Biegen und Binden

Aus Vitipendium
Wechseln zu: Navigation, Suche
Moderne Halbbogenanlagen haben einen Biegedrahtabstand von 20 cm bis 30 cm

Wird auf langes Fruchtholz geschnitten, also Fruchtruten statt Zapfen oder Strecker, so müssen diese durch Biegen und Binden im Drahtrahmen untergebracht werden. Erst durch das Neigen in die Horizontale wird die Apikaldominanz gebrochen und es kommt zum sprichwörtlichen „Saftstau“ in der Rute. Die Lage der Augen auf ein gleiches Höhenniveau bewirkt, dass sie gleichmäßig im Austrieb gefördert werden. Durch Binden bleibt die Rute am Draht gut fixiert. Sie behält ihre Position auch unter der zunehmenden Traubenlast bis zur Ernte. Beim nachfolgenden Rebschnitt sollte die Bindung wiederum möglichst arbeitssparend gelöst werden können.

Passen die Drahtabstände noch zu Anschnitt und Erziehung?

Ohne Veränderung des Drahtrahmens einer früheren Pendelbogenerziehung wurde die Bogrebe lediglich als Flachbogen um den Überbiegedraht gewickelt. Besser: Zuvor oberen Biegedrahtraht und erste Heftstation tiefer setzen -> höhere Laubwand

Mittlerweile hat sich in jüngeren Anlagen ein zeitgemäßer Biegedrahtabstand von 20 bis 30 cm durchgesetzt. Häufig zeigen ältere Anlagen noch „überholte“ Biegedrahtabstände von 40 cm und mehr, dies führt bei schwächerem Wuchs zu vermehrten Kurztrieben bzw. eingekürzten Schnabelruten. Diese Anlagen sind sowohl aus Sicht der Arbeitswirtschaft als auch aus Sicht der Traubenqualitäten nicht mehr optimal und erinnern noch an Zeiten vor Einführung des Hektarhöchstertrages. Es kann sich lohnen, solche Anlagen umzustellen, indem Drähte versetzt werden oder neues Drahtmaterial eingezogen wird. Nur nach dem Rebschnitt und vor dem Biegen, wenn der Drahtrahmen sowieso gewartet wird, lassen sich diese Umstellungen vornehmen. In abgängigen Anlagen lohnt sich der Aufwand aber kaum. Hier kann stattdessen eine Flachstrecker-Erziehung erfolgen. Dabei wird die Fruchtrute als Flachbogen auf den Überbiegedraht gelegt. Eine Verringerung der Triebzahl kann auch durch frühzeitiges Ausbrechen der Triebe am vorderen Bogen erfolgen. Eine Umstellung der Erziehung erübrigt sich in dem Fall.

Biegen, das A und O bei der Rebenerziehung

Beispiel für einen zu hoch aufgebauten Stamm.

Manches „Gewirr“ im Stockaufbau ist allein durch unsachgemäßes oder übervorsichtiges Biegen begründet. Häufig liegt die Bogrebe auch nicht fest am Draht an. Stehen Bogenteile stärker ab, so können die grünen Triebe schlechter in den Drahtrahmen eingeheftet werden. Nachlässigkeit beim Biegen wirkt sich daher ungünstig auf nachfolgende Stockarbeiten aus. Folglich findet sich beim nächstjährigen Anschnitt zunehmend kein passendes Holz mehr und der Stock gerät zwangsläufig „außer Form“. Die Stämme bauen sich hoch, so dass zukünftig kein gleichmäßiger Bogen mehr ausgeformt werden kann. Gerade die Sorte Portugieser ist dafür besonders prädestiniert, da mangels Austriebsvermögen aus dem oberen Stammbereich keine Verjüngungsschnitte auf tiefer stehenden Wasserschossen möglich sind. Ein zielführender Rebschnitt erleichtert die Biegearbeiten wesentlich und erlaubt gute, solide Bindearbeiten bei geringem Zeitaufwand. Je gleichmäßiger Schnittbild und Erziehung, umso effektiver können diese Formierungsarbeiten durchgeführt werden.

Blickfeld Biegen, worauf ist zu achten?

