweinen des Loiretals.<ref name="AM1998" > Ambrosi, H., Dettweiler-Münch, E., Rühl, E. H., Schmid, J. & F. Schumann (1998): ''Farbatlas Rebsorten. 300 Sorten und ihre Weine.'' 2., verbesserte und ergänzte Auflage, Eugen Ulmer GmbH & Co, Stuttgart (Hohenheim): 320 Seiten (''siehe Seite 230-231''), ISBN 3-8001-5719-5. </ref> Obwohl Sauvignon Blanc seit Jahrhunderten in Frankreich ausgebaut wird, ist die Herkunft der Sorte ungewiss (Präsenz in den Graves 1736, für Pouilly (Nièvre) 1783 erwähnt).<ref name="AM1998" /><br />
<br />
Weitere Sortennamen sind: Blanc Fumé (Australien, Chile, Frankreich, Kalifornien, Kanada, Neuseeland, Südafrika); Fumé, Sauvignon Jaune (Frankreich); Gros Sauvignon, Pinot Mestny Bely (Russland); Muskat-Sylvaner (Österreich), Muskatni Silvanec (Slowenien, Kroation).<ref name="AM1998" /><br />
<br/><br />
<br/><br />
== Ampelographie ==<br />
Für diese Sorte werden folgende Mekmale angegeben <ref name="AM1998" > Ambrosi, H., Dettweiler-Münch, E., Rühl, E. H., Schmid, J. & F. Schumann (1998): ''Farbatlas Rebsorten. 300 Sorten und ihre Weine.'' 2., verbesserte und ergänzte Auflage, Eugen Ulmer GmbH & Co, Stuttgart (Hohenheim): 320 Seiten (''siehe Seite 230-231''), ISBN 3-8001-5719-5. </ref>:<br />
<br />
* Triebspitze stark weißwollig, Saum rot,<br />
<br />
* Blatt klein, kreisförmig, fünflappig, blasig, Seitenbuchten tief eingeschnitten, <u>Unterseite:</u> wollig, Knäuelbildung, <u>kleine Blätter:</u> Oberseite mittelstark behaart, Unterseite stark wollig, gelbgrün mit bronzierten Stellen, <br />
<br />
* Blattrand mit spitzbogigen Zähnen,<br />
<br />
* Stielbucht lyrenförmig, leicht offen,<br />
<br />
* Traube klein, kompakt, manchmal geschultert,<br />
<br />
* Beeren klein, rund, goldgelb zur Vollreife, dickschalig, <u>Geschmack:</u> muskatähnlich,<br />
<br />
* starker Wuchs,<br />
<br />
* mittelspäte Reife<br />
<br/><br />
<br />
== Standortansprüche ==<br />
* bevorzugt magere und trockene Böden,<br />
<br />
* verrieslungsanfällig, <br />
<br />
* sehr anfällig für ''[[Oidium]]'' und ''[[Schwarzfäule]]'',<br />
<br />
* weniger anfällig für ''[[Botrytis]]'' und ''[[Peronospora]]''<br />
<br/><br />
<br />
== Ertrag und Wein ==<br />
<br />
=== Ertrag: ===<br />
* 50 bis 100 hl/ha<br />
<br />
=== Wein: ===<br />
* wasserfarben bis blassgelb, meist mit einem Grünstich, grasige, pflanzliche Note,<br />
<br />
* vorsichtige Lagerung im Holzfass kann fruchtigen Charakter verstärken<br />
<br/><br />
<br />
== Anbau ==<br />
Die folgende '''Tabelle''' verschafft einen Überblick über den Anbau von Sauvignon Blanc:<br />
<br />
Quelle: Anbaustatistik für das Jahr 2017 <ref name="SB2018" >Statistisches Bundesamt (2018): ''Land- und Forstwirtschaft, Fischerei. Landwirtschaftliche Bodennutzung - Rebflächen.'' Fachserie 3 Reihe 3.1.5.</ref> <br />
<br/><br />
{|class="wikitable center-ab-zweite" |class="wikitable border="0" |style="border-color:#C0C0C0" width="50%"<br />
|-<br />
