Pflanzenschutztechnik

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Gesetzliche Bestimmungen für Pflanzenschutzgeräte

Die gesetzlichen Bestimmungen für Pflanzenschutzgeräte sind in den §§ 24 bis 30 des Pflanzenschutzgesetzes in der Neufassung vom 14.05.1998 geregelt.

§ 24 Inverkehrbringen; Einfuhr
Pflanzenschutzgeräte dürfen nur in den Verkehr gebracht oder eingeführt werden, wenn sie so beschaffen sind, dass ihre bestimmungsgemäße und sachgerechte Verwendung beim Ausbringen von Pflanzenschutzmitteln keine schädlichen Auswirkungen auf die Gesundheit von Mensch und Tier und auf Grundwasser sowie keine sonstigen schädlichen Auswirkungen, insbesondere auf den Naturhaushalt, hat, die nach dem Stande der Technik vermeidbar sind. Das Institut für Anwendungstechnik im Pflanzenschutz des Julius Kühn-Instituts (JKI, vormals BBA) kann vor Inverkehrbringen eines Pflanzenschutzgerätes jedoch selbst bestimmte Prüfungen an dem Gerät durchführen. Die Anforderungen, die das Gerät erfüllen muss, sind in Anlage 1 der Verordnung über Pflanzenschutzmittel und Pflanzenschutzgeräte (Pflanzenschutzmittelverordnung) in der Neufassung vom 09.03.2005 im Einzelnen aufgeführt. Geräte, für die seitens des Herstellers eine ordnungsgemäße Erklärung vorliegt und die Anforderungen des § 24 erfüllen, werden in die so genannte Pflanzenschutzgeräteliste eingetragen. Das JKI ist zur Veröffentlichung dieser Liste im Bundesanzeiger verpflichtet. Die o. a. Anforderungen an Pflanzenschutzgeräte gelten selbstverständlich auch für im Handel befindliche gebrauchte Geräte.
§ 25 Erklärung
Bevor ein Hersteller oder ein Händler ein neues Gerät in Verkehr bringt (Kleingeräte ausgenommen), hat er dem Institut für Anwendungstechnik im Pflanzenschutz am Julius Kühn-Institut eine Erklärung abzugeben, aus der Gerätetyp, Verwendungsbereich, Name des Herstellers etc. hervorgeht. Der Erklärung ist eine detaillierte Beschreibung des Geräts beizufügen, die eine eingehende Beurteilung des Geräts durch das JKI ermöglicht. Gemäß § 30 werden unter anderem die Länder ermächtigt, im Gebrauch befindliche Geräte in regelmäßigen Abständen kontrollieren zu lassen. Der „Geräte-TÜV“ ist seit 01. Mai 2002 auch für Sprühgeräte Pflicht und wird in Rheinland-Pfalz von autorisierten Landmaschinenwerkstätten durchgeführt.

Gebläsebauarten

Aufbau und Funktion verschiedener Gebläsebauarten - A) Ansicht von hinten, B) Ansicht von oben, c) Luftstrom (schematisch von oben)

Kriterien für die Leistung eines Gebläses sind die Luftfördermenge (m3/h) sowie die Luftaustrittsgeschwindigkeit (m/s). Die nebenstehende Abbildung gibt einen Überblick über die Bau- und Funktionsweisen der einzelnen Gebläsebauarten.


Axialgebläse

Sie fördern die Luft in axialer Richtung in der Art eines Propellers. Durch Luftleitbleche wird der Luftstrom auf der Ausgangsseite rechtwinkelig oder schräg zur Laubwand abgeleitet. Gebräuchlich sind heute Axialgebläse mit 20.000-35.000 m3/h Luftfördermenge und 20-40 m/s Luftaustrittsgeschwindigkeit. Bei Axialgebläsen mit einem Propeller weist die Luftströmung auf einer Seite einen Drall nach unten, auf der anderen Seite einen Drall nach oben auf (Drehrichtung des Propellers). Die Hersteller versuchen diesen störenden Effekt durch geschickte Anordnung von Leitblechen zu verringern. Auch bei Doppelaxialgebläsen (mit 2 gegenläufigen Propellern) kann der Drall nahezu verhindert werden.