Darauf sollte beim Biegen geachtet werden:

  • Gut gewarteter Drahtrahmen, Biegedrähte sollten zuvor straff gespannt sein, die unteren Heftdrähte werden nach Möglichkeit abgelegt oder in eine obere Station verhängt. Rebstämme sollten dabei elastisch und dauerhaft fixiert sein (am Draht bzw. am Pflanzstab), sodass Ersatzbindungen die Ausnahme bleiben.
  • Beim Anschnitt sollte bereits darauf geachtet werden, auf welche Seite später gebogen wird. Falls die anzuschneidende Rute doch sehr hoch positioniert ist (bei überhöhtem Stämmchen), sollten die untersten Internodien bereits in die beabsichtigte Biegerichtung zeigen. Dies klappt in der Regel gut, wenn sie aus dem vorjährigen Bogen entstammt. Dann besteht der vordere Bogenteil auszweijährigem Holz, das im Vergleich zu mehrjährigem Holz noch elastisch ist. Steht die Rute hingegen senkrecht auf dem Kopf, so muss diese an der Basis um 90 Grad gewunden werden, wenn sie trotzdem fest am Draht anliegen soll.
  • Bei „schwierige Fällen“ kann die Rute während des Biegevorgangs gleichzeitig in sich um ein Viertel verdreht werden. Diese auch als „Krächen der Rute“ bezeichnete Torsion (Verdrillung) ist mit einem merklichen Knacken begleitet. Holzbrücken (Querverstrebungen) am Nodium brechen auf. Die Rute wird elastischer und geschmeidiger.
  • Dicke oder mangelhaft ausgereifte Ruten lassen sich allgemein schlecht biegen. Sehr starke Ruten können beim Anschnitt stattdessen auf einen starken Geiztrieb abgeleitet werden, der in der Regel ausreichend fruchtbar ist. Oft sind dies Stöcke, die bereits im Vorjahr Rutenbruch erlitten. Die wenigen Triebe am Kopf wurden entsprechend mastig.
Zum Austrieb sollten Biegearbeiten beendet sein, sonst brechen junge Triebe leicht ab. Die Ausnahme sind Frostruten, die erst im Mai gebunden werden, falls die Eisheiligen Schaden angerichtet haben.
  • Bruchgefährdete Sorten wie Portugieser, Dornfelder, Kerner oder Lemberger möglichst bei hoher Luftfeuchtigkeit und milderen Temperaturen biegen. Leichter Nieselregen bietet hier optimale Bedingungen. Bereits blutende Ruten vermindern die Bruchgefahr ebenfalls, wobei diese aber bei sonnigem Wetter äußerlich dennoch trocken sind. Zur Sicherheit kann eine Frostrute angeschnitten werden. Die Ersatzrute wird nach erfolgreichem Biegen bzw. nach Ende der Frostgefahr stammnah entfernt.
  • Nach Möglichkeit nicht über den Ersatzzapfen biegen. Dies hat Verdichtungen zur Folge.
  • Etwas Holzüberstand an der Schnittstelle vermeidet das Ausreißen der Rute an der Basis. Das sollte beim Rebschnitt beachtet werden.
  • Bei der Einbogenerziehung können die Ruten immer in die Laufrichtung nach vorne gebogen werden. Dies spart etwas Arbeitszeit, da nicht „rückwärts“ gearbeitet werden muss. Bei der Vollernterlese kann es vorteilhaft sein, wenn jede zweite Reihe entgegengesetzt gebunden wurde und somit immer in Biegerichtung gefahren werden kann. Jedoch ist die Windbruchgefahr nach dem Austrieb höher, wenn gegen die Windrichtung (also bei Westwind gegen Westen) gebogen wird.
  • In Steilhängen fördert bergab zu biegen den Neuaustrieb am Stammbereich, da das Bogenende dann tiefer als der Stammkopf liegt und somit Triebe im Kopfbereich stärker treiben. Andererseits wachsen Triebe nach oben gebogener Halbbögen am Rutenende aufrechter in den Draht, sie kippen nicht nach unten weg. Dies erleichtet die Heftarbeit. Bei starkem Wuchs kann ein „Bergaufbiegen“ arbeitssparender sein. Wuchsschwache Reben sollten aber generell bergab gebogen werden, um kräftiges Anschnittholz aus der Stammbasis zu generieren.

