Geschichte des Rebschnitts

Aus Vitipendium
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Beim Rebschnitt handelt es sich um eine wichtige Kulturmaßnahme, die bereits zu Beginn des Weinbaus eine Rolle spielte. Das Schneiden der Reben wird bereits im 12. Tafelgesetz (Altes Testament) erwähnt. Das Gesetz des Romulus besagt, es sei Sünde, den Göttern Wein von unbeschnittenen Reben zu opfern.
Der Rebschnitt diente immer dazu, die Fruchtbarkeit des Rebstockes zu fördern und zu regulieren. Er wurde im Altertum und im Mittelalter in allen Weinbauländern mit dem Rebmesser durchgeführt. Einer Legende nach aus vorchristlicher Zeit war es angeblich ein Esel oder eine Ziege, welche an wild wachsenen Reben über Winter die einjährigen holzigen Triebe abbissen. Aus diesen Stummeln entwickelten sich im folgenden Jahr volle und saftige Trauben. Die Menschen erkannten das und schnitten fortan die Rebe selbst zurück. Daraus entwickelten sich im Laufe der Jahrhunderte immer ausgefeiltere Schnitt- und Kulturformen im Rebbau.

Schnittregeln

Es gibt drei Schnittregeln, die zur Zeit des Römischen Weinbaus formuliert wurden.

  • Die Tragruten sind vom einjährigen Holz, das auf zweijährigem Holz steht, zu schneiden.
  • Es sind Zapfen zum Verjüngen anzuschneiden.
  • Der Schnitt soll vom Auge weggeführt werden.

Werkzeuge

Das Rebmesser hieß bei den Römern sicilis, daraus haben sich die deutschen Begriffe Sesel und Sichel entwickelt.
Bis 1870 wurden Sesel römischen und gallorömischen (griechischen) Ursprungs eingesetzt. Letztere sind etwas größer und waren aufgrund ihres Beilfortsatzes besonders für Bockschnitt geeignet. Später wurden die Sesel unterschieden in stärker gebogene, sichelförmige, kräftigere Werkzeuge, die zum Rebschnitt und zur Arbeit am Balkenwerk dienten, und in solche, die weniger gebogen und leichter waren, und für die Traubenlese und den Laubschnitt verwendet wurden.
Die ersten Scheren wurden ab 1800 zum Traubenschneiden benutzt. Ab 1830 wurden spezielle Scheren zum Rebenschnitt entwickelt, zuerst mit Blattfedern, dann mit Spiralfedern. Ab 1870 wurden nur noch Scheren zum Rebschnitt im pfälzischen Weinbau verwendet. Den Sesel, das römische Rebmesser zum Rebschnitt, fand man in der Pfalz über Jahrhunderte hinweg in vielen Torschlusssteinen und Wappen von Weinbaugemeinden.

Quellen

  • Adams, Jakob, Schumann (1997): Weinkompendium. Verein der Absolventen der Staatlichen Lehr- und Forschungsanstalt für Landwirtschaft, Weinbau und Gartenbau. Neustadt an der Weinstraße. 113. 
  • Bassermann-Jordan, Friedrich (1991): Geschichte des Weinbaus. Nachdruck Pfälzische Verlagsanstalt Neustadt/Weinstraße. Neustadt an der Weinstraße. ISBN 3-87629-181-x
  • Schreiber, Georg (1980): Deutsche Weingeschichte. Rheinland Verlag Köln. Köln. ISBN 3-7927-0331-9
  • Weeber, Karl-Wilhelm (1993): Die Weinkultur der Römer. Artemis und Winkler München. München. ISBN 3-7608-1093-4
  • Woschek, Heinz Gert (1971): Der Wein. Callwey Verlag. München. ISBN 3-7667-0207-6