Pflanzen von Pfropfreben und Topfreben

Aus Vitipendium
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Wuchsunterschiede im Jungfeld

Neben der richtigen Sorten- und Unterlagenwahl sind alle Maßnahmen, vom Pflanzen bis zu den Pflegearbeiten im ersten Standjahr, für die Lebensdauer und die Leistungsfähigkeit der Pflanzen von entscheidender Bedeutung. Störungen im Pflanzenwachstum im ersten Jungfeldjahr können langfristige Auswirkungen haben, deshalb soll hier auf die wichtigsten Ursachen eingegangen werden.

Vorbereitung der Pfropfreben

Reben vor dem Pflanzen über Nacht gut wässern!

In der Mehrzahl der Fälle wird das Pflanzgut bis kurz vor der Pflanzung in den Kühlhäusern der Rebenveredlungsbetriebe fachgerecht gelagert. Wichtig ist aber, dass die Reben 5 bis 10 Tage vor dem Pflanzen aus dem Kühlhaus herausgenommen werden, um sich langsam an die Außentemperaturen anpassen zu können. Dabei muss immer auf eine feuchte, schattige Lagerung geachtet werden. Vor dem Pflanzen sollen diese Reben über Nacht im Wasser stehen. Verzögert sich das Pflanzen um einige Tage, so muss das Wasser mehrfach ausgetauscht werden, damit die Wurzeln genug Sauerstoff bekommen und nicht zu faulen beginnen. Es versteht sich von selbst, dass die Behältnisse absolut frei von jeglichen Herbizidspuren sein müssen.

Das Zurückschneiden der Rebwurzeln sollte kurz vor dem Pflanzen erfolgen. Die Länge der Wurzeln ist dabei ausschließlich von der Pflanzmethode abhängig. Bei der Maschinenpflanzung können die Wurzeln auf zirka 15 Zentimeter zurückgeschnitten werden, während sie bei Verwendung des selten gewordenen Pflanzeisens auf zirka 1 Zentimeter eingekürzt werden. Die Wurzeln müssen also der Pflanzlochgröße angepasst sein und dürfen bei der Pflanzung nicht nach oben stehen.

Der Edelreistrieb wird auf 1 bis 2 sichtbare Augen eingekürzt. Sind mehrere Triebe vorhanden, wird jener Trieb genommen, der für den Stammaufbau am günstigsten steht. Die anderen Triebe werden auf Astring zurückgeschnitten.

Nach dem Zuschneiden werden die Reben zum Schutz vor Austrocknung paraffiniert, da ein Anhäufeln der Reben nach dem Pflanzen nur noch selten praktiziert wird. Werden die Reben vom Rebenveredlungsbetrieb pflanzfertig geliefert, so darf das Edelreis natürlich nicht nachträglich nochmals eingekürzt werden, da sonst die Schutzwirkung des Wachses weitgehend verloren geht.

Bodenschluss ist wichtig

Im Wurzelbereich dürfen nach dem Pflanzen keine Hohlräume verbleiben, damit die frisch austreibenden Wurzeln sofort Bodenkontakt haben, um Wasser und Nährstoffe aufnehmen zu können. Eine wichtige Voraussetzung dafür ist eine gute Vorbereitung des Bodens im Jungfeld, damit ein krümeliger Boden vor dem Pflanzen vorliegt. Am wenigsten Probleme hat man damit, wenn das Rigolen noch vor dem Winter durchführt wird und eine tiefe Frostgare eintreten kann. Leider ist dies besonders bei Flurbereinigungsverfahren nicht immer möglich.

Bei Handpflanzungen ist ein guter Bodenschluss durch die Verwendung von feiner Erde oder Pflanzerden immer möglich und bei einem anschließenden Angießen auch optimal. Bei der Maschinenpflanzung wird der Bodenschluss durch das Andrücken der Erde über die nachlaufenden Räder vorgenommen. Bei einem krümeligen Boden fällt die Pflugfurche auch leicht zu, bei einem schweren, klotzigen und sehr feuchten Boden fällt kaum feiner Boden nach und es bleiben auch nach dem Andrücken durch die Räder manchmal Hohlräume zurück, welche auch nicht durch eine nachträgliche Bewässerung geschlossen werden können. Dann entstehen u.a. die sogenannten Problemjungfelder.

Wird die Pflanzung bei einem sehr nassen Boden durchgeführt, kann es auch im Jungfeld schon zu Verdichtungen im Wurzelbereich kommen, welche durch eine zusätzliche Wässerung noch verstärkt werden kann. Dies führt zu Sauerstoffmangel an den Wurzeln, der dann im Extremfall zum Abfaulen der Wurzeln führt. Hier hilft nur ein tiefes Lockern mit dem Grubber, damit das Wasser aus den tieferen Bodenschichten verdunsten und Sauerstoff in den Wurzelbereich für die Bildung frischer Wurzeln gelangen kann.