Materialien und Haltbarkeit

Übersicht Arbeitszeiten und Materialkosten (€ ohne MwSt.) bei der Rutenbindung (Stand 2006)(Berechnet auf 4500 Stock/ha mit 2 Bogen/Stock); in Rot sind die neueren Geräte aufgeführt
Übersicht Bindeklammern und Bindedraht

Bewährt haben sich Bindegeräte mit Drahtdrillung. Auch Kunststoff- oder Drahtklammern, die mehrfach verwendet werden, sind regional von Bedeutung. Sie sollten aber gut vollerntertauglich sein. Als Einwegmaterial haben sich seit längerem papierummantelte Drähtchen bewährt. Ihre Befestigen durch Verdrillen ist jedoch aufwändiger, besonders das Lösen (Aufschneiden) beim nächsten Rebschnitt. Traditionelle Bindeweiden werden nur noch selten eingesetzt, sie waren früher weit verbreitet. Sie überzeugen durch ihre positive Umweltbilanz, sind aber in der Handhabung von moderneren Werkstoffen weitgehend abgelöst worden. Zudem lassen sie sich nicht überlagern, da sie austrocknen. Werden sie nicht selbst erzeugt, sind Weiden auch verhältnismäßig teuer.

Optimal sind Bindungen, die durch leichtes Wegziehen gelöst werden können. Diese Einweg-Materialien halten aber nicht immer der Spannung der Rute stand. Ebenso können sie sich vorzeitig lösen, wenn eine schwere Traubenlast auf die Bindung drückt. Dann können traubentragende Triebe durchbrechen und abknicken. Bei Vollernterlese führt dies zu Ernteerschwernissen und -verlusten. Besonders reichtragende Sorten wie Dornfelder sind gefährdet. Daher muss gegebenenfalls ein stabileres und haltbareres Material zum Einsatz kommen. Entscheidend sind für die Auswahl der Geräte und Materialien das Handling und die Arbeitsgeschwindigkeit. Ganz entscheidend ist auch ermüdungsfreies Arbeiten bei tagelangem Einsatz. Hier verbergen sich die wesentlicheren Kosten als bei der Berechnung des reinen Materialpreis pro Bindung. Denn eine eingesparte Stunde Arbeit pro Hektar bei etwas teurerem Material gleicht die Mehrkosten mehr als aus.

Halbbogen biegen

Der Halbbogen gilt als biegefreundlicher und bruchsicherer, da die Knickstellen in der Regel nicht so belastet werden, wie beim Flachbogen. In unseren heutigen, maschinengerechten Anlagen sollte darauf geachtet werden, dass alle Ruten auch gut am Biegedraht anliegen. Bei der Halbbogenerziehung muss dazu meist die Rute zunächst zwischen oberem und unterem Biegedraht auf die Gegenseite gelenkt werden. Mit der freien Hand kann die Rute an der beabsichtigen Knickstelle an den Draht geführt werden, um das Biegen zu erleichtern und Rutenbruch zu vermeiden. Dann wird sie lediglich einmal über den Überbiegedraht geschlagen und am unteren Draht fixiert. Mehrfaches Umwickeln langer Ruten kann zur Überbrückung von Lücken sinnvoll sein, das Entfernen der Bogrebe im Winter ist dann aber aufwändiger. Der abfallende Bogenbereich sollte möglichst schräg auslaufen. Wird er mehr oder minder senkrecht nach unten gezogen, führt dies vermehrt zu eingekürzten Trieben bzw. Verdichtungen. Nach dem Anbinden sollte die Bogrebe an zwei Stellen am oberen Biegedraht anliegen und unter leichter Spannung stehen (siehe Abbildung). Bei starker Rutenspannung kann sich eventuell zu schwaches Bindematerial lösen.

