Geschichte der Rebenerziehung

Aus Vitipendium
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Die Reben- und Weinkultur wurde in der Pfalz etwa ab 100 n. Chr. durch die römische Besatzung eingeführt. Mit ihr kamen verschiedene Arten der Rebenerziehung, die sich im Laufe der Zeit veränderten und ersetzten.
Die römische Besatzung führte fünf Arten der Rebenerziehung ein:

  • die kriechenden Erziehung
  • die Bockerziehung
  • die Pfahlkultur
  • die Rahmenkultur
  • die Kammerkultur.

Von diesen fünf Möglichkeiten wurden die 3 letzteren in den pfälzischen Weinbau eingeführt. Im Laufe der Jahrhunderte entwickelten sich folgende in der Pfalz vorherrschenden Erziehungs- und Unterstützungsarten:

Raum Erziehungsart
Doppelkammeranlage Raum Südpfalz, Maikammer bis Landau Schenkel und Bogreben
Einfachkammeranlage Raum Neustadt bis Maikammer Schenkel und Bogreben
Offene Rahmenanlage Raum Neustadt bis Bad Dürkheim Schenkel und Bogreben
Offene Rahmenanlage Raum Bad Dürkheim bis Grünstadt Kopfschnitt und Strecker sowie Bockschnitt bei Riesling, Traminer
Pfahlanlage Raum Nordpfalz Schenkel und Bogreben

Ab 1840 wurde die Holzbalkenanlage durch die Drahtrahmenanlage abgelöst. Etwa ab 1800 wurde der Weinbergsdraht bekannt. Um 1840 kam es zu einer Umstellung der offenen Rahmenanlage auf eine niedere Pfälzer Drahtrahmenanlage, vor allem im Bereich Mittelhaardt-Deutsche Weinstraße (früheres Unter- und Mittelhaardt). Um 1860 wurde die Doppelkammer- und Einfachkammeranlage im Bereich Südliche Weinstraße (frühere Oberhaardt) über die geschlossene Holz-Drahtkammeranlage zur hohen (0,75 m) Pfälzer Drahtanlage umgestellt, die auch Edenkobener Jochanlage oder Oberpfälzer Erziehung genannt wurde. Bis 1945 wurden alle Anlagen auf Drahtanlagen umgestellt. Die Anlagenhöhen erreichten bis zu 1 m, die Reihenweite betrug etwa 1,10 - 1,40 m, der Stockabstand 1 - 1,10 m. Es wurden 3 bis 5 feste Drähte verwendet. Ab 1945 bis heute fand eine Umstellung der niederen Drahtrahmenanlagen auf hohe moderne Spalier-Drahtrahmenerziehungen statt. Des weiteren kam es zu einer Umstellung auf Pfropfrebenweinbau. Ab 1955 wurde die Weitraumanlage (Lenz-Moser-Anlage) eingeführt, die jedoch zeitweise nur eine Verbreitung bis 5 % erfuhr.


Quellen

  • Adams, Jakob, Schumann (1997): Weinkompendium. Verein der Absolventen der Staatlichen Lehr- und Forschungsanstalt für Landwirtschaft, Weinbau und Gartenbau. Neustadt an der Weinstraße. 112. 
  • Bassermann-Jordan, Friedrich (1991): Geschichte des Weinbaus. Nachdruck Pfälzische Verlagsanstalt Neustadt/Weinstraße. Neustadt an der Weinstraße. ISBN 3-87629-181-x
  • Schreiber, Georg (1980): Deutsche Weingeschichte. Rheinland Verlag Köln. Köln. ISBN 3-7927-0331-9
  • Weeber, Karl-Wilhelm (1993): Die Weinkultur der Römer. Artemis und Winkler München. München. ISBN 3-7608-1093-4
  • Woschek, Heinz Gert (1971): Der Wein. Callwey Verlag. München. ISBN 3-7667-0207-6