Umkehraxialgebläse

Eine Sonderbauform mit verbesserten strömungstechnischen Eigenschaften stellen die Umkehraxialgebläse dar. Die Luft wird von vorn angesaugt und schräg nach hinten ausgestoßen. Gegenüber normalen Axialgebläsen ergibt sich eine bessere Anlagerung der Brühe, verminderte Abdrift zum Schlepper und damit eine verringerte Kontamination des Fahrers. Bei modernen Umkehraxialgebläsen kann der Anströmungswinkel des Luftstroms verändert und damit der Gassenbreite angepasst werden (enge Zeilen: mit spitzem Winkel schräg nach hinten; breite Zeilen: annähernd rechtwinkelige Anströmung).

Tangentialgebläse

Hierbei wird der Luftstrom von zwei senkrecht stehenden walzenförmigen mit Lamellen bestückten Lüfterrädern erzeugt. Der Vorteil dieser Geräte besteht in dem exakt parallel zum Erdboden ausgerichteten Luftstrom, der gegenüber Radialgebläsen zu geringerer Abdrift führt. Außerdem kann der Anströmungswinkel des Luftstroms verändert und damit der Gassenbreite angepasst werden. Die Leistungsdaten liegen zwischen denen der Axialgebläsen und Radialgebläsen.

Radialgebläse

Diese Gebläse fördern die Luft über Schaufelräder von innen nach außen (in radialer Richtung), von wo sie über Luftkanäle weitergeleitet wird. Sie weisen eine vergleichsweise geringe Luftfördermenge (bis 18.000 m3/h), aber eine hohe Luftaustrittsgeschwindigkeit (50-100 m/s) auf. Sie werden sowohl in Geräten mit pneumatischer Zerstäubung (z. B. Rückensprühgeräte) als auch mit hydraulischer Zerstäubung eingesetzt.

Pumpen

Kolbenpumpe - 1) Ölstand-Schauglas, 2) Öleinfüllschraube, 3) Druckausgleichsbehälter, 4) Druckventil, 5) Druckleitung, 6) Manometer, 7) Ölbad, 8) Ölablassschraube, 9) Pumpkolben, 10) Saugleitung, 11) Saugventil, 15) Wasserablasschraube


Membranpumpe - 4) Druckventil, 5) Druckleitung, 10) Saugleitung, 11) Saugventil, 12) Membrane, 14) Gestänge
Kolbenmembranpumpe - 4) Druckventil, 5 ) Druckleitung, 10) Saugleitung, 11) Saugventil, 12) Membrane, 13) Stützkolben

Die Kenndaten einer Pumpe sind:

  • der maximale Förderstrom (L/min) und
  • der maximale Druck (bar)

Für die am meisten verbreitete hydraulische Zerstäubung werden je nach Verwendungsbereich der Pumpe (Sprüh- oder Spritzverfahren) Drücke von 20 bar (bis maximal 60 bar) benötigt. Dabei sollte bei steigendem Druck der Förderstrom annähernd konstant bleiben. Diese Anforderungen werden nur von Pumpenbauarten erfüllt, die dem Typ der Verdrängerpumpe entsprechen. Hingegen wird bei der pneumatischen Zerstäubung nur ein sehr geringer Pumpendruck benötigt, der im Wesentlichen dazu dient, die Brühe bis zur Zerstäubungsvorrichtung zu fördern.

Kolbenpumpen

Bei Kolbenpumpen erfolgt eine taktweise Förderung und Druckerhöhung der Flüssigkeit. Je geringer die Kolbenzahl (üblich sind heute Zwei- oder Dreikolbenpumpen), desto größer sind die Druck- und Förderschwankungen. Um diese auszugleichen, verfügen Kolbenpumpen über einen Druckausgleichsbehälter. Bei neueren Pumpen erfüllt diese Funktion eine aufblasbare Gummimembran (Fülldruck 2-5 bar). Das schwingende Luftpolster dämpft die stoßweise Förderung.