Stämmchen auf Höhe knapp über dem unteren Biegedraht lassen den Biegevorgang problemlos durchführen. Der lange aufsteigende Bogenast führt aber verstärkt zu Schwachtrieben (Auswirkung der Apikaldominanz). Als mögliche Ruten genügen sie nicht immer den Kriterien für gutes Anschnittholz. Folge ist, dass die Stämme langfristig nicht auf einheitlicher Höhe gehalten werden können, die Kopfbildung wird erschwert. Wird der Stamm regelmäßig unterhalb des unteren Drahtes verjüngt, muss zudem die Stammbindung regelmäßig erneuert werden. Um dem vorzubeugen sollten bei Sorten mit hoher Austriebsbereitschaft am Altholz (Riesling, Burgundersorten, Morio-Muskat und Silvaner) grundsätzlich keine Ersatzzapfen unterhalb des Anbindedrahts angeschnitten werden. Stattdessen bricht man im Sommer die Wasserschosse komplett aus. Lediglich Sorten, die schlecht aus dem Altholz treiben wie Portugieser, Müller-Thurgau oder Kerner, können zur Stammverjüngung auch tiefer angeschnitten werden. Hier kann bei Bedarf der Wasserschoss schon als Rute verwendet werden, eine Ersatzbindung am Stamm ist dann aber sinnvoll. Etwas höhere Stämme führen durch die starke Knickung der Rute zur besseren Brechung der Apikaldominanz (vermehrter „Saftstau“). Es bilden sich am Kopfbereich bevorzugt Langtriebe aus, die wiederum gutes Anschnittholz für das Folgejahr darstellen. Manchmal sieht man, dass die Ruten zweier Stöcke ineinander gebogen werden und die nächste Stocklänge dafür frei bleibt. Dies erfolgt gerne dann, wenn ein Stickel im Wege steht. Wurde dies zu Beginn der Vollernterlese noch mit der mangelhaften Abrüttlung begründet, so spielt es mit der heutigen Vollerntertechnik eigentlich keine Rolle mehr. Bei der Einbogenerziehung sollte der Stickel nahe am Stock stehen, so steht er beim Biegevorgang nicht im Wege, wenn vom Stock weg gebogen wird. Endet die Bogrebe etwa 20 cm vor dem nächsten Stock, so können auch die Schnabeltriebe problemlos aufgeheftet werden. Steht mehr als ein Auge unterhalb dem Anbindedraht, so wird die Rute entsprechend eingekürzt. Manche qualitätsbewussten Betriebe blenden bereits beim Biegen das unterste Schnabelauge und verhindern so dessen Austrieb.

Flachbogen biegen

Klassische Flachbogenerziehung mit hoher Laubwand, Pflanzpfahl bleibt dauerhaft in der Anlage und dient zur Fixierung der Stämmchen

Aus arbeitswirtschaftlicher Sicht ist die Umwicklung bei der Flachbogenerziehung aufwändiger, durch den starken Knick die Bruchgefahr auch erhöht. Günstigenfalls endet dar Stamm etwa eine Handbreite unter dem Biegedraht, daher kann er nicht an den Draht befestigt werden. Zur Fixierung des Stämmchens wird entweder der Pflanzstab (kein Holz oder Bambus) in der Anlage belassen und dient als dauerhafte Stütze. Alternativ kann auch ein separater Draht eingezogen werden, der lediglich zur Stammbefestigung dient. Der Biegedraht bezweckt ausschließlich die Befestigung des Fruchtholzes, dabei wird die Fruchtrute durch ein- bis zweifache Umwicklung fest am Draht fixiert. Mit einer Hand sollte die Rutenbasis fest an den Biegedraht gehalten werden, mit der anderen Hand kann dann problemlos die Rute fest umgewickelt werden. Wird auf die Wicklung verzichtet, muss mindestens zweimal gebunden werden, die Rute bleibt trotzdem instabiler. Dies hat aber Vorteile bei der dauerhaften Kordon-Erziehung. Vor dem ersten Heften können die Triebe bei der Flachbogenerziehung leicht umkippen, da sich die Rute um die eigene Achse drehen kann. Bei der Halbbogenerziehung oder auch bei der freien Welle ist dies nicht möglich.

Biegen bei geplantem Kordonschnitt

Sowohl der Flach- als auch der Halbbogen kann zur Kordonerziehung umgestaltet werden. Soll in den Folgejahren auf Zapfen geschnitten werden, so ist auf die Haltbarkeit des Biegematerials zu achten. Bei Wechselkordon sollte die Haltbarkeit für mindestens 2 Jahre gewährleistet sein. Metalldrähtchen, die nach einem Jahr durchrosten, sind daher ungeeignet, möchte man sich unnötige Nachbindungen ersparen. Papierummantelte Drähtchen halten etwa 2 Jahre. Wird der Kordonschnitt mehrere Jahre beibehalten, ist zudem darauf zu achten, dass sich die Bindung nicht einschnürt und der Kordonarm nicht zu sehr in den Draht einwächst. Daher sollten Flachbögen für späteren Flachkordon möglichst auf den Draht aufgelegt (also nicht umwickelt) und mit elastischem Bindeschlauch mehrmals angebunden werden. Auch bei Halbbogenkordon ist am Ende eine elastische Bindung notwendig, feste Klammern schnüren sich ein oder brechen auf.