|style="background-color:#DDEE99"|'''Anbaugebiet'''<br />
|style="background-color:#DDEE99"|'''Fläche [ha]'''<br />
<br />
|-<br />
|Deutschland<br />
|1.117<br />
|-<br />
|Hessen<br />
|17<br />
|-<br />
|Rheinland-Pfalz<br />
|854<br />
|-<br />
|Baden-Württemberg<br />
|201<br />
|-<br />
|Bayern<br />
|35<br />
|-<br />
|Saarland<br />
|1<br />
|-<br />
|Sachsen<br />
|1<br />
|-<br />
|Thüringen<br />
|1<br />
|}<br />
<br/><br />
<br />
== Weblinks ==<br />
*[https://www.destatis.de/DE/Publikationen/Thematisch/LandForstwirtschaft/WeinanbauErzeugung/GrunderhebungRebflaechen.html Statistisches Bundesamt (2018): ''Land- und Forstwirtschaft, Fischerei. Landwirtschaftliche Bodennutzung - Rebflächen.'' Fachserie 3 Reihe 3.1.5.]<br />
*[https://www.statistik.rlp.de/wirtschaft/landwirtschaft/statistische-berichte/ Statistisches Landesamt Rheinland-Pfalz (2016): ''Statistische Berichte - Bestockte Rebflächen 2015.'' Bad Ems, C I - j/15, Kennziffer: C1073 201500, ISSN: 1430-5070]<br />
<br />
== Einzelnachweise ==<br />
<references/><br />
<br />
== Literaturverzeichnis ==<br />
* Ambrosi, H., Dettweiler-Münch, E., Rühl, E. H., Schmid, J. & F. Schumann (1998): ''Farbatlas Rebsorten. 300 Sorten und ihre Weine.'' 2., verbesserte und ergänzte Auflage, Eugen Ulmer GmbH & Co, Stuttgart (Hohenheim): 320 Seiten, ISBN 3-8001-5719-5.<br />
<br />
* Bauer, K. (2008): ''Weinbau.'' 8., aktualisierte Auflage, Österreichischer Agrarverlag Druck- und Verlagsges.m.b.H. Nfg. KG, Wien: 432 Seiten, ISBN 978-3-7040-2284-4.<br />
<br />
[[Kategorie:Keltertrauben]]</div>Schäferhttps://www.vitipendium.de/index.php?title=Sauvignon_Blanc&diff=15301Sauvignon Blanc2018-04-24T13:55:35Z<p>Schäfer: /* Anbau */</p>
<hr />
<div>[[Bild:Sauvignon Blanc Stock Götz.JPG|thumb|'''Rebsorte "Sauvignon Blanc"''']]<br />
Diese französische Renommeesorte wird meist im Verschnitt ausgebaut.<ref name="AM1998" /> Sortenrein im Sancerre und im Pouilly Fumé, den weltweit berühmten Spitzenweißweinen des Loiretals.<ref name="AM1998" > Ambrosi, H., Dettweiler-Münch, E., Rühl, E. H., Schmid, J. & F. Schumann (1998): ''Farbatlas Rebsorten. 300 Sorten und ihre Weine.'' 2., verbesserte und ergänzte Auflage, Eugen Ulmer GmbH & Co, Stuttgart (Hohenheim): 320 Seiten (''siehe Seite 230-231''), ISBN 3-8001-5719-5. </ref> Obwohl Sauvignon Blanc seit Jahrhunderten in Frankreich ausgebaut wird, ist die Herkunft der Sorte ungewiss (Präsenz in den Graves 1736, für Pouilly (Nièvre) 1783 erwähnt).<ref name="AM1998" /><br />
<br />
Weitere Sortennamen sind: Blanc Fumé (Australien, Chile, Frankreich, Kalifornien, Kanada, Neuseeland, Südafrika); Fumé, Sauvignon Jaune (Frankreich); Gros Sauvignon, Pinot Mestny Bely (Russland); Muskat-Sylvaner (Österreich), Muskatni Silvanec (Slowenien, Kroation).<ref name="AM1998" /><br />
<br/><br />
<br/><br />
== Ampelographie ==<br />
