Bodenpflegemaßnahmen in Wasserschutzgebieten

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Eine kombinierte Weinbergsbegrünung aus Dauer- und Winterbegrünung sollte in einem Wasserschutzgebiet gängige Praxis sein.

Neben der Düngung hat die Bodenpflege in den Weinbergen einen größeren Einfluss auf das Austragen unerwünschter Stoffe in das Grundwasser. Besonders Regionen mit stark durchlässigen Böden (sandige, bzw. skelettreiche Böden) weisen höhere Auswaschungsraten von Nitrat (NO3-) auf.

Neben Restmengen einer Düngung mit synthetischem Stickstoff (Nitrat, Ammonium, Carbamid, Cyanamid) fällt das Nitrat als Endprodukt der Mineralisation von organischer Masse (Bestandsabfälle, Humusdünger, organische Düngemittel, Bodenhumus) an. Aufgrund seiner negativen Ladung (Anion) wird Nitrat nur in sehr geringem Umfang vom Boden sorbiert und leicht durch Sickerwasser im Boden tiefer verlagert. Besonders im Einzugsbereich von Trinkwassergewinnungsanlagen (Wasserschutzgebiete) muss versucht werden, diese Austräge gering zu halten.

Dazu sind im Rahmen der Bodenpflege folgende Maßnahmen zu beachten:

Stickstoffmineralisation im Boden beschränken

Zupflügen der Veredlungsstellen von Jungreben im Unterstockbereich

Mechanische Bodenbearbeitungsmaßnahmen lockern das Bodengefüge und fördern die Bodendurchlüftung. Damit wird die Aktivität des Bodenlebens gesteigert und der Abbau von organischer Masse (Nähr- und Dauerhumus) verstärkt. Folge ist eine deutlich erhöhte Mineralisation organischer N-Verbindungen. So können sich in intensiv mechanisch bearbeiteten Böden 150 bis 300 kg/ha mineralisierter Stickstoff (Nmin = NO3- + NH4+) innerhalb eines Jahres finden.

In Wasserschutzgebieten sind darum intensive Lockerungsmaßnahmen zu unterlassen. Dies gilt besonders in Böden mit höheren Humusgehalten, bzw. Böden, die im letzten Jahr eine höhere Humusdüngung erfuhren. Bodenbearbeitungsmaßnahmen sollten möglichst extensiv erfolgen, indem sie nicht zu häufig und zu intensiv durchgeführt werden. Auf keinen Fall sollten Böden unmittelbar vor dem Winterhalbjahr bearbeitet werden. Das Zupflügen der Veredlungsstellen von Jungreben in winterfrostgefährdeten Lagen hat sich auf einen möglichst schmalen Bereich unter der Zeile zu beschränken. Tiefenlockerungsarbeiten nach der Traubenlese sind so auszuführen, dass der Pflanzenbewuchs nicht wesentlich gestört wird.

Soweit es die Vitalität der Reben und die Qualität der Trauben und Weine zulässt, sollte der Anteil an mehrjährig begrüntem Boden möglichst hoch sein.

Aktive Entnahme bzw. Bindung von mineralisiertem Stickstoff aus der Bodenlösung vor Winterbeginn

Neue Begrünungseinsaat im Jungfeld (Drillsaat)

Über den Sommer mechanisch offen gehaltene Bodenbereiche sind über die vegetationsfreie Zeit zu begrünen (Wildflora oder Gründüngung). Damit wird ein Teil des auswaschungsgefährdeten Nitratstickstoffes von den Begrünungspflanzen aufgenommen und über den Winter konserviert. Nach dem Einarbeiten des Bewuchses im nächsten Frühjahr wird dieser Stickstoff wieder freigesetzt und steht den Reben zur Verfügung.

Während Ertragsweinberge für die Winterbegrünung oftmals über genügend Samenpotential der Standortflora verfügen, begrünen sich Jungfelder durch das vorausgegangene Rigolen oder Tiefspaten nur sehr schleppend. Hier ist die aktive Einsaat von rasch wachsenden und tief wurzelnden Gründüngungspflanzen unumgänglich. Besonders Kreuzblütler wie Ölrettich, Winterraps und Winterrübsen, aber auch Winterroggen und Einjähriges Weidelgras, sowie Futtermalven sind als N-Fangpflanzen anzusehen und helfen übermäßige Nitratausträge zu vermeiden. Saatgemenge für die Winterbegrünung sollten mindestens 50 % frostfeste Pflanzen enthalten.