Biegen einer „freien Welle“

Beim Biegevorgang der freien Welle wurden die Heftdrähte alle abgelegt, mithilfe sogenannter starrer Hohlbügel. Zunächst wird das obere Rutenende am oberen Biegedraht mit der Bindezange befestigt. Anschließend wird der bauchig abstehende Rutenmittelteil händisch an den unteren Biegedraht geführt und dort mit einer zweiten Bindung festgezurrt. Durch die zwei Bindungen liegt er fest an den Drähten an. Somit kann er weder kippen noch steht er stärker ab.

Diese Erziehung, nach dem Entwickler Henry Barbey aus Landau-Godramstein als „freie Welle“ bezeichnet, vereint gewisse arbeitswirtschaftliche und pflanzenbauliche Vorteile: Die so genannte „freie Welle“ vereint die Vorteile des Halbbogens und des Flachbogens. Im Prinzip stellt sie quasi einen auf den Kopf gestellten, flach gestreckten Halbbogen dar. Mehr zur freien Wellenerziehung erfahren sie hier.

Biegen nach Hagel

Biegetest zu Beginn des Rebschnitts in Anlagen mit Hagelschäden

Hagelschäden am Holz kommen immer wieder vor und stellen die damit noch unerfahrenen Winzer vor eine Herausforderung. In der Regel ist das Problem aber gut zu meistern. Bei leichten bis mittleren Hagelschäden am Holz gestaltet sich der Winterschnitt auf Bogreben und das Biegen als zeitintensiver, ist jedoch grundsätzlich machbar. Ein Biegetest zu Beginn des Rebschnitts zeigt, ob ein Biegen noch gut gelingt oder ob der Rutenbruch dabei unverhältnismäßig hoch ist. Bei letzterem sollte generell ein Zapfenschnitt erfolgen. Ansonsten gilt: Vorrangig den gewohnten Bogrebenschnitt beibehalten. Um möglichst wundarmes Zielholz zu finden, sollte beim Schnitt stets von der geschädigten Seite her gearbeitet werden. Dies bietet sich auch beim Biegen an, um große Schlagwunden zu erkennen, um da erhöhte Vorsicht walten zu lassen. Zur Sicherheit sollten an kritischen Stöcken immer Ersatzruten oder eventuell auch ein Stock auf Kordon geschnitten werden. Überzählige Augen werden entweder gleich nach dem Biegen, spätestens aber nach Beendigung der Maifrostgefahr abgeschnitten. Biegen bei hoher Feuchtigkeit ist besonders bei Hagelnarben von Bedeutung. Es kann auch beim Putzen und Ablängen der Ruten gleich gebogen werden, sodass Rutenbruch gegebenenfalls durch längeren Anschnitt des Nachbarstocks etwas ausgeglichen werden kann. Beim Biegevorgang möglichst darauf achten, dass die Wunden auf der Bogeninnenseite liegen, damit liegt keine Zugkraft auf den Narben. Einschläge auf der Bogrebe führen erfahrungsgemäß nicht zur Minderversorgung der Trauben und Triebe im Folgejahr, so dass nach erfolgtem Biegen in aller Regel keine Rutenausfälle mehr zu befürchten sind. Einzelne stark angeschlagene Augen können jedoch ausbleiben, gegebenenfalls ist die Augenzahl etwas höher zu wählen. Auch leicht angebrochene Ruten sollten belassen werden, in der Regel bleibt die Versorgung trotzdem gewahrt.

Weiterführende Links

Einzelnachweise

Literatur

  • Götz, G.(2016): Biegen und binden nicht auf Biegen und Brechen. Abteilung Weinbau und Oenologie (Gruppe Weinbau), Dienstleistungszentrum Ländlicher Raum Rheinpfalz, Neustadt an der Weinstraße.
  • Götz, G. (2016): Nicht auf Biegen und Brechen. Das Deutsche Weinmagazin 4: 17-20