Membran- und Kolbenmembranpumpen

Bei Membranpumpen ist der Pumpkolben durch eine Gummi- oder Kunststoffmembran ersetzt. Durch Hin- und Herbewegen der Membran wird Unterdruck zum Saugen bzw. Überdruck zum Fördern erzeugt. Membranpumpen sind aufgrund ihrer Bauart robust, erzeugen jedoch nur einen Druck von maximal ca. 20 bar. Um die Vorteile von Membranpumpen (unempfindlicher gegen aggressive Flüssigkeiten, preiswerter, kaum trockenlaufempfindlich) mit denen von Kolbenpumpen (hohe Drücke, konstanter Volumenstrom) zu kombinieren, entwickelte man Kolbenmembranpumpen. Hier wird die Membran durch einen Kolben abgestützt, so dass Drücke von ca. 40 bar erreicht werden. Ist die Membran porös, muss sie ausgetauscht werden. Im Fall einer Rissbildung gelangt Spritzflüssigkeit ins Getriebe und kann schwere Schäden hervorrufen. Auch bei Membran- und Kolbenmembranpumpen werden Druckausgleichsbehälter zum Ausgleich der Druckschwankungen benötigt.

Kreiselpumpen

Bei Geräten mit pneumatischer Zerstäubung können auch Kreiselpumpen eingesetzt werden. Diese kleinen, leichten und wesentlich billigeren Pumpen können nur einen geringen Druck aufbauen (ca. 2-10 bar), der jedoch bei pneumatischer Zerstäubung völlig ausreicht.

Brühebehälter und deren Befüllung

Brühebehälter bestehen heute meist aus Kunststoff (Polyäthylen oder glasfaserverstärktem Kunststoff). Die Vorzüge liegen in der hohen Widerstandsfähigkeit gegen aggressive Stoffe, der leichten Reinigung, dem geringen Gewicht und der Durchsichtigkeit des Materials. Außerdem müssen an die Behälter folgende Forderungen gestellt werden:

  • Sie sollen eine große Einfüllöffnung mit einem Einfüllsieb aufweisen und eine Vertiefung am Boden, an der sich der Ablauf befindet. Eine vollständige Entleerung muss auch in nicht waagrechter Lage möglich sein.
  • Die Behälter müssen Volumenmarkierungen aufweisen.
  • Im Idealfall ist eine Einspülvorrichtung (wirksame Anwenderschutzmaßnahme speziell bei Spritzpulvern) vorhanden.
  • Es muss ein leistungsfähiges Rührwerk (hydraulisch oder mechanisch) vorhanden sein, um Absetzvorgänge in der Spritzbrühe zu vermeiden.

Achtung: Beim Befüllen der Brühebehälter ist dafür Sorge zu tragen, dass keine Spritzbrühe in Gewässer, in die Kanalisation oder in das Wasserversorgungsnetz gelangt. Deshalb ist beim Befüllen aus der Wasserleitung unbedingt darauf zu achten, dass bei einem Unterdruck im Wassernetz keine Flüssigkeit aus dem Spritzbehälter zurückgesaugt wird. Dies kann durch Montage einer so genannten Rohrtrenneinrichtung, die wandseitig vor dem Wasserhahn installiert wird, sichergestellt werden. In jedem Fall ist der Füllvorgang zu beaufsichtigen.

Filter

Je nach Typ und Verwendungszweck verfügen Pflanzenschutzgeräte über mehrere Filter, die vom Einfüllsieb bis zu den Düsen zunehmend feinere Maschen aufweisen. Das Einfüllsieb in der Einfüllöffnung des Brühebehälters hat die Aufgabe, grobe Teile bei der Herstellung der Spritzbrühe zurückzuhalten. Zwischen Brühebehälter und Pumpe ist ein Saugfilter angeordnet, um Grobteile (wie z. B. im Behälter abgeplatzte Spritzmittelkrusten) von der Pumpe fernzuhalten. In modernen Geräten sind entweder zwischen der Pumpe und der Einstellarmatur oder zwischen der Einstellarmatur und den Düsen Feinfilter eingebaut, die als Druckfilter bezeichnet werden. Sie sind sehr robust, da sie dem von der Pumpe aufgebauten Druck ausgesetzt sind. Druckfilter sollten mit einem Spülventil ausgestattet sein, das eine schnelle Reinigung ermöglicht. In den Düsenkörpern finden sich die so genannten Düsenfilter, die Düsenverstopfungen vermeiden sollen. Ihre Maschenweite muss daher kleiner sein als der Durchmesser der Düsenbohrung.