Müssen Begrünungsbestände bereits vor dem Winter niedergehalten werden, sollte dies in Wasserschutzgebieten bevorzugt durch Walzen geschehen. Wenn ein Einkürzen unumgänglich ist, sollte das Schnittgut möglichst unzerkleinert abgelegt werden. Dies gilt auch für Gras-Dauerbegrünungen.

Begrenzte N-Fixierung durch Knöllchenbakterien an Leguminosen

Durch die Symbiose von Leguminosen (z. B. Klee, Wicken, Erbsen, Bohnen) und Knöllchenbakterien (Rhizobium) können beträchtliche Mengen an Luft-Stickstoff fixiert und somit dem Weinberg zugeführt werden. Auch wenn die Leguminosen und ihre Wurzeln für die Bodenfruchtbarkeit von großer Bedeutung sind, ist ihr Einsatz in Wasserschutzgebieten zu begrenzen. So sollte ihr Anteil in Ertragsanlagen maximal 35 % betragen. In Jungfeldern ist in den ersten beiden Wintern auf Leguminosen völlig zu verzichten.

Keine übermäßigte Ansammlung von Humus im Boden

Die Wohlfahrtswirkung von Humus für Boden und Reben, insbesondere auch für die Weinqualität, ist unumstritten. Trotzdem muss er in Wasserschutzgebieten kritischer gesehen werden. Immerhin finden sich in Weinbergsböden je nach Humusgehalt 3 000 bis 10 000 kg N/ha in organischer Bindungsform. Davon können jährlich 0,5 bis 3 % mineralisiert werden. Diese Mineralisationsrate wird in wesentlichem Umfang durch Bodenart und Steingehalt, sowie der Bodenpflege beeinflusst. Böden mit hohem Sand- oder Steingehalt zeigen ein deutlich höheres Mineralisationspotential als ton- und schluffreiche sowie steinarme Böden. Je nach Bodenart bewegt sich der angestrebte Humusgehalt zwischen 1,5 und 2,9 % (siehe Tabelle 1).


TABELLE 1: Angestrebte Humusgehalte im Oberboden von Weinbergen.

  • organische Substanz = o. S.
Bodenart angestrebter Humusgehalt
leichte Böden (Sandböden) 1,5 bis 1,9 % o. S.
mittelschwere Böden (Lehm- und Schluffböden) 1,8 bis 2,4 % o. S.
schwere Böden (Ton- und Mergelböden) 2,0 bis 2,9 % o. S.


Durch eine wiederholt hohe Humusdüngung aber auch die langjährige Begrünung eines Bodens können die Humusgehalte stärker ansteigen. Sobald solche Böden intensiv gelockert und bewuchsfrei gehalten werden, kann es zu erheblichen Nitratausträgen ins Grundwasser kommen. Mit einer regelmäßigen Rotation der begrünten Gassen (alle 2 bis 5 Jahre) werden akkumulierte Humusmengen immer wieder teilweise abgebaut. Der freigesetzte Stickstoff kann für die Rebenernährung genutzt werden. Dadurch werden im Rahmen einer intensiven Bodenlockerung vor der Junganlage des Weinbergs keine übergroßen Stickstoffmengen mineralisiert und ausgewaschen.

Einzelnachweise


Literaturverzeichnis

  • Ziegler, B. (2013): Bodenpflegemaßnahmen in Wasserschutzgebieten. Abteilung Weinbau & Oenologie (Gruppe Weinbau), Dienstleistungszentrum Ländlicher Raum Rheinpfalz, Neustadt an der Weinstraße.
  • Ziegler, B. (2012): Bodenpflege im Weinbau. Abteilung Weinbau & Oenologie (Gruppe Weinbau), Broschürenreihe des Dienstleistungszentrums Ländlicher Raum Rheinpfalz, WEINBAU-INFORMATIONEN / Ausgewählte Themen für die Praxis, Neustadt an der Weinstraße: 72 Seiten.