Für diese Sorte werden folgende Mekmale angegeben <ref name="AM1998" > Ambrosi, H., Dettweiler-Münch, E., Rühl, E. H., Schmid, J. & F. Schumann (1998): ''Farbatlas Rebsorten. 300 Sorten und ihre Weine.'' 2., verbesserte und ergänzte Auflage, Eugen Ulmer GmbH & Co, Stuttgart (Hohenheim): 320 Seiten (''siehe Seite 230-231''), ISBN 3-8001-5719-5. </ref>:<br />
<br />
* Triebspitze stark weißwollig, Saum rot,<br />
<br />
* Blatt klein, kreisförmig, fünflappig, blasig, Seitenbuchten tief eingeschnitten, <u>Unterseite:</u> wollig, Knäuelbildung, <u>kleine Blätter:</u> Oberseite mittelstark behaart, Unterseite stark wollig, gelbgrün mit bronzierten Stellen, <br />
<br />
* Blattrand mit spitzbogigen Zähnen,<br />
<br />
* Stielbucht lyrenförmig, leicht offen,<br />
<br />
* Traube klein, kompakt, manchmal geschultert,<br />
<br />
* Beeren klein, rund, goldgelb zur Vollreife, dickschalig, <u>Geschmack:</u> muskatähnlich,<br />
<br />
* starker Wuchs,<br />
<br />
* mittelspäte Reife<br />
<br/><br />
<br />
== Standortansprüche ==<br />
* bevorzugt magere und trockene Böden,<br />
<br />
* verrieslungsanfällig, <br />
<br />
* sehr anfällig für ''[[Oidium]]'' und ''[[Schwarzfäule]]'',<br />
<br />
* weniger anfällig für ''[[Botrytis]]'' und ''[[Peronospora]]''<br />
<br/><br />
<br />
== Ertrag und Wein ==<br />
<br />
=== Ertrag: ===<br />
* 50 bis 100 hl/ha<br />
<br />
=== Wein: ===<br />
* wasserfarben bis blassgelb, meist mit einem Grünstich, grasige, pflanzliche Note,<br />
<br />
* vorsichtige Lagerung im Holzfass kann fruchtigen Charakter verstärken<br />
<br/><br />
<br />
== Anbau ==<br />
Die folgende '''Tabelle''' verschafft einen Überblick über den Anbau von Sauvignon Blanc:<br />
<br />
Quelle: Anbaustatistik für das Jahr 2017 <ref name="SB2018" >Statistisches Bundesamt (2018): ''Land- und Forstwirtschaft, Fischerei. Landwirtschaftliche Bodennutzung - Rebflächen.'' Fachserie 3 Reihe 3.1.5.</ref> <br />
<br/><br />
{|class="wikitable center-ab-zweite" |class="wikitable border="0" |style="border-color:#C0C0C0" width="50%"<br />
|-<br />
|style="background-color:#DDEE99"|'''Anbaugebiet'''<br />
|style="background-color:#DDEE99"|'''Fläche [ha]'''<br />
<br />
|-<br />
|Deutschland<br />
|1.117<br />
|-<br />
|Hessen<br />
|17<br />
|-<br />
|Rheinland-Pfalz<br />
|854<br />
|-<br />
|Baden-Württemberg<br />
|201<br />
|-<br />
|Bayern<br />
|35<br />
|-<br />
|Saarland<br />
|1<br />
|-<br />
|Sachsen<br />
|1<br />
|-<br />
|Thüringen<br />
|1<br />
|}<br />
<br/><br />
<br />
== Weblinks ==<br />
*[https://www.destatis.de/DE/Publikationen/Thematisch/LandForstwirtschaft/WeinanbauErzeugung/GrunderhebungRebflaechen.html Statistisches Bundesamt (2016): ''Land- und Forstwirtschaft, Fischerei. Landwirtschaftliche Bodennutzung - Rebflächen.'' Fachserie 3 Reihe 3.1.5.]<br />
*[https://www.statistik.rlp.de/wirtschaft/landwirtschaft/statistische-berichte/ Statistisches Landesamt Rheinland-Pfalz (2016): ''Statistische Berichte - Bestockte Rebflächen 2015.'' Bad Ems, C I - j/15, Kennziffer: C1073 201500, ISSN: 1430-5070]<br />