Ein weiteres Problem in Jungfeldern kann durch die falsche Verwendung von Mineraldüngern entstehen. Bei einer hohen Vorratsdüngung oder einer sehr späten Mineraldüngung kommt es im Wurzelbereich besonders bei Trockenheit zu hohen Salzkonzentrationen kommen, die dann die jungen Wurzeln stark schädigen. Deshalb sollte generell auf eine hohe Kalium-Düngung vor dem Rigolen verzichtet werden. Auch beim Pflanzen selbst, oder in der Pflanzerde hat der Mineraldünger nichts zu suchen. Jede Rebe hat zunächst so viele Reservestoffe für den Austrieb und die Wurzelbildung in sich und nahezu alle Weinbergsböden halten genug Nährstoffe für die jungen Reben zur Verfügung. Geringe Stickstoff-Gaben können dann etwas später nach der Pflanzung gegeben werden. Aber die jungen Reben dürfen nicht zu mastig werden, damit sich ein gesunder und widerstandsfähiger Stamm aus dem einjährigen Trieb entwickeln kann.

Topfreben beziehungsweise Kartonagereben

In den vergangenen Jahren wurden verstärkt Topf- oder Kartonagereben gepflanzt. Auch bei diesen Pflanzen sind einige Grundregeln zu beachten, damit sich ein wüchsiges Jungfeld entwickeln kann.

  • Zunächst ist es wichtig, dass die grünen Triebe abgehärtet sind, dies ist von besonderer Bedeutung, wenn es zum Pflanzzeitpunkt sehr warm und sonnig ist. Wurden die Topfreben nicht bereits beim Rebveredler abgehärtet, was die Regel ist, dann sollten sie einige Tage beim Winzer im Freien stehen, aber nicht der starken Sonneneinstrahlung ausgesetzt werden.
  • Sehr empfindlich bei den Topfreben ist der Wurzelbereich. Dies muss bei jedem Transport oder Bewegung der Reben berücksichtigt werden, denn bereits ein festes Aufstoßen auf den Boden kann zum Abreißen von Wurzeln führen. Deshalb dürfen die frisch gepflanzten Topfreben im Gegensatz zu den Pfropfreben im Pflanzloch nicht angedrückt werden. Der Bodenschluss wird hier durch ein kräftiges Wässern, wenn das Pflanzloch gut zur Hälfte mit Erde gefüllt ist, erreicht.
  • Die grünen Triebe der Topfreben dürfen nur locker am Pflanzpfahl angebunden werden, damit sich die Pflanze mit dem Boden absetzen kann. Es versteht sich von selbst, dass die Topfreben nach dem Pflanzen einem besonderen Wasserstress ausgesetzt sind. Deshalb muss je nach Wetterlage die kritische Zeit mit ein bis zwei Wassergaben überbrückt werden.
  • Auch Topfreben können mit der Maschine gepflanzt werden. Dabei ist es aber wichtig, dass die Tiefeneinstellung stimmt. Durch eine zu flache Pflugsohle haben unter Umständen die Töpfe bereits Kontakt zur Pflugsohle, bevor die Pflanze gerade steht. Dies führt dann dazu, dass die Rebe durch die Halterung aus dem Topf herausgerissen wird und praktisch alle Wurzeln abreißen. Solche Reben gehen in der Regel ein, da die Wasserversorgung nicht ausreicht.
  • Grundsätzlich kann festgestellt werden, dass die Pflanzung von Topfreben in sehr schweren und nassen sowie in sehr steinigen Böden als problematisch anzusehen ist und auf diesen Böden deshalb vorrangig mit Pfropfreben gearbeitet werden sollte.


Bei Problemen rechtzeitig Beratung einschalten!

Wie schon erwähnt, ist eine gute Pflege des Jungfeldes im ersten Jahr für die Leistungsfähigkeit und die Lebensdauer der Reben von entscheidender Bedeutung. Man muss sich deshalb oft wundern, wenn dann im September oder gar erst im Oktober Reklamationen kommen, die Jungreben wachsen nicht. Oft ist bei einer späten Besichtigung die Ursache des schlechten Wachstums nur noch schwer festzustellen und zum anderen kann man nur noch schwer Gegenmaßnahmen ergreifen, da die Vegetationsperiode praktisch schon zu Ende ist.

Der Winzer ist auch verpflichtet, auftretende Mängel umgehend zu melden und nur, wenn es noch nachweisbar ist, dass das Pflanzmaterial schadhaft war, kann der Winzer Ersatz vom Rebenveredlungsbetrieb bekommen.

Abschließend soll noch auf ein Schadbild aufmerksam gemacht werden, welches häufig in Jungfeldern aufgetreten ist. Nach dem Austreiben der Knospen zeigte sich ein starker Kümmerwuchs mit Deformationen der Triebe, ähnlich wie bei einem Befall durch die Kräuselmilbe. Auf diesen Trieben bzw. Blättern konnten aber zahlreiche Thripse gefunden werden, die zum Teil auch unter dem Rebwachs an den jungen Knospen zu finden waren.

Einzelnachweise


Literaturverzeichnis

  • Zink, M. (2014): Pflanzen von Pfropfreben und Topfreben. Abteilung Phytomedizin (Gruppe Weinbau), Dienstleistungszentrum Ländlicher Raum Rheinpfalz, Neustadt an der Weinstraße.