Einstellarmaturen (Druckarmaturen)

Die Einstellarmatur eines Sprühgeräts hat folgende Aufgaben:

  • Einstellung und Überwachung des Spritzdrucks (Manometer)
  • Öffnen oder Verschließen der Druckleitungen zu den Düsen (ein- oder beidseitig)
  • Rückführung der überschüssigen Brühe über den Rücklauf (oft gleichzeitig hydraulisches Rührwerk)

Die Einstellarmaturen sollten gut erreichbar und möglichst im ständigen Sichtbereich des Fahrers liegen. Für die ordnungsgemäße Bedienung der Armaturen ist die Bedienungsanleitung der Gerätehersteller zu beachten.

Düsen

Spritzbild Hohl- oder Vollkegelform

Je nach Einsatzgebiet werden im Pflanzenschutz unterschiedliche Düsenbauarten eingesetzt.

Dralldüsen oder Rundstrahldüsen werden in Druckbereichen von 3-60 bar eingesetzt. Sie finden Verwendung bei Weinbausprühgeräten mit hydraulischer Zerstäubung (Druckbereich ca. 5-15 bar) sowie bei der Schlauchspritzung (Druckbereich ca. 30-60 bar). In Verbindung mit dem höheren Druck und durch den Einbau eines Drallkörpers kommt es zu einer feineren Zerstäubung und stärkeren Verwirbelung der Tropfen, was die geschlossene und gleichmäßige Ausbildung eines dünnen Spritzbelags begünstigt. Je nach Gestaltung des Drallkörpers hat das Spritzbild Vollkegel- oder Hohlkegelform. Im Weinbau gelangen nur Hohlkegeldüsen zum Einsatz.

symmetrische Flachstrahldüse (links), asymetrische Flachstrahldüse (OC-Düse, rechts)

Flachstrahldüsen wurden bisher im Weinbau vorwiegend im Niederdruckbereich zur Herbizidausbringung eingesetzt. Für Rebschutzmaßnahmen wurden sie lediglich in Spritzgestängen oder in Tunnelspritzgeräten verwendet. Zunehmend finden sie aber auch Einsatz in Sprühgeräten wie dem Tangentialgebläse. Das Spritzbild ist fächerförmig. Man unterscheidet im Wesentlichen zwischen symmetrischen und asymmetrischen Flachstrahldüsen (= OC-Düsen = Off Center Düsen). OC-Düsen sind besonders für die Unterzeilenstreifenbehandlung geeignet. Bei der Herbizidausbringung sollten abdriftarme Antidriftdüsen oder Injektordüsen verwendet werden, die große Tropfen mit wenig Abdrift produzieren.

oben:Düsenverband Flachstrahldüsen, unten: Düsenverband Rundstrahldüsen

Mehrere Flachstrahldüsen werden in einem Winkel von ca. 5° - 10° versetzt angeordnet, so dass sich die einzelnen Sprühstrahlen überlappen. Rundstrahldüsen werden im Düsenverband so eingestellt, dass sich eine geringe Überlappung ergibt. Die Flüssigkeitsausstoßmenge einer Düse wird durch die Größe der Düsenbohrung und den Spritzdruck bestimmt. Je höher der Druck und je größer die Düsenbohrung umso größer ist der Flüssigkeitsausstoß. Mit zunehmendem Druck verringert sich jedoch auch die Tropfengröße. Die Tropfengröße wird aber auch durch den Durchmesser der Düsenbohrung bestimmt – bei größerer Bohrung werden gröbere Tropfen erzeugt.

Injektordüse

Eine Besonderheit stellen die Injektordüsen dar. Bei dieser Düsenart wird durch Bohrungen im Seitenteil der Düse Luft in den Flüssigkeitsstrom in der Düse angesaugt (Venturi-Prinzip). Die den Flüssigkeitsausstoß bestimmende Bohrung sitzt hier beim Düseninnenteil (Injektor). Die Auslassöffnung ist nun wesentlich größer, was zwangsläufig zu einem starken Druckabfall innerhalb der Düse führt. Zusammen mit der größeren Auslassöffnung werden deutlich größere Tropfen erzeugt. Die Vermischung mit Luft innerhalb des Injektors führt zudem zu einem „Aufschäumen“ der Brühe und dadurch zu weniger abdriftgefährdeten Feintropfen, was vor allem bei der Herbizidausbringung, aber auch bei verlustmindernden Pflanzenschutzmaßnahmen vorteilhaft ist.