<br />
== Einzelnachweise ==<br />
<references/><br />
<br />
== Literaturverzeichnis ==<br />
* Ambrosi, H., Dettweiler-Münch, E., Rühl, E. H., Schmid, J. & F. Schumann (1998): ''Farbatlas Rebsorten. 300 Sorten und ihre Weine.'' 2., verbesserte und ergänzte Auflage, Eugen Ulmer GmbH & Co, Stuttgart (Hohenheim): 320 Seiten, ISBN 3-8001-5719-5.<br />
<br />
* Bauer, K. (2008): ''Weinbau.'' 8., aktualisierte Auflage, Österreichischer Agrarverlag Druck- und Verlagsges.m.b.H. Nfg. KG, Wien: 432 Seiten, ISBN 978-3-7040-2284-4.<br />
<br />
[[Kategorie:Keltertrauben]]</div>Schäferhttps://www.vitipendium.de/index.php?title=St._Laurent&diff=15300St. Laurent2018-04-24T13:49:25Z<p>Schäfer: /* Weblinks */</p>
<hr />
<div>[[Bild:St.Laurent_Stock_Götz.jpg|thumb|'''Rebsorte "Saint Laurent"''']]<br />
Das älteste Vorkommen der Sorte '''Saint Laurent (= St. Laurent)''' ist im Elsaß. Von [[w:Johann_Philipp_Bronner|Johann Philipp Bronner]] (1792-1864), Wiesloch, wurde die Rebsorte nach Deutschland gebracht. Die größte Bedeutung hat St. Laurent heute in Österreich. Wegen der 10 bis 14 Tage vor dem [[Blauer Spätburgunder|Blauen Spätburgunder]] erfolgenden Reife ist der Sortenname vielleicht vom Tag des St. Laurent (10. August) abgeleitet. <br />
<br />
Synonyme sind die Namen "Laurenzitraube" und "Lorenztraube". <br />
<br/><br />
<br/><br />
== Ampelographie ==<br />
Für diese Sorte werden folgende Mekmale angegeben <ref name="AM1998" > Ambrosi, H., Dettweiler-Münch, E., Rühl, E. H., Schmid, J. & F. Schumann (1998): ''Farbatlas Rebsorten. 300 Sorten und ihre Weine.'' 2., verbesserte und ergänzte Auflage, Eugen Ulmer GmbH & Co, Stuttgart (Hohenheim): 320 Seiten (''siehe Seite 228''), ISBN 3-8001-5719-5. </ref>:<br />
<br />
* Triebspitze gelbgrün, stark weißfilzig,<br />
<br />
* Blatt mittelgroß, fünflappig, wenig gebuchtet, derb, dunkelgrün, matt, <u>Unterseite:</u> flaumig, wollig behaart,<br />
<br />
* Traube mittelgroß bis groß, breit geschultert bis geteilt, dichtbeerig, <br />
<br />
* Beeren rundlich bis oval, schwarzblau, dickschalig, blaugrau beduftet, dünnflüssiger Saft, <u>Geschmack:</u> süß bis säuerlich,<br />
<br />
* starker, aufrechter Wuchs,<br />
<br />
* mittelfrühe Reife<br />
<br/><br />
<br />
== Standortansprüche ==<br />
* Der Anbau dieser Sorte erfolgt ohne große Probleme. <br />
<br />
* Wegen der früheren Reife hat die Sorte etwas geringere Lageansprüche. Der frühe Austrieb verursacht Maifrostgefahr. <br />
<br />
* Außerdem ist die Sorte anfällig für ''[[Oidium]]'', ''[[Botrytis]]'' und ''[[Peronospora]]''.<br />
<br />
* mittlere Winterfrostempfindlichkeit<br />
{{Widerstandsfähigkeit}} <br />
<br/><br />
<br />
== Ertrag und Wein ==<br />
<br />
=== Ertrag: ===<br />
* mittelhoch, unsicher<br />
<br />
=== Wein: ===<br />
* kräftiger, dunkler, fruchtig-säuerlicher Rotwein von hoher Qualität und guter Lagerfähigkeit<br />
<br />
