Geschichte der Düngung im Weinbau

Aus Vitipendium
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Bereits die Römer düngten ihre Äcker und Weinberge. Sie hatten einen eigenen Mistgott, Stercutus. Columella unterschied bereits 3 Arten von Dünger: den Vogeldünger (Vogelmist), den Viehdünger (Viehmist) und den Menschendünger (menschl. Ausscheidungen).

Bis 1850

Die Düngung im Weinbau war vorwiegend organischer Natur. Als Dünger dienten

  • Rückstände: Blätter, Trester wurden jedoch oft verfüttert, Rebschnittholz wurde ausgetragen und zum Heizen und Kochen und Backen verwendet (Ofenbestückung)
  • Stallmist: auf Stroh- oder Laubbasis vorwiegend Rinder, als Einstreu wurde Laub von Wäldern geholt, Stroh wurde meist verfüttert
  • Kompostmaterial: Abfälle, Straßenkehricht, Handwerksabfälle
  • Wiesengrund (von Wiesen abgetragener Oberboden mit hohen organischen Anteilen --> abgestochene Rasenplaggen)
  • Erde und feines Steinmaterial zur K, Mg, und Ca Versorgung: Mergel (Keuper zur Kalkung und Bodenerwärmung), Schiefer, Basalt, Löß u. a.
  • Tierhaare, Lumpen, Wollabfälle (Phosphatdünger)
  • Horn (Phosphatdünger)
  • Ruß
  • Abfälle aus der Seifensiederei (Pottasche als Kalidünger)
  • im Umfeld größerer Städte wurde der Inhalt der Klärgruben sowie Speiseabfälle von Bauern geleert und zum Zweck der Düngung verwendet

Diese Dünger wurden mit Körben und Logeln in die Rebfläche eingetragen.

Ab 1850

Neben der organischen Düngung mit den oben genannten Stoffen, wurde zu dieser Zeit auch die Mineraldüngung eingeführt (Thaer, Sprengel, Justus von Liebig). Organische Düngemittel wurden jedoch auch weiterhin eingetragen. Zunächst wurden Mistgräben (Kauten) ausgehoben. Anschließend wurde der Dünger eingetragen und der Stallmist gedeckt. Der Mistschlitten für die tierische Zugkraft wurde zunehmend eingesetzt. Mineraldünger wurde mit der Düngerwanne ausgebracht. Für gut mit Nährstoffen versorgte Weinberge war der Ausdruck gebräuchlich "Dieser Wingert steht da wie in der Mistkaut gewachsen".

Ab 1900

Die Düngung mit mineralischem Handelsdünger wurde gleichwertig der organischen Düngung. Mit folgenden Mitteln wurde zu dieser Zeit gedüngt:

  • Mineralische Handelsdünger
  • Organische Handelsdünger
  • Wirtschaftseigene organische Dünger (Stallmist, Kompost)

Die Düngung mit organischem Massendünger wird nur noch mehrjährig durchgeführt.

Ab 1950

Mit der Entwicklung der Betriebe zu Spezialbetrieben nahn die Versorgung mit wirtschaftseigenen Düngern ab. Die Humusversorgung wurde auf unterschiedliche Arten sichergestellt:

  • Dauerbegrünung, zeitweise Begrünung, Gründüngung,
  • Kompost, Stroh, Müllkompost, Klärschlamm, Rindenabfälle, Rückstände aus der Weinbereitung u. ä.

Die Düngung mit mineralischem Handelsdünger wurde zur Regel. Für die Ausbringung der organischen und mineralischen Dünger wurden Maschinen und Geräte entwickelt.

Quellen

  • Adams, Jakob, Schumann (1997): Weinkompendium. Verein der Absolventen der Staatlichen Lehr- und Forschungsanstalt für Landwirtschaft, Weinbau und Gartenbau. Neustadt an der Weinstraße. 115. 
  • Bassermann-Jordan, Friedrich (1991): Geschichte des Weinbaus. Nachdruck Pfälzische Verlagsanstalt Neustadt/Weinstraße. Neustadt an der Weinstraße. ISBN 3-87629-181-x
  • Schreiber, Georg (1980): Deutsche Weingeschichte. Rheinland Verlag Köln. Köln. ISBN 3-7927-0331-9
  • Weeber, Karl-Wilhelm (1993): Die Weinkultur der Römer. Artemis und Winkler München. München. ISBN 3-7608-1093-4
  • Woschek, Heinz Gert (1971): Der Wein. Callwey Verlag. München. ISBN 3-7667-0207-6