Ähnlich aufgebaut sind die abdriftarmen Antidriftdüsen. Sie besitzen keinen Injektor, haben aber ebenfalls zwei unterschiedliche Bohrungen – eine kleine, die die Ausstoßmenge bestimmt, und eine größere, an der die Tropfen erzeugt werden. Durch den fehlenden Injektor können diese Düsen deutlich kürzer gebaut werden. Die meisten der angebotenen Injektordüsen und Antidriftdüsen sind als Flachstrahldüsen ausgebildet.

Düsenkennzeichnung

Die Düsengröße und damit die Höhe der Ausstoßmenge werden über farbcodierte Düsenmundstücke und/oder codierte Kennzeichnung angegeben. Jede Farbe entspricht einem definierten Ausstoß. Leider verwenden nicht alle Hersteller die gleiche ISO-Norm Farbcodierung. Um Verwechslungen und daraus resultierende Anwendungsfehler zu vermeiden ist es deshalb wichtig, die zur jeweiligen Düse passende Düsentabelle des Herstellers zu verwenden.

Düsenverschleiß

Bei den Materialien der Düsenmundstücke (Düsenplättchen) ergibt sich hinsichtlich der Verschleißfestigkeit folgende Rangfolge:
Keramik - Edelstahl - Kunststoff - Messing
Kunststoff- und Messingdüsen sind am wenigstens verschleißfest und sollten lediglich im Niederdruckbereich (z.B. Herbizidausbringung) verwendet werden. Ausschlaggebend für den Düsenverschleiß ist:

  • die physikalische und chemische Aggressivität der eingesetzten Spritzmittel (feste oder flüssige Formulierung)
  • der Spritzdruck
  • die Einsatzdauer
  • das Material der Düse.

Mit zunehmendem Verschleiß wird der Durchmesser der Düsenöffnung größer. Dadurch steigt der Brüheausstoß, und das Tropfenspektrum verändert sich. Wenn der tatsächliche Brüheausstoß (feststellbar bei der Geräteprüfung) bei einem bestimmten Druck den angegebenen Brüheausstoß laut Tabelle um mehr als ca. 15 % überschreitet oder wenn der Ausstoß der einzelnen Düsen sich um mehr als 15 % voneinander unterscheidet, sollten die Düsenmundstücke ausgewechselt werden. Düsen mit Rückschlagventilen oder Tropfstoppventile unterbinden das Nachtropfen nach dem Abschalten des Flüssigkeitsstroms zu den Düsen und verhindern so eine ungewollte Belastung der Umwelt.

Verlustmindernde Geräte

Eine neue Generation von Pflanzschutzgeräten findet seit einigen Jahren zunehmende Verbreitung in der Praxis. Mit den so genannten Recyclinggeräten ist es möglich, einen hohen Anteil der Spritzbrühe, die sich nicht an der Laubwand anlagert, sondern die Laubwand passiert, wieder aufzufangen und in den Brühebehälter zurückzuführen. Grundsätzlich werden dabei drei Bauformen und Verfahren unterschieden:

  • Tunnelspritzverfahren: Ausbringung ohne Trägerluftstrom, Auffangen nicht angelagerter Spritzbrühe durch Tunnelwände
  • Kollektorverfahren: Ausbringung mit Trägerluftstrom, Herausfiltern nicht angelagerter Spritzbrühe am Tropfenabscheider (Kollektor)
  • Reflektorverfahren: Ausbringung mit Trägerluftstrom, Umlenkung des Luftstroms auf der Zeilenrückseite und Auffangen nicht angelagerter Spritzbrühe

Bei allen Bauarten ist die Rückgewinnungsrate umso höher, je kleiner die Blattfläche ist. Insbesondere bei Bekämpfungsmaßnahmen vor der Blüte lassen sich bis zu ca. 60 % der Brühe wieder auffangen; mit zunehmend dichterer Belaubung geht dieser Wert auf ca. 10-20 % zurück. Das Tunnelspritzgerät hat den Vorteil, dass zwei Reihen mit einer Fahrt von beiden Seiten behandelt werden, während bei den gebläseunterstützten Bauarten die Laubwände nur von der Fahrgassenseite angeströmt werden. Mit allen Geräten lassen sich durch die deutliche Verringerung der effektiv ausgebrachten Brühemengen erhebliche Kosten einsparen und Umweltbelastungen verringern, ohne dass es zu einem Abfall der biologischen Wirksamkeit kommt. Nachteilig sind insbesondere die großen Abmessungen und die teilweise starken seitlichen Schwankungen der Geräte zu werten, die zu Beschädigungen der Unterstützungsvorrichtung und des Geräts führen können. Breite Vorgewende und ebene Fahrbahnen sind daher unabdingbare Voraussetzungen für einen erfolgreichen Einsatz, der auch mit zunehmender Hangneigung schwieriger wird.