* Der Rotwein wird gerne zu kräftigem Braten, Wild und Käse getrunken. Weißherbste hingegen passen gut zu Vorspeisen, Terrinen und Muscheln. <br />
<br/><br />
<br />
== Anbau == <br />
In der Pfalz wird die Sorte besonders im Gebiet um [[w:Birkweiler|Birkweiler]] angebaut.<br />
<br />
Die folgende '''Tabelle''' verschafft einen Überblick über den St. Laurent-Anbau:<br />
<br />
Quelle: Anbaustatistik für das Jahr 2017 <ref name="SB2018" >Statistisches Bundesamt (2018): ''Land- und Forstwirtschaft, Fischerei. Landwirtschaftliche Bodennutzung - Rebflächen.'' Fachserie 3 Reihe 3.1.5.</ref> <br />
<br/><br />
{|class="wikitable center-ab-zweite" |class="wikitable border="0" |style="border-color:#C0C0C0" width="50%"<br />
|-<br />
|style="background-color:#FF6A6A"|'''Anbaugebiet'''<br />
|style="background-color:#FF6A6A"|'''Fläche [ha]'''<br />
<br />
|-<br />
|Deutschland<br />
|625<br />
|-<br />
|Hessen<br />
|11<br />
|-<br />
|Rheinland-Pfalz<br />
|590<br />
|-<br />
|Baden-Württemberg<br />
|18<br />
|-<br />
|Bayern<br />
|4<br />
|-<br />
|Saarland<br />
|1<br />
|}<br />
<br/><br />
<br />
== Weblinks ==<br />
*[https://www.destatis.de/DE/Publikationen/Thematisch/LandForstwirtschaft/WeinanbauErzeugung/GrunderhebungRebflaechen.html Statistisches Bundesamt (2018): ''Land- und Forstwirtschaft, Fischerei. Landwirtschaftliche Bodennutzung - Rebflächen.'' Fachserie 3 Reihe 3.1.5.]<br />
*[https://www.statistik.rlp.de/wirtschaft/landwirtschaft/statistische-berichte/ Statistisches Landesamt Rheinland-Pfalz (2016): ''Statistische Berichte - Bestockte Rebflächen 2015.'' Bad Ems, C I - j/15, Kennziffer: C1073 201500, ISSN: 1430-5070]<br />
<br />
== Einzelnachweise ==<br />
<references/><br />
<br />
== Literaturverzeichnis ==<br />
* Adams, K., Jakob, L. & F. Schumann (1997): ''Weinkompendium''. 2. Auflage, Verein der Absolventen der Staatlichen Lehr- und Forschungsanstalt für Landwirtschaft, Weinbau und Gartenbau, Neustadt an der Weinstraße: ''Artikel 467''.<br />
<br />
* Ambrosi, H., Dettweiler-Münch, E., Rühl, E. H., Schmid, J. & F. Schumann (1998): ''Farbatlas Rebsorten. 300 Sorten und ihre Weine.'' 2., verbesserte und ergänzte Auflage, Eugen Ulmer GmbH & Co, Stuttgart (Hohenheim): 320 Seiten, ISBN 3-8001-5719-5.<br />
<br />
* Clarke, O. (1992): ''Weine aus aller Welt''. Müller Rüschlikon Verlag, Stuttgart: 260 Seiten, ISBN 3-275-01040-9.<br />
<br />
* Hillebrand, W., Lott, H. & F. Pfaff (1998): ''Taschenbuch der Rebsorten''. 11. Auflage, Fachverlag Dr. Fraund GmbH, Mainz: 454 Seiten, ISBN 3-921156-27-0.<br />
<br />
* Hillebrand, W., Lott, H. & F. Pfaff (1995): ''Traube und Wein. Deutschlands Rebsorten und Weine''. Fachverlag Dr. Fraund GmbH, Mainz: 139 Seiten, ISBN 3-921156-04-1.<br />
<br />
* Johnson, H. & S. Pigott (2000): ''Atlas der deutschen Weine. Lagen, Produzenten, Weinstraßen.'' 5. vollständig überarbeitete, aktualisierte und erweiterte Auflage, Hallwag Verlag, Ostfildern: 232 Seiten, ISBN 3-444-10445-6.<br />
<br />
* Robinson, J. (1987): ''Reben - Trauben - Weine. Ein Führer durch die Rebsorten der Welt.'' Hallwag Verlag, Stuttgart: 280 Seiten, ISBN 3-444-10333-6.<br />
<br />
[[Kategorie:Keltertrauben]]</div>Schäferhttps://www.vitipendium.de/index.php?title=St._Laurent&diff=15299St. Laurent2018-04-24T13:49:16Z<p>Schäfer: /* Anbau */</p>
<hr />
<div>[[Bild:St.Laurent_Stock_Götz.jpg|thumb|'''Rebsorte "Saint Laurent"''']]<br />
Das älteste Vorkommen der Sorte '''Saint Laurent (= St. Laurent)''' ist im Elsaß. Von [[w:Johann_Philipp_Bronner|Johann Philipp Bronner]] (1792-1864), Wiesloch, wurde die Rebsorte nach Deutschland gebracht. Die größte Bedeutung hat St. Laurent heute in Österreich. Wegen der 10 bis 14 Tage vor dem [[Blauer Spätburgunder|Blauen Spätburgunder]] erfolgenden Reife ist der Sortenname vielleicht vom Tag des St. Laurent (10. August) abgeleitet. <br />
<br />
Synonyme sind die Namen "Laurenzitraube" und "Lorenztraube". <br />
<br/><br />
<br/><br />
== Ampelographie ==<br />
Für diese Sorte werden folgende Mekmale angegeben <ref name="AM1998" > Ambrosi, H., Dettweiler-Münch, E., Rühl, E. H., Schmid, J. & F. Schumann (1998): ''Farbatlas Rebsorten. 300 Sorten und ihre Weine.'' 2., verbesserte und ergänzte Auflage, Eugen Ulmer GmbH & Co, Stuttgart (Hohenheim): 320 Seiten (''siehe Seite 228''), ISBN 3-8001-5719-5. </ref>:<br />
<br />
* Triebspitze gelbgrün, stark weißfilzig,<br />
<br />
* Blatt mittelgroß, fünflappig, wenig gebuchtet, derb, dunkelgrün, matt, <u>Unterseite:</u> flaumig, wollig behaart,<br />
<br />
* Traube mittelgroß bis groß, breit geschultert bis geteilt, dichtbeerig, <br />
<br />
* Beeren rundlich bis oval, schwarzblau, dickschalig, blaugrau beduftet, dünnflüssiger Saft, <u>Geschmack:</u> süß bis säuerlich,<br />
<br />
* starker, aufrechter Wuchs,<br />
<br />
* mittelfrühe Reife<br />
<br/><br />
<br />
== Standortansprüche ==<br />
* Der Anbau dieser Sorte erfolgt ohne große Probleme. <br />
<br />
* Wegen der früheren Reife hat die Sorte etwas geringere Lageansprüche. Der frühe Austrieb verursacht Maifrostgefahr. <br />
<br />
* Außerdem ist die Sorte anfällig für ''[[Oidium]]'', ''[[Botrytis]]'' und ''[[Peronospora]]''.<br />
<br />
* mittlere Winterfrostempfindlichkeit<br />
{{Widerstandsfähigkeit}} <br />
<br/><br />
<br />
== Ertrag und Wein ==<br />
<br />
=== Ertrag: ===<br />
* mittelhoch, unsicher<br />
<br />
=== Wein: ===<br />
* kräftiger, dunkler, fruchtig-säuerlicher Rotwein von hoher Qualität und guter Lagerfähigkeit<br />
<br />
* Der Rotwein wird gerne zu kräftigem Braten, Wild und Käse getrunken. Weißherbste hingegen passen gut zu Vorspeisen, Terrinen und Muscheln. <br />
<br/><br />
<br />
== Anbau == <br />
In der Pfalz wird die Sorte besonders im Gebiet um [[w:Birkweiler|Birkweiler]] angebaut.<br />
<br />
Die folgende '''Tabelle''' verschafft einen Überblick über den St. Laurent-Anbau:<br />
<br />