Das so genannte Sensorgerät tastet mit einem Lichtstrahl die Rebzeile ab, erkennt Lücken in der Laubwand und schließt über Magnetventile die entsprechenden Düsen, so dass nur dort Brüheausstoß erfolgt, wo tatsächlich eine Zielfläche vorhanden ist. Vorteilhaft ist der Einsatz besonders in Junganlagen oder in frühen Entwicklungsstadien bei noch nicht geschlossener Laubwand.

Pflanzenschutzgerätekontrolle

Mit der 4. Verordnung zur Änderung pflanzenschutzrechtlicher Vorschriften vom November 2003 wurde die bestehende Pflichtkontrolle für Feldspritzgeräte und für Sprühgeräte mit Luftunterstützung auch auf Spritzgeräte ohne Luftunterstützung für Raumkulturen ausgeweitet. Damit sind auch Spritzgestänge, Herbizideinrichtungen und Schlauchspritzanlagen kontrollpflichtig. Ausgenommen von der Kontrollpflicht sind nur Pflanzenschutzgeräte, die von einer Person getragen werden können. Vorrangiges Ziel der Kontrolle ist es, Mängel, Verschleiß und Undichtigkeiten an den Pflanzenschutzgeräten zu erkennen, um so vermeidbare Umweltbelastungen zu unterbinden. Alle in Gebrauch befindlichen Spritz- und Sprühgeräte müssen im dreijährigen Turnus (6 Kalenderhalbjahre) Gerätekontrollen bei anerkannten Kontrollwerkstätten durchlaufen (siehe auch Pflanzenschutz-Geräteverordnung). Bei erfolgreichem Abschluss der Kontrolle erhält der Gerätehalter einen Kontrollbericht und das Gerät wird mit einer Kontrollplakette versehen. Spritz- und Sprühgeräte ohne gültige Plakette dürfen seit dem 01. Mai 2004 nicht mehr eingesetzt werden. Die zuständigen Kontrollbehörden können nicht kontrollierte Geräte stilllegen und zudem ein Bußgeld bis zu einer Höhe von 50.000 € verhängen.

Durchführung der Kontrolle

Die Kontrolle der Pflanzenschutzgeräte und die Vergabe der Kontrollplaketten dürfen nur durch autorisierte Landmaschinenwerkstätten (mit amtlicher Anerkennung) erfolgen. Die Werkstätten müssen über geeignete Messgeräte und speziell geschultes Personal verfügen. Die Durchführung der Kontrolle muss nach den genau definierten Richtlinien der Biologischen Bundesanstalt erfolgen. Dabei wird der allgemeine Sicherheitszustand (z.B. Schutzvorrichtungen am Antrieb oder Gebläse) und die einzelnen Bauteile des Gerätes (Pumpe, Behälter, Rührwerk, Armatur mit Druckregler und Manometer, Leitungen, Filter, Düsen und Gebläse) sowie die Düsenverteilung (Spritzbild) überprüft. Alle am Gerät befindlichen Bauteile und vorhandene Zusatzausrüstungen müssen dabei voll funktionsfähig sein, z. B. Zusatzvorrichtung für Herbizidausbringung. Sind alle Anforderungen erfüllt, darf das Pflanzenschutzgerät mit einer Kontrollplakette versehen werden. Geräte mit geringen Mängeln können mit einer Plakette versehen werden, die Mängel sind aber umgehend vom Halter abzustellen.

Einzelnachweise


Literaturverzeichnis

  • B. Altmayer, J. Eichhorn, B. Fader, A. Kortekamp, R. Ipach, U. Ipach, H.-P. Lipps, K.-J. Schirra, B. Ziegler (2013): Sachkunde im Pflanzenschutz (Weinbau). 8. überarbeitete Auflage. Dienstleistungszentrum Ländlicher Raum (DLR) Rheinpfalz, Abteilung Phytomedizin. Neustadt an der Weinstraße.