Quelle: Anbaustatistik für das Jahr 2017 <ref name="SB2018" >Statistisches Bundesamt (2018): ''Land- und Forstwirtschaft, Fischerei. Landwirtschaftliche Bodennutzung - Rebflächen.'' Fachserie 3 Reihe 3.1.5.</ref> <br />
<br/><br />
{|class="wikitable center-ab-zweite" |class="wikitable border="0" |style="border-color:#C0C0C0" width="50%"<br />
|-<br />
|style="background-color:#FF6A6A"|'''Anbaugebiet'''<br />
|style="background-color:#FF6A6A"|'''Fläche [ha]'''<br />
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|Deutschland<br />
|625<br />
|-<br />
|Hessen<br />
|11<br />
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|Rheinland-Pfalz<br />
|590<br />
|-<br />
|Baden-Württemberg<br />
|18<br />
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|Bayern<br />
|4<br />
|-<br />
|Saarland<br />
|1<br />
|}<br />
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== Weblinks ==<br />
*[https://www.destatis.de/DE/Publikationen/Thematisch/LandForstwirtschaft/WeinanbauErzeugung/GrunderhebungRebflaechen.html Statistisches Bundesamt (2016): ''Land- und Forstwirtschaft, Fischerei. Landwirtschaftliche Bodennutzung - Rebflächen.'' Fachserie 3 Reihe 3.1.5.]<br />
*[https://www.statistik.rlp.de/wirtschaft/landwirtschaft/statistische-berichte/ Statistisches Landesamt Rheinland-Pfalz (2016): ''Statistische Berichte - Bestockte Rebflächen 2015.'' Bad Ems, C I - j/15, Kennziffer: C1073 201500, ISSN: 1430-5070]<br />
<br />
== Einzelnachweise ==<br />
<references/><br />
<br />
== Literaturverzeichnis ==<br />
* Adams, K., Jakob, L. & F. Schumann (1997): ''Weinkompendium''. 2. Auflage, Verein der Absolventen der Staatlichen Lehr- und Forschungsanstalt für Landwirtschaft, Weinbau und Gartenbau, Neustadt an der Weinstraße: ''Artikel 467''.<br />
<br />
* Ambrosi, H., Dettweiler-Münch, E., Rühl, E. H., Schmid, J. & F. Schumann (1998): ''Farbatlas Rebsorten. 300 Sorten und ihre Weine.'' 2., verbesserte und ergänzte Auflage, Eugen Ulmer GmbH & Co, Stuttgart (Hohenheim): 320 Seiten, ISBN 3-8001-5719-5.<br />
<br />
* Clarke, O. (1992): ''Weine aus aller Welt''. Müller Rüschlikon Verlag, Stuttgart: 260 Seiten, ISBN 3-275-01040-9.<br />
<br />
* Hillebrand, W., Lott, H. & F. Pfaff (1998): ''Taschenbuch der Rebsorten''. 11. Auflage, Fachverlag Dr. Fraund GmbH, Mainz: 454 Seiten, ISBN 3-921156-27-0.<br />
<br />
* Hillebrand, W., Lott, H. & F. Pfaff (1995): ''Traube und Wein. Deutschlands Rebsorten und Weine''. Fachverlag Dr. Fraund GmbH, Mainz: 139 Seiten, ISBN 3-921156-04-1.<br />
<br />
* Johnson, H. & S. Pigott (2000): ''Atlas der deutschen Weine. Lagen, Produzenten, Weinstraßen.'' 5. vollständig überarbeitete, aktualisierte und erweiterte Auflage, Hallwag Verlag, Ostfildern: 232 Seiten, ISBN 3-444-10445-6.<br />
<br />
* Robinson, J. (1987): ''Reben - Trauben - Weine. Ein Führer durch die Rebsorten der Welt.'' Hallwag Verlag, Stuttgart: 280 Seiten, ISBN 3-444-10333-6.<br />
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[[Kategorie:Keltertrauben]]</div